Die Käseschmiere bildet auf der Babyhaut, vor, während und nach der Geburt eine wichtige Schutzschicht. Die Käseschmiere, die in der Fachsprache auch Vernix caseosa genannt wird, ist eine gelblich-weiße Schicht, die die Haut von Babys ab circa der 20. Schwangerschaftswoche bis kurz nach der Geburt bedeckt.
Was ist die Käseschmiere?
Käseschmiere ist die geläufige Bezeichnung für eine Schicht auf der Haut von Neugeborenen, die in der Medizin mit dem Fachbegriff Vernix caseosa beschrieben wird und auch als Fruchtschmiere bekannt ist. Nachdem Sie ein Kind zur Welt gebracht haben, befindet sich dieser Hautbezug meistens am ganzen Körper des Säuglings. Die Käseschmiere ist ein Gemisch, das mit einem Anteil von rund 80 Prozent aus Wasser besteht. Darüber hinaus enthält die Schicht vor allem Fette, die Lipide genannt werden.
Wie sieht die Käseschmiere aus?
Das Aussehen der millimeterdicken Käseschmiere ist durch eine weißliche oder leicht gelbliche Färbung geprägt. Zudem wirkt die Schicht oft wachsförmig und schmierig. Die Masse des Gemischs unterscheidet sich genauso wie die Ausprägung in jedem Einzelfall und hängt insbesondere vom Zeitpunkt der Geburt ab. Direkt nach der Entbindung ist die Käseschmiere auf der Haut Ihres Babys in der Regel noch ziemlich deutlich erkennbar und erweckt aus Ihrer Sicht möglicherweise einen etwas irritierenden Eindruck. Weil die Schmiere daraufhin sehr schnell in die Haut des Kindes einzieht, verändert sich die äußere Erscheinung innerhalb von wenigen Minuten. Dabei erzeugt die Babyhaut einen rosigen Anblick, den viele Menschen positiv bewerten.
Wie riecht die Käseschmiere?
Im Hinblick auf den Duft ist der geläufige Name der Käseschmiereschicht irreführend und muss Sie nicht beunruhigen. Denn einen käsigen Geruch oder sogar einen Gestank nehmen Sie wegen der Käseschmiere definitiv nicht wahr. Allgemein gilt das Gemisch als geruchsneutral und übt auf Ihre Nase somit zumeist gar keine Wirkung aus. Manche Mütter sind jedoch davon überzeugt, dass von Neugeborenen mit einer Käseschmiereschicht ein wohltuender Duft ausgeht. Das gefühlte Aroma verbinden einige Eltern zum Teil beispielsweise mit den Begriffen Karamell oder Vanille.
Welche Funktion hat die Käseschmiere?
Funktionen der Käseschmiere sind nicht nur im Mutterleib für Ihr Kind äußerst nützlich. Auch während und nach der Geburt eines Babys bietet die Fruchtschmiere einen sehr wichtigen Hautschutz. Mit vielseitigen Eigenschaften trägt das Gemisch nachhaltig zur Gesundheit Ihres Kindes bei.
Im Mutterleib
Im Verlauf der Schwangerschaft wären vor allem die Inhaltsstoffe von Fruchtwasser für Ihren Nachwuchs ein Problem, wenn die Käseschmieremasse keine schützende Barriere aufgebaut hätte. Denn diese Flüssigkeit enthält aggressive Bestandteile, denen die Hautschichten in der Entwicklungsphase nicht hilflos ausgesetzt sein dürfen. Ohne den Schutz der Käseschmieremasse würde das Fruchtwasser innerhalb des Mutterleibs die Haut von Ihrem ungeborenen Kind außerdem aufweichen. Zugleich isoliert die Schmiere den Fötus und sorgt dafür, dass leichte Stöße und gewöhnlicher Druck den Entwicklungsprozess nicht stören.
Während der Geburt
Während der Entbindung profitieren Sie als Mutter genauso wie Ihr Kind von den variantenreichen Funktionen der Käseschmiereschicht. Das Baby gleitet mit der Schutzschicht einfacher durch den Geburtskanal. Darüber hinaus stoppen Inhaltsstoffe mit einer gesundheitsfördernden Wirkung beim Geburtsvorgang zahlreiche Bakterien und vermeiden damit häufig Infektionen, die für Neugeborene eine große Bedrohung darstellen würden. Sobald es auf der Entbindungsstation zu Stößen kommt, ist der Schutz der Käseschmiereschicht ebenfalls sehr hilfreich.
Nach der Geburt
Nachdem Ihr Kind das Licht der Welt erblickt hat, bleiben Hautschutzcremes wegen der Schmiere oft entbehrlich. Bei der Hautpflege übertrumpft der natürliche Schutz der Vernix caseosa viele Babysalben, die in der Apotheke ziemlich teuer sind. Der effektive Keimschutz einer gut erhaltenen Käseschmieremasse hält in erster Linie Hautkeime ((z.B. Staphylokokken) von Ihrem Säugling fern. Zudem verhindert der Hautschutz üblicherweise eine Austrocknung. Insbesondere im Winter zeigt die Schicht mit einem Wärmeschutz zusätzliche Vorteile bei der Hautpflege, die Ihrem Baby den gesunden Start ins Leben erleichtern.
Ist die Entfernung der Käseschmiereschicht nach der Geburt sinnvoll?
Kein Bad nach der Geburt
Früher haben Kinder in der Regel im direkten Anschluss an die Geburt ein Vollbad bekommen. Diese übliche Vorgehensweise hat sich jedoch grundlegend geändert. Wenn Sie heute als Mutter ein Kind zur Welt bringen, baden die meisten Hebammen und Krankenpfleger den Säugling vorerst nicht. Stattdessen wird ihr Neugeborenes lediglich mit einem Tuch äußerst vorsichtig trocken getupft. Mit dieser Maßnahme wollen die Pfleger die Käseschmiereschicht ganz gezielt erhalten.
Davon weicht das Klinikpersonal nur ab, nachdem Sie ausdrücklich ein Bad für Ihren Säugling verlangt haben. Die positive Auswirkung der Käseschmiere auf den Nachwuchs spricht aber fast immer gegen diese Bitte. Teilweise massieren die verantwortlichen Hebammen die Käseschmiereschicht mit sanften Bewegungen sogar aktiv in die Haut des Babys ein.
Wasser kommt am Ende des Geburtsvorgangs ausschließlich für das Waschen der verklebten Haare häufig zum Einsatz. Diese Maßnahme erspart Ihrem Kind oft unnötige Schmerzen, weil auf einer ungewaschenen Haarpracht nach dem Geburtsvorgang durch die Kombination von Käseschmiereschichten mit Blut eventuell grobe Verkrustungen entstehen. Derartige Mischungen lassen sich bei einem späteren Bad nur sehr schwer wieder aus den Haaren entfernen und werden für Ihr Baby schnell unangenehm. Auf dem restlichen Körper bildet die Käseschmiereschicht hingegen normalerweise keine Quelle von lästigen Verkrustungen. Die vorsichtige Haarwäsche genügt für gesunde Neugeborene daher am Tag der Entbindung, während die Käseschmiere den restlichen Körper vorerst weiterhin schützend und pflegend umhüllt.
Wann geht die Käseschmiereschicht weg?
Sie müssen im Normalfall kaum befürchten, dass die Käseschmiereschicht auf der Haut Ihres Kindes zu lange erhalten bleibt. Einige Stunden nach der Geburt vermissen Sie die schützende Schicht hingegen bereits eher. Im Verlauf von wenigen Tagen ist die Schmiere zumeist nahezu vollständig in die Babyhaut eingezogen. Lediglich in Hautfalten sind Rückstände zur Mitte der ersten Woche im Leben Ihres Neugeborenen keine Seltenheit. In dieser Situation ist es sinnvoll, Ärzte und Krankenpfleger über größere Käseschmierestellen zu informieren. Die medizinischen Fachkräfte erkennen, ob eine vorsichtige Entfernung der Käseschmierereste ab einem bestimmten Zeitpunkt notwendig wäre. Sobald der verbliebene Nabelrest abfällt, kommt ohnehin die Zeit für das erste richtige Bad Ihres Säuglings. Dabei geht der letzte sichtbare Rest der Käseschmieremasse fast immer verloren. Spätestens ab diesem Zeitpunkt braucht die empfindliche und dünne Haut Ihres Kindes einen Ersatz für die Schmiere.
Welche Rolle spielt die Lanugobehaarung?
Bei der Entstehung der Käseschmiereschicht Ihres Babys spielt die Lanugobehaarung eine entscheidende Rolle. Dieser Haarflaum bildet sich bis zur 16. Schwangerschaftswoche, um das ungeborene Kind zu schützen. Jedes Lanugohaar verfügt über eine Talgdrüse, die das Käseschmieregemisch erzeugt. Die Lanugobehaarung trägt auch dazu bei, dass die Käseschmiere besser anhaftet.
Vor der Geburt kommt es zur Abstoßung der Lanugobehaarung. Durch diesen Prozess geht zugleich ein relativ großer Käseschmiereanteil verloren. Vor allem im Kopf-, Schulter- und und Kreuzbeinbereich hält sich die abgestoßene Lanugobehaarung. An diesen Stellen sehen Sie darum auch oft die größten Käseschmiererückstände.
Wie zeigt sich die Käseschmiere bei Frühgeburten und übertragenen Babys?
Der Umfang der Käseschmieremasse bietet ein entscheidendes Anzeichen dafür, wie reif Ihr Baby ist. Je mehr Zeit Ihr Kind im Fruchtwasser verbringt, desto weniger Schmiere bleibt vorhanden. Bei Frühgeburten ab dem siebten Monat ist ein Säugling daher meistens noch von einer besonders dicken Käseschmiereschicht umgeben.
Wenn Sie Ihr Kind viel zu früh zur Welt bringen, gibt es bei dieser Regel aber eine Ausnahme. Bis zur 27. Schwangerschaftswoche sind unreife Zellen im Mutterleib zunächst nicht dazu in der Lage, ausreichende Mengen von Vernix caseosa zu erzeugen. Nachdem ein Säugling in diesem Zeitraum geboren wurde, ist deshalb sehr wenig oder gar keine Käseschmiereschicht entstanden. Weil somit der wichtige Schutz durch das Gemisch fehlt, ist die Haut nur unzureichend geschützt.
Obwohl Sie bei übertragenen Babys ebenfalls oft kein Käseschmieregemisch erkennen, ist das Fehlen der Masse in diesem Fall eher selten problematisch. Während ein Kind mit einem verspäteten Geburtstermin die Schmiere im Leib der Mutter vollständig verbraucht, erhält die Haut wiederum mehr Zeit zur Entwicklung. Dadurch sind die Hautschichten der Neugeborenen nach einer Übertragung weniger anfällig. Mit Babysalben als Käseschmierersatz schützen Sie die Haut des übertragenen Nachwuchses darum normalerweise ausreichend.
Käseschmiere als Vorbild für Salbe bei Hautkrankheiten
Die außergewöhnlichen Schutzeigenschaften der Käseschmiereschicht haben auch schon Forscher bei der Suche nach einer Heilsalbe gegen Hautkrankheiten inspiriert. 2009 ist es Wissenschaftlern an der niederländischen Universität Leiden bereits gelungen, eine Salbe mit den Eigenschaften der natürlichen Schicht mit Wollwachs synthetisch herzustellen. *1 Wenn eine derartige Heilsalbe auf den Markt kommt, würden Sie selbst ebenso wie Ihr Nachwuchs bei der Behandlung verschiedener Hauterkrankungen davon möglicherweise enorm profitieren.
Insofern eine Käseschmiereschicht Sie als frischgebackene Mutter irritiert, müssen Sie keinen Schreck bekommen. Denn eine gewöhnliche Fruchtschmiere ist prinzipiell ein positives Zeichen. Im Fruchtwasser bleibt der Schutz durch die Käseschmiere für Ihr Baby bereits unverzichtbar. Auf der Entbindungsstation lohnt es sich, die Schicht einziehen zu lassen und hierfür vorerst zu erhalten. Eine verkäufliche Salbe mit den Vorteilen der natürlichen Käseschmiere wäre für die Medizin daher ein großer Gewinn.
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