Das Baby ist geboren und liegt auf Ihrer Brust. Sie sind überglücklich und erleichtert, dass die anstrengende Geburt überstanden ist. Doch mit der eigentlichen Entbindung des Babys ist die Geburt noch nicht abgeschlossen. Ungefähr 15 Minuten nach der Entbindung machen sich erneute Kontraktionen bemerkbar. Der Beginn der letzten Phase des Geburtsvorganges wird eingeleitet: Die Nachgeburt. Erfahren Sie hier, warum die Nachgeburt so wichtig ist, was im Körper passiert und ob mit Schmerzen zu rechnen ist.
Was genau ist die „Nachgeburt“?
Die Nachgeburt ist die dritte und letzte Geburtsphase. Ärzte sprechen von der Nachgeburt, wenn der weibliche Körper, die Eihäute, die Fruchtblase, die Nabelschnur und die Plazenta (Mutterkuchen) abstößt. All das diente in den Wochen und Monaten der Schwangerschaft dazu, das Baby im Bauch mit Sauerstoff sowie mit allen essenziellen Nährstoffen zu versorgen. Nachdem das Baby geboren ist wird die Plazenta nicht mehr benötigt und wird aus dem Körper ausgeleitet.
Der Mutterkuchen, auch Plazenta genannt, ist ungefähr zwei bis drei Zentimeter dick, hat die Größe eines Kuchentellers und zeigt sich in einer weichen und schwammigen Konsistenz. Die Plazenta wiegt etwa ein Sechstel vom Gewicht des Babys.
Wie schnell setzt die Nachgeburt ein?
Die Nachgeburtsphase setzt ungefähr 15 Minuten nach der Geburt ein. Ein medizinisches Nachhelfen ist im Normalfall nicht notwendig.
Die dritte Geburtsphase folgt aber nicht unmittelbar auf die zweite Phase, also auf die eigentliche Geburt des Babys. Zwischen den beiden Geburtsphasen liegen einige Minuten, denn der weibliche Körper braucht nach der Anstrengung eine kurze Verschnaufpause. Auch die Gebärmutter braucht ein wenig Zeit, um sich zu erholen, bevor sie mit der Plazentaablösung beginnen kann. Der Körper muss erst einmal realisieren, dass das Baby nun auf der Welt ist und die Plazenta somit überflüssig geworden ist.
Ist die Nachgeburt schmerzhaft?
Die Nachgeburt geht mit Wehen einher, diese Kontraktionen sind deutlich schwächer als Einleitungs- oder Presswehen. Die „Geburt“ der Plazenta ist körperlich viel einfacher als die Entbindung des Babys, denn der Mutterkuchen hat selbst nur eine Dicke von zwei bis drei Zentimetern sowie eine weiche, nachgiebige Konsistenz. Mit Schmerzen müssen Sie nicht rechnen.
Woran erkennt man, dass die Nachgeburtsphase losgeht?
Zusätzlich zu den einsetzenden Nachgeburtswehen gibt es noch weitere Hinweise dass sich der Mutterkuchen zu lösen beginnt:
- Der Uterus (Gebärmutter) wird kantig und hart
- Die Nabelschnur ist um mindestens 10 cm vorgerückt
- Druck auf den Enddarm ist spürbar (Afterbürde)
- Die Nabelschnurgefäße erschlaffen und sind nicht mehr mit Blut gefüllt.
Wie läuft die Nachgeburt ab und was passiert im Körper?
Ungefähr 15 Minuten nach der Geburt, setzen die Nachgeburtswehen ein. Die Nachgeburt wird dann zusammen mit rund 300 ml Blut aus dem Körper ausgeschieden. Dafür werden aus der Plazenta Prostaglandine ausgeschüttet. Hierbei handelt es sich um Gewebshormone, die Gebärmutterkontraktionen hervorrufen, diese treten unregelmäßig auf und sind wesentlich schwächer ausgeprägt als normale Geburtswehen. Ihr Zweck ist die Verkleinerung der inneren Gebärmutteroberfläche, damit sich die Plazenta vollständig ablösen kann.
Bleiben die Nachgeburtswehen zunächst aus, können sie, durch das Anlegen des Babys an die mütterliche Brust, hervorgerufen werden. Förderlich ist auch ein Haltungswechsel der Mutter oder eine Bauchmassage mit kreisenden Bewegungen. Soll aus medizinischen Gründen die Dauer der Nachgeburtsphase verkürzt werden, kann das Hormon Oxytocin gespritzt werden.
An der Gebärmutterwand, an dem der Mutterkuchen festgewachsen war verbleibt nach der Ablösung eine kuchentellergroße Wunde. Durch das abtasten des Bauches wird die anwesende Hebamme prüfen, ob sich die Gebärmutter tatsächlich verkleinert hat. Diese Kontrolle ist insofern wichtig, da das Zusammenziehen der Gebärmutter zur Blutstillung beiträgt.
Nach der Entbindung muss die Nachgeburt sehr sorgfältig auf Vollständigkeit untersucht werden: Die Plazenta, die Eihäute der Fruchtblase und auch die Nabelschnur müssen komplett abgestoßen worden sein. Befinden sich Reste der Plazenta in der Gebärmutter, kann sie sich nicht richtig zusammenziehen, es kann zu gefährlichen Nachblutungen und die Gefahr steigt am Kindbettfieber zu erkranken.
Die Nachgeburtsperiode dauert in der Regel 10 bis maximal 30 Minuten. Ist die Blutung, die durch die allmähliche Plazentaablösung entsteht, nicht intensiv genug, so kann die Nachgeburt auch bis zu einer Stunde lang andauern. Das stufen Ärzte und Hebammen jedoch noch als ganz natürlich ein. Bis diese dritte Geburtsphase abgeschlossen ist, verbleibt die frischgebackene Mutter zur medizinischen Überwachung im Kreißsaal.
Ist die Nachgeburtsphase erfolgreich abgeschlossen, ist der Geburtsvorgang beendet und das Wochenbett beginnt.
Das könnte Dich auch interessieren:
Welche möglichen Komplikationen kann es in der Nachgeburtsphase geben?
Nachgeburtswehen bleiben aus
Bleiben die Kontraktionen zunächst aus, können Sie das Neugeborene anlegen. Durch das Saugen werden Hormone ausgeschüttet, die das Zusammenziehen der Gebärmutter bewirken. Falls das Stillen des Babys, Haltungswechsel der Mutter und auch eine Bauchmassage keine Wirkung zeigen, wird der Arzt Oxytozin spritzen um die Wehen auszulösen.
Plazenta wurde nicht vollständig ausgeschieden
Wurde die Nachgeburt nicht komplett ausgeschieden, spricht der Mediziner von einer Plazentaretention. Zunächst versucht der Arzt durch Gabe von Medikamenten die Ausleitung zu fördern. Gelingt das nicht, werden die verbliebenen Gewebereste durch eine Gebärmutterausschabung entfernt. Dieser operative Eingriff wird unter Vollnarkose vorgenommen.
Werbung
Nachgeburt bei Kaiserschnitt
Bei einem Kaiserschnitt wird der Bauch der Mutter eröffnet und das Kind auf diese Weise auf die Welt geholt. Das Baby passiert also nicht natürlich den Geburtskanal und somit wird auch die Nachgeburt nicht über die Scheide geboren.
Nach einem Kaiserschnitt gibt es daher keine klassische Nachgeburt als dritte und den Geburtsvorgang abschließende Phase. Dennoch müssen der Mutterkuchen, die Eihäute und die Nabelschnur auch nach einem Kaiserschnitt vollständig aus der Gebärmutter entfernt werden, um gefährliche Infektionen zu vermeiden. Das passiert in der Regel nach der Abnabelung des neugeborenen Babys.
Geburtskliniken setzen hier auf unterschiedliche Verfahren
- So ist es beispielsweise möglich, dass der operierende Arzt durch leichtes Drücken oder Reiben der Gebärmutter die Nachwehen auslöst und auf diese Weise die Plazenta manuell gelöst werden kann.
- Auch der körpereigene und wehenfördernde Botenstoff Oxytocin kann für den Lösungsvorgang zum Einsatz kommen.
Ein abruptes oder gar gewaltsames Ablösen der Plazenta kann mit starken Blutungen verbunden sein. Daher muss immer eine schonende Vorgehensweise gewählt werden. Nachdem die Plazenta entfernt und auf Vollständigkeit geprüft wurde, werden die Gebärmutter sowie die darüberliegenden Bauchschichten wieder schrittweise operativ verschlossen.
Das Wichtigste zur “Nachgeburt” auf einen Blick
- Die Nachgeburt ist die dritte Phase, die einen natürlichen Geburtsvorgang abschließt.
- In der Nachgeburtsphase werden der Mutterkuchen, die Fruchthöhle und die Nabelschnur mit wenigen Kontraktionen ausgestoßen. Die wenigsten Mütter empfinden dabei Schmerzen.
- Diese Phase dauert in der Regel im Schnitt bis zu einer halben Stunde.
- Im Verlauf der Nachgeburtsphase können unterschiedliche Komplikationen auftreten: Lösungsstörungen des Mutterkuchens kommen dabei am häufigsten vor.
- Es gibt verschiedene Gründe, warum es erforderlich sein kann, eine Nachgeburt über spezielle Handgriffe – also manuell – zu lösen. Ein möglicher Grund ist zum Beispiel eine verlängerte Nachgeburtsphase oder sehr starke Blutungen. Hier kann auch das körpereigene Hormon Oxytocin eingesetzt werden, um die Blutung zu mindern und die Nachgeburtsphase zu verkürzen.
- Jede Nachgeburt muss sorgfältig auf Vollständigkeit des Gewebes überprüft werden. Im Körper dürfen keinerlei Bestandteile zurückbleiben, um gefährliche Infektionen auszuschließen.
Häufige Fragen
Es kommt auch immer öfter vor, dass die Plazenta gegessen wird, eine Tradition, die auch bei einigen Naturvölkern üblich ist. Im Handel gibt es sogar spezielle Kochbücher.
Durch das Essen des Mutterkuchens soll nach der anstrengenden Geburt die körperliche Regeneration gefördert werden. Gleichzeitig soll der Verzehr eine präventive Wirkung gegen eine Schwangerschaftsdepression haben.
Auch wenn die Plazenta grundsätzlich genießbar ist, wird vom Verzehr allgemein abgeraten. Der Hintergrund ist, dass im Mutterkuchen viele gefilterte Schadstoffe enthalten sind. Welche möglichen gesundheitlichen Risiken mit einer Einnahme verbunden sind, ist bislang medizinisch noch völlig ungeklärt.
Hinweis: *Affiliatelink, als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen. Preis kann abweichen, inkl. MwSt., zzgl. Versand, Letzte Aktualisierung am 4.10.2024 um 15:24 Uhr / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Schreibe einen Kommentar