Im Zuge von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Änderungen gibt es seit dem Ende des 20. Jahrhunderts eine neue Familienform – mit steigender Tendenz. Die Patchworkfamilie ist mit einem Anteil von etwa 7% nach Kleinfamilie und Ein-Eltern-Familie zum dritthäufigsten Familienmodell in Deutschland geworden.
Mit der steigenden Anzahl der Ehescheidungen oder der Trennung von Paaren in Lebensgemeinschaft steigt auch die Zahl der „Restfamilien“. Diese können sich in den unterschiedlichsten Konstellationen neu zusammenfinden. Oft bringen die Frauen ihre Kinder aus der früheren Beziehung mit, immer öfter auch die Väter. Oder die Kinder beider Partner leben ganz oder zumindest am Wochenende mit in der neuen Beziehung. Immer entsteht eine neue Familie, deren Zusammenwachsen ein schwieriger Prozess ist.
Patchworkfamilie: Probleme am Anfang
Entschließen sich zwei Menschen mit Ihren Kindern aus früheren Partnerschaften zusammen zu ziehen, steht am Anfang ein Wust von gegensätzlichen und starken Emotionen. Die Familienteile müssen mit den jeweils neuen Geschwistern und einem zweiten erwachsenen Part in Kontakt treten und ein Verhältnis aufbauen.
Patchworkfamilien können recht groß werden, wenn jeder der Partner zwei Kinder mit in die Ehe bringt. Besonders dann ist es wichtig, von Anfang an klare Regeln im Zusammenleben zu finden. Zuständigkeiten müssen geklärt werden, die neuen Partner müssen sich darüber klar werden, wie weit die Kompetenzen in Bezug auf die Kinder des Partners gehen.
Die emotionale und materielle Organisation innerhalb der Stieffamilie ist enorm. Hinzu kommen oft auch Schwierigkeiten der Kinder, die neue Situation und Familienmitglieder zu akzeptieren. Hierfür gibt es keine Regeln, denn jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit und reagiert somit anders auf die neue Situation.
Wie gehen wir es an?
Wenn zwei Menschen beschließen, aus Liebe zusammen zu leben, ist das normalerweise keine sehr große Sache. Man sucht sich eine Wohnung, richtet sich ein und das partnerschaftliche Leben beginnt. Anders ist die Situation, wenn bereits Kinder aus früheren Beziehungen vorhanden sind. Das oberste Gebot ist Zeit. Zeit für die Kinder sich auf den neuen Partner und evtl. dessen Kinder einzustellen. Erst wenn hier ein Vertrauensverhältnis und eine freundschaftliche Basis geschaffen sind, kann man überhaupt über ein Zusammenleben nachdenken.
Wenn der Entschluss zum gemeinsamen Wohnen und Leben gefasst wurde, beginnt die Eingewöhnungsphase. Je nach Persönlichkeit der Kinder und der Erwachsenen kann diese Phase eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.
Wichtig hierbei ist es, die Bedürfnisse und Wünsche aller Mitglieder der neuen Lebensgemeinschaft zu berücksichtigen. Auch der Umgang mit Eifersuchtsgefühlen muss wohl bedacht sein. Für ältere Kinder ergibt sich in der neuen Lebenssituation oft ein Loyalitätskonflikt in Bezug auf den leiblichen Elternteil.
Der neue „Ersatz-Elternteil“ wird deshalb oft anfangs mit Skepsis betrachtet. Geduld und das Bewusstsein, dass die Ablehnung höchstwahrscheinlich nicht persönlich gemeint ist, kann über diese schwierige Phase hinweg helfen. In der Regel ist es sinnvoller und authentischer, wenn die neuen Partner versuchen, ein freundschaftliches Verhältnis zu den „Stiefkindern“ aufzubauen und weniger Vater- oder Mutterersatz sein wollen.
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- Maxeiner, Alexandra (Autor)
Veränderungen durch neue Geschwister
Haben schließlich alle Mitglieder ihren Platz in der Patchworkfamilie gefunden, kann ein gemeinsames Kind zu erneuter Unruhe und Änderung der Positionen führen. Schon in der Normfamilie ist dies eine schwierige Situation für die Kinder. In der Patchworkfamilie mit ihrem heterogenen Gefüge ist es für die Eltern noch wichtiger, durch ihr Verhalten den bereits vorhandenen Kindern zu versichern, dass sie durch das neue Geschwisterkind nicht an den Rand gedrängt werden.
Bereits der Schwangerschaft kann Eifersucht durch Einbeziehung der Kinder vermieden werden. Ist das neue Geschwisterkind geboren, müssen die Eltern trotzdem dafür sorgen, dass genug Zeit für die älteren Kinder bleibt. „Restfamilien“ zu einer gut harmonierenden Patchworkfamilie zusammenzufügen ist ein komplizierter Prozess, der von den Erwachsenen viel Sensibilität verlangt. Gelingt dieser jedoch, kann eine für alle Beteiligten sehr produktive und schöne Lebensgemeinschaft entstehen.
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