Von falschen Lösungsansätzen und richtigen Rechenwegen: Wer sich nicht sicher ist, ob sein Kind auch schlechte Noten vorzeigt, sollte unverfänglich das Gespräch suchen und einfach nachfragen. Mit 99%-iger Wahrscheinlichkeit wird Ihr Kind verständlicherweise mit “Ja, natürlich!“ antworten. Was nicht weiter schlimmer ist, sofern Sie die Gelegenheit nutzen, um Ihrem Kind zu erklären, dass die schlechte Schulnote Sie niemals so sehr enttäuschen würde wie ein in dieser Hinsicht begangener Vertrauensbruch.
Mehr kann man in einem solchen Fall eigentlich auch nicht machen – außer natürlich in regelmäßigem Kontakt zu den Lehrern seines Teenies zu bleiben, um die erhaltenen Informationen mit denen der Pädagogen abzugleichen. Bei unauffälligen Schülern reichen zumeist die Elternsprechtage. Insbesondere, wenn an diesen ein Vier-Augen-Gespräch mit wirklich allen Lehrern geführt wird, die den Nachwuchs unterrichten.
Andere Kontrollmaßnahmen wie beispielsweise heimliche Inspektionen der Schultasche, Spurensuche in den Schreibtischschubladen, oder was Eltern sonst so einfällt, lassen Sie nur in die Falle tappen. Denn dadurch begehen Sie genau das, was Sie bei Ihrem Kind maßlos enttäuschen würde: einen Vertrauensbruch!
Schlechte Schulnoten verschweigen: Einmal ist kein Mal
Haben Sie Ihr Kind hingegen erstmalig beim Verschweigen einer schlechten Schulnote oder von nicht gemachten Hausaufgaben erwischt, sollten Sie Ihrem Kind ganz klar sagen, dass Sie enttäuscht sind, und dass der Auslöser dieser Enttäuschung ganz bestimmt nicht die schlechte Schulnote oder der Hinweis des Lehrers im Aufgabenheft ist. Machen Sie Ihrem Kind noch einmal klar, dass es keine Angst haben muss, nur weil mal eine Arbeit nicht so gelungen, oder der Kommentar vom Lehrer nicht gerade wie eine Lobeshymne klingt.
Versuchen Sie jedoch gleichzeitig herauszufinden, wovor genau Ihr Kind Angst hatte. Vor Ihrer Reaktion? Vor Ihrer Enttäuschung? Vor einer erneuten Moralpredigt, wie wichtig es doch ist, für die Schule zu lernen, um später einen guten Abschluss machen zu können? Oder vielleicht doch vor etwaigen Strafen wie Taschengeldkürzung, Fernseh-, Computer- oder Ausgehverbot? Herauszufinden, warum Ihnen Ihr Kind die schlechte Schulnote verschwiegen hat, sollte Ihre vorrangige Aufgabe sein. Denn nur, wenn Sie wissen, unter welchem Druck Ihr Kind wirklich steht – ganz gleich, ob Sie der Auslöser dafür sind oder Ihr Kind selbst – haben Sie die Möglichkeit, gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln. Das allerdings kann manchmal auch bedeuten, dass Sie sich ändern müssen. Insbesondere dann, wenn sich in Ihrer Familie alles nur noch um die Themen Schule und Leistung zu drehen scheint. Manchmal müssen eben auch Eltern mal einen Gang zurückschalten.
In jedem Fall sollten Sie beim erstmaligen Erwischen auf eine Bestrafung verzichten. Zu wissen, dass Sie enttäuscht von seinem Verhalten sind, gekoppelt mit der Peinlichkeit, beim Vertrauensbruch erwischt worden zu sein, sollte Ihrem Teenager zum Nachdenken erst einmal reichen. Wenn Sie zudem noch seine Ängste offen decken konnten und versprochen haben, gemeinsam mit Ihrem Kind nach neuen Lösungswegen zu suchen, hat der Teenie eigentlich keine Veranlassung, sein Fehlverhalten noch einmal zu wiederholen.
Sehen Sie in der Zwischenzeit also auch davon ab, heimliche Kontrollen durchzuführen, die hinter dem Rücken Ihres Kindes stattfinden. Dazu gehören Taschen- und Schreibtischkontrollen genauso wie unangemeldete Anrufe beim Klassenlehrer. Denn in diesen Fällen begehen Sie einen Vertrauensbruch gegenüber Ihrem Kind. Bei einem einmaligen Ausrutscher lohnt es sich viel mehr, offen miteinander zu reden, den Vorfall erst einmal ad acta zu legen, um wieder Vertrauen schenken zu können.
- Heidemarie Brosche (Autor)
Zweimal hingegen ist mindestens einmal zu viel
Schwieriger hingegen gestaltet sich der Sachverhalt bei schon mehrmals “straffällig“ gewordenen Wiederholungstätern. Denn zuerst einmal gilt es, überhaupt zu erfahren, ob Klassenarbeiten, Test, Hausaufgaben & Co verschwiegen wurden, ohne dass sich in der Familie ausschließlich alles nur noch um das Thema Schule dreht. Denn das erhöht den Druck für das Verschweige-Kind nur zusätzlich. Am besten ist, Eltern treten in den regelmäßigen Kontakt mit den unterrichtenden Lehrern und können natürlich auch über Umwege wie beispielsweise eine befreundete Mutter, deren Kind in dieselbe Klasse geht, an entsprechende Informationen kommen.
Wiederholte “Straffälligkeit“, so impliziert es bereits der Begriff, verlangt auf jeden Fall nach Konsequenzen. Diese sollten dem Noten-Verschweiger vorher angekündigt werden, damit er selbst die Entscheidung für sein Handeln treffen kann – und zwar in einem ruhigen Ton, auch wenn manche Eltern das vielleicht einige Mühe kosten wird. Verschweigt der Teenie die schlechte Note nicht, hat er auch keine Konsequenzen zu tragen. Verschweigt er sie hingegen doch erneut, hat er sich bewusst für die angekündigte Konsequenz entschieden. Und diese sollte von den Eltern dann auch zu 100% durchgezogen werden. Wer hier Nachsicht walten lässt, hat sonst bald einen Teenie im Haus, der ihm auf der Nase herumtanzt.
Trotz Konsequenzen, die der Jugendliche zu tragen hat, und trotz der elterlichen Enttäuschung oder Wut, wieder einmal hintergangen worden zu sein, gilt es gerade bei Wiederholungstätern gleichzeitig das Selbstbewusstsein zu stärken und herauszufinden, wovor Madame oder Monsieur eigentlich so viel Angst hat. Denn wieder einmal erwischt worden zu sein, die Eltern enttäuscht zu haben, die Konsequenzen für das eigene Handeln tragen zu müssen, das alles nagt – auch wenn er es wahrscheinlich nur selten zugeben würde – am Selbstbewusstsein des Teenies. Mangelndes Selbstbewusstsein und schlechte Noten in Kombination sind nicht gerade die beste Voraussetzung, um die Leistungsfähigkeit in der Schule wieder zu erhöhen.
Deshalb: Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wie die Leistungen wieder nach oben korrigiert werden können. Dabei ist entscheidend, dass Ihr Kind selbst aktiv Vorschläge einbringt, die es dann aber auch umzusetzen gilt. So ist es beispielsweise nicht sinnvoll, ein generelles Computer-Verbot auszusprechen, so lange wie sich die Noten nicht gebessert haben. Sie können aber Ihr Kind fragen, wie lange es gerne weiterhin am Computer spielen würde, ob vor oder nach dem Lernen und dann einen dementsprechenden Plan aufstellen, der ungefähr die gleiche Zeitdauer noch einmal für Hausaufgaben und Lernen umfasst. So lassen Sie Ihrem Kind seine eigenen Interessen und auch Zeit für andere Dinge, geben ihm Mitspracherecht und Verantwortung, nehmen es aber gleichzeitig auch in die Pflicht.
Bieten Sie zudem Ihre unterstützende Hilfe an, auf die Ihr Kind zurückgreifen kann, wenn es möchte. Das kann die regelmäßige Kontrolle der Hausaufgaben sein, das Abfragen von Vokabeln oder Ähnliches. Aber drängen Sie sich nicht auf. Zumindest nicht nach dem ersten klärenden Gespräch.
Erst wenn die schlechten Noten noch immer verschwiegen oder die Hausaufgaben weiterhin nicht gemacht werden, können Sie beispielsweise verlangen, dass Aufgabenerledigung und Lernen in Ihrer Anwesenheit – also unter Ihrer Kontrolle – erfolgen.
Wenn Ihr Kind allerdings erstmalig wieder eine schlechte Note vorzeigt oder Ihnen von einer nicht ganz so toll gelaufenen mündlichen Vokabelprüfung erzählt, loben Sie es für seine Offenheit und bedanken Sie sich für das Ihnen entgegengebrachte Vertrauen. Erst dann dürfen Sie fragen, was Ihr Kind meint, woran es gelegen hat, wie die schlechte Note wieder verbessert werden könnte etc. und gemeinsam nach neuen oder anderen Lösungswegen suchen.
Bleiben Sie auf der einen Seite also ruhig und konsequent, auf der anderen Seite verständnisvoll, respektvoll und positiv motivierend. Denn auch, wenn uns das Verhalten unserer Teenies oftmals wenig bis gar nicht gefällt: Gerade die Pubertät verlangt nach selbstbewussten, ausgeglichenen und positiv gestimmten Teenagern, die den Mut haben, sich zu verändern. Und zwar NICHT NUR in der Schule, aber EBEN AUCH in der Schule.
- Eichhorn, Christoph (Autor)
- Wimmer, Jutta (Autor)
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