Kinder vegetarisch ernähren: Eine gesunde Dauerkost?
Die vegetarische Ernährung ist ein sehr beliebter Ernährungstrend, der sich längst vom „Rohkost-Image“ befreit hat. Vielmehr stehen Gerichte im Fokus, die mit einer idealen Nährstoffversorgung, sowie jeder Menge Geschmack punkten – und das ganz ohne Seefisch und Fleisch. Doch ist eine solche vegetarische Ernährung auch für Kinder zu empfehlen?
Die häufig angebrachten Befürchtungen, dass dem Organismus ohne Fisch, Fleisch und Wurst lebenswichtige Nährstoffe fehlen würden, ist heute aus wissenschaftlicher Sicht nicht mehr haltbar. Wer den täglichen Ernährungsplan bunt und abwechslungsreich gestaltet, kann dafür sorgen, dass auch Kinder alle Nährbausteine erhalten, die sie für eine optimale Entwicklung brauchen.
Vegetarische Kinderernährung: Ist das sinnvoll?
Vegetarier zu sein bedeutet nicht einfach nur tierische Produkte wie etwa Fleisch wegzulassen, sondern eine ausgewogene, pflanzenbasierte Kost in den Alltag zu integrieren. Fakt ist nämlich, dass in Pflanzenkost jede Menge Gutes steckt, nämlich wertvolle Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Gleichzeitig sind Cholesterin und gesättigte Fettsäuren, die als Wegbereiter vieler Zivilisationskrankheiten gelten, kaum vertreten. Vegetarisch lebende Menschen leiden also seltener an Übergewicht, erhöhten Blutfettwerten oder Bluthochdruck. Eine gut durchdachte, ausgewogene vegetarische Ernährung ist für jeden Menschen sehr gut geeignet – auch für schwangere und stillende Frauen, für Sportler, Senioren und eben auch für Kinder und Jugendliche.
Wird aber vollständig auf tierische Lebensmittel verzichtet, müssen Proteine, bestimmte Vitamine und Spurenelemente in angemessener Menge ersetzt werden. Besonders kritisch ist die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B12, Eisen und Zink. Das ist vor allem für die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern von zentraler Bedeutung. Eine rein vegane Ernährungsweise birgt eher die Gefahr einer einseitigen Ernährung sowie eines Nährstoffmangels und wird von vielen Ernährungsexperten eher nicht empfohlen.
Tipp: Wer sich doch für eine vegane Kinderernährung entscheidet, sollte am besten die Kinderärztin/den Kinderarzt sowie einen professionellen Ernährungsexperten zurate ziehen. Auf diese Weise lässt sich sicherstellen, dass das Kind mit allen essenziellen Nährbausteinen versorgt wird, die es für eine optimale Entwicklung braucht.
Mütter, die vegan leben und voll stillen, könnten ebenfalls einen möglichen Nährstoffmangel über die Muttermilch an das Baby weitergeben. Das können ernst zu nehmende Folgen nach sich ziehen wie etwa unumkehrbare neurologische Störungen, eine verzögerte körperliche Entwicklung oder auch eine veränderte Blutbildung. Solltest Du als Veganer leben, solltest Du im Vorfeld unbedingt mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt Rücksprache halten.
Warum entscheiden sich Eltern für eine vegetarische Ernährung für Kinder?
Es gibt viele gute Gründe, sich für eine vegetarische Ernährung von Kindern zu entscheiden.
- Mittlerweile gilt es als wissenschaftlich belegt, dass Vegetarier im Allgemeinen gesünder sind. Wer auf Fleisch verzichtet, hat einen regulierten Blutdruck sowie bessere Blutfettwerte. Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Arteriosklerose, Diabetes mellitus oder auch Darmkrebs treten wesentlich seltener auf.
- Vegetarier leben oftmals bewusster. Eine ausgewogene pflanzliche Kost versorgt den Körper mit wertvollen Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen, Mineralien und wichtigen Vitaminen: Das ist eine perfekte Grundlage für mehr Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden.
- Immer mehr Kinder leiden heutzutage unter Übergewicht. Ein abwechslungsreicher und bunter Veggie-Speiseplan kann eine wirksame Präventionsmaßnahme dagegen sein. Pflanzliche Nahrungsmittel wie etwa frisches Obst, vitalstoffreiches Gemüse und Hülsenfrüchte haben einen höheren Wasseranteil, dafür jedoch einen verminderten Fettgehalt. Darüber hinaus liefern vegetarische Lebensmittel viele sättigende Ballaststoffe und komplexe Kohlenhydrate: Das ist die Basis für mehr Energie der Kinder im Lebensalltag sowie für ein normales Körpergewicht.
- Auch ökologische und ethisch-moralische Aspekte sind ein Grund, weshalb sich Eltern für eine vegetarische Ernährung von Kindern entscheiden. Die lebensunwürdigen Zustände der Massentierzucht, der Umweltschutz und das Tierwohl spielen hier eine entscheidende Rolle.
Kinder vegetarisch ernähren: Vorteile und Nachteile
Kinder und Jugendliche sind in besonderem Maß auf eine regelmäßige Versorgung mit essenziellen Nährstoffen wie zum Beispiel Jod, Kalzium und Eisen angewiesen, denn durch das Wachstum des Kleinkinds entsteht im Organismus ein hoher Verbrauch. Eine ausgewogene Kinderernährung sollte im Idealfall sowohl aus tierischen als auch aus pflanzlichen Lebensmitteln bestehen, denn auf diese Weise können die Kleinen alle wichtigen Nährstoffe aufnehmen. Das bedeutet aber nicht, dass sich Kinder, die Fisch und Fleisch essen, gesünder ernähren als Kinder, die vegetarisch essen. Von besonderer Bedeutung ist die richtige Zusammensetzung der Mahlzeiten aus Nahrungsmitteln mit einer hohen biologischen Wertigkeit.
Grundsätzlich bietet eine vegetarische Ernährung für Kinder folgende Vorteile und Nachteile:
Vorteile | Nachteile |
Eltern und Kinder setzen sich intensiver mit einzelnen Lebensmitteln und ihrer Qualität auseinander. | Die vegetarische Ernährungsweise ist aufwendiger. |
Tierschutz und Umweltschutz wird gewahrt. | Kinder kommen mit bestimmten Geschmäckern nicht in Berührung. |
Es wird mehr frisches Obst und Gemüse gegessen. | Ist der Speiseplan zu einseitig und unausgewogen, kann es unter Umständen zu Mangelerscheinungen oder Untergewicht kommen. |
Die tägliche Ernährung liefert jede Menge gesunder Nähr- und Vitalstoffe, dafür so gut wie kein ungesundes Cholesterin oder gesättigte Fette. |
Vegetarische Ernährung von Kindern: Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es?
Die Auswirkungen einer Mangelernährung sind für Kinder dramatisch, daher ist im Rahmen einer vegetarischen Ernährung unbedingt auf Vollwertigkeit und Ausgewogenheit zu achten. Eltern, die ihre Kinder vegetarisch ernähren möchten, sollten sich sehr gut mit Lebensmitteln, ihrer Bioverfügbarkeit sowie mit idealen Nährstoffkombinationen auskennen.
Die Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung haben im Jahr 2020 eine Studie in Auftrag gegeben. Die sogenannte Vechi-Youth-Studie konnte aufzeigen, dass Kinder und Jugendliche, die sich vegetarisch ernähren, nicht unter größeren oder geringeren Mangelerscheinungen leiden als gleichaltrige Kinder, die auch Fisch und Fleisch essen.
Eine vegetarische Ernährung ist auch im Kindes- und Jugendalter problemlos möglich. Ist der Speiseplan ausgewogen und abwechslungsreich, kann ein altersgemäßes Wachstum und eine ausreichende Nährstoffversorgung sichergestellt werden. Wer sich für eine vegane Ernährung der Kinder entscheidet, sollte zusätzlich Vitamin B12 supplementieren. Sprich hier unbedingt mit den behandelnden Kinder- und Jugendmedizinern.
Welche Nährstoffe sind bei einer vegetarischen Ernährung besonders wichtig?
Eine gesunde vegetarische Ernährung muss ausgewogen sein, das heißt für eine optimale Nährstoffversorgung sorgen. Je mehr Lebensmittelgruppen vom Ernährungsplan gestrichen werden, desto höher steigt die Gefahr einer unzureichenden Versorgung.
Folgende Nährstoffe sind im Rahmen einer gesunden Ernährung besonders wichtig:
- Eiweiß (Protein)
Wichtige Proteinlieferanten tierischen Ursprungs sind Milch, Milchprodukte und Eier. Wertvolle pflanzliche Eiweißquellen sind Kartoffeln, Vollkorn, Soja sowie Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen, Bohnen und Erbsen. Durch die Kombination unterschiedlicher Eiweißquellen kann die Eiweißqualität noch mehr gesteigert werden. Eine gute Kombination sind etwa Kartoffeln mit Ei oder Milchprodukten, zum Beispiel Kartoffelpüree.
Auch Milchprodukte in Verbindung mit Getreide – zum Beispiel ein Milchreis – sorgt für eine ausgezeichnete Proteinversorgung.
- Eisen
Dieser Nährstoff kommt oftmals im Rahmen einer vegetarischen oder veganen Ernährung zu kurz. Eisen steckt zwar auch in Pflanzenkost, doch Eisen ist nicht gleich Eisen: Der menschliche Körper kann den Nährstoff aus Pflanzenquellen nicht so gut aufnehmen wie aus tierischen Quellen. Infolgedessen leiden Vegetarier oder Veganer häufig unter einem Eisenmangel. Am besten kann der Organismus pflanzliches Eisen – etwa aus Getreideprodukten – in Kombination mit Vitamin C aufnehmen, so etwa ein Müsli mit einem Glas Orangensaft oder Vollkornpasta mit Brokkoli oder Paprika.
Wertvolle Eisenlieferanten aus pflanzlichen Quellen sind Mandeln, Pistazien, Haferflocken, Sesam, Kürbiskerne, Hülsenfrüchte, Naturreis, Spargel, Amaranth, Grünkohl, Hirse oder auch Weizenkleie.
- Omega-3-Fettsäuren
Im Rahmen einer gesunden Ernährung braucht es gesunde Fette. Omega-3-Fettsäuren sind für die Gehirnentwicklung von zentraler Bedeutung, aber ebenso für die Gesundheit der Augen, des Herzens sowie der Gefäße.
Gute pflanzliche Omega-3-Fettsäurelieferanten sind beispielsweise Bohnen, Avocados, Chiasamen, Leinsamen, Mandeln, Soja, Walnüsse, Spinat, Raps- und Leinöl sowie Rosenkohl.
- Jod
Hohe natürliche Jodanteile finden sich fast ausschließlich in Seetang sowie Meerestieren. Auch Fleisch und Wurst enthalten nennenswerte Jodmengen. Wenn Eltern ihre Kinder vegetarisch ernähren, ist es besonders wichtig, jodiertes Speisesalz zu verwenden, da diese Lebensmittel in ihrer Ernährung fehlen. Auch einige Algenarten können die Jodzufuhr optimieren.
- Vitamin B2 (Riboflavin)
Dieses Vitamin ist in vielen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Wichtige Vitamin-B2-Quellen sind vor allem Milch und Milchprodukte, doch einige Nussarten, Öl-Samen, Pilze, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte.
- Zink
Eine ausreichende Zinkversorgung ist im Rahmen einer vegetarischen Ernährung sehr wichtig, denn dieses Spurenelement ist für Kinder äußerst wichtig. Die Bioverfügbarkeit ist bei tierischen Nahrungsmitteln jedoch höher als bei pflanzlichen. Der Körper kann Zink schlecht speichern, sodass eine tägliche Zufuhr in ausreichender Menge über die Mahlzeiten sehr wichtig ist.
Zink ist grundlegend wichtig für die Immunabwehr, die Wundheilung, das gesunde Wachstum sowie viele verschiedene Stoffwechselvorgänge. Kommt es zu Wachstumsstörungen, kann das ein Hinweis auf einen möglichen Zinkmangel sein.
Wertvolle pflanzliche Zinklieferanten sind Kürbiskerne, Hefe, Sesam, Linsen, Vollkorngetreide, Mohn sowie Haferflocken.
- Vitamin B12 (Cobalamin)
In nennenswerter Menge kommt dieses Vitamin nur in tierischen Lebensmitteln vor. Ovo-Lacto-Vegetarier, die Eier, Joghurt oder Käse essen, müssen sich um eine ausreichende Vitamin-B12-Versorgung nicht sorgen. Wer sich aber rein pflanzlich ernährt – etwa Veganer – müssen womöglich zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen. Wenn du dein Kind vegetarisch ernährst, ist der Austausch mit der Kinderärztin/dem Kinderarzt besonders wichtig.
Vitamin B12 ist für die Zellteilung, die Bildung roter Blutkörperchen und das Nervensystem grundlegend wichtig. Kinder, die mangelversorgt sind, können unter Konzentrations- und Wachstumsstörungen, Kreislauferkrankungen oder Abgeschlagenheit leiden.
- Vitamin D
Für eine ausreichende Eigensynthese dieses Vitamins sollten sich Kinder ausreichend im Freien aufhalten und Sonnenlicht in der Natur tanken. Bei Lacto- und Ovo-Lacto-Vegetariern können Milch, Milchprodukte, Eier und Pilze (wie etwa Champignons) die Vitamin-D-Versorgung noch ergänzen.
- Kalzium
Milch und Milchprodukte sind besonders kalziumreiche Lebensmittel. Erscheinen diese gar nicht auf dem Speiseplan, sollte zu pflanzlichen Kalziumquellen wie Feigen, Brokkoli, Tofu, Bohnen, Süßkartoffeln und Mandeln gegriffen werden. Auch kalziumreiche Mineralwässer können die Mineralstoffversorgung optimieren.
Tipp: Informiere den Kinderarzt über die vegetarische Ernährung! Wenn Du Dich für eine vegetarische Ernährung Deines Kindes entscheidest, solltest Du die behandelnde Kinderärztin bzw. den Kinderarzt informieren. Die Mediziner können im Rahmen ihrer Untersuchungen auf wichtige Anhaltspunkte achten, die unter Umständen auf eine Mangelversorgung hindeuten könnten.
Pudding-Vegetarier: Vegetarisch ist nicht automatisch gesund!
Sogenannte Pudding-Vegetarierinnen und Vegetarier verzichten – meist aus ethischen Gründen – auf Fisch und Fleisch. Ansonsten stellen sie ihre Ernährungsgewohnheiten jedoch nicht um. Dementsprechend erscheinen weiterhin weniger Gemüse, Früchte und gesunde Vollkornprodukte auf dem Tisch, hingegen oftmals Fertigprodukte und Süßigkeiten.
Die Wachstumsphase von Kindern ist eine sehr sensible Phase. Solange sich die Kleinen im Wachstum befinden, müssen sie mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden – und zwar in ausreichender Menge! Vegetarisch ernährte Kinder haben einen deutlich höheren Nährstoffbedarf – und im Vergleich zu Erwachsenen – auch ein höheres Risiko für eine mögliche Mangelversorgung.
Fazit – Kinder vegetarisch ernähren ist im Alltag problemlos umsetzbar
- Eine vegetarische Ernährung ist für Kinder und Jugendliche möglich. Voraussetzung ist jedoch ein vielseitiger, abwechslungsreicher Speiseplan mit sorgfältig ausgewählten Lebensmitteln.
- Kinder haben einen hohen Bedarf an wichtigen Spurenelementen, Vitaminen und Nährstoffen wie etwa Eiweiß, Kalzium, Vitamin B12, Jod, Zink oder auch Eisen. Wer sich fleischlos ernährt, muss auf die richtigen Nahrungsmittelkombinationen achten, um Mangelversorgungen zu vermeiden. Nur so lässt sich ein gesundes Wachstum und eine optimale Entwicklung sicherstellen.
- Sollen Kinder vegetarisch ernährt werden, ist es sinnvoll, sich als Familie zusammenzusetzen und gemeinsam neues Wissen über einzelne Nahrungsmittel sowie ihr Nährstoffprofil zu sammeln.
- Im Rahmen einer veganen Ernährung sollten sich Eltern im Vorfeld kinderärztlich beraten lassen, um den Ernährungsplan so zu gestalten, dass es nicht zu einer Mangelversorgung der Kleinen kommt.
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