Vom Kind zu einem Erwachsenen heranzureifen und gleichzeitig gute schulische Leistungen zu erbringen, scheint oft genug nicht zusammen passen zu wollen. Wenn aber die schlechten Schulnoten zudem verschwiegen und die elterliche Unterschrift darunter auch noch gefälscht wird, hängt der Haussegen verständlicherweise mehr als nur schief. Mütter und Väter, die sich nun denken: „Das kann und wird bei uns nicht passieren, denn unser Kind weiß, dass es jederzeit mit allem zu uns kommen kann“, seien schon jetzt vorgewarnt. Denn auch der liebste und zuverlässigste Teenie kann hier und da einmal eine schlechte Schulnote verschweigen. Wieso, weshalb, warum? Darauf haben die Experten eine Antwort.
Mangelndes Vertrauen ist nicht die Ursache
Das Wichtigste vorweg: Mangelndes Vertrauen zu den Eltern ist, auch wenn dies oft vermutet wird, in den meisten Fällen nicht der Grund, warum die schlechte Note verschwiegen wird. Den Teenagern sitzt vielmehr die Angst im Nacken – und Angst kann bekanntlich lähmen, also handlungsunfähig machen. Und genau das passiert in solchen Momenten bei den lieben Kleinen.
Wer jetzt denkt: „Was für ein Blödsinn, mein Kind muss doch keine Angst vor mir haben. Ich habe es noch nie für eine schlechte Note bestraft, ganz im Gegenteil: Wenn es eine schlechte Note schreibt, versuche ich, meine Enttäuschung zu verbergen und mein Kind zu trösten!“, vergisst, dass Teenies sehr wohl wissen, dass sich Eltern auch dann sorgen, wenn sie es nicht laut aussprechen. Denn oftmals scheint für Mama und Papa kaum etwas wichtiger zu sein, als die guten oder zumindest befriedigenden bis ausreichenden Noten „Damit unser Kind später einmal das werden kann, was es werden möchte!“, „Damit ihm später alle Türen offen stehen!“, einfach weil „Ein guter Schulabschluss für das spätere Leben wichtig ist!“.
Teenies jedoch leben im Hier und Jetzt. Das “Später“ interessiert sie oftmals herzlich wenig, denn dafür fehlt ihnen gerade in diesem für sie so spannenden Lebensabschnitt der Zugang. Entsprechend beruht ihre Angst weniger darauf, von den Eltern für die schlechte Note mit Computer- oder Fernsehverbot, Hausarrest oder Taschengeldentzug bestraft zu werden, sondern darin, wieder einmal eine der endlosen Moralpredigten zu erhalten, die besagen, dass Söhnchen oder Töchterchen offensichtlich zu viel Zeit in das eigene Aussehen, in die Freunde, die Musik oder in den Computer anstatt ins Lernen investiert hat. Moralpredigen, die – das müssen Sie zugeben – absolut überflüssig sind, denn sie verraten dem Teenager nun wirklich nichts Neues. Eigentlich haben Moralpredigten nur ein Ziel: Sie lassen den ohnehin schon miesen Tag definitiv nicht besser werden. Denn woran viele Eltern nicht denken: Die meisten Kids sind von ihrer wenig herausragenden Leistung selbst schon enttäuscht genug und möchten nicht auch noch von ihren Eltern gesagt bekommen, dass sie die Arbeit mit ein bisschen mehr Lernaufwand ganz bestimmt hätten besser schreiben können. Denn das wissen die Kids auch ohne elterlichen Vortrag wirklich selbst.
Ein Denken von zwölf bis Mittag
Genau deshalb wird die schlechte Note vom Teenie erst einmal verdrängt. Denn das, was sich nur nebulös in der Erinnerung oder auch ganz tief unten in der Schultasche befindet, kann man den Eltern auch nicht sofort erzählen oder zeigen. Dass sich die Katze dabei spätestens am Elternsprechtag, beim Aufeinandertreffen der eigenen Mutter mit der eines Mitschülers oder auch beim Telefonanruf durch den Klassenlehrer in den eigenen Schwanz beißt, ist dabei keinem Teenager unbekannt. Und doch schaffen es die Kids, sich wider besseren Wissens oft genug – oder in den meisten Fällen mindestens einmal in ihrem Leben – mit dem Verschweigen der schlechten Note so richtig in den Schlamassel zu reiten und nicht nur Ärger heraufzubeschwören.
Denn plötzlich ist es nicht mehr die Note allein, von der die Eltern enttäuscht sind, sondern verständlicherweise auch durch das mangelnde Vertrauen und bei Unterschriftenfälschung natürlich noch gravierender: durch den begangenen Vertrauensbruch. Und obwohl Teenager das alles wissen, ist das eigene Selbstwertgefühl, das seit der Rückgabe der Klassenarbeit extrem gelitten hat, in diesem Moment wichtiger. Deshalb wird die Note verdrängt, verschwiegen und nach Schulschluss erst einmal in den Tag hinein gelebt. Entweder, um den Schein zu waren, es sei nichts Dramatisches passiert oder aber auch einfach, um sich von dem nicht gerade herausragenden Noten-Erlebnis abzulenken. Die glatte Fünf ist ja schließlich sicher in der Tasche verstaut, ohne Aussicht darauf, wegzulaufen. Sie morgen zu beichten, reicht wohl auch noch aus.
- Eichhorn, Christoph (Autor)
Morgen ist schließlich auch noch ein Tag
Es gibt Aufgaben, die schiebt man so lange vor sich her, bis man sie endlich vergessen hat. Blöd nur, dass sich gerade die noch einzuholende Unterschrift der Eltern nicht vergessen lässt. Erschwerend kommt hinzu, dass sich auch der richtige Moment zur Beichte oftmals nicht wirklich findet. Entweder dem Teenie ist gerade selbst nicht danach, was nicht gerade selten der Fall ist, oder aber Mama und Papa wirken irgendwie nicht ganz so entspannt, wie die Fünf unter dem Physiktest es verlangen würde. Deshalb gibt es die einen, die erst in allerletzter Sekunde beichten – natürlich in der Hoffnung, dass das nun mit Sicherheit über ihnen hereinbrechende Donnerwetter dadurch umso kürzer wird. Und es gibt die anderen, die aus Angst vor dem drohenden Unwetter das Beichten lieber gleich sein lassen und stattdessen zwar schwitzend und zitternd, aber dennoch gleichermaßen schwungvoll und stilsicher die Unterschrift von Vater oder Mutter unter ihre Arbeit setzen.
Sehr gut + Mangelhaft + Ausreichend + Gut = Zeugnisnote: Befriedigend
Nicht zu vergessen sind dann noch die Kids, die selbst sehen, dass ihre Note nur ein einmaliger Ausrutscher war und die deshalb beschließen, die Misere selbst zu lösen. Sie nehmen sich fest vor, die nächste Arbeit einfach wieder besser zu schreiben (was sie meistens dann auch schaffen), in der mündlichen Mitarbeit noch eins drauf zu legen (was ihnen zumeist ebenfalls gelingt) und damit die Gesamtzensur wieder zu bereinigen. Wieso also den Eltern die schlechte Note zeigen und sie unnötigerweise in Angst und Schrecken versetzen? Diese Teenager sind nicht nur oft genug sehr selbstsicher, sondern wissen auch in den meisten Fälle um ihre Leistungsfähigkeit und vor allem, warum sie die Arbeit wirklich vergeigt haben.
Ganz gleich, wie oft Ihnen Ihr Kind eine schlechte Note verschwiegen hat: Auch Sie als Eltern müssen Ihre Hausaufgaben machen. Und die sollten in erster Linie darin bestehen, herauszufinden, warum Ihr Kind so gehandelt hat, wo seine Ängste genau liegen und vor allem, ob diese begründet sind. Nur so können Sie, sofern nötig, nach einer gemeinsamen Lösung suchen, mit der das angeschlagene Vertrauensverhältnis wieder repariert werden kann, und die schlechten Noten vielleicht bald schon wieder der Vergangenheit angehören.
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