Manchmal ist es eine Wohltat, wenn die Kinder mit sich selbst beschäftigt sind und sich völlig auf ihre Tätigkeit einlassen können – ganz gleich, ob es sich dabei um ein Spiel, ein Puzzle, ein Buch, eine Mal- oder Bastelarbeit handelt. Mama und Papa haben in dieser Zeit “kinderfrei“. Glücklich also, wer ein Kind hat, das sich konzentrieren kann. Doch leider ist Konzentration nicht angeboren. Im Gegenteil: Vielen Kindern fällt es sichtlich schwer, all ihre Sinne und Gedankengänge auf eine einzige Sache zu fokussieren und sich zu konzentrieren. Spätestens in der Schule ein echtes Problem! Denn Unterricht, Hausaufgaben und die Vorbereitung aus Klassenarbeiten verlangen den Kindern vor allem eins ab: Konzentrationsfähigkeit!
Was also können Sie tun, um Ihrem Kind zu mehr Konzentration zu verhelfen?
Erwarten Sie nicht mehr als möglich ist
Wie lange sich Kinder konzentrieren können, ist vor allem auch von ihrem Alter abhängig. Bei Kindern unter 10 Jahren geht man von einer ununterbrochenen Konzentrationsspanne von maximal 20 Minuten aus. Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren schaffen es 5 Minuten länger und bringen es in Folge dessen auf 25 Minuten. Bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren ist die Fähigkeit zur Konzentration nochmal einmal um 5 Minuten gesteigert, womit sie auf eine halbe Stunde kommen.
Betrachtet man die Unterrichtseinheiten von jeweils 45 Minuten und die Hausaufgaben, die oftmals weitaus mehr Zeit beanspruchen, wird klar, wie unterschätzt die Leistung zur Konzentration ist. Wenn Kinder dann zusätzlich noch für anstehende Klassenarbeiten lernen müssen, kann es schnell zur Überforderung kommen, vor allem aber zu einem extrem schief hängenden Haussegen.
Tipp 1: Akzeptieren Sie, dass Ihr Kind sich nicht ununterbrochen konzentrieren kann und helfen Sie ihm, die Hausaufgaben und Lerneinheiten in entsprechend kurze Zeitabschnitte einzuteilen.
Spielerisch zu mehr Konzentrationsfähigkeit
Konzentrationsfähigkeit zu erlernen, funktioniert am besten spielerisch. Dazu gehören nicht nur Spiele, mit denen sich Ihr Kind alleine beschäftigt, sondern vor allem auch Spiele, bei denen Sie gemeinsam agieren können. Dazu zählen nicht nur Puzzles und allerlei Gesellschaftsspiele, sondern auch kleine Rätselübungen und natürlich die Klassiker wie Memory und Mikado oder die uralten Gedankenspiele wie “Ich packe meinen Koffer“.
Tipp 2: Fördern Sie spielerisch die Konzentrationsfähigkeit Ihres Kindes
indem Sie unauffällig kleine Spiele in ihren gemeinsamen Alltag einbauen. Ihr Kind wird die gemeinsame Spielzeit mit Ihnen lieben, wohingegen Sie sich nicht nur Zeit für Ihr Kind genommen, sondern es gleichzeitig gefördert haben. Wenn Sie jedoch merken, dass Ihr Kind unaufmerksam oder müde wird, unterbrechen oder beenden Sie das Spiel, damit Ihr Kind die Erholungsphase bekommt, die es braucht.
Konzentration braucht Entspannung
In Anbetracht dessen, dass sich Kinder und Jugendliche zeitlich nur begrenzt konzentrieren können, ist es wichtig, dass sie zu jeder Konzentrationsanstrengung einen Ausgleich bekommen bzw. einen Ausgleich setzen können. Experten empfehlen deshalb, dass die Hausaufgaben auf keinen Fall direkt im Anschluss an die Schule oder im direkten Anschluss an das Mittagessen gemacht werden müssen. Natürlich ist Regelmäßigkeit und Routine wichtig, aber nach Schule und Mittagessen sollten Kinder erst einmal entspannen dürfen. Schließlich haben sie seit dem Morgen konzentriert dem Unterricht folgen müssen.
Tipp 3: Gönnen Sie Ihrem Kind nach Schule und Mittagessen erst einmal Zeit zum Entspannen
und überfallen Sie es nicht direkt mit den Hausaufgaben.
Routiniert durch die Hausaufgaben
Die Hausaufgaben zu erledigen, sollte irgendwann ebenso selbstverständlich sein, wie sich vor dem Essen die Hände zu waschen oder nach dem Essen die Zähne zu putzen. Doch bis dahin ist es manchmal ein weiter Weg, bei dem einzig und allein Konsequenz hilft. In diesem Fall bedeutet Konsequenz, mit Ihrem Kind gemeinsam ein Zeitfenster zu vereinbaren, in dem es täglich seine Hausaufgaben erledigt, und ein weiteres Zeitfenster, in dem es für anstehende Klassenarbeiten & Co. lernt.
Diese Zeitfenster sollten weder unmittelbar nach der Schule (siehe oben) oder nach 18:00 h liegen, da Ihr Kind dann geistig schon wieder abbaut. Sofern es sich einrichten lässt, sollten natürlich auch die Wochenenden hausaufgaben- und lernfrei bleiben, was durchaus machbar ist, wenn man weiß, wie lange die Hausaufgaben maximal dauern dürfen: bei Schulkindern der 1. und 2. Klasse: maximal 30 Minuten, bei Schulkindern der 3. und 4. Klasse: maximal 60 Minuten, bei Schulkindern der 5. und 6. Klasse: maximal 90 Minuten
Tipp 4: Sorgen Sie dafür, dass die Erledigung der Hausaufgaben zur täglichen Routine wird, die zum Tagesablauf Ihres Kindes wie selbstverständlich dazugehört.
Stoppen Sie jedoch die Arbeit Ihres Kindes, wenn es zeitlich weit über das Ziel hinausschießt und Sie merken, dass es sich mit den Aufgaben nur herumquält, aber keinen Schritt vorankommt. Und nicht vergessen: Loben Sie Ihr Kind trotzdem, dass es sich an den Aufgaben versucht hat, denn allein das ist schon eine Leistung, die viele Eltern leider unterschätzen.
Fehler und nicht zu Ende gebrachte Aufgaben zulassen
So nervig und zeitintensiv Hausaufgaben auch sein können, sie haben einen Zweck. Zum einen dienen sie der Leistungskontrolle und zeigen dem Kind, ob es die Unterrichtseinheit in der Schule verstanden hat. Zum anderen fördern Hausaufgaben die eigenständige Arbeitsweise der Kinder.
Genau deshalb sollten Kinder ihre Hausaufgaben auch alleine machen und die Ergebnisse nicht von den Eltern vorgesagt oder von falsch auf richtig korrigiert bekommen. Natürlich dürfen und sollen Eltern Fragen beantworten und wenn erforderlich, auch mal die ein oder andere Hilfestellung geben. Allerdings sollen Kinder anhand ihrer Hausaufgaben auch in die Lage versetzt werden, selbstständig zu erkennen, was sie im Unterricht noch nicht oder nicht richtig verstanden haben, an welchen Stellen sie den Lehrer noch einmal ansprechen und einen Sachverhalt nachfragen müssen. Von daher ist es oftmals gar nicht so verkehrt, als Eltern bei der Erledigung der Hausaufgaben nicht unmittelbar anwesend zu sein. Denn auf sich allein gestellt, finden Kinder die richtige Lösung oftmals ganz allein.
Tipp 5: Kontrollieren Sie die Hausaufgaben Ihres Kindes, aber korrigieren Sie sie nicht.
Geben Sie Ihrem Kind stattdessen lieber den Hinweis, dass die Lösung nicht richtig ist und es diese noch einmal überprüfen sollte. Kommt es dabei wieder zu einem falschen Ergebnis, lassen Sie das Ergebnis so stehen. Denn wenn Ihr Kind keine Fehler macht, kann es auch nicht daraus lernen. Insofern gilt: Sie sollten Fehler in den Hausaufgaben und auch nicht gemachte Hausaufgaben – sofern Konzentrations- oder Zeitmangel der dafür ausschlaggebende Grund war – zulassen können. Denn a) werden nicht Ihre, sondern die Leistungen Ihres Kindes bewertet und b) können Lehrer nur so erkennen, wo ihre Schüler Nachholbedarf haben, was noch einmal genau erklärt oder vertieft werden muss, wo sie sich beim Pensum der Hausaufgaben extrem verschätzt haben etc.
Ablenkungen vermeiden
Um sich konzentrieren zu können, braucht es eine ruhige Atmosphäre, auch wenn Ihr Kind liebend gerne etwas anderes behauptet, um den Fernseher oder das Radio einschalten zu dürfen, im Hintergrund Musik zu hören oder bei Ihnen in der Küche zu sitzen, während Sie mit Töpfen und Tellern hantieren. Wo Ihr Kind seine Hausaufgaben erledigt oder lernt, ist eigentlich unerheblich, solange es die Ruhe hat, sich konzentrieren zu können. In seinem eigenen Zimmer braucht es auf jeden Fall einen eigenen Schreibtisch, der auf die Körpergröße des Kindes angepasst ist, ebenso wie einen höhenverstellbaren und rückenfreundlichen Stuhl. Beides fördert nicht nur das entspannte und konzentrierte Arbeiten, sondern grenzt sich auch vom Spiel- und Schlafbereich des Kinderzimmers ab, was gleichermaßen wichtig ist. Ebenfalls wichtig, um sich gut konzentrieren zu können, ist ausreichend Licht. Bei Rechtshändern sollte eine Schreibtischlampe entsprechend links, bei Linkshändern rechts auf dem Schreibtisch platziert sein.
Tipp 6: Sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre, in der Ihr Kind seine Hausaufgaben erledigen oder lernen kann und vermeiden Sie Ablenkungen aller Art.
Für Abwechslung sorgen
Da jedes Kind anders lernt, sollten seine Präferenzen bei der Erledigung der Hausaufgaben und beim Lernen berücksichtigt werden. Die einen müssen das, was sie begreifen sollen, selbst lesen können, andere lernen besser durchs Zuhören, wenn Ihnen Sachverhalte erklärt werden etc. Insgesamt aber lernen Kinder besonders gut, wenn die Inhalte sie begeistern, sie von sich aus neugierig werden und mehr erfahren möchten. Nur genau das ist leider selten der Fall.
Abwechslung kann jedoch für Begeisterung sorgen und so natürlich die Konzentrationsfähigkeit erhöhen. Denn Vokabeln müssen nicht immer rein mit dem Vokabelheft gelernt, sondern können auch in Form eines begeisternden Familien-Memorys gespielt werden. Gerade bei Fremdsprachen sind die Möglichkeiten vielfältig und fangen beim Vokabel-Memory an und hören bei englischsprachigen Originalbüchern oder Filmen noch lange nicht wieder auf.
Die einfachste Abwechslung beim Lernen ist natürlich, darauf zu achten, dass Ihr Kind selbst für Abwechslung sorgt und nicht erst alle Hausaufgaben macht, die mathematische oder naturwissenschaftliche Grundlagen haben, um danach die Aufgaben des Faches Deutsch und der Fremdsprachen zu absolvieren. Lieber immer im Wechsel, damit die Konzentration erhalten bleibt und die Hausaufgaben oder das Lernen im besten Fall sogar Spaß macht.
Tipp 7: Achten Sie bei der Erledigung der Hausaufgaben auf einen Wechsel zwischen den Fachrichtungen und begeistern Sie Ihr Kind für verschiedene Lernwege.
Je mehr Sie an diesen Lernwegen teilnehmen, desto weniger Überzeugungsarbeit werden Sie leisten müssen. Denn gemütlich auf der Couch bei Mama oder Papa im Arm eingekuschelt, ist sogar ein englischsprachiger Film toll.
Intrinsische und extrinsische Motivation
Wenn Ihr Kind Spaß an seinen Hausaufgaben hat und gerne lernt, dann ist es von sich aus – also intrinsisch – motiviert. Manchmal aber fehlt der innere Anreiz. Mag es an der Tagesform, dem Fach oder der Aufgabe an sich liegen. Irgendwie will dann nichts richtig gelingen, die Konzentrationsfähigkeit ist auf dem Nullpunkt. In einem solchen Fall bedarf es einer extrinsischen (also einer von außen angeregten) Motivation wie beispielsweise, dass Ihr Kind für eine halbe Stunde lernen danach eine halbe Stunde an den Computer, an den Nintendo oder sonst etwas darf, was ihm sonst nicht so oft erlaubt wird.
Denn manchmal ist es wichtig, allein die Anstrengung und das Bemühen an sich anzuerkennen, da die Fähigkeit, sich konzentrieren zu können, wie gesagt leider nicht angeboren ist, sondern es sich um einen Lernprozess handelt, den es zu bewerkstelligen gilt. Vermeiden Sie deshalb insgesamt, Ihr Kind ausschließlich für gute Noten und Leistungen zu loben oder zu belohnen.
Tipp 8: Belohnen Sie Ihr Kind immer dann, wenn es seine Sache gut gemacht hat. Ohne wenn und aber.
Denn wenn Ihr Kind gelernt hat, die Klassenarbeit aber trotzdem nicht so gut ausfällt, wie erwartet, hat Ihr Kind seine Arbeit trotzdem gemacht und sich bemüht. Und in erster Linie sollte nur das zählen.
Ausgleich schaffen
So wie Kinder nach der Schule erst einmal Entspannung brauchen, benötigen sie nach den Hausaufgaben oder dem Lernen auf jeden Fall einen beweglichen Ausgleich. Sind die Hausaufgaben erledigt, dann sollte Ihr Kind auf jeden Fall spielen, toben und sich bewegen dürfen. Das sorgt für Ausgeglichenheit, Selbstbewusstsein und vor allem für ein gesundes seelisches Gleichgewicht. Und ganz nebenbei: Kinder, die aktiv sind, rennen, spielen und toben dürfen, lernen schlicht und ergreifend besser.
Tipp 9: Lassen Sie Ihr Kind so oft wie möglich Kind sein und animieren Sie es, sich zu bewegen.
Ganz gleich, ob es Fußball spielt, mit anderen Kindern Seilchen springt oder auf dem Bett herumhüpft oder sich mit seinen Geschwistern kabbelt. Als Ausgleich zu Schule, Hausaufgaben & Co. muss ein Kind ausgelassen toben dürfen, um ausgeglichen zu sein und vor allem, um ausgeglichen zu bleiben.
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