Eigentlich gelten Einzelkinder als diejenigen, die es nicht gewöhnt sind, etwas teilen zu müssen und es dementsprechend nicht können, nicht wollen oder es einfach nicht gerne tun. Doch schlimmer als Einzelkinder sind Erstgeborene – zumindest, wenn es darum geht, Dinge mit ihren jüngeren Geschwistern oder anderen Kindern zu teilen. Dass es dabei hauptsächlich um das Teilen von Spielzeug geht, ist klar. Manchmal aber auch sind es andere Dinge wie die Freizeit, die Freunde, im schlimmsten Fall jedoch das Teilen der Eltern.
Und genau in den Eltern liegt diese traurige Tatsache auch begründet. Nicht, dass die Eltern das Verhalten ihrer Erstgeborenen fördern. Nein, allein die Tatsache, dass sich Mutter und Vater erdreistet haben, noch ein zweites oder drittes Kind in die Familie hinein zu bringen, bewirkt, dass Erstgeborene wesentlich seltener bereit sind, etwas zu teilen als die Jüngeren, die mit älteren Geschwistern groß werden, und auch als Einzelkinder.
Denn jüngere Geschwister haben ihre Eltern nie ganz für sich allein gehabt und kennen dieses Gefühl folglich auch gar nicht. Wohingegen Einzelkinder bisher immer darauf zählen konnten und auch weiterhin darauf vertrauen, der strahlende Mittelpunkt in Mamas und Papas Leben zu sein. Die Einzigen, die jemals beide Seiten kennen gelernt haben, also die Eltern anfangs ganz für sich alleine hatten und sie dann plötzlich teilen mussten, sind Erstgeborene.
Wie intensiv sie dieses Erlebnis geprägt haben muss, zeigt eine neue Studie der französischen Universität in Montpellier. Denn in einer Untersuchung von Erstgeborenen, jüngeren Geschwistern und Einzelkindern waren die Erstgeborenen nicht nur seltener bereit zu teilen, sie zeigten sich auch insgesamt misstrauischer gegenüber den anderen Kindern.
Was also oftmals zu laut knallenden Türen, lautstarkem Streit im Kinderzimmer oder in einer Rangelei um die Gunst der Eltern mündet, ist nicht selten darin begründet, dass der oder die Erstgeborene extrem unter dem Verlust seiner kindlichen Alleinstellung in der Familie gelitten hat. Manchmal sollte man dann einfach Nachsicht walten lassen und dem oder der Erstgeborenen umso deutlicher zeigen, dass man ihn oder sie nicht weniger liebt als das oder die jüngeren Geschwister.
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