In vielen Familien kommt es vor, dass einzelne Mitglieder der Familie sich gegenüber anderen benachteiligt fühlen. Ein Familienrat kann helfen, dieses Gefühl zu mindern und allen zu vermitteln, das sie gleichwertige Mitglieder dieser Einheit Familie sind.
Regelmäßige Treffen helfen, die Kommunikation innerhalb der Gemeinschaft zu verbessern, Probleme zu lösen und Positives zu loben. Der Individualpsychologe und Arzt Rudolf Dreikurs* , bekannter Autor von vielen Erziehungsratgebern, hat ein Konzept entwickelt, das mit ein bisschen Übung zu einer entspannten Atmosphäre in der Familie führen kann. Die Zeiten in denen das Familienoberhaupt mit der Faust auf den Tisch schlägt und alle sich beugen, sind eindeutig vorbei!
Familienrat – wie geht das?
Damit so eine „Sitzung“ geordnet und effektiv abläuft, sollten gewisse Regeln festgelegt und zwingend eingehalten werden.
So sollten alle Mitglieder des Rates dem jeweils anderen Teilnehmer Achtung entgegenbringen und ihn respektvoll behandeln. Es ist nicht gestattet, dem, der gerade, spricht ins Wort zu fallen oder abwertende oder gar verletzende Bemerkungen einzuwerfen. Alle sind gleichwertige Mitglieder dieses Rates. Alle Stimmen zählen gleichviel. Kinder haben genau so viel Mitbestimmungsrecht wie die Eltern und umgekehrt.
Wenn aktuelle Probleme oder Fragen gelöst werden sollen, darf und muss jeder aktiv helfen, eine Lösung zu finden. Bei der gemeinsamen Diskussion sollten alle Ideen einfließen und eine für alle passable Lösung gefunden werden.
Damit eine gewisse Struktur in der Sitzung gewährleistet ist, wechseln sich die Mitglieder des Rates mit der Leitung der Sitzung ab. Das heißt, dass auch die kleineren Mitglieder einmal die Leitung übernehmen, wenn sie nicht mehr zu jung sind. Am besten sollte ein kleiner Ablaufplan festgelegt werden, auf dem alle anstehenden Themen der aktuellen Sitzung aufgeschrieben und auch tatsächlich abgearbeitet werden. Der Leiter achtet darauf, dass die Themen der Sitzung eingehalten werden und nicht allzu weit vom Thema abgeschweift wird.
Die Treffen sollten auf jeden Fall regelmäßig stattfinden. Eine wöchentliche Zusammenkunft der Familie zur Lösung von Problemen und zur Erörterung von positiven Vorkommnissen hat sich als sinnvoll erwiesen. Hierfür sind Tag und Uhrzeit immer die gleiche.
Der Familienrat tagt – welche Themen gehören auf die Tagesordnung?
Der Rat spricht über alle anliegenden Themen. Dies können alltägliche Dinge, wie Aufräumen, Verteilung der anfallenden Arbeiten im Haushalt (Müll, Kochen, …) und anstehende Termine sein. Fühlt sich jemand ungerecht behandelt oder ist mit den zugeteilten Aufgaben überfordert, sollte dies auf jeden Fall zur Sprache gebracht werden.
Aber auch die Freizeitgestaltung, der nächste Urlaub oder der Kauf eines anderen Autos wird hier besprochen.
Sehr wichtig ist es, dass auch Einzelne oder alle gelobt werden, wenn sie besondere Leistungen vollbracht haben. Aber auch schlechte Leistungen oder ein schlechtes Verhalten soll unbedingt auf dem Plan stehen. Denn schließlich soll hier alles besprochen werden, was in der Familie gerade passiert.
Auch wenn es sich gelegentlich als schwierig gestaltet, sollte dennoch darauf geachtet werden, dass kein Teilnehmer sich nach der Ratssitzung zurückgesetzt fühlt oder gar verletzt ist. Es müssen manchmal Kompromisse geschlossen werden, damit jedes Familienmitglied sich gleichwertig fühlt. Jeder sollte zugunsten des anderen bereit sein, auch einmal zu verzichten oder zumindest Abstriche zu machen, damit sich niemand minderwertig oder gar wertlos fühlt.
So manchem mag es zunächst sinnlos erscheinen, einen Familienrat abzuhalten. Aber der Rat, bei dem alle Teilnehmer auf einer Stufe stehen und keiner der „Bestimmer“ ist, kann zu einer wesentlichen Verbesserung des Familienklimas und damit zu einem besseren gemeinsamen Zusammenleben führen.
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- Köpfer, Heide (Autor)
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