Je nachdem, wie offen Eltern mit Sexualität und ihrer eigenen geschlechtlichen Identität umgehen, können Kinder schon recht früh Interesse an Themen wie Schwangerschaft und Geburt entwickeln. Vor allem dann, wenn die Mutter schwanger ist und plötzlich „aus heiterem Himmel“ ein Geschwisterkind da ist, stellen sich für Vorschulkinder viele Fragen.
Die Aufgabe der Eltern ist es nun, zu entscheiden, welche Informationen dem Alter und dem Entwicklungsstand des Kindes angemessen sind. Doch gleichgültig, wie man diese Themen kindgerecht verpackt, man sollte immer bei der Wahrheit bleiben und die Kinder mit Geschichten über Bienchen und Blümchen oder den Klapperstorch verschonen. Unsere Kinder sind wach und aufmerksam. Sie bekommen durch das Fernsehen und die Umwelt viel Input und jede Menge Informationen auch über Sexualität, so dass ihnen das Thema zumindest schon ansatzweise vertraut ist. Aus diesem Grunde verfügen sie auch über die Kompetenzen, mit bestimmten Informationen umzugehen. Leider sind die Eltern von heutigen Kindern oft selbst spät oder gar nicht aufgeklärt worden. Für diese Gruppe ist es nicht leicht, über Sexualität und die Zusammenhänge zwischen geschlechtlicher Liebe, Schwangerschaft und Geburt unbefangen und wertfrei zu sprechen.
Je nach eigenen Erfahrungen interessieren sich auch schon drei- bis vierjährige Kinder dafür, wo die Babys eigentlich herkommen, wie sie in den Bauch hinein und vor allem auch, wie sie wieder hinausgekommen sind. Kinder in diesem Alter müssen natürlich noch nicht mit medizinischen Details versorgt werden. Sie sind jedoch durchaus reif für die Information, dass sich im mütterlichen Bauch Eizelle der Mutter und Samenzelle des Vaters begegnet sind. Fragen die Kinder nicht nach, dann muss man diesen Umstand nicht vertiefen. Tun sie es jedoch, dann kann man ihnen ruhig in kindgerechter Form und so, wie es einem selbst angenehm ist, den Vorgang des Geschlechtsaktes erklären. Kinder fragen meist nicht tiefer, als sie es selbst schon erfassen können. Wenn sie doch soweit sind, dass sie genauer und gezielter nachfragen, dann können sie meist auch die entsprechende Antwort verstehen, wenn sie in verständlicher Form gegeben werden.
Dass das Baby im Bauch der Mutter wächst und über die Nabelschnur mit Nahrung und Sauerstoff versorgt wird, ist wieder etwas leichter zu erklären. Geht es dann um den Vorgang der Geburt, können schon mal Vermutungen auftreten, ob die Babys denn durch den Bauchnabel aus der Mutter herauskämen. Auch hier sind klare schlichte Worte am besten: Wenn das Baby zu groß für Mamas Bauch geworden ist, dann will es heraus und der Weg geht durch die Scheide. Kinder, bzw. Mädchen, die ihren eigenen Körper ohne Peinlichkeit erforschen durften, wissen meist bereits, dass dort eine Öffnung ist und haben so weniger Probleme, sich diesen Vorgang vorzustellen.
Hat man diese Aufklärungsarbeit bereits in der frühen Kindheit erledigt, dann kommen später, wenn die Kinder älter sind, meist nur noch einzelne Nachfragen, in denen Dinge genauer erklärt werden sollen.
Einiges an Aufklärungsarbeit findet in dieser Hinsicht etwas später in der Schule statt. Gut, wenn die Kinder dann schon eine Grundvorstellung haben und gut, wenn die Eltern ihnen keine Märchen erzählt haben, sondern eine abgeschwächte Form des Zusammenhangs zwischen Zeugung, Schwangerschaft und Geburt.
Das wirkliche Verständnis für die Vorgänge erreichen Kinder erst im Alter von 10 bis 12 Jahren. Dann ist auch ein guter Zeitpunkt, erstmalig über Verhütung zu sprechen. Viele Mädchen beginnen in diesem Alter bereits zu menstruieren und sind so theoretisch und auch praktisch empfängnisbereit. Es schadet keinesfalls, wenn man bereits zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit einer Schwangerschaft anspricht und wie sie zustande kommen kann. Spätestens hier ist es auch gut, die Verbindung zwischen Zeugung, Sexualität und Lustgefühlen herzustellen, damit die Kinder nicht von sexuellen Regungen sich selbst und anderen gegenüber erschreckt werden oder diese sogar als beschämend oder beängstigend empfinden.
Vereinfachend für die Aufklärung und die Sexualentwicklung von Kindern ist immer ein offener Umgang der Eltern mit Körperlichkeit und Sexualität. Dann wachsen die Kinder in einem Klima der Offenheit auf, in dem Fragen, die mit Sex zu tun haben, weder peinlich noch unanständig sind.
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