Die Nabelschnur ist im Grunde die stärkste Verbindung zwischen der werdenden Mama und ihrem Baby. Sie verbindet das ungeborene Baby über die Plazenta mit dem mütterlichen Blutkreislauf. Die Nabelschnur ist eine Gefäßstrang, durch den zwei Arterien und eine Vene verlaufen. Hierdurch fließt das Blut des Babys von und zur Plazenta.
Im Allgemeinen transportieren Arterien sauerstoffreiches Blut durch den Körper, während Venen sauerstoffarmes Blut transportieren. In der Nabelschnur ist das exakt andersherum. Durch die Nabelschnurvene fließt nährstoff- und sauerstoffreiches Blut zum Baby. Über die beiden Arterien werden Abfallstoffe abgeleitet und schließlich vom mütterlichen Organismus verarbeitet und letztlich ausgeschieden.
Wie entsteht die Nabelschnur eigentlich?
Die Nabelschnur ist lebenswichtig für das Baby, denn die stellt zum einen die Versorgung des Babys mit essenziellen Nährstoffen sicher. Zum anderen sorgt sie für den Abtransport von Abfallstoffen. Doch auch andere Stoffe wie zum Beispiel Hormone oder Genussmittel werden über die Nabelschnur zum Baby geleitet. Aus diesem Grund ist es wichtig, als werdende Mama nicht zu rauchen und auch keinen Alkohol zu trinken.
Ab dem Zeitpunkt der Einnistung, das heißt, wenn sich die befruchtete Eizelle in der Wand der Gebärmutter eingenistet hat, beginnt auch die Nabelschnur zu wachsen. Ab dem Zeitpunkt, in dem das Baby-Herz zum ersten Mal zu schlagen beginnt, wird das Kind auch von der Nabelschnur versorgt. Das ist um den Beginn der vierten Schwangerschaftswoche.
Zu Beginn der Schwangerschaft verwächst die Fötus-Hülle mit der Uterusschleimhaut: Es entsteht die Plazenta (Mutterkuchen). Innerhalb der Plazenta resultieren kleine, mit Blut gefüllte Hohlräume. Aus diesen entstehen schließlich die beiden Nabelschnurarterien sowie die Vene.
Die Nabelschnur hat eine Spiralform, die ein wichtiger Schutz vor einer Abknickung ist. Bis zur Geburt erreicht die Nabelschnur eine Länge von 50-60 Zentimetern.
Welche Aufgaben und Funktionen hat die Nabelschnur?
Die Nabelschnur ist lebenswichtig für das ungeborene Baby und erfüllt zentrale Aufgaben:
- Beim Ungeborenen erfüllt die Nabelschnur zum einen die Lungenfunktion, das heißt sie versorgt den Organismus des Kindes mit wertvollem Sauerstoff. Mithilfe einer speziellen Ultraschalluntersuchung lässt sich übrigens abklären, ob das Baby optimal über die Nabelschnur mit allem versorgt wird.
- Die Nabelschnur pocht zusammen mit dem kindlichen Herzschlag, nämlich rund 120- bis 160-mal pro Minute. In diesem Takt holt sich der kindliche Kreislauf den notwendigen Treibstoff aus der Plazenta. Das erfolgt über einen speziellen Filter: Mediziner sprechen hier von der sogenannten Plazenta-Schranke. Hierdurch strömen Sauerstoffe, Eiweiße, Blutzucker, Vitamine und Hormone zum Baby. In umgekehrter Richtung werden Abbaustoffe aus dem kindlichen Stoffwechsel abgeleitet, die entsorgt werden müssen.
- Emotionen der Mutter wie Glück, Sorgen, Stress oder Ruhe werden ebenfalls über die Nabelschnur zum Baby geleitet. So lässt die Plazenta-Schranke Endorphine, also Glückshormone zum Kind durch, aber ebenso Adrenalin, ein klassischer Stress-Botenstoff.
- Die Nabelschnur ist auch das das erste Spielzeug des Babys: Es spielt damit und übt den Tastsinn mit seinen winzig kleinen Fingerkuppen. Bei routinemäßigen Ultraschall-Untersuchungen können Sie als Eltern sehen, wie Ihr Kleines die Nabelschnur durch die Finger gleiten lässt.
Wie ist die Nabelschnur aufgebaut?
Die Nabelschnur Gefäße
Die Nabelschnur ist eine lebenswichtige Struktur, die den sich entwickelnden Fötus mit der Plazenta verbindet.
Sie besteht normalerweise aus drei Gefäßen:
- zwei Nabelarterien
- und einer Nabelvene.
Die Nabelarterien transportieren sauerstoffarmes Blut vom Fötus zur Plazenta, während die Nabelvene sauerstoffreiches Blut von der Plazenta zurück zum Fötus transportiert. Die Nabelschnur stellt nicht nur eine wichtige Verbindung zwischen Mutter und Kind dar, sondern trägt auch dazu bei, den Austausch von Nährstoffen und Abfallprodukten zwischen den beiden zu regulieren. Ohne diese lebenswichtige Struktur wäre die Entwicklung des Fötus nicht möglich.
Das größte Gefäß ist dabei die Vene, die nach der 30. Schwangerschaftswoche ungefähr die Dicke eines Bleistifts erreicht.
Die beiden Arterien schlängeln sich spiralförmig um die Vene: Durch sie fließt das nähr- und sauerstoffarme Blut in die Plazenta. Diese vielfache Drehung ist ganz typisch für Menschen. Die Babys anderer Säuger werden über eine „geradlinige Nabelschnur“ versorgt.
Wharton-Sulze: Schützende Gewebeschicht
Die Gefäße der Nabelschnur sind in eine spezielle, weiche Gewebeschicht eingebettet, die sogenannte Wharton-Sulze. Benannt ist diese Schicht nach einem englischen Mediziner aus dem 17. Jahrhundert. Die Wharton-Sulze ist ein richtiger „Wunderstoff“: Es handelt sich hierbei nämlich um eine höchst elastische und strapazierfähige Schicht, die niemals abknicken kann. Somit kann auch die Versorgungsleitung von der Mutter zum Baby niemals unterbrochen werden. Gleichzeitig ist diese Gewebeschicht aber sehr durchlässig für wichtige Nährstoffe, Zucker, Wasser und Elektrolyte.
Diese Schicht fühlt sich leicht glibberig an, wie in Wasser eingeweichte Gummibärchen. Und diese Konsistenz hat einen guten Grund, denn sollte die Nabelschnur mal im engen Mutterleib eingeklemmt werden, rutscht sie dank der Schleimschicht ganz einfach wieder weg.
Welche möglichen Komplikationen können auftreten?
Im Zusammenhang mit der Nabelschnur kann es vor allem zu vier Komplikationen kommen:
- Nabelschnurumschlingung
- Nabelschnurknoten
- Nabelschnurvorfall
- Nabelschnurbruch/Nabelbruch
Nabelschnurumschlingung
Bei der Geburt kann es dazu kommen, dass sich die Nabelschnur um den Hals des Kindes schlingt. Statistiken zufolge passiert das bei ungefähr 20 bis 30 % aller Babys. Dennoch können die meisten Kinder ganz normal das Licht der Welt erblicken.
Es kann aber auch sein, dass es während der Geburt zu einer Unterversorgung kommt. Je nachdem, in welchem Geburtsstadium das geschieht, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden:
- Entweder wird die Nabelschnur sofort durchtrennt und das Baby entbunden.
- Oder der Geburtsvorgang wird beschleunigt, beispielsweise durch den Einsatz einer Saugglocke.
- Auch ein Kaiserschnitt ist in einem solchen Fall eine Option.
Nabelschnurknoten
In der Frauenheilkunde und der Geburtshilfe gibt es folgende Unterscheidung:
- Falscher Nabelschnurknoten
Hier kommt es zu einem Abknicken der Nabelschnur in der Länge. So entsteht der Anschein eines Knotens. Der „falsche Nabelschnurknoten“ ist aber kein medizinischer Notfall und auch für das ungeborene Baby nicht gefährlich.
- Echter Nabelschnurknoten
Bewegt sich das Baby hingegen sehr viel und ist die Nabelschnur schon sehr lang, kann es dazu kommen, dass das Kind durch eine Nabelschnurschlinge durchschlüpft und eine Art „Knoten“ erzeugt. Zu einem ernsthaften Problem werden solche Nabelschnurknoten aber erst dann, wenn sie sich festziehen und es dabei zu einer Einklemmung von Gefäßen kommt.
In einem solchen Fall sprechen Hebammen und Ärzte von einem echten Nabelschnurknoten. Dieser kann eine große Gefahr bedeuten, denn es kann zu einer Sauerstoffunterversorgung des Kindes kommen.
In einem solchen Fall ist eine engmaschige Überwachung mit dem CTG erforderlich, denn infolge der Unterversorgung ist die Gefahr eines pränatalen Kindstods gegeben.
Ein solcher „echter Nabelschnurknoten“ kommt aber äußerst selten vor, nämlich nur in 1 bis 2 % aller Schwangerschaften.
Nabelschnurvorfall
Kommt es zu einem vorzeitigen Blasensprung, kann es sein, dass die Nabelschnur noch vor dem Kopf des Babys liegt. Der Kopf des Babys ist also noch nicht beziehungsweise noch nicht tief genug ins Becken gerutscht.
Ein solcher „Nabelschnurvorfall“ kommt nicht einmal in einem Prozent aller Geburten vor. Damit es in einem solchen Fall aber zu keiner Gefahr oder einer Unterversorgung des Babys kommt, wird in den allermeisten Fällen ein Notkaiserschnitt durchgeführt.
Nabelschnurbruch/Nabelbruch
Bei einem Nabelschnurbruch verlagern sich einige Bauchorgane nach außen durch die Bauchwand des Ungeborenen. Nach der Geburt kann ein solcher Nabelschnurbruch beim Neugeborenen operativ behandelt werden.
Wann wird die Nabelschnur nach der Geburt durchtrennt?
Wenn es dem Baby nach der Entbindung gut geht, darf die Nabelschnur in Ruhe auspulsieren. Erst danach wird die Nabelschnur mit zwei Klammern abgeklemmt und dann mit einer Schere durchtrennt. Der Nabelschnurrest wird mit einer Plastikklemme verschlossen. Er vertrocknet nach ungefähr zwei Wochen und fällt dann einfach ab.
Im Blut der Nabelschnur sind die Stammzellen enthalten.
Die Durchtrennung der Nabelschnur ist ein symbolischer Akt, den häufig der Vater des Babys vornehmen darf. Bei der Abnabelung braucht man auch keine Angst zu haben, denn das Neugeborene spürt den Schnitt überhaupt nicht. Auch kosmetisch gesehen besteht keinerlei Risiko: Wie der Bauchnabel des Kindes später einmal aussieht, hat nichts mit der Abnabelungsmethode zu tun. Das ist vielmehr schon im Vorfeld genetisch festgelegt.
Ausnahmefall Lotusgeburt
Die sogenannte Lotusgeburt ist ein spezielles Geburtsritual, das insbesondere in Esoterikkreisen bekannt ist. In einem solchen Fall wird das Baby nicht von der Nabelschnur getrennt. Es bleibt solange damit verbunden, bis sie auf natürliche Weise abfällt. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert ist, wird der Mutterkuchen (Plazenta) gereinigt und kann dann auf natürliche Art und Weise austrocknen. Sie wird in vielen Fällen mit Lavendelöl, Kräutern und Salz bestreut, damit sie in einem guten Zustand erhalten werden kann.
Zwischen drei und zehn Tagen nach der Geburt ist sie ausgetrocknet und die Nabelschnur fällt von alleine ab.
Warum sollte die Nabelschnur vor der Abnabelung auspulsieren?
Erst nach dem Auspulsieren der Nabelschnur wird sie im Allgemeinen abgeklemmt und abgetrennt. Solange sie noch pulsiert, findet die Blutzirkulation, also der Blutaustausch zwischen der Mutter und dem Baby statt. Nach der Geburt dauert es einige Minuten – manchmal sogar bis zu einer Viertelstunde – bis sie auspulsiert hat. Anschließend kann der Abnabelungsvorgang stattfinden.
Es ist durchaus sinnvoll, die Nabelschnur des Neugeborenen nach der Entbindung auspulsieren zu lassen:
- Das Kind hat einen wesentlich höheren Eisenspeicher und eine rund 45 % höhere Ferritinkonzentration. Eisen ist essenziell wichtig für eine gesunde Blutbildung und schützt das Baby vor einer Blutarmut (Anämie).
- Durch das Auspulsieren lässt sich die Nabelschnur leichter von der Plazenta lösen.
- Das Kind hat ein um 30 bis 40 % höheres Blutvolumen.
- Das Neugeborene erhält mehr Nährstoffe und wertvollen Sauerstoff.
Hebammen, Mediziner und auch die Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO raten dazu, mit der Durchtrennung der Nabelschnur mindestens drei Minuten nach der Entbindung zu warten.
Wie funktioniert das Auspulsieren?
Jede Geburt hat einen ganz eigenen Verlauf. Aus diesem Grund kann auch nicht vorhergesagt werden, wie lange das Auspulsieren dauern wird. In den meisten Fällen dauert es zwischen 3 und 30 Minuten. Anschließend löst sich die Plazenta und die Nachgeburt kommt heraus. Damit ist auch die dritte Geburtsphase beendet und der Geburtsvorgang komplett abgeschlossen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte die Nabelschnur auch pulsieren.
Gibt es Voraussetzungen für das Auspulsieren der Nabelschnur?
Die Nabelschnur kann auspulsieren, wenn das neugeborene Baby komplett gesund ist und auch die Schwangerschaft sowie die Geburt komplikationsfrei verlaufen sind. Ebenso sollte es sich nicht um eine Risikoschwangerschaft gehandelt haben.
Sprechen Sie auch immer mit der Hebamme, dem behandelnden Arzt. Wenn Sie sich dafür entscheiden, Nabelschnurblut einzulagern, kann die Nabelschnur nicht auspulsieren.
Welche Möglichkeit der Stammzelleneinlagerung gibt es?
Nach der Geburt des Babys bleiben Blutreste in der Nabelschnur zurück. Dieses Blut enthält zahlreiche wertvolle Stammzellen, die später zur Behandlung lebensgefährlicher Krankheiten wie etwa einer Leukämie verwendet werden können.
Die Nabelschnurblut-Stammzellen sind noch recht flexibel und jung. Sie können zu unterschiedlichen Zell-Typen heranreifen. Die Entnahme dieses Blutes geschieht im Allgemeinen nach dem Abnabelungsvorgang und ist sowohl für die Mama wie auch für das Baby völlig schmerz- und risikolos.
In diesem Zusammenhang sollte bedacht werden, dass kein Mediziner wirklich sagen kann, wann beziehungsweise in welcher Form die Stammzellen, die aus dem Nabelschnurblut gewonnen werden, auch tatsächlich wirksam für eine Krankheitsbehandlung eingesetzt werden können. Des Weiteren ist die Einlagerung von Nabelschnurblut in einer privaten Blutbank auch nicht gerade preisgünstig.
Eine Spende ist hingegen in den meisten Fällen kostenlos und geht direkt an eine öffentliche Nabelschnur-Blutbank. Nicht jede Klinik bietet jedoch diesen Service an. Wenn Sie ein solches Vorgehen wünschen, sollten Sie sich im Vorfeld gut informieren.
Das Wichtigste zum Thema “Nabelschnur” auf einen Blick
- Die Nabelschnur verbindet über die Plazenta in der Schwangerschaft den Blutkreislauf der Mutter mit dem des Babys.
- Die Nabelschnur versorgt über die Plazenta das ungeborene Kind mit allen wichtigen Nährstoffen, die für eine gesunde Entwicklung und ein optimales Wachstum benötigt werden.
- In den allermeisten Fällen stellt es keine Gefahr dar, wenn das Embryo mit der Nabelschnur spielt.
- Wickelt sich die Nabelschnur um den Hals des Babys oder wird das Kind mit einer solchen Umschlingung geboren, kann das durchaus eine Notfallsituation darstellen. In einem solchen Fall kann es sein, dass das Baby nicht mehr richtig mit Nährstoffen und vor allem mit Sauerstoff versorgt wird.
- Im Allgemeinen wird die Nabelschnur direkt nach der Geburt des Babys abgeklemmt. Man kann sie aber auch auspulsieren lassen, was durchaus auch Vorteile bietet. So wird das Kind noch ein wenig besser mit Plazentablut und mit Sauerstoff versorgt.
Häufige Fragen
Die Nabelschnur ist etwa 50 bis 60 Zentimeter lang und misst zwischen einem und zwei Zentimeter im Durchmesser. Aufgrund dieser Länge und ihrer flexiblen, spiralförmigen Struktur hat Dein Baby genug Spielraum, um sich im Bauch zu bewegen und sogar Purzelbäume zu schlagen, ohne dass die Nabelschnur abknickt.
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