Ein Zuckertest gehört in der Schwangerschaft für werdende Mütter zu den Standard-Vorsorgeuntersuchungen.
Das Diabetes-Screening umfasst ein zweistufiges Testverfahren, anhand dessen der Blutzuckerspiegel überprüft wird. Auf diese Weise kann die behandelnde Ärztin oder der Arzt feststellen, ob der Körper der werdenden Mama Glukose (Zucker) ordnungsgemäß verwerten kann oder ob der Blutzuckerstoffwechsel gestört ist. Mit dem oralen Glukosetoleranztest kann also ein möglicher Gestationsdiabetes diagnostiziert werden.
Was ist eigentlich ein Zuckertest in der Schwangerschaft und warum wird er durchgeführt?
In der Zeit der Schwangerschaft kommt es nicht nur zu starken Schwankungen im Hormonhaushalt, sondern auch zu deutlichen Veränderungen des körpereigenen Stoffwechsels.
Durch die Schwangerschaftshormone resultiert ein höherer Insulinbedarf, den die Bauchspeicheldrüse einiger werdender Mütter nicht gewährleisten kann. Es kommt zu einem Insulinmangel und somit zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel.
Bei einigen Frauen führen zudem bestimmte Hormone wie das Schwangerschaftshormon HCG im ersten Schwangerschaftsdrittel zu einer Insulinresistenz. Die Körperzellen reagieren also sensibler auf das Hormon Insuline, das von der Bauchspeicheldrüse zur Blutzuckerregulierung freigesetzt wird.
Infolgedessen kommt es zu einem Schwangerschaftsdiabetes, der auch als Gestationsdiabetes oder Typ 4 Diabetes bekannt ist. Diese Form der Zuckerkrankheit gehört zu den häufigsten Begleiterkrankungen in der Schwangerschaft.
Um sie möglichst frühzeitig zu erkennen, gehört seit dem Jahr 2012 der Zuckertest „oGTT“ zu den regulären Vorsorgeuntersuchungen. Das bedeutet, dass dieser Screening-Test von den gesetzlichen Krankenversicherern übernommen wird.
Die Ergebnisse dieser Routineuntersuchung werden auch in den Mutterpass eingetragen.
Wann wird ein Zuckertest in der Schwangerschaft durchgeführt und wie ist der Ablauf?
Der Zuckerbelastungstest – auch bezeichnet als oraler Glukosetoleranztest (oGTT) – wird für die Diagnose eines Schwangerschaftsdiabetes eingesetzt.
Im Allgemeinen werden schwangere Frauen zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche auf eine Zuckerstoffwechselstörung getestet. Bei Risikoschwangeren sollte der Diabetes-Suchtest bereits im ersten Drittel der Schwangerschaft durchgeführt werden. Im Fall eines negativen Testergebnisses sollte der Glukosetoleranztest zwischen der 24. sowie der 28. SSW nochmals durchgeführt werden. Bei einem erneuten Negativbefund wird trotzdem noch ein dritter Testdurchgang empfohlen, nämlich zwischen der 32. und der 34. Schwangerschaftswoche.
Der orale Glukosetoleranztest (oGTT) setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, einem „Vortest“ (kleiner Zuckertest) sowie dem eigentlichen Diagnosetest (großer Zuckertest):
Kleiner Zuckertest
Dieser erste Blutzucker Vortest wird im Allgemeinen zwischen der 24. und der 28 Schwangerschaftswoche durchgeführt.
Im Rahmen dieses ersten Tests bekommst Du ein großes Glas mit einer Zuckerlösung (50 g Glukose) zu trinken. Vor dem Untersuchungstermin musst Du nicht nüchtern sein. Nach einer ca. 60-minütigen Wartezeit wird Dir ein wenig Blut abgenommen, um den Blutzuckerwert zu bestimmen. Anhand dieser Werte lässt sich dann ein möglicher Schwangerschaftsdiabetes feststellen.
Großer Zuckertest
Diesen zweiten Test gibt es optional, wenn der Vortest auf einen Schwangerschaftsdiabetes hindeutet.
Für diesen Untersuchungstermin solltest Du ein wenig mehr Zeit einplanen, denn er dauert zwischen zwei und drei Stunden. Acht Stunden vor dem großen Zuckertest solltest Du zudem nichts mehr essen, aus diesem Grund wird der Termin für den Diabetes-Diagnosetest in der Regel morgens eingeplant.
Beim großen Zuckertest bekommst Du 75 Gramm Glukose aufgelöst in 250 bis 300 ml Wasser zu trinken. Insgesamt wird drei Mal Blut abgenommen und der Blutzuckerwert überprüft:
- vor dem Test
- eine Stunde nach dem Test
- zwei Stunden nach dem Trinken der Glukoselösung.
Wenn einer der drei gemessenen Blutzucker Werte eine bestimmte Grenze überschreitet, steht der Gestationsdiabetes fest.
Wie kann ich mich auf den Glukosetoleranztest vorbereiten?
- Der kleine Zuckertest muss nicht im nüchternen Zustand durchgeführt werden, vor dem großen Zuckertest solltest Du jedoch acht Stunden vorher nichts mehr essen.
- Um die Blutzuckerwerte nicht unnötig in die Höhe zu treiben, wäre es zudem wichtig, am Vortag nichts mehr Zuckerhaltiges zu trinken.
- Beim Abendessen solltest Du zudem zu hochwertigen komplexen Kohlenhydraten greifen, denn diese werden vom Körper nur langsam verstoffwechselt und lassen auch den Blutzuckerspiegel nur moderat ansteigen. Solche langkettigen Kohlenhydrate stecken unter anderem in Vollkornprodukten oder Hülsenfrüchten.
- Verzichte somit am Vorabend auf Weizenprodukte, Fruchtsäfte oder gar Süßigkeiten. Auch Obst ist aufgrund des enthaltenen Fruchtzuckers tabu.
- Um korrekte Messwerte zu erreichen, sollte am Vorabend nach 22 Uhr nicht mehr gegessen werden.
Viele werdende Mamas glauben, dass die Zuckerwerte niedriger erscheinen, wenn am Vortag so wenig wie möglich gegessen wird. Das ist aber eine Fehlannahme und kann sogar das komplette Gegenteil bewirken: Wenn Du lange Zeit keine Nahrung mehr aufnimmst, setzt die Leber selbst Glukose frei und sorgt somit für höhere Zuckerwerte im Blut.
WerbungWas darf vor dem Zuckertest in der Schwangerschaft gegessen werden?
Der kleine Zuckertest muss nicht nüchtern durchgeführt werden. Hier darfst Du also im Vorfeld normal essen und trinken, jedoch nichts Süßes. Sprich gerne darüber auch nochmal mit Deiner Frauenärztin, Deinem Frauenarzt oder Deiner Hebamme.
Liegen die Werte des ersten Glukosetoleranztestes unter 7 mmol/l (Millimol pro Liter) bzw. 125 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) ist kein weiterer Glukosetoleranztest erforderlich. Die Werte sind also unauffällig.
Werden diese Werte jedoch überschritten, muss der große Zuckertest durchgeführt werden, vor dem Du auch nüchtern sein solltest.
Wie schnell liegt das Ergebnis zum Zuckerbelastungstest in der Schwangerschaft vor?
- Der erste „kleine“ Zuckerbelastungstest dauert im Schnitt etwas mehr als 60 Minuten. Nach der Einnahme der Zuckerlösung musst Du also ungefähr eine Stunde bis zur Blutentnahme warten.
- Für den großen oGTT-Test sollte etwas mehr Zeit eingeplant werden.
In einem ersten Schritt wird Blut abgenommen, um den nüchternen Blutzuckerwert zu bestimmen.
Anschließend wird die Zuckerlösung getrunken. Eine Stunde danach wird zum ersten Mal der Wert des Zuckers erneut durch eine Blutentnahme bestimmt. Eine weitere Stunde später erfolgt eine zweite Blutzuckerwertbestimmung.
Die exakten Blutzuckerwerte werden von einem medizinischen Labor innerhalb von ca. 5-7 Tagen bestimmt. Deine behandelnde Ärztin oder der Arzt meldet sich bei Dir, sobald die Ergebnisse über die Untersuchung Deines Blutes vorliegen, und bespricht die Werte bzw. die weitere Vorgehensweise mit Dir.
Blutzuckerwerte richtig deuten – Übersicht
Die Diagnose „Gestationsdiabetes“ (Schwangerschaftsdiabetes) steht fest, wenn einer oder mehrere Grenzwerte erreicht oder sogar überschritten wurden:
Nüchterner Zustand
- Normal 5,1 mmol/l bzw. 92 mg/dl
- Schwangerschaftsdiabetes-Verdacht 7,0 mmol/l bzw. 126 mg/dl
1 Stunde nach dem Glukosetoleranztest
- Normal 10,0 mmol/l bzw. 180 mg/dl
- Schwangerschaftsdiabetes-Verdacht 12,0 mmol/l bzw. 200 mg/dl
2 Stunden nach dem Glukosetoleranztest
- Normal 8,5 mmol/l bzw. 153 mg/dl
- Schwangerschaftsdiabetes-Verdacht 11,1 mmol/l bzw. 200 mg/dl
Diagnose Schwangerschaftsdiabetes! Und nun?
Sind die definierten Grenzwerte überschritten, liegt ein Gestationsdiabetes vor. Entscheidend ist in jedem Fall, diese Form der Zuckerkrankheit rechtzeitig zu erkennen und sie angemessen zu behandeln, da es ansonsten zu Komplikationen für die werdende Mama und auch für das Baby kommen kann. Sei aber bitte unbesorgt: Die meisten schwangeren Frauen müssen weder Medikamente einnehmen noch Insulin spritzen.
Es ist besonders wichtig, bestimmten Risikofaktoren schon im Vorfeld vorzubeugen, so beispielsweise auf ein gesundes Körpergewicht in der Schwangerschaft zu achten. Du kannst Deinen Blutzuckerspiegel auch selbst regelmäßig überprüfen: Mit modernen Selbstmessgeräten funktioniert das unkompliziert, schnell und schmerzfrei. Beachte aber in diesem Zusammenhang bitte, dass sich die Werte im Tagesverlauf verändern. Sprich am besten über die Blutzucker-Selbstkontrolle auch nochmal mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt.
Wer trägt die Kosten für den Zuckertest in der Schwangerschaft?
Der Glukosetoleranztest gehört zu den Routineuntersuchungen in der Schwangerschaft: Das bedeutet, dass die Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse vollständig übernommen werden. Im Mutter-Kind-Pass wird auch vermerkt, ob ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegt.
Fazit – Zuckertest in der Schwangerschaft als wichtige Routineuntersuchung
- Ein erhöhter Blutzuckerspiegel in der Schwangerschaft kann auf einen Gestationsdiabetes hindeuten.
- Eindeutige Symptome wie bei anderen Diabetikern lassen sich im Allgemeinen im Vorfeld nicht beobachten.
- Ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes kann gesundheitliche Folgen für das ungeborene Baby nach sich ziehen, wie etwa Geburtskomplikationen oder ein übermäßig schnelles Wachstum des Ungeborenen. Die betroffenen Kinder haben später selbst ein erhöhtes Risiko, Übergewicht zu entwickeln oder zu Diabetikern zu werden.
- Mithilfe eines Glukosetoleranztestes (oGTT) kann zwischen der 24 und der 28 SSW ein möglicher Gestationsdiabetes diagnostiziert werden.
- Ein Diabetes mellitus in der Schwangerschaft ist jedoch nicht gleichzusetzen mit einem chronischen Typ 1- oder Typ2-Diabetes. Die Werte normalisieren sich im Allgemeinen nach der Geburt wieder.
- Allerdings bleibt das Risiko des Babys, später selbst an einem Typ2-Diabetes mellitus zu erkranken, erhöht.
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