Was ist eine Plazenta?
Die Plazenta wird auch als Mutterkuchen bezeichnet. Es handelt sich dabei um ein Organ, welches sich nur während der Schwangerschaft entwickelt. Die Plazenta entsteht sich aus einem Teil der Keimblase, die aus der befruchteten Eizelle hervorgeht. An der Zellhaufen-Außenseite entstehen Zotten, also kleine verzweigte Auswüchse, die in das Gebärmutterschleimhautgewebe eindringen und sich so mit dem Uterus verbinden.
Während der Schwangerschaft erfüllt dieses scheibenförmige Organ sehr wichtige Aufgaben für Dein heranwachsendes Kind und wird nach der Geburt als Nachgeburt aus Deinem Körper wieder ausgestoßen.
Entstehung und Funktionen der Plazenta
- Das Plazentagewebe entsteht, wenn embryonales Gewebe in die Schleimhaut Deiner Gebärmutter einwächst, also wenn Du schwanger bist.
- Es ist von fetalen und mütterlichen Blutgefäßen durchzogen und in erster Linie für die Versorgung des ungeborenen Babys zuständig.
- Die Plazenta liegt an der Gebärmutterwand an und ist über die Nabelschnur direkt mit dem ungeborenen Baby verbunden.
- Dieses Organ überbringt dem Baby alle wichtigen Stoffe, die für die Gesundheit wichtig sind, so beispielsweise Sauerstoff, Nährstoffe oder wertvolle Antikörper.
- Gleichzeitig transportiert es Abfallprodukte (Exkretionsprodukte) und Schadstoffe ab, die im Rahmen des kindlichen Stoffwechsels entstehen.
- Die Plazenta wiegt in etwa 500-600 Gramm, ist rund zwei bis vier Zentimeter dick und hat einen durchschnittlichen Durchmesser von ca. 15-20 Zentimetern.
- Nach der Geburt des Babys hat die Plazenta ihre wichtigen Aufgaben erfüllt und wird vom Körper einfach wieder abgestoßen.
Dieses Stoffwechselorgan ist tatsächlich ein kleines Evolutionswunder: Die Plazenta entwickelt parallel zu den Anforderungen des heranwachsenden Babys alle aktuell benötigten Funktionen. Auf diese Weise ist zu jedem Zeitpunkt eine optimale Versorgung des Kindes sichergestellt.
Welche zentralen Aufgaben erfüllt die Plazenta?
Der Mutterkuchen erfüllt zwei wichtige Hauptaufgaben: Zum einen sorgt die Plazenta dafür, dass das Baby mit lebensnotwendigen Stoffen versorgt wird und zum anderen spielt sie eine entscheidende Rolle bei der Hormonproduktion und den Erhalt der Schwangerschaft.
Versorgung und Schutz des ungeborenen Kindes
- Über die Nabelschnur ist das Baby mit dem Mutterkuchen direkt verbunden. Die Nabelschnur ist also sozusagen die Versorgungsleitung, über die zentrale Nährstoffe, Abwehrstoffe und Sauerstoff zum Kind gelangen.
Auch Abfallprodukte wie etwa Kohlendioxid oder Harnstoffe, die der winzige Organismus des Babys noch nicht selbstständig abbauen kann, werden durch die Nabelschnur abgeleitet und an die Plazenta weitergegeben. Von dort werden sie an den mütterlichen Kreislauf weitergeleitet und schließlich aus dem Körper ausgeschieden.
- Durch eine hauchdünne Membran, die sogenannte Plazentaschranke wird das kindliche Blut vom mütterlichen Blut getrennt. Sie wirkt ähnlich wie ein Filter und hält jegliche Schadstoffe vom Baby fern. Durch die sogenannte Diffusion können jedoch wichtige Substanzen – wie zum Beispiel Sauerstoff, Glukose, Vitamine oder Eisen – über die Plazentaschranke zum Baby gelangen. Für wichtige Stoffe ist diese Schranke also durchlässig.
Auch wichtige Aminosäuren, Proteine oder Antikörper für den späteren Nestschutz nach der Geburt überwinden die Barriere über spezielle Mechanismen. Auf diese Weise kann ein kontrollierter Austausch zwischen dem mütterlichem und dem kindlichen Organismus stattfinden.
Erhalt der Schwangerschaft
- Der Mutterkuchen produziert auch verschiedene Proteine und Hormone wie etwa Gestagen, Progesteron, Östrogen sowie das Schwangerschaftshormon HCG. Vor allem das Progesteron und das HCG-Hormon verhindern, dass die Regelblutung erneut auftritt.
In der Plazenta wird auch das sogenannte „humane Plazenta-Laktogen“ – kurz HPS – produziert: Dieses Hormon ist ungefähr ab der 8. SSW im Körper der werdenden Mama nachweisbar und wichtig für die Vorbereitung der Brust auf die Muttermilchproduktion und das spätere Stillen des Babys.
Die wichtigsten Aufgaben der Plazenta: Kurz & knapp, auf den Punkt gebracht
- Versorgung des ungeborenen Babys mit wichtigen Nährstoffen, Wasser, Vitaminen und Sauerstoff
- Filterung von Schad- und Giftstoffen aus dem mütterlichen Blut durch die Plazentaschranke
- Hormonproduktion zum Erhalt der Schwangerschaft
- Entsorgung von Abfallprodukten wie Kohlendioxid aus dem Stoffwechsel des Kindes
- Aufnahme von Antikörpern aus dem Blutkreislauf der Mutter und Weiterleitung an das Baby.
Lage: Wo genau liegt die Plazenta im Uterus?
Je nachdem, wo sich im Uterus die befruchtete Eizelle einnistet, kann die Plazenta an unterschiedlichen Stellen anwachsen. In den meisten Fällen liegt sie im oberen Gebärmutterbereich, gegenüber dem Muttermund. Es gibt aber auch Situationen, da setzt sich der Mutterkuchen an der Seiten- oder Hinterwand fest. In einem solchen Fall ist von einer Hinterwandplazenta die Rede.
Setzt sich die Plazenta an der Vorderwand fest, sprechen Mediziner von einer Vorderwandplazenta.
Die Diagnose „Hinterwand- oder Vorderwandplazenta“ verunsichert zwar viele Frauen, die schwanger sind, doch es ist kein Anlass zur Sorge. Im Grunde geht es vor allem um eine besondere Lage des Mutterkuchens, der im Allgemeinen keine gesundheitlichen Auswirkungen auf das Baby hat.
Problematisch kann es hingegen werden, wenn der Mutterkuchen so tief sitzt, dass der Muttermund davon bedeckt wird. In einem solchen Fall ist von einer sogenannten Plazenta praevia die Rede, bei der im Allgemeinen auch keine natürliche Entbindung möglich ist. Verschiebt sich die Plazenta nicht noch im Schwangerschaftsverlauf, ist ein Kaiserschnitt notwendig.
Wie sieht die Plazenta aus?
Nach der Geburt, wenn der Körper den Mutterkuchen abgestoßen hat, kann man an der Plazentaseite eine dünne, durchsichtige Haut erkennen. Hierbei handelt es sich um die Gebärmutterschleimhaut, die anzeigt, dass die Plazenta an dieser Stelle mit dem Uterus verbunden war. Die dem ungeborenen Baby zugewandte Plazentaseite hat einen leichten silbernen Schimmer.
Der gesamte Mutterkuchen wird von zahlreichen Blutgefäßen durchzogen, die auf der Organoberfläche deutlich erkennbar sind.
Die Plazenta hat ein scheibenförmiges, leicht ovales Aussehen. Der Nabelschnuransatz befindet sich in den meisten Fällen genau in der Mitte des Stoffwechselorgans. Gegen Ende der Schwangerschaft erreicht der Mutterkuchen einen Durchmesser von ungefähr 15 – 20 Zentimetern, sowie eine Dicke von zwei bis vier Zentimetern. Im Schnitt wiegt der Mutterkuchen rund 500 Gramm.
Die Plazenta vom ersten bis zum letzten Augenblick der Schwangerschaft
Ab dem Beginn der Schwangerschaft entwickelt sich die Plazenta in Deinem Körper immer weiter und ist bereits nach wenigen Wochen voll funktionsfähig. Dein kleiner Bauchbewohner und der Mutterkuchen bildet nun bis zum Zeitpunkt der Geburt eine feste Einheit.
- Nach der Befruchtung der Eizelle durch die Samenzelle, bahnt sich diese den Weg in Richtung Gebärmutter.
- Auf dem Weg in den Uterus teilt sich die Eizelle mehrfach: Es entsteht die Keimblase, die sogenannte Blastozyste. Aus dieser entwickelt sich schließlich das Embryo und ebenso der Mutterkuchen.
- Nach einem Zeitraum von ungefähr 6 Tagen, nachdem die Eizelle befruchtet wurde, nistest sich die Blastozyste (Keimblase) in der Gebärmutterwand ein und der Mutterkuchen entwickelt sich.
- Nach der Entbindung des Babys wird die Plazenta vom Körper wieder abgestoßen. Eine Geburt gilt auch dann erst als abgeschlossen, wenn die Plazenta vollständig abgestoßen wurde. Diese letzte Geburtsphase wird als Nachgeburt bezeichnet. Durch die einsetzenden Nachgeburtswehen löst sich der Mutterkuchen von der Wand der Gebärmutter.
Plazentakomplikationen – was kann im Schwangerschaftsverlauf passieren?
Betrachtet man das breite Spektrum an wichtigen Funktionen, die die Plazenta erfüllt, so wird schnell klar, dass es ein einwandfrei funktionierendes Organ für einen guten Schwangerschaftsverlauf braucht. Treten Komplikationen auf, kann das negative gesundheitliche Auswirkungen haben – sowohl für das ungeborene Baby wie auch für die werdende Mama.
Vorzeitige Plazentaablösung
In diesem Fall kommt es zu einer teilweisen oder gar vollständigen Ablösung der Plazenta von der Wand der Gebärmutter, bevor das Baby das Licht der Welt erblickt. Durch die Abtrennung eines Teils des Mutterkuchengewebes entsteht am Uterus eine blutende Wunde. Löst sich die Plazenta ab, unterbindet das die lebensnotwendige Versorgung des Kindes immer mehr.
Ist mehr als die Hälfte des Plazentagewebes von der Uteruswand abgelöst, kann das Baby nicht überleben.
Zu einer Ablösung kann es zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft kommen, im ersten Drittel, aber auch in den Folgemonaten. Aus diesem Grund gilt: Bei diffusen und intensiven Bauchschmerzen, einem starken Ziehgefühl im Bauch oder bei Blutungen solltest Du unbedingt Deine Frauenärztin oder Deinen Frauenarzt aufsuchen. Du kannst selbstverständlich auch in die nächstgelegene Klinik gehen, denn in solchen Fällen sind weiterführende medizinische Untersuchungen unverzichtbar!
Plazenta praevia
Das ist eine Situation, bei der die Plazenta im unteren Gebärmutterteil liegt. Dabei deckt der Mutterkuchen den inneren Muttermund teilweise oder sogar vollständig ab. Infolgedessen ist der Geburtskanal blockiert, sodass das Baby nicht auf natürlichem Wege entbunden werden kann. Bleibt es bei dieser Auflage der Plazenta bis zum Zeitpunkt der Geburt, ist ein Kaiserschnitt (Sectio) erforderlich.
Plazentainsuffizienz
Kommt es zu dieser Komplikation, funktioniert der Mutterkuchen beziehungsweise ein Teil davon nicht ordnungsgemäß.
Das kann eine Unterversorgung des ungeborenen Babys mit sich bringen, die wiederum zu einer Fehlentwicklung führen kann.
Im Fall einer Plazentaerkrankung besteht die Gefahr, dass das Baby nicht mehr ausreichend mit lebenswichtigen Nährstoffen sowie mit Sauerstoff versorgt wird. Die medizinische Diagnose „Plazentainsuffizienz“ kann ab der 12. Schwangerschaftswoche gestellt werden.
Sonderfall – verkalkte Plazenta
Die Plazenta-Lebensdauer ist auf ca. 40 Schwangerschaftswochen ausgelegt. Der Alterungsprozess der Plazenta ist somit ein ganz natürlicher Vorgang. Im Schwangerschaftsverlauf entstehen Verkalkungen, die nur in seltenen Fällen gefährliche Folgen haben können.
Zum Ende der Schwangerschaft ist also jeder Mutterkuchen leicht verkalkt. Eine zu frühe Plazentaverkalkung kann hingegen auf eine mütterliche Grunderkrankung hindeuten.
Die Plazenta als faszinierendes Organ in der Schwangerschaft – erstaunliche Fakten
Der Mutterkuchen ist ein faszinierendes Multitalent, um das es neben verschiedenen Mythen auch einige belegte Fakten gibt:
- Der Mutterkuchen ist ein Organ mit bemerkenswerter Leistung!
Dieses Stoffwechselorgan wird um den errechneten Geburtszeitpunkt herum mit ungefähr 500 ml Blut minütlich durchblutet.
- Die Lebensdauer der Plazenta ist auf ca. 40 Wochen ausgelegt. Anschließend nimmt die Leistungsfähigkeit des Organs mehr und mehr ab. Das kann problematisch werden, wenn der errechnete Entbindungstermin deutlich überschritten wird.
- Eineiige Zwillinge entstehen, wenn sich innerhalb einer befruchteten Eizelle zwei Embryonen entwickeln, die jedoch unabhängig voneinander sind. Einige Zwillingspaare teilen sich eine Plazenta, während bei anderen Pärchen jeweils ein eigener Mutterkuchen heranwächst.
Handelt es sich hingegen um zweieiige Zwillinge, dann laufen im weiblichen Organismus sozusagen zwei Schwangerschaften parallel ab. Hierbei hat dann jedes der beiden Babys seinen eigenen Mutterkuchen.
- Es gibt noch die so genannte Lotusgeburt. Bei dieser wird die Nabelschnur nach der Geburt nicht vom Baby getrennt, sondern so lange gelassen, bis sich diese von alleine löst und abfällt. Das kann zwischen drei bis zehn Tagen dauern. Während dieser Zeit ist das Neugeborene weiterhin mit der Plazenta verbunden. Anhänger dieser Entbindungsmethode sehen darin eine langsame und sanfte Eingewöhnungszeit für den neugeborenen Säugling.
Der Mutterkuchen nach der Geburt
Eine Geburt endet mit der Phase der Nachgeburt, das heißt mit der Abstoßung der Plazenta.
Was passiert im Krankenhaus mit dem Mutterkuchen?
Als sogenannte Nachgeburt wird die Plazenta zusammen mit der kindlichen Nabelschnur sowie den Eihäuten von der Gebärmutter ausgestoßen. Damit das gelingen kann, setzen erneut Kontraktionen ein, die sogenannten Nachwehen. Diese sind zwar noch etwas schmerzhaft, jedoch lange nicht mehr so intensiv wie Geburtswehen. Wird das neugeborene Baby an die mütterliche Brust zum Saugen angelegt, verstärkt das die Nachwehen noch.
Nach der Plazentaabstoßung untersucht die Frauenärztin/der Frauenarzt beziehungsweise die Hebamme die Form, das Aussehen und auch das Gewicht des Mutterkuchens. Wurde die Plazenta vom Körper nicht vollständig ausgestoßen, ist von einer sogenannten „Placenta accreta“ die Rede. In einem solchen Fall müssen die in der Gebärmutter verbliebenen Reste operativ entfernt werden. Ansonsten kann es zu gefährlichen Infektionen und Blutzungen kommen.
Darüber hinaus wird die abgestoßene Plazenta auch noch auf Verkalkungen untersucht. Eine verkalkte Plazenta kann auf eine verminderte Organfunktion hinweisen und zeigt sich zum Beispiel besonders häufig bei Raucherinnen.
Nach den Untersuchungen wird die Plazenta im Klinikum entsorgt.
Brauchtum rund um den Mutterkuchen
Der Mutterkuchen ist das Eigentum der frischgebackenen Mutter und kann von ihr auch mit nach Hause genommen werden. Im europäischen Raum ist der Brauch sehr verbreitet, die Plazenta nach der Geburt zu vergraben und an dieser Stelle später einen Baum für das neugeborene Kind zu pflanzen.
Mit der Plazenta lassen sich auch Bilder gestalten: So wird der Mutterkuchen nach der Geburt genommen und auf ein weißes Blatt Papier angedrückt.
Plazentanosoden
Nosoden werden aus dem Mutterkuchen, der Nabelschnur oder der Muttermilch gewonnen und in einem Spezialverfahren zu Globuli weiterverarbeitet.
Fazit – das Wichtigste zur Plazenta im Überblick
- Die Plazenta ist nur für die Zeit der Schwangerschaft im Körper der werdenden Mutter angelegt.
- Der Mutterkuchen sorgt dafür, dass das Ungeborene mit wichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Sauerstoff versorgt wird.
- Die Plazentaschranke filtert Schadstoffe und krankmachende Keime.
- Substanzen wie Alkohol, Medikamente oder Nikotin wie auch einige Viren können die Plazentaschranke jedoch passieren.
- Durch Plazentakomplikationen kann ein Kaiserschnitt erforderlich sein.
- Nach der Entbindung stößt der weibliche Körper den Mutterkuchen ab.
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