Nagelprobleme in der Schwangerschaft
Ein gepflegtes Erscheinungsbild ist für viele Schwangere wichtig, um sich auch während der Babybauchzeit rundum wohlfühlen zu können. Zur eigenen Schönheitsroutine gehört dabei nicht nur eine angemessene Haar- und Hautpflege, sondern auch eine regelmäßige Maniküre. Viele Frauen finden Gelnägel in der Schwangerschaft nicht nur optisch ansprechend, sondern sehen das auch als ideale Gelegenheit, um tolle Nagellackfarben auszuprobieren und sich attraktiv zu fühlen.
- Für viele Schwangere ist das Tragen von Nagellack ein wichtiger Teil der eigenen Beautyroutine.
- Acrylnägel gelten zwar als widerstandsfähiger sein, doch die Nagel-Präparate sind oftmals mit intensiven Gerüchen verbunden.
- Bei Gelnägeln handelt es sich um eine dünnere und nahezu geruchsfreie Modellage, auf die auch Schwangere nicht verzichten müssen.
- Die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft bewirkt oft, dass die Finger weicher und spröder werden. Infolgedessen können die Fingernägel splittern oder gar einreißen.
- Durch eine gesunde, ausgewogene Ernährungsweise und eine adäquate Pflegeroutine können die Finger- und Fußnägel in der Babybauchzeit unterstützt werden.
- Deine Fingernägel kannst Du auch schützen, indem Du sie kurz schneidest und bei Hausarbeiten Handschuhe trägst.
- Wer unter stark rissigen und spröden Fingernägeln leidet, kann auf einen Nagelhärter oder eine Gelmodelage setzen: Das verleiht den Nägeln mehr Stabilität und Festigkeit.
Wichtig: Wenn Du einen Nagelhärter verwendest, sollte dieser immer komplett frei von Formaldehyd sein! Dieser Stoff gilt nämlich als krebserregend, nicht nur in der Schwangerschaft.
Mögliche Gefahren und Risiken im Nagelstudio – ein Überblick
Bestimmte Kosmetikprodukte und Schönheitsanwendungen können während der Schwangerschaft gefährliche Risiken für die Gesundheit des Babys bergen.
- Um solche Gefahren mit hundertprozentiger Sicherheit auszuschließen, sollten werdende Mütter auf bestimmte Beautybehandlungen mit chemischen Inhaltsstoffen verzichten.
- Naturkosmetik oder spezielle Schwangerschaftskosmetikprodukte enthalten weniger beziehungsweise gar keine gesundheitsbedenklichen Stoffe.
- Ob Gelnägel in der Schwangerschaft als komplett unbedenklich einzustufen sind, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Im Vergleich zu Acrylnägeln enthalten Gelnägel aber keine schädlichen Produktstäube, die eingeatmet werden könnten.
Inhaltsstoffe, UV-Licht & Feinstaub
Inhaltsstoffe: Aceton oder auch Polyamine sind nur zwei der bedenklichen Substanzen, die im Allgemeinen keine nennenswerten Auswirkungen auf einen gesunden Organismus haben. Die Entwicklung des ungeborenen Babys im Bauch kann aber negativ beeinflusst werden, insbesondere im ersten Schwangerschaftsdrittel.
Besonders gefährlich sind zwei Acrylate, die zur Nagelmodellage verwendet werden, nämlich Ethylmethacrylat oder Methylmethacrylat. Dieses reizende Material der Gelnägel kann nicht nur über den Fingernagel, sondern auch über die Atmung in den Körper gelangen. Bei einigen Systemen ist ein Gel aufzutragen, bei anderen sind es zwei oder drei unterschiedliche Gele.
Grundsätzlich ist es nicht sicher nachgewiesen, dass Inhaltsstoffe aus Nagellacken oder Gelen direkt in den mütterlichen oder kindlichen Organismus eindringen. Dennoch besteht ein mögliches Risiko, dass kleine Moleküle im Rahmen der Gel-Aushärtung (Polymerisation) in den mütterlichen Blutkreislauf geraten und sich an bestimmten Stellen – wie etwa der Plazenta – niederlassen können.
Feinstaub: Beim Zurechtfeilen der künstlichen Nägel kann es zur Entstehung von Feinstaub kommen. Während bei der manuellen Nagelbearbeitung eher grober Staub entsteht, sorgen schnell rotierende Maschinen für feinste Staubpartikel. Diese Luftverunreinigungen solltest Du als Schwangere nicht einatmen.
Tipp: Um Dich und Dein ungeborenes Baby zu schützen, solltest Du bei der Nagelmodellage am besten einen Mundschutz tragen!
Infektionsgefahr bei der Nagelmodellage:
Ein weiteres Problem bei der Modellage von Kunstnägeln ist eine grobe und unsaubere Arbeitsweise, denn diese kann die Entstehung von Infektionen begünstigen. Gelnägel werden mehrschichtig gefertigt: Die einzelnen Schichten werden dabei nach und nach auf die Nägel aufgetragen. Bevor es aber mit der Modellage losgehen kann, muss die Nageloberfläche vorbehandelt werden:
- Zum einen muss jedes Nagelhäutchen ringsum gründlich entfernt werden.
- Zum anderen müssen die Nägel mit einem säurehaltigen Mittel entfettet werden.
Diese Maßnahmen sind wichtig, damit später das Acrylat oder Gel gut haften kann und es nicht zu einer frühzeitigen Rissbildung beim Auswachsen des Nagels kommt. Wird aber vor allem beim Entfernen des Nagelhäutchens unsauber gearbeitet, kann das zur Eintrittspforte für schädliche Bakterien werden. Der Schutz der Hautbarriere ist unterbrochen und es können Infektionen im Körper entstehen.
Tipp: Solltest Du auch während der Schwangerschaft nicht auf eine Kunstnagelmodellage verzichten können oder wollen, solltest Du Dich nur an eine qualifizierte Nageldesignerin wenden. Es ist sehr wichtig, auf gründlichste Hygiene während der Modellage und auf eine optimale Pflege der Nägel im Anschluss zu achten.
UV-Licht
Nach dem Auftragen der einzelnen Gelschichten auf die Nägel kommt in den meisten Nagelstudios eine UV-Lampe zum Einsatz. Das ist wichtig, damit Shellac oder Gelnägel optimal aushärten können. Gerade bei künstlichen Fingernägeln gehen aber die Expertenmeinungen auseinander, insbesondere was die UV-A-lichtbedingten Risiken angeht. Je nachdem, wie stark die UV-Bestrahlung ist und wie lange sie andauert, kann sie möglicherweise ein krebserregendes Risiko bergen. Ob der Einsatz von UV-Lampen in Nagelstudios aber tatsächlich zu Hautkrebs oder in der Schwangerschaft zu Schäden des Ungeborenen führen kann, ist wissenschaftlich noch nicht erwiesen.
Tipp: Eine gute Alternative sind LED-Lampen. Frage bei Deiner Nageldesignerin im Vorfeld nach, ob sie UV-Licht oder LED-Licht verwendet und wie die Haut im Fall einer UV-Lichtbehandlung geschützt wird. Im Allgemeinen werden den Kundinnen spezielle Handschuhe angeboten sowie eine schützende Handcreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor.
Risiko für die Entstehung von Nagelpilz
Die dicke Gelschicht bewirkt zwar, dass die Nägel härter erscheinen, doch durch die schönen Gelnägel gelangt kein Sauerstoff mehr an die Hornschicht des Naturnagels. Die Folge sind dünne, brüchige und weiche Nägel. Durch die angeraute Nageloberfläche haben Bakterien, die Infektionen begünstigen können, ohnehin schon ein leichteres Spiel.
- Künstliche Fingernägel erhöhen somit das Risiko, dass sich bereits während der Nagelmodellage zwischen dem Naturnagel sowie dem Gel-Nagel Zwischenräume bilden können.
- In diesen Zwischenräumen können sich Hefe-, Faden- oder Schimmelpilze einnisten, denn diese lieben warme und sauerstoffarme Umgebungen.
- Auch Viren und Bakterien können sich hartnäckig halten, denn die Stellen unter den Gelnägeln sind äußerst schwierig zu reinigen.
(Das ist beispielsweise auch der Grund, weshalb Mitarbeiterinnen in Arztpraxen, Kliniken, Pflegeheimen und sonstigen Gesundheitseinrichtungen keine Kunstnägel tragen dürfen. Auch Naturnägel müssen kurz geschnitten sein).
- Aufgrund der UV-Aushärtung müssen Gelnägel abgeschliffen und gefräst werden. Ein herkömmlicher Nagellackentferner kann hier nichts bewirken. Beim Entfernen wird somit kein Aceton verwendet oder eingeatmet, doch für die Naturnägel ist dieser Vorgang dennoch äußerst schädlich. Es dauert ungefähr sechs Monate, bis sich die Nägel wieder vollständig erholt haben. Um Nagelpilzinfektionen während dieser Zeit zu verhindern, braucht es zudem eine reichhaltige Pflege.
Was sagt die Wissenschaft zu Gelnägeln in der Schwangerschaft?
Zur Nagelmodellage wenden professionelle Nagelstudios zwei verschiedene Verfahren an:
- Selbsthärtende Zweikomponenten-Systeme (Pulver-Flüssigkeits-System) und:
- Lichthärtende Gelsysteme.
Im Vergleich zu Pulver-Flüssigkeitssystemen haben lichthärtende Systeme eine bessere Hautverträglichkeit.
Zudem haben Wissenschaftler vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Forschungsstudien herausfinden können, dass in selbsthärtenden Zweikomponenten-Systemen die Substanz Methylmethacrylat steckt. Dieser Stoff kommt auch in der Zahnheilkunde sowie in der Medizin, zum Beispiel in der Orthopädie zum Einsatz. Die Substanz Methylmethacrylat ist bekannt für ihre stark sensibilisierende Wirkung, unter Umständen kann es auch zu Kontaktallergien kommen. Entstehen also beispielsweise am Nagel oder an der Hand Schäden, können diese über Jahre fortdauern. Erfolgt sogar eine Sensibilisierung gegen Methylmethacrylat, so könnten auch zahnmedizinische- oder orthopädische Eingriffe erschwert werden.
Auch die Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums „DKFZ“ haben sich mit diesem Thema näher auseinandergesetzt. Sie schreiben UV-A-Licht eine krebserregende Wirkung zu, allerdings ist diese abhängig von der Dauer sowie der Bestrahlungsintensität der UV-A-Lichtbehandlung.
So kam eine wissenschaftliche Studie zu folgendem Fazit:
- Bereits eine zehnminütige UV-Bestrahlung entspricht ungefähr der erlaubten Höchststrahlendosis eines ganzen Tages.
- Die wissenschaftlichen Forscher kamen zudem zum Schluss, dass abhängig von der verwendeten UV-Lampe bereits nach rund acht Nagelstudiobesuchen DNA-Schäden entstehen könnten.
- Problematisch kann auch eine ungleichmäßige Strahlenverteilung mit unterschiedlichen UV-A-Dosen an den verschiedenen Hautstellen sein.
- Je kürzer die UV-A-Bestrahlungszeit ist, desto geringer ist die Gefahr für Hautschäden.
Im Idealfall sollte auf modellierte Nägel verzichtet werden, nicht nur innerhalb der Schwangerschaft. Wer trotzdem Gelnägel tragen will, sollte sich gut auf den Nagelstudiobesuch vorbereiten:
So sollten beispielsweise die Hände mit einem Sonnenschutzmittel mit einem hohen Lichtschutzfaktor eingecremt werden.
- Auch fingerlose Handschuhe sind eine sehr sinnvolle Schutzmaßnahme, um gesundheitliche Schäden zu minimieren bzw. auszuschließen.
Gelnägel in der Schwangerschaft: So wird Dein Besuch im Nagelstudio sicher
Vorsichtsmaßnahmen
- Entscheide Dich für ein Nagelstudio mit fachkundigem Personal. Die Expert*innen sollten sich mit den unterschiedlichen Nagelmodellage-Verfahren auskennen und Dich auch kompetent beraten. Nur so kannst Du Dich für die Methode entscheiden, die für Dich in der Schwangerschaft am besten geeignet ist.
- Informiere die Nagelstudio-Mitarbeiter über Deine Schwangerschaft. So kann sich das Fachpersonal optimal mit allen Schutzmaßnahmen auf Deinen Besuch vorbereiten.
- Achte auf die Produkte, die für die Modellage Deiner Fingernägel verwendet werden.
- Regelmäßiges Lüften sorgt dafür, dass weniger schädlicher Feinstaub eingeatmet wird. Vor allem in der Schwangerschaft sind werdende Mütter nämlich geruchsempfindlicher als sonst.
- Trage während der Nagelmodellage einen Mund-Nasen-Schutz, um Dich effizient vor Feinstaub und Dämpfen zu schützen. Viele Nagelstudios verfügen auch über eine Staubabsaugungseinrichtung am Arbeitstisch.
- Achte unbedingt darauf, dass in Deinem Nagelstudio wichtige Hygienemaßnahmen eingehalten werden. So bist Du effizient vor Nagelpilz und sonstigen Infektionen geschützt.
Gelnägel, Acrylnägel oder Shellac? – Wo ist der Unterschied?
Gelnägel
- Hier werden die Nägel zunächst mit einer Feile aufgeraut, damit die einzelnen Gel-Schichten später besser haften können.
- Vor allem in der Schwangerschaft sind die Nägel oftmals dünner und auch brüchiger. Das Modellieren von Gelnägeln kann der ohnehin schon empfindlichen Nagelstruktur noch weiter zusetzen.
- Die Nagelstruktur kann geschädigt werden, was Bakterien eine Eintrittspforte bietet.
- Beim Modellieren von Gelnägeln werden mehrere Gelschichten auf die Naturnägel aufgetragen.
- Anschließend erfolgt eine Aushärtung der Nägel mithilfe einer UV-Lampe.
- Nach rund drei bis vier Wochen muss die Gelschicht abgeschliffen werden.
Acrylnägel
- Aus Flüssigkeit und Pulver wird ein Acrylat angerührt. Dieses wird schließlich auf die Nägel aufgetragen.
- Aus diesem Acrylat formen Nageldesigner*innen künstliche Nägel.
- Acrylnägel müssen nicht unter einer UV-Lampe aushärten, sondern trocknen selbstständig an der Luft.
- Der intensive Lackgeruch, der beim Modellieren entsteht, kann vor allem in der Schwangerschaft zu Übelkeitsbeschwerden führen. Besonders problematisch ist vor allem in der Babybauchzeit die Substanz Methylmethacrylat.
- Acrylnägel lassen sich nur mit Aceton lösen, das aber wiederum gesundheitsschädliches Potenzial hat.
Shellac
- Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus Nagellack und Gel.
- Die künstliche Shellac-Schicht ist recht dünn und auch für kurze Fingernägel geeignet.
- Auch Shellac muss mit UV-Licht ausgehärtet werden.
- Das Entfernen macht die Nägel noch brüchiger und empfindlicher. Das begünstigt noch mehr die Entstehung von Infektionen.
Gelnägel in der Schwangerschaft – Erfahrungen werdender Mütter
Grundsätzlich können sich werdende Mütter in der Schwangerschaft Gelnägel modellieren lassen. Aufgrund gewisser Faktoren wie etwa den schädlichen Dämpfen, dem Feinstaub sowie der UV-Belastung sollte jede Frau für sich überlegen, ob sie nicht während der Schwangerschaft darauf verzichten möchte.
Tipp: Eine Möglichkeit ist es, sich Gelnägel nur zu bestimmten Anlässen zu gönnen, denn auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift!
Aufgrund der körperinternen Umstellungsprozesse, die bei Schwangeren stattfinden, kann es zu einer verminderten Haftung der Gelnägel kommen. Während einige Schwangere schönere und stärkere Nägel haben, leiden andere unter spröden, rissigen und brüchigen Fingernägeln. So kann es dazu kommen, dass die künstlichen Nägel nur für kurze Zeit oder sogar überhaupt nicht haften. In einem solchen Fall kann es hilfreich sein, ein stärker haftendes Gel zu verwenden.
Gelnägel in der Schwangerschaft – das Wichtigste auf einen Blick
- Auch in der Schwangerschaft wollen sich Frauen in ihrem Körper rundum wohlfühlen. Für viele Frauen gehören Gelnägel einfach dazu.
- Gelnägel beinhalten kein schädliches Aceton, was vor allem in der Babybauchzeit vorteilhaft ist.
- Zum Entfernen der Gelnägel werden diese stark heruntergefeilt bzw. abgefräst. Dabei entsteht ein leicht einzuatmender Feinstaub, vor dem sich besonders schwangere Frauen schützen sollten. Trage daher während der Nagelbehandlung einen Mund-Nasen-Schutz.
- Acrylnägel können nur mit einem Aceton-Bad wieder von den Naturnägeln gelöst werden. Hinzu kommen die intensiven Dämpfe, die vor allem in der Frühschwangerschaft problematisch sein können, weil sie unter anderem zu Übelkeitsbeschwerden führen.
- Durch das Feilen und Bearbeiten der Nageloberfläche werden die Nägel immer poröser und brüchiger. Das bietet Keimen und bakteriellen Krankheitserregern ein leichtes Spiel. So kann es zu Infektionen kommen, was vor allem bei Schwangeren schädliche Folgen für das Ungeborene nach sich ziehen kann.
- Gelangen Giftstoffe und diverse Keime in die Blutbahn, kann das auch für das ungeborene Kind ein gesundheitliches Risiko bedeuten. Wer sicherstellen möchte, sollte daher auf Gelnägel in der Schwangerschaft verzichten oder sich beim Nagelstudiobesuch effektiv schützen.
Quellen:
Studie: *Bollard SM et al. (2018). Skin cancer risk and the use of UV nail lamps. Australas J Dermatol. 2018 Mar 28. doi: 10.1111/ajd.12806. [Epub ahead of print]
Schreibe einen Kommentar