Der lateinisch medizinische Begriff Placenta praevia bedeutet übersetzt „vorgelagerte Plazenta“. Konkret liegt hier der Mutterkuchen (Plazenta) vor dem inneren Muttermund. Diese Diagnose verunsichert werdende Mütter im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung sehr, denn im schlimmsten Fall kann diese Fehllage der Plazenta schwere Komplikationen nach sich ziehen. Zu diesen gehören beispielsweise eine vorzeitige Geburtseinleitung oder eine geplante Sectio (Kaiserschnitt).
Eine solche Fehlposition des Mutterkuchens ist dabei gar nicht so selten: Rund eine von 200 schwangeren Frauen sind davon betroffen.
Die Plazenta und ihre wichtige Bedeutung in der Schwangerschaft
Die Plazenta – der Mutterkuchen – ist ein scheibenförmiges Organ und während der Schwangerschaft grundlegend wichtig für einen funktionierenden Stoffwechsel zwischen Mama und Baby. Der Mutterkuchen (Plazenta) liegt normalerweise an der Gebärmutterwand an und wiegt rund 500 Gramm.
Über den Mutterkuchen wird das Ungeborene mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Gleichzeitig entsorgt die Plazenta alle Abfallprodukte, die der Kreislauf des Babys produziert. Vom Mutterkuchen führt die sogenannte Nabelvene über die Nabelschnur zum Kind. Vom ungeborenen Baby führen zwei Nabelarterien zurück zur Plazenta.
Die Plazenta sorgt aber nicht nur für einen Stoffaustausch zwischen Mama und Kind, sondern produziert auch wichtige Hormone für die Schwangerschaft, so beispielsweise Progesteron, Östrogen sowie das Schwangerschaftshormon hCG.
Was ist eigentlich eine „Placenta praevia“?
Bei einer Plazenta praevia handelt es sich um eine „falsche Position“ des Mutterkuchens in der Gebärmutter. Die Plazenta befindet sich nicht wie normalerweise im oberen oder seitlichen Bereich der Gebärmutter, sondern liegt unten im Uterus. Das heißt, die Plazenta verdeckt den Muttermund aus dem Inneren – entweder zum Teil oder vollständig. Wenn die Plazenta zwischen dem Gebärmutterhals (Zervix) und dem Baby liegt, ist der Geburtskanal jedoch blockiert. Infolgedessen muss das Baby über einen Kaiserschnitt entbunden werden.
Der exakte Sitz der Plazenta kann ganz unkompliziert per Ultraschall festgestellt werden. So ist es bereits zwischen der neunten und der zwölften SSW möglich, eine solche Fehllage des Mutterkuchens zu diagnostizieren.
Wie oft kommt die Diagnose „Placenta praevia“ im Durchschnitt vor?
Tatsächlich tritt eine Plazenta praevia recht selten auf: Eine von 200 werdenden Müttern sind im Schnitt davon betroffen. Eine solche Diagnose bedeutet aber nicht unbedingt, dass im weiteren Schwangerschaftsverlauf mit Komplikationen gerechnet werden muss. In den meisten Fällen verschiebt sich der Mutterkuchen mit dem Wachstum des Uterus von allein. Das ist vor allem bei Mehrlingsschwangerschaften der Fall. Einer wissenschaftlichen Studie zufolge lösten sich 85 % der kompletten Plazenta praevia Fälle (plazenta praevia totalis) und sogar 98 % der partiellen Fälle von allein.
Die 4 unterschiedlichen Erscheinungsformen der Placenta praevia
Je nachdem, wie die Plazenta im Uterus der werdenden Mama liegt, wird in der Medizin zwischen vier verschiedenen Arten unterschieden. Die Position der Plazenta ist nämlich von entscheidender Bedeutung für den bevorstehenden Geburtsverlauf. Je nach Lage, kann eine natürliche Geburt noch möglich oder ein Kaiserschnitt unumgänglich sein.
- Tiefliegende Plazenta
Hier befindet sich der Mutterkuchen im unteren Bereich des Uterus. Die Plazenta berührt den Muttermund nicht, sitzt aber wesentlich näher an ihm dran als üblich. In einem solchen Fall ist eine normale Geburt prinzipiell möglich.
- Placenta praevia marginalis
Bei dieser Art der Placenta praevia wird der Muttermund aus dem Inneren zwar von dem Mutterkuchen berührt, jedoch nicht komplett verdeckt. Zusammen mit der tiefsitzenden Plazenta macht diese Erscheinungsform rund die Hälfte aller Placenta praevia Fälle aus. Ob eine normale Geburt möglich ist, muss im Einzelfall von der behandelnden Ärztin oder dem Arzt geprüft werden.
- Placenta praevia partialis
Bei dieser Erscheinungsform wird der Muttermund zum Teil von der Plazenta verdeckt. Erfahrungsgemäß muss bei dieser Art der Placenta praevia das Baby per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden.
- Placenta praevia totalis
Hier wird der Muttermund komplett vom Mutterkuchen verdeckt. Die Plazenta liegt also unmittelbar vor der Muttermundöffnung. Eine Kaiserschnittentbindung ist bei einer Placenta praevia totalis in jedem Fall erforderlich.
Durch welche Symptome äußert sich eine Placenta praevia?
Folgende Anzeichen und Symptome können im Schwangerschaftsverlauf häufig auftreten und auf eine Placenta praevia hinweisen:
- schmerzfreie, vaginale Blutung: Für die meisten Blutungen ist im letzten Schwangerschaftsdrittel eine tiefliegende Plazenta verantwortlich. Bei vielen werdenden Müttern deuten schmerzfreie Blutungen jedoch bereits in der Frühschwangerschaft, vor der ersten Ultraschalluntersuchung auf eine Plazenta praevia hin. Vor allem hellrote Blutungen sind ein Hinweis auf frisches Blut aus naheliegendem Gewebe wie eben einer tiefliegenden Plazenta.
- Vorzeitige Wehen: Das gilt zwar nicht als ein sicherer Hinweis für eine Placenta praevia, dennoch sind sie bei vielen werdenden Mamas eine häufige Begleiterscheinung.
Wichtig: Lass bitte jede vaginale Blutung unbedingt ärztlich abklären! Ist die Blutung hellrot und so stark wie eine Periode solltest Du so schnell wie möglich in eine Klinik fahren. Wenn Blutungen auftreten, spielt es keine Rolle, wie weit die Schwangerschaft schon vorangeschritten ist. Auch wenn das wirklich sehr selten vorkommt, kann eine sogenannte Plazentaablösung drohen und diese ist ein echter medizinischer Notfall.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren für eine Placenta praevia?
Einige Faktoren erhöhen das Risiko für die Entstehungsgefahr einer Placenta praevia. Hierzu gehören unter anderem:
- höheres Lebensalter der schwangeren Frau
- Nikotinkonsum
- Außergewöhnliche Gebärmutterform (Uterus-Anomalie)
- häufigere Schwangerschaften in der Vergangenheit
- Mehrlingsschwangerschaften
- Drogenmissbrauch
- Narben im Gebärmuttergewebe, beispielsweise infolge von Kaiserschnittgeburten, Operationen oder Ausschabungen
- Künstliche Befruchtungen
- Häufigere vorherige Kaiserschnitte
Wie wird eine Placenta praevia behandelt?
Bedauerlicherweise gibt es noch keine Arzneimittel oder Behandlungsansätze für eine Placenta praevia. Im Allgemeinen muss der Schwangerschaftsverlauf nach einer solchen Diagnose engmaschig und gut kontrolliert werden. Es sind häufigere Ultraschalluntersuchungen notwendig, um genau zu prüfen, ob sich der Mutterkuchen noch von allein verschiebt.
- Leichte vaginale Blutungen können zunächst einmal mit einer körperlichen Ruhe und Schonung behandelt werden. In einem solchen Fall wird der werdenden Mama häufig ein Beschäftigungsverbot und Bettruhe verordnet.
- Im letzten Schwangerschaftstrimester – meistens bereits ab der 32. SSW – wird in der Regel noch engmaschiger überwacht, denn die Gefahr für starke spontane Blutungen steigt im Schwangerschaftsverlauf mehr und mehr an.
- Bei einer Placenta praevia totalis empfehlen Mediziner daher ab der 36. Schwangerschaftswoche eine geplante Sectio (Kaiserschnitt).
Sollte es durch eine Placenta praevia zu einer starken vaginalen Blutung kommen, muss die weitere Therapie genauestens mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt abgestimmt werden. In einem solchen Fall besteht eine große Gefahr für das ungeborene Baby, aber auch für die werdende Mutter. Das Risiko, das durch die vaginale Blutung entsteht, muss mit dem Risiko einer möglichen Frühgeburt abgewogen werden.
Ist die Schwangerschaft schon über die 36. Woche hinaus fortgeschritten, wird im Allgemeinen der Geburtsvorgang eingeleitet. In fast allen Fällen wird eine Sectio – also ein Kaiserschnitt – durchgeführt.
Kommt es zu sehr starken Blutungen und damit verbunden zu einem massiven Blutverlust, kann es sein, dass der schwangeren Frau eine Bluttransfusion gegeben werden muss.
Welche Vorsichtsmaßnahmen können bei Placenta praevia getroffen werden?
Wenn es bei einer vorliegenden Placenta praevia nicht zu Blutungen kommt, kann die Schwangerschaft im Allgemeinen komplikationslos verlaufen.
Es gibt aber auch einige Vorsichtsmaßnahmen, die Du selbst ergreifen kannst, wenn bei Dir eine Fehllage der Plazenta festgestellt wurde:
- Verfalle bitte nicht in Panik: Dein Baby wird über den Mutterkuchen weiterhin mit allen wichtigen Nährstoffen sowie mit Sauerstoff versorgt.
- Schone Dich körperlich.
- Verzichte auf Geschlechtsverkehr während der Schwangerschaft.
- Treibe nur wenig beziehungsweise sehr leichten Sport.
- Gönne Dir reichlich Entspannung und Ruhe.
- Sollte Dir Deine Ärztin oder Dein Arzt Beschäftigungsverbot oder gar Bettruhe verordnen, solltest Du diese unbedingt auch einhalten!
- Achte auf eine ausgewogene und gesunde Lebensweise.
Ist eine natürliche Geburt trotz einer Placenta praevia möglich?
Nein, das ist leider nicht immer möglich.
Verdeckt der Mutterkuchen den Muttermund – ganz oder zum größten Teil – dann ist der Geburtskanal dadurch blockiert. Wenn der Mutterkuchen die Zervix jedoch nur wenig verdeckt, gibt es noch eine Chance für eine vaginale natürliche Geburt. Das muss im Einzelfall immer ärztlich geprüft werden.
In den meisten Fällen gilt ein Kaiserschnitt aber als sicherste Lösung, sowohl für die Mutter wie auch für das Baby. In jedem Fall ist es sehr wichtig, die Lage des Mutterkuchens durch regelmäßige Untersuchungen zu überprüfen. Auf diese Weise können auch starke Blutungen vor oder während der Entbindung eingeplant und schneller behandelt werden.
In schweren Placenta-praevia-Fällen sollte zum frühestmöglichen Zeitpunkt ein Kaiserschnitt in Betracht gezogen werden.
Fazit – eine Placenta praevia erfordert eine sorgfältige Schwangerschaftskontrolle
- Placenta praevia ist ein medizinischer Begriff, der eine Fehlposition der Plazenta – also des Mutterkuchens – in der Gebärmutter bezeichnet.
- Mediziner differenzieren vier verschiedene Erscheinungsformen, abhängig von der Position der Plazenta.
- Wird der Muttermund von der Plazenta teilweise oder komplett verdeckt, ist ein Kaiserschnitt notwendig.
- Risikofaktoren wie ein höheres Lebensalter der werdenden Mutter, häufige Kaiserschnittgeburten, Mehrlingsschwangerschaften Gewebsvernarbungen der Gebärmutter, Rauchen oder Ausschabungen erhöhen die Entstehungsgefahr einer Placenta praevia.
- Ein charakteristisches Symptom sind schmerzlose vaginale Blutungen, die vor allem im letzten Schwangerschaftstrimester auftreten.
- Kommt es zu starken Blutungen, ist unbedingt Bettruhe und eine engmaschige Überwachung in der Klinik erforderlich.
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