Die medizinische Diagnose „Vorderwandplazenta“ verunsichert viele Schwangere zunächst. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen bloß um eine besondere Lage der Plazenta. Sie hat in der Regel keine gesundheitlichen Auswirkungen auf das Ungeborene.
Worauf Sie als werdende Mutter dennoch achten sollten und was sie alles über die Position des Mutterkuchens wissen müssen, erfahren Sie im Folgenden.
Was ist eine Vorderwandplazenta?
Der Mutterkuchen, oder die Plazenta, versorgt während der Schwangerschaft das Baby. Dafür wächst sie mit ihm mit. Am Ende erreicht sie einen Durchmesser von 15 bis 25 cm und ein Gewicht von etwa 500 g.
Dieses kurzlebige, aber wichtige Versorgungsorgan bildet sich dort, wo sich die befruchtete Zelle in der Gebärmutter einnistet. In den meisten Fällen ist das im oberen Bereich der Gebärmutter der Fall. Dort hat sie am meisten Platz.
Bei der Vorderwandplazenta befindet sie sich hingegen weiter vorne, hinter der Bauchwand der werdenden Mutter.
Festgestellt wird die Lage der Plazenta meistens bei der zweiten oder dritten Ultraschalluntersuchung. Diese finden zwischen der 19. und 22. sowie der 29. und 32. Schwangerschaftswoche statt. Während der Schwangerschaft kann sich die Lage der Plazenta noch verändern.
Was bedeutet eine Vorderwandplazenta für die Schwangerschaft?
Wird bei Ihnen eine Vorderwandplazenta festgestellt, müssen Sie sich erstmal keine Sorgen machen. Ihr Kind wird trotzdem gut versorgt. Dennoch können bei Ihnen einige Besonderheiten auftreten:
- Sie fühlen weniger Kindsbewegungen.
- Sie spüren Ihr Kind später als andere Schwangere.
- Bei Untersuchungen haben Ärzte und Hebammen möglicherweise Probleme, die Herztöne Ihres Kindes zu finden.
Diese Besonderheiten kommen zustande, da die Plazenta hinter Ihrer Bauchwand wie ein Puffer wirkt. Sie dämpft die Schläge Ihres Babys ab, sodass diese erst später zu spüren sind. Auch werdende Väter haben häufig Pech. Von außen sind Bewegungen noch schlechter spürbar, wenn sich die Plazenta hinter der Bauchwand befindet.
Das alles sind aber keine gesundheitlichen Risiken für Ihr Baby. Es wird in aller Regel normal versorgt. Komplikationen treten nur sehr selten auf. Viel mehr handelt es sich dabei um psychische Belastungen für Sie und Ihren Partner.
Die ersten Kindsbewegungen zu spüren, ist für alle werdenden Mütter ein magischer Moment. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft werden sie außerdem zu einem wichtigen Indikator, ob alles in Ordnung ist. Jede Schwangere wird beruhigter schlafen, wenn sie die Tritte des Babys nochmal spürt.
Da solche Momente bei einer Vorderwandplazenta seltener sind, machen sich die Mütter häufiger Sorgen. Meistens sind diese unbegründet. Bei allen Schwangeren gibt es ruhige Tage und viele spüren ihr Kind auch mal 24 Stunden gar nicht. Um beruhigt zu sein, können Sie in einem solchen Fall natürlich Ihren Gynäkologen oder Ihre Hebamme um einen Termin bitten. Hebammen können Sie zusätzlich mit Tipps versorgen, wie Sie eine Bindung zu ihrem Ungeborenen aufbauen. Frauen, die ihr Kind wenig spüren, fällt das oftmals schwerer.
Welche Rolle spielt die Position vom Mutterkuchen?
Der Mutterkuchen kann sich überall in der Gebärmutter einnisten. Wo genau er sich befindet, kann zur Geburt hin wichtig werden. Seine Postition wird daher per Ultraschall ermittelt und in Ihren Mutterpass eingetragen. Wenn Sie einen Kaiserschnitt bekommen, brauchen Ihre Ärzte diese Information. Bei einer Vorderwandplazenta müssen diese möglicherweise durch ihn hindurch operieren. Das klingt gefährlich, ist aber in den allermeisten Fällen kein Problem.
Liegt die Plazenta im oberen Bereich Ihrer Gebärmutter, hat das keine Konsequenzen. Diese Postition ist die häufigste. Neben der Vorderwandplazenta gibt es außerdem die Hinterwandplazenta. In diesem Fall fand die Einnistung auf der Rückseite Ihrer Gebärmutter statt und die Plazenta wächst daher nahe Ihrer Wirbelsäule. Das kann bei der erweiterten Pränataldiagnostik zu Problemen führen. Die Entnahme von Plazentagewebe gestaltet sich bei einer Hinterwandplazenta schwieriger.
Welche Komplikationen können bei einer Vorderwandplazenta auftreten?
Eine Vorderwandplazenta bedeutet nicht automatisch, dass Sie nicht spontan entbinden können. Auch andere Komplikationen bei der Geburt sind selten. Allerdings sollten sie besonders darauf achten, dass Ihr Bauch keinen Stößen ausgesetzt ist.
Bei einem Verkehrsunfall oder Sturz haben Frauen mit Vorderwandplazenta ein etwas höheres Risiko einer Plazentaablösung. Das gilt auch, wenn sie sich dabei ansonsten nicht verletzt haben.
Ihre inneren Organe wirken in diesen Fällen als zusätzlicher Puffer. Dennoch kann es leichter zu Verletzungen der Plazenta kommen, wenn sich diese auf der Vorderseite befindet.
Gehen Sie daher nach einem Sturz oder einem Verkehrsunfall auf jeden Fall zum Arzt oder ins Krankenhaus, auch wenn Sie keine sichtbaren Verletzungen haben.
Wann Kindsbewegungen bei Vorderwandplazenta?
Erstgebärende bemerken meistens um die 20. Schwangerschaftswoche die ersten Kindsbewegungen. Sie können das Flattern im Bauch zunächst nicht zuordnen und sind sich daher erst sicher, wenn ihr Baby kräftiger wird. Frauen, die bereits ein Kind haben, fällt es früher auf. Etwa ab der 18. SSW fühlen sie zarte Tritte und Schläge.
Bei einer Vorderwandplazenta kommt es darauf an, wo diese sich genau befindet. Tritt Ihr Kind dagegen, werden Sie diese Bewegungen vermutlich erst etwas später bemerken. Ab der 24. Schwangerschaftswoche sind die Tritte dann so kräftig, dass Sie sie auch durch die Plazenta hindurch fühlen können.
Es ist aber auch möglich, dass die Lage Ihrer Plazenta kaum oder gar keine Auswirkungen auf die ersten spürbaren Kindsbewegungen hat. Mehrere Faktoren spielen dabei, neben der Lage der Plazenta, eine Rolle:
- Die Zeitpunkte der Wachphasen des Kindes,
- das individuelle Empfinden und Hinhören der Mutter und
- ihr Gewicht während der Schwangerschaft.
Fallen die aktiven Phasen des Kindes häufig in stressige Tagesabschnitte der Mutter, bekommt sie davon weniger mit. Genauso ist es, wenn das Baby vor allem nachts aktiv ist.
Haben Sie wenig Zeit sich mit ihrem Baby zu beschäftigen, bemerkten Sie seine Bewegungen womöglich nicht. Allein die Diagnose und die damit verbundene Information, ihr Kind später und weniger zu spüren, kann dazu führen, dass Sie die ersten Bewegungen nicht wahrnehmen.
Bei stärkerem Übergewicht fällt es der werdenden Mutter auch ohne Vorderwandplazenta womöglich schwer, die ersten Tritte ihres Babys wahrzunehmen. Bauchfett dämpft diese und macht sie weniger spürbar.
Darüber hinaus gibt es ganz individuelle Unterschiedene bei den Babys. Manche sind sehr aktiv, während andere sich die gesamte Schwangerschaft über eher ruhig verhalten.
Was ist der Unterschied zwischen Vorderwandplazenta und Plazenta Praevia?
Eine Vorderwandplazenta ist nicht automatisch eine Plazenta Praevia. Bei letzterer handelt es sich tatsächlich um ein Risiko für Mutter und Baby.
Von ihr spricht man, wenn sich der Mutterkuchen vor dem Muttermund befindet. Dabei verdeckt er diesen teilweise oder sogar vollständig. Das macht eine natürliche Entbindung unmöglich. Das Risiko von lebensbedrohlichen Blutungen, weil er sich frühzeitig ablöst, ist zu groß. Zusätzlich müssen sich Frauen mit dieser Diagnose körperlich schonen. Auch von Geschlechtsverkehr raten viele Ärzte ab.
All das ist bei einer Vorderwandplazenta nicht zwingend der Fall. Die Plazenta Praevia kann sich gleichzeitig auch an der Vorderseite befinden, aber eine Vorderwandplazenta verdeckt nicht immer den Muttermund.
Auch eine Plazenta Praevia kann sich im Verlauf der Schwangerschaft noch verschieben und nach oben wandern. Betroffene Mütter werden von ihrem Arzt genau darüber aufgeklärt.
Ist ein Kaiserschnitt bei einer vorne liegenden Plazenta gefährlich oder sinnvoll?
Befindet sich die Plazenta an der Vorderseite der Gebärmutter, ist das allein kein Grund für einen Kaiserschnitt. Gleichzeitig wird dieser nicht gefährlicher. In den meisten Fällen sitzt der Mutterkuchen dennoch so weit oben, dass der Schnitt für die OP darunter angesetzt wird.
Liegt es sehr tief, muss möglicherweise hindurch operiert werden. In so einem Fall ist Eile geboten, da das Baby ab diesem Zeitpunkt nicht mehr optimal versorgt wird. Eine Sectio dauert jedoch insgesamt nur etwa 30 Minuten und die meiste Zeit davon nimmt ohnehin das Vernähen nach der eigentlichen Geburt ein. Komplikationen durch Unterversorgung beim Baby oder Blutverlust bei der Mutter sind also sehr gering.
Letztendlich ist die Entscheidung ob Sectio oder spontane Geburt vom individuellen Fall abhängig. Andere Faktoren wie vorangegangene Kaiserschnitte oder Vorerkrankungen spielen ebenfalls eine Rolle.
Ob bei Ihnen eine Sectio sinnvoll ist, besprechen Sie am besten mit ihrem Gynäkologen. Haben Sie sich bereits für ein Krankenhaus entschieden, können Sie auch an die Ärzte dort wenden.
Fazit: Diagnose Vorderwandplazenta – meistens eine komplikationslose Besonderheit
Ob sich die Plazenta auf der Ober-, Vor- oder Rückseite der Gebärmutter befindet, hat allein keine Aussagekraft über Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt. Eine Vorderwandplazenta ist selten, aber kein gesundheitliches Risiko für Mutter und Baby. Lediglich Kindsbewegungen spürt die werdende Mutter in diesem Fall möglicherweise erst später.
Auch eine natürliche Geburt schließt dieser besondere Fall nicht aus. Nur wenn die Plazenta den Muttermund verdeckt (Plazenta Praevia), muss ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.
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