Was versteht man eigentlich unter einer „Sturzgeburt“?
Mediziner verstehen unter dem Begriff „Sturzgeburt“ einen Geburtsvorgang, bei dem das Baby praktisch aus dem mütterlichen Geburtskanal „herausfällt“ und von der werdenden Mama nicht mehr festgehalten werden kann. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange die Wehentätigkeit zuvor angedauert hat.
Eine echte Sturzgeburt ist insgesamt aber ein recht seltenes Phänomen. Betroffen sind in erster Linie Frauen, die nicht zum ersten Mal Mama werden. Bei Erstgebärenden können eine kaum wahrnehmbare Wehentätigkeit oder fälschlicherweise als Eröffnungswehen interpretierte Gebärmutterkontraktionen zu einer Sturzgeburt führen. Die werdenden Mütter befinden sich dann plötzlich in der Austreibungsphase, in der die Presswehen einsetzen und auch das Baby bereits kommt.
Wie häufig kommt eine Sturzgeburt vor?
Schnelle Geburten sind im praktischen Geburtshilfealltag noch immer die Ausnahme. So gilt eine Sturzgeburt als recht unwahrscheinlich und selten: Ärztinnen und Ärzte gehen davon aus, dass ungefähr 17 % aller Entbindungen als Sturzgeburt bzw. überstürzte Geburt einzustufen sind.
In der Regel kommt ein solch „schneller Geburtsprozess“ vor allem bei Müttern vor, die in ihrem Leben schon ein oder mehrere Babys zur Welt gebracht haben, denn bei ihnen ist der Geburtskanal aufgrund der bisherigen Entbindungen schon etwas vorgedehnt. Auch bei Erstgebärenden ist eine Sturzgeburt jedoch nicht vollständig ausgeschlossen.
Worin unterscheidet sich eine „Sturzgeburt“ von einer „überstürzten Geburt“?
Umgangssprachlich wird der Begriff Sturzgeburt oftmals für eine Geburt verwendet, bei der das Neugeborene innerhalb kurzer Zeit auf die Welt kommt. Mediziner und Hebammen bezeichnen eine „echte“ Sturzgeburt allerdings als eine Geburt, bei der das Baby quasi aus dem Mutterleib herausstürzt und nicht mehr gehalten werden kann. Das Baby „fällt aus dem Geburtskanal der Mama heraus“ und landet unsanft – beispielsweise auf dem Fußboden oder sogar in der Toilette. Eine tatsächliche Sturzgeburt ist in der Praxis allerdings sehr selten.
Im Vergleich hierzu gibt es noch den Begriff der überstürzten Geburt. In diesem Fall schreitet der Geburtsvorgang sehr schnell voran und das Baby erblickt innerhalb von maximal drei Stunden das Licht der Welt.
Eine natürliche Geburt dauert bei einer Erstgebärenden im Durchschnitt 10 bis 12 Stunden. Bei Müttern, die bereits ein Kind zur Welt gebracht hat, dauert eine vaginale Geburt im Schnitt zwischen sechs und acht Stunden.
Nicht jede überstürzte Geburt ist automatisch eine Sturzgeburt, doch umgekehrt ist eine echte Sturzgeburt gleichzeitig eine überstürzte Geburt.
Ursachen & Risikofaktoren der Sturzgeburt
Es gibt ein paar Faktoren, die eine Sturzgeburt begünstigen können, so beispielsweise:
- Wenn das Neugeborene einen schmalen Kopfumfang und einen kleinen Körper hat.
- Wenn die werdende Mama unter sehr starken Geburtswehen leidet.
- Kurz aufeinanderfolgende Schwangerschaften: Der weibliche Körper hat hier nicht genügend Zeit sich wieder vollständig zurückzubilden.
- Bei schwangeren Frauen, die zum ersten Mal in ihrem Leben ein Baby erwarten, ihre Schwangerschaft jedoch verdrängen oder sogar verheimlichen. Sie haben ein erhöhtes Risiko für eine Sturzgeburt.
- Ein weiterer bedeutender Risikofaktor lässt sich bei Frauen finden, die bereits mehrfach Mutter geworden sind: Bei ihnen ist der Geburtskanal bereits vorgedehnt, also entsprechend geweitet und mit geringem muskulärem Widerstand.
- Auch eine schnell und weite Muttermundöffnung können eine Sturzgeburt begünstigen.
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Ist es möglich, eine Sturzgeburt bzw. eine überstürzte Geburt im Vorfeld zu erkennen?
Grundsätzlich gibt es in den Monaten der Schwangerschaft keine direkten Anzeichen, die auf eine bevorstehende Sturzgeburt bzw. eine überstürzte Geburt hindeuten könnten.
Selbst dann, wenn der Muttermund sich frühzeitig öffnet oder eine Verkürzung des Gebärmutterhalses vorliegt, sind das noch keine Anzeichen einer drohenden Sturzgeburt oder überstürzten Geburt.
Wie ist im Fall einer Sturzgeburt konkret zu tun?
Für werdende Mütter, die ihr erstes Kind erwarten ist es oftmals schwer abzuschätzen, wann die Geburt wirklich losgeht. Es empfiehlt sich daher, rechtzeitig vorbereitet zu sein und beispielsweise auch schon die Kliniktasche parat zu haben, für den Fall, dass es losgeht.
Für wohl jede werdende Mama ist die Vorstellung beängstigend, ohne Hilfe das Baby zur Welt zu bringen. Die Natur hat hierfür aber bereits vorgesorgt und in jede Frau diesen ganz natürlichen Instinkt hineingelegt, wie eine Geburt ablaufen soll.
Der Körper einer schwangeren Frau ist also in der Lage, im Notfall das Baby alleine auf die Welt zu bringen. Für viele werdende Mamas ist das eine beruhigende Vorstellung, die ihnen hilft, sich nochmals bewusst zu machen, wie stark sie als Frau sind und was ihr Körper tatsächlich alles leisten kann.
Falls es zu einer Sturzgeburt kommt, gibt es ein paar Tipps, auf die Du achten solltest. Versuche in jedem Fall die Ruhe zu bewahren, selbst dann, wenn es dein kleiner Schatz sehr eilig hat.
Zunächst einmal ist es wichtig, dass alle wichtigen Telefonnummern entweder in Deinem Handy gespeichert sind oder sie in schriftlicher Form, zum Beispiel in der Handtasche oder im Geldbeutel mitgeführt werden.
Kleiner Leitfaden für werdende Mamas zur “überstürzten Geburt”
Falls Du unterwegs bist oder spürst, dass Du es nicht mehr rechtzeitig in ein Krankenhaus oder Geburtshaus schaffen wirst, können die nachfolgenden Tipps für Dich sehr hilfreich sein:
- Zunächst einmal ist es wichtig, den Rettungsdienst oder einen Notarzt zu rufen (Telefonnummer 112).
- Rufe danach Deine Hebamme an, die Dich während Deiner Schwangerschaft begleitet. Vielleicht kann sie doch noch rechtzeitig zur Geburt kommen oder Dir auch via Telefon konkrete Tipps und Hilfestellung geben.
- Rufe Deinen Partner an, denn in einer solchen Situation ist es beruhigend und wertvoll, eine Bezugsperson bei sich zu haben oder zu wissen, dass diese schon bald in Deiner Nähe sein wird und Dich mental bei der Geburt unterstützen kann.
- Vertraue auf die Kraft Deines Körpers, denn er weiß von Natur aus wie eine Geburt ablaufen muss.
- Atme während der gesamten Zeit ruhig. Versuche Dich an den Geburtsvorbereitungskurs zu erinnern und an die Atemtechniken, die Du dort gelernt hast.
- Bitte möglichst nicht pressen, bis der alarmierte Rettungsdienst oder die Hebamme nicht bei Dir vor Ort sind. Durch das aktive Pressen kann das Baby noch schneller auf die Welt kommen. Falls Du jedoch einen sehr starken Pressdrang verspürst, kannst Du diesem natürlich nachgeben.
- Falls Du pressen musst, dann versuche, Dich in eine kniende Position zu bringen. Lege eine Decke, Jacke oder ein Handtuch unter Dich.
- Versuche in jedem Fall, Dein Baby mit den Armen aufzufangen und es nicht fallen zu lassen, damit es sich auf keinen Fall verletzt.
Welche Komplikationen können bei einer überstürzten Geburt auftreten?
Sehr rasche Geburten sind normalerweise kein Notfall. Es kann aber natürlich trotzdem passieren, dass eine solche Geburt an Mutter und Kind nicht spurlos vorübergeht.
- Bei einer Sturzgeburt treten oftmals starke Geburtsschmerzen auf.
- Durch den schnellen Geburtsvorgang können zudem Verletzungen im Geburtskanal, am Damm, am Beckenboden oder auch Nachblutungen auftreten.
- Manchmal gibt es Frauen, die einsetzende Wehen mit dem Stuhlgang verwechseln. Das ist besonders häufig dann der Fall, wenn die werdenden Mütter die Schwangerschaft nicht wahrnehmen oder verdrängen. In diesen Fällen kann das Druckgefühl auf den Darm so stark sein, dass das Baby auf der Toilette geboren wird. Eine solche Entbindung wird als Toilettengeburt bezeichnet.
- Nicht nur für die werdende Mama, sondern auch für das Neugeborene können Komplikationen auftreten. So kann es beispielsweise passieren, dass sich das Baby beim Sturz auf den Boden oder in die Toilette Verletzungen zuzieht.
- Die Nabelschnur kann bei einer solchen Geburt abreißen.
- Das Baby kann durch die schnelle Geburt unter einem Sauerstoffmangel (Hypoxie) leiden und im schlimmsten Fall kann es sogar zu Hirnblutungen kommen.
Seelische Folgen nach einer überstürzten Geburt oder Sturzgeburt
Gerade für werdende Mamas ist es besonders wichtig, jeden Augenblick der Schwangerschaft zu genießen und sich auf die Ankunft ihres kleinen Schatzes vorzubereiten. Für die Frauen ist diese Zeit besonders wertvoll, in der sie sich schrittweise auf ihre baldige Mutterrolle vorbereiten können. Bei einer überstürzten Geburt oder einer Sturzgeburt fehlt die Möglichkeit zu dieser Vorbereitung. Die werdenden Mütter werden von den Wehen überrascht und der Geburtsvorgang schreitet so schnell voran, dass sie sich gar nicht mental auf die Entbindung vorbereiten können. Viele Frauen erleben eine solche Geburtserfahrung im Nachgang als ein Trauma.
So eine schnelle Geburt kann zusätzlich noch zu Stress und Ängsten bei der frischgebackenen Mama führen.
Was tun mit dem Baby nach einer Sturzgeburt?
Wenn Dein kleiner Schatz erst einmal da ist, überwiegt ganz klar die Freude. Für das Baby sind es die ersten Augenblicke in dieser neuen aufregenden Welt. Versuche, die nachfolgenden Tipps zu beherzigen, um Deinem Baby den Start ins Leben so angenehm wie möglich zu gestalten:
- Wickle das Baby warm ein. Du kannst es danach auch auf Deinen Bauch legen, dann kann es gleich Deine mütterliche Nähe und Wärme spüren. Falls Dein Baby trinken möchte, lege es ruhig an Deine Brust an.
- Falls Dein Baby gleich zu schreien beginnt, so ist das ein gutes Zeichen. Wenn Du merkst, dass die Atmung noch etwas schwerfällig funktioniert, kannst Du dem Baby sanft den Rücken massieren.
- Die Nabelschnur kann erst einmal unberührt bleiben. Die Hebamme oder der Arzt werden diese dann durchtrennen und Dein neugeborenes Baby auch gleich medizinisch untersuchen.
- Falls bereits die Nachgeburt beginnt, bleib ganz ruhig. Lass die Plazenta einfach in Ruhe liegen und widme Dich Deinem Baby. Der Arzt oder die Hebamme kümmern sich um die Nachgeburt.
- Denke daran, was Du gerade zusammen mit Deinem Baby geschafft hast und sei stolz auf euch!
Alles Wichtige zur “Sturzgeburt” auf einen Blick
- Die Dauer einer überstürzten Geburt beträgt maximal zwei Stunden.
- Eine Sturzgeburt bedeutet, dass das Kind im Geburtsverlauf aus dem Körper der werdenden Mutter „stürzt“ und dabei nicht gehalten werden kann.
- Die Risikofaktoren für überstürzte Geburten oder Sturzgeburten steigen, je höher die Zahl der Schwangerschaften ist.
- Bei Erstgebärenden kommt es dann häufiger zu Sturzgeburten oder überstürzten Geburten, wenn sie ihre Schwangerschaft verdrängen oder ignorieren.
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