Zwei Mädchen, ein Alter und dennoch: zwei komplett verschiedene Welten. Denn während das eine Mädchen liebend gerne weiter Kind ist und in ihrem Kinderzimmer noch oft genug die Puppenmutter gibt, fängt das andere Mädchen bereits damit an, sich sehr viel weiblicher zu stylen und vor allem zu schminken. Nicht nur, um das Beste aus sich herauszuholen, sondern oft genug auch, um älter zu wirken und ihre beginnende Fraulichkeit eindrucksvoll zu unterstreichen oder herauszuarbeiten. Warum also kommen einige Mädchen schon sehr früh in die Pubertät, andere hingegen im Vergleich dazu sehr viel später, obwohl sie ein- und dasselbe Alter haben? Sind es wirklich nur die Gene?
Die Antwort lautet eindeutig “Nein, die Gene allein sind es nicht!“ Denn die beiden Wissenschaftler Bruce J. Ellis von University of Arizona in Texas und Marilyn J. Essex von der University of Wisconsin in Madison haben mit ihren Teams die Entwicklung von insgesamt über 200 Kindern innerhalb ihrer Familien über Jahre begleitet. Dabei zeigte die Langzeituntersuchung, dass Mädchen umso schneller in die Pubertät kommen, je instabiler das Elternhaus ist.
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Zu dieser Instabilität tragen beispielsweise die nachfolgenden Faktoren bei: mangelnder Rückhalt, mangelnde Unterstützung, mangelnde Fürsorge, mangelnde Kommunikation, geringe Bildung der Eltern, häufige Konflikte der Eltern untereinander, Depressionen bei einem der beiden Elternteile, schlechte finanzielle Gesamtsituation der Familie etc. Eben genau die Faktoren, die einzeln, vor allem aber, wenn mehrere von ihnen parallel aufeinander treffen, es einem Kind so unendlich schwer machen können, seine Kindheit unbeschwert genießen zu dürfen.
Genau hierin sehen die Forscher auch den Grund für die früher einsetzenden sexuellen Reifungsprozesse, die sich nicht nur im Verhalten der beobachteten Mädchen zeigten, sondern vor allem auch in der Entwicklung ihrer sekundären Geschlechtsmerkmale und dem Einsetzen der ersten Regelblutung.
Bruce J. Ellis und Marilyn J. Essex erklären diese beschleunigten Entwicklungsvorgänge dementsprechend aus evolutionsbiologischer Sicht. Demnach sind sie darauf zurückzuführen, dass die betroffenen Mädchen unbewusst dem Elternhaus entfliehen möchten und dadurch wesentlich schneller erwachsen werden müssen als andere Mädchen, deren Elternhaus als stabil und harmonisch beschrieben werden kann.
Denn, auch dieses zeigte die Langzeituntersuchung: Mädchen, die von ihren Eltern von Geburt an und vor allem in ihrer gesamten Entwicklung bis zum 11. Lebensjahr konsequent genügend Zuwendung, Unterstützung und Rückhalt erhalten hatten, ließen sich mit dem Eintritt in die Pubertät weitaus mehr Zeit.
Fazit: In einem harmonischen Zuhause fühlen sich Kinder nicht nur geliebt und geborgen, sondern sind auch liebend gerne Kind – und gerne auch ein wenig länger. Denn wie heißt es nach einer altbekannten Weisheit: „Die Kindheit ist die schönste Zeit des Lebens.“ Schön, wenn Kinder sie unbeschwert genießen und erleben dürfen!
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