Letztes Update: 25.03.2019
Zumeist vergöttern Oma und Opa ihre Enkel. Großeltern – Sie wissen schon, dass sind die Personen, die Ihre Kinder über die Maßen und entgegen aller aufgestellten Regeln verwöhnen. Die Menschen, die nie aus der Ruhe zu bringen und für jeden Spaß zu haben sind, die geduldig auch zum 4 x noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen und immer zur richtigen Zeit einspringen können.
Nämlich genau dann, wenn der Spagat zwischen Beruf, Haushalt, Kindergarten, Training, Musikunterricht und/oder Schule mal wieder nicht zu schaffen ist. Ach ja, und es sind zumeist Großmütter oder Großväter, die Ihnen oft genug sagen, dass Sie nicht alles so eng sehen sollen.
Großeltern – wenn es sie nicht gäbe, man müsste sie erfinden. Denn sobald sie nicht länger selbst für die Erziehung verantwortlich sind, scheinen sie sich um 180° zu drehen. Kurz: Ihren Enkelkindern gegenüber werden sie butterweich.
Wie oft wohl haben wir uns damals solche Eltern gewünscht. Eltern, die immer wieder Fünfe gerade sein lassen und die keine Grenzüberschreitung zu eng sehen. Eltern die mit einem Augenzwinkern antworten, wenn wir wieder etwas ausgeheckt haben und die uns trotzdem mit Liebe, Verständnis, nostalgischen Geschichten und manchmal auch Geschenken überhäufen.
Ganz gleich, ob wir sie verdient haben oder nicht. Nun gut, unsere Kindheit war vielleicht nicht ganz so butterweich, aber dafür haben unsere eigenen Kinder nun oft genug “die besten Großeltern der Welt“.
Der gesellschaftliche Wandel
Das Drei-Generationenhaus, in dem Großeltern, Eltern und Enkelkinder zusammen unter einem Dach wohnen, miteinander leben und voneinander lernen, gibt es heute kaum noch. Vielmehr wohnen die Großeltern oftmals noch nicht einmal mehr in derselben Stadt wie ihre Enkel und sehen sie damit vergleichsweise selten. Wenn überhaupt.
Denn viele Beziehungen werden beendet, das Enkelkind wächst bei seiner leiblichen Mutter auf, dem Vater bleiben die Besuchzeiten. Und welche Zeiten bleiben dann den Großeltern väterlicherseits beispielsweise? So traurig es ist: Manchmal nur ein viel zu kurzer Besuch vom heiß geliebten Enkelkind an einem der Weihnachtstage.
Darunter leiden allerdings alle – sowohl die Großeltern als auch die Enkelkinder. Denn: Großeltern sind wichtig!
Die Oma-Opa-Enkelkind-Beziehung
Die eigenen Großeltern sind für Kinder wichtige Bezugspersonen. Nicht nur, weil sie hin und wieder verraten, dass Mama oder Papa als Kind auch nicht immer ein Engel war, sondern vor allem, weil sie ihre Erziehungsarbeit schon geleistet haben. Das führt dazu, dass sie mit den Kindern ihrer eigenen Kinder deshalb ganz entspannt umgehen können. Aus diesem Grund sind die meisten Großeltern beispielsweise auch die Geduld in Person, mit einem unerschöpflichen Vorrat an Zeit und Müßiggang. So scheint es zumindest.
Sie kennen die spannendsten Geschichten und die besten Ablenkungsmanöver, wenn es darum geht, den Eltern ein wenig Arbeit abzunehmen und mit den Enkeln etwas Schönes zu unternehmen. Davon können eigentlich alle nur profitieren. Die Eltern werden entlastet, die Großeltern bleiben jung und fühlen sich weiterhin gebraucht.
Und die Enkelkinder haben neben Mama und Papa ganz besondere und wichtige Bezugspersonen in ihrem Leben, mit denen sie nicht nur Spaß haben, sondern an die sie sich auch jederzeit wenden können, ganz gleich, was ihnen auf dem Herzen liegt. Glück für Eltern und Kinder, wenn die liebenswürdige ältere Dame aus dem Erdgeschoss als Ersatzoma fungiert. Aber auch dieses Glück hat leider nicht jeder.
Omas und Opas zum Leihen
Denn es gibt auch Kinder, die entweder überhaupt keine Großeltern mehr oder aber nur wenig Kontakt mit ihnen haben. Ebenso wie es ältere Damen und Herren gibt, denen das Glück, Großeltern zu werden, versagt blieb. Oder auch Großeltern deren eigene Enkel wirklich so weit entfernt wohnen, dass ein regelmäßiger und intensiver Kontakt Wunschdenken bleibt.
Wieso also nicht Leih-Oma oder Leih-Opa werden beziehungsweise im umgekehrten Fall, sich für das eigene Kind die Wunsch-Großeltern aussuchen? Denn im Zeitalter der organisierten Tauschbörsen und Nachbarschaftshilfen gibt es natürlich auch die Oma oder den Opa “zum Mieten“.
Natürlich möchte kein Mensch “vermietet“ werden, deshalb existieren verschiedene Modelle und Begrifflichkeiten, angefangen beim “Großelterndienst“ über die “Oma-/ Opa-Börse“ bis hin zu “Wunsch-Oma“. Die meisten dieser ehrenamtlichen Vermittlungen gibt es derzeit in den neuen Bundesländern, doch auch die anderen Teile der Republik ziehen nach.
So leiht man sich eine Oma oder einen Opa
Je nach ehrenamtlicher Vermittlung variieren die Voraussetzungen, die Leih-Omas und Leih-Opas erfüllen müssen. Zumeist jedoch handelt es ich um die Generation der 55- bis 65-Jährigen, bei einigen Vermittlungsstellen sogar um ältere Damen und Herren bis 69 Jahre.
Senioren also, die sich bereits im Ruhestand befinden, oftmals auch ältere Seniorenpaare, die entweder keine eigenen Enkelkinder haben, oder aber deren Enkel zu weit entfernt wohnen. Sie sehnen sich danach, noch einmal gebraucht zu werden, helfen zu können und – im besten Fall – wieder familiären Anschluss zu finden.
Denn, was allen Vermittlungsdiensten gemeinsam ist: Leih-Omas und Leih-Opas sind keine Kinderbetreuung, wie beispielsweise eine Tagesmutter. Vielmehr geht es um das fehlende Stück Familienglück, das sich im besten Fall für alle Beteiligten wieder finden lassen soll. Aus diesem Grund werden die Leih-, Wunsch- oder Patengroßeltern auch nur für ca. sechs Stunden in der Woche vermittelt. Sie dienen also weder als Babysitter noch als Tagesmutter, sondern als familiäres Bindeglied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Kosten für Leih-Großeltern
Da die meisten Leih-Großeltern ehrenamtlich arbeiten, weil sie sich einfach engagieren möchten und dabei gleichzeitig selbst profitieren, sind die Kosten entsprechend niedrig. So gibt es Vermittlungen, bei denen für Leih-, Wunsch- oder Patenomas wirklich keinerlei Kosten anfallen. Andere arbeiten mit einer Aufwandsentschädigung oder Fahrtkostenerstattung, die von den Eltern des Kindes zu tragen sind. Und schließlich gibt es auch die Vermittlungen, die von vornherein einen Stundenlohn für den Großelterndienst vereinbaren. Meistens beträgt dieser jedoch maximal zwischen 5,00 und 7,00 Euro pro Stunde.
Qualifikationen der Wunschoma / des Wunschopas
Inwieweit die potenziellen Paten-Großeltern noch einmal pädagogisch geschult werden variiert ebenfalls von Vermittlungsservice zu Vermittlungsservice. Genauso wie ob sie ein ärztliches Gesundheitszeugnis abgeben müssen, das nachweist, wie fit sie wirklich sind, oder ob eventuell sogar ein Leumundszeugnis vonnöten ist. Auch die Länge der Kennenlernphase wird variabel gestaltet (womit in diesem Fall nichts Anderes als eine Art gemeinsame Probezeit gemeint ist).
Wer neugierig geworden ist, findet im Internet unter den bereits genannten Begrifflichkeiten wie “Großelterndienst“, “Oma-/ Opa-Börse“, “Wunsch-Oma“ oder “Omas zum Mieten“/ “Omas zum Leihen“ mit Sicherheit auch in seiner Nähe das passende Angebot. Damit schon bald auch Ihr Kind eine “richtige“ Großeltern hat – fast genauso wie die anderen Kinder auch!
Foto © Yakobchuk Olena Adobe Stock
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