Können wir Kinder zur Selbständigkeit erziehen?
Laut einer Umfrage glauben über 60 % der Eltern, dass man Kinder nicht zur Selbständigkeit erziehen müsse, sie würden schon von alleine selbständig. Das ist sicher richtig. Sie werden von alleine selbständig! Wenn man sie lässt!
Lass mich machen… Freiraum geben
Das fängt damit an, dass man das Kind auch mal ganz in Ruhe lässt, wenn es etwas scheinbar „unnützes“ tut, einfach nur vor sich hin träumt, einen Käfer beobachtet oder fasziniert die Staubkörnchen im Sonnenlicht betrachtet. Das Kind will nicht ständig animiert und „bespielt“ werden. Was Eltern aktiv tun können ist, eine anregende Umgebung für ihr Kind zu schaffen, damit es von alleine tätig werden kann. Dazu gehört altersgemäßes, geordnetes (Spiel-)Material im Kinderzimmer. Eher weniger als mehr.
Alles sollte seinen festen Platz haben, an dem das Kind es immer wieder findet. Das Kind muss ausreichend Gelegenheit haben sich zu bewegen! So kann es am Besten lernen, selbst zu entscheiden, was es im Moment gerade machen möchte. Am einfachsten ist es für alle Beteiligten das Kinderzimmer so einzurichten, dass auch sehr kleine Kinder gefahrlos für kurze Zeit dort alleingelassen werden können.
Sie sollten aber auch, je nach Alter, Podeste oder andere Klettermöglichkeiten in die Zimmereinrichtung integrieren. Ein Türgitter vor der Zimmertür bietet sich für die Kleinen an. Das Kind braucht also Gelegenheit, sich und seine Umwelt selbständig zu erforschen. Wenn Sie merken, dass ihr Kind ganz versunken allein spielt oder dabei ist, etwas zu erforschen, sollten Sie es nicht stören.
Und bitte nicht voreilig zu Hilfe eilen, wenn es ein Problem nicht sofort alleine lösen kann. Hier gilt der Leitsatz: „Soviel (Hilfe) wie nötig, so wenig wie möglich!“ Kinder haben alle Zeit der Welt. Wir Erwachsenen oft leider nicht mehr. Ein Kind ist mächtig stolz, wenn es etwas alleine geschafft hat. Es muss auch die Erfahrung machen, dass es sich gelohnt hat, sich anzustrengen!
Spiel mit mir… Anteil nehmen
Wenn Sie mit Ihrem Kind spielen, lassen Sie es die Führung übernehmen. Setzen Sie sich ruhig zu Ihrem Kind auf den Boden, an den Tisch oder wo es gerade spielt. Seien Sie aufmerksam. Was macht das Kind? Machen Sie es nach. Das Kind wird verwundert aufblicken und erstaunt lächeln, wenn es merkt, dass Sie auf sein Spiel eingehen wollen. Warten Sie ab, was von dem Kind für Ideen kommen. Imitieren Sie es. Je jünger Ihr Kind ist, desto einfacher und kürzer wird die Spielsequenz sein. Wenn Sie nach ein paar Minuten einen eigenen Impuls in das Spiel bringen, schauen Sie wie das Kind diesen Impuls aufnimmt, vielleicht entwickeln Sie nun gemeinsam eine Spielhandlung. Passen Sie nur auf, dass Sie nicht plötzlich den Spielverlauf bestimmen. Schenken Sie Ihrem Kind zehn Minuten täglich auf diese Art. Das ist mehr wert als jeder Förderunterricht, den Sie teuer bezahlen müssen. Sie lernen Ihr Kind kennen und nehmen Anteil dem, was es bewegt.
Zeige mir wie… Vorbild sein
Nicht zuletzt sollen Kinder natürlich die Möglichkeit haben, ihren Eltern, anderen Erwachsenen und Kindern zuzusehen und sie nachzuahmen. Sobald Ihr Kind Ihnen helfen möchte bei täglichen Arbeiten, sollte es dies auch tun dürfen. Wenn es jetzt das Gefühl bekommt, seine Hilfe ist nichts wert, wird es später nicht mehr helfen wollen. Manches klingt mühsam und ist auch zeitaufwändig, aber die Investition in die Entwicklung unserer Kinder lohnt sich.
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