Zwillinge sind für viele Eltern eine Überraschung – und ein doppeltes Glück. Besonders zweieiige Zwillinge haben es in sich, denn sie können unterschiedlicher kaum sein. Sie teilen zwar die Schwangerschaft, sind genetisch aber so verschieden wie ganz normale Geschwister. Spannend ist vor allem ihre Entstehung: Wusstest du, dass zweieiige Zwillinge sogar an unterschiedlichen Tagen oder von verschiedenen Vätern gezeugt werden können?
Zweieiige Zwillinge – das Wichtigste auf einen Blick
- Entstehung: Zwei Eizellen werden in einem Zyklus jeweils von einer Samenzelle befruchtet.
- Besonderheit: Sie können an verschiedenen Tagen gezeugt werden – selten sogar von unterschiedlichen Vätern (Superfecundatio heteropaternalis).
- Genetik: Sie sind sich nicht ähnlicher als normale Geschwister (ca. 50 % gleiche DNA).
- Geschlecht: Alle Kombinationen möglich – Junge/Junge, Mädchen/Mädchen oder gemischt.
- Wahrscheinlichkeit: Steigt mit höherem Alter der Mutter, familiärer Veranlagung und bei Hormonbehandlungen.
- Unterschied zu eineiigen Zwillingen: Keine identische Erbanlage, dafür immer eigene Fruchtblase und eigene Plazenta.
Der Unterschied zu eineiigen Zwillingen
Eineiige Zwillinge entstehen, wenn sich eine befruchtete Eizelle frühzeitig teilt. Dadurch haben sie identisches Erbgut und sehen sich fast immer zum Verwechseln ähnlich. Zweieiige Zwillinge dagegen entwickeln sich aus zwei verschiedenen Eizellen, die jeweils von einer Samenzelle befruchtet wurden. Sie wachsen unabhängig voneinander heran, haben ihre eigene Plazenta, eigene Fruchtblase und auch ihre eigene Nabelschnur.
Genetisch sind sie also wie Geschwister, die zufällig gleichzeitig zur Welt kommen. Das erklärt auch, warum sie nicht zwingend gleich aussehen und sowohl dasselbe als auch ein unterschiedliches Geschlecht haben können.
Wie entstehen zweieiige Zwillinge?
Normalerweise reift pro Zyklus nur eine Eizelle heran. Bei manchen Frauen sind es aber zwei oder sogar mehr. Kommt es dann zur Befruchtung, entstehen zweieiige Zwillinge.
Besonders interessant: Die beiden Eisprünge müssen nicht exakt gleichzeitig erfolgen. In der Regel liegen nur wenige Stunden dazwischen, manchmal aber auch bis zu 24 Stunden. Dadurch ist es möglich, dass die Babys nicht im selben Moment gezeugt werden – sondern an aufeinanderfolgenden Tagen.
Noch seltener, aber medizinisch dokumentiert, sind Zwillinge mit zwei verschiedenen Vätern. Dieses Phänomen trägt den komplizierten Namen Superfecundatio heteropaternalis. Dabei befruchten die Spermien von zwei Männern die beiden Eizellen derselben Frau innerhalb eines Zyklus. Weltweit gibt es nur wenige bestätigte Fälle, aber sie zeigen, wie vielfältig die Natur sein kann.
Wie wahrscheinlich ist eine Zwillingsgeburt?
Zwillingsgeburten sind insgesamt selten. In Deutschland kommen auf 1.000 Geburten etwa 17 Zwillingspaare, nur vier davon sind eineiig (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2019).
Die Wahrscheinlichkeit steigt aber durch mehrere Faktoren. Frauen ab 35 Jahren haben ein höheres Risiko für zweieiige Zwillinge, weil in diesem Alter das follikelstimulierende Hormon (FSH) vermehrt produziert wird. Auch Hormonbehandlungen bei Kinderwunsch erhöhen die Chance, da sie das gleichzeitige Heranreifen mehrerer Eizellen fördern.
Ein Fun Fact: Nigeria gilt schon heute als das „Land der Zwillinge“. Laut aktuellen Studien ist die Zwillingsrate dort besonders hoch – und weil die Bevölkerung stark wächst, wird Nigeria bis 2100 zu den Ländern mit den meisten Zwillingsgeburten weltweit gehören. Ganz anders sieht es in Ländern wie Japan aus: Dort sind Zwillingsgeburten bis heute extrem selten.
Wie ähnlich sind sich zweieiige Zwillinge?
Manche sehen sich zum Verwechseln ähnlich, andere wirken optisch wie Tag und Nacht. Das liegt daran, dass sie genetisch eben nicht identisch sind. Während eineiige Zwillinge wie „Kopien“ sind, haben zweieiige nur etwa 50 % ihrer Gene gemeinsam – genauso wie Geschwister, die Jahre auseinander geboren werden.
Auch in ihrem Charakter, ihren Interessen und ihrer Gesundheit können sie sich deutlich unterscheiden. Es gibt Fälle, in denen einer der Zwillinge Linkshänder wird, während der andere Rechtshänder bleibt. Und auch bei erblichen Krankheiten kann es sein, dass nur einer betroffen ist.
Welches Geschlecht haben zweieiige Zwillinge?
Bei eineiigen Zwillingen ist das Geschlecht in aller Regel immer gleich, da sie aus derselben Eizelle entstehen und identisches Erbgut haben. Nur in extrem seltenen Ausnahmefällen – etwa durch eine Chromosomenveränderung – kann es vorkommen, dass eineiige Zwillinge unterschiedlich geschlechtlich sind.
Zweieiige Zwillinge dagegen können jede Kombination bilden: zwei Mädchen, zwei Jungen oder ein gemischtes Pärchen. Statistiken aus Deutschland zeigen: Rund ein Drittel aller Zwillingspaare sind gemischtgeschlechtlich, ein Drittel zwei Mädchen und ein Drittel zwei Jungen (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2017).
Gut zu wissen
- Eineiige Zwillinge haben fast immer dasselbe Geschlecht.
- Unterschiedliche Geschlechter bei eineiigen Zwillingen sind nur in extrem seltenen Fällen möglich – etwa durch eine Chromosomenveränderung (z. B. Turner-Syndrom).
- Im Alltag gilt daher: Eineiige Zwillinge = gleiches Geschlecht.
Wie erkennt man, ob Zwillinge zweieiig sind?
Heute kann man mithilfe von Ultraschall schon früh Hinweise bekommen. Zweieiige Zwillinge haben immer eigene Fruchtblasen und Plazenten. Eindeutige Klarheit gibt aber oft erst die Geburt: Dann kann über einen Gentest sicher festgestellt werden, ob die Babys eineiig oder zweieiig sind.
Vererbung – spielt die Familie bei zweieiigen Zwillingen eine Rolle?
Ob eine Frau zweieiige Zwillinge bekommt, hängt nicht nur vom Zufall ab. Es gibt Hinweise darauf, dass auch die Gene eine Rolle spielen. Forscherinnen und Forscher der Freien Universität Amsterdam haben das Erbgut von rund 2.000 Zwillingsmüttern aus den Niederlanden, den USA und Australien untersucht. Dabei verglichen sie die DNA dieser Frauen mit der von Müttern, die keine Zwillinge geboren hatten.
Das Ergebnis: Sie konnten zwei Gene identifizieren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass bei einem Eisprung gleich mehrere Eizellen reifen. Frauen, in deren Familien bereits zweieiige Zwillinge vorkommen, haben deshalb ein etwas höheres Risiko, selbst Zwillinge zu bekommen.
FAQ: Alles, was du über zweieiige Zwillinge wissen solltest
Ja, das kann passieren. Sie sind sich aber genetisch nicht ähnlicher als normale Geschwister. Manche zweieiige Zwillinge sehen sich sehr ähnlich, andere dagegen überhaupt nicht.
Ja. Vor allem über die mütterliche Linie gibt es eine familiäre Häufung. Studien haben gezeigt, dass bestimmte Gene die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass mehrere Eizellen gleichzeitig heranreifen.
Ja, in extrem seltenen Fällen ist das möglich. Dieses Phänomen nennt man Superfecundatio heteropaternalis. Dabei werden zwei Eizellen von Spermien unterschiedlicher Männer befruchtet.
Nigeria gilt als das „Zwillingsland Nummer eins“. Dort ist die Zwillingsrate besonders hoch – deutlich über dem weltweiten Durchschnitt.
Fazit: Zweieiige Zwillinge sind Geschwister im Doppelpack
Zweieiige Zwillinge sind keine genetischen Kopien, sondern zwei eigenständige kleine Persönlichkeiten, die zur selben Zeit das Licht der Welt erblicken. Besonders spannend sind ihre Entstehungsvarianten: Sie können sogar an verschiedenen Tagen gezeugt werden – oder, in extrem seltenen Fällen, unterschiedliche Väter haben.
Ob Junge, Mädchen oder Pärchen – zweieiige Zwillinge sind immer ein doppeltes Glück.
Quelle* https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1701313
Bildnachweis: by crystalsing elements.envato.com


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