Die Geschwisterreihenfolge, darüber sind sich die Verhaltens- und Entwicklungspsychologen mittlerweile einig, nimmt eine besondere Bedeutung in der Entwicklung von Kindern ein. So wird der Erstgeborene immer der Erstgeborene bleiben, das Nesthäkchen hingegen immer das Nesthäkchen. Besondere Geschwisterpositionen, die zumeist fest definiert und mit besonderen Vor- und Nachteilen versehen sind. Was aber ist mit den mittleren Geschwisterkindern oder auch Sandwichkinder genannt?
Sandwichkinder: Auswirkung der Geburtenfolge
Lange Zeit wurde gerade den Sandwichkindern nachgesagt, dass sie in der Familienkonstellation oftmals untergehen. Einfach, weil sie nicht “besonders“ sind. Sie laufen im Alltag einfach so mit, werden nicht mit dem besonderen Stolz des Erstgeborenen bedacht. Auch werden sie nicht Teil der oftmals liebevollen Verhätschelung des Nesthäkchens. Aber ist das wirklich so? Haben Sandwichkinder wirklich nur Nachteile, oder bringt ihnen die Geschwisterkonstellation, in die sie hineingeboren wurden, nicht auch Vorteile?
Die Erstgeborenen
Während viele Eltern bei dem ersten Kind noch übervorsichtig sind, sind sie beim zweiten Kind schon wesentlich gelassener. Beim dritten Kind sowieso. Außer es handelt sich um das letzte Glied in der Kette und damit um das Nesthäkchen – doch dazu später mehr.
Während das erste Kind also in den meisten Fällen noch sehr behütet ist, sich seine Freiräume erst erobern und um jede Grenzerweiterung kämpfen muss, nimmt das zweite Kind meistens einfach den Weg durch die bereits vom Erstgeborenen geöffneten Türen. Ein Vorteil, den Mittelkinder haben, ist also oftmals, dass sie nicht um alles kämpfen müssen. Denn zumeist hat das schon jemand vor ihnen gemacht und die Eltern sozusagen “weich geklopft“.
Die Nesthäkchen
Den Nesthäkchen hingegen gilt zumeist das besondere Augenmerk der Eltern. Nicht selten werden sie zudem über die Maßen verwöhnt – und das nicht nur in Bezug auf materielle Werte. Generell wird beim Nesthäkchen viel öfter ein Auge zugedrückt, Rücksichtnahme auf die Kleine oder den Kleinen wird auch von den älteren Geschwistern verlangt und: Nesthäkchen dürfen sich in vielen Fällen auch wesentlich mehr erlauben als alle anderen Kinder innerhalb der Familie.
Ob die Nesthäkchen-Rolle dabei immer wirklich gut fürs Kind ist, hängt davon ab, ob es wirklich nur verwöhnt, oder krampfhaft klein gehalten wird. Trotzdem: Das mittlere Kind hat auch damit nichts zu tun. Denn zu seinem weiteren Vorteil kann es eigentlich relativ unbehelligt seinen eigenen Weg gehen, da der Fokus der Eltern zumeist auf dem Nesthäkchen liegt.
Die Sandwichkinder
So lange sich ein mittleres Geschwisterkind nicht von den Eltern zurückgesetzt, im schlimmsten Fall sogar ungeliebt oder unerwünscht fühlt, haben gerade diese Kinder das größte Potenzial, um sich eigenständig zu entwickeln. Denn sie begreifen instinktiv und vor allem sehr früh, dass sie nicht mit einer besonderen Position innerhalb der Familienkonstellation ausgestattet sind.
Und genau deshalb fangen sie auch oft genug schon sehr früh damit an, nach Anerkennung zu suchen bzw. sich diese zu verdienen. Sowohl innerhalb der eigenen Familie als auch außerhalb. Aus diesem Grund sind mittlere Geschwisterkinder auch meistens unabhängiger, selbstständiger und vor allem ganz sie selbst. Denn sie orientieren sich – bewusst oder unbewusst – nicht an ihrem ältesten oder jüngsten Geschwisterchen.
Das gibt ihnen die Zeit, um herauszufinden, wer sie wirklich sind und was sie wirklich möchten. Und Zeit, um sich immer wieder auszuprobieren oder neu zu erfinden, haben sie genug zur Verfügung, da sie weder wie der Erstgeborene ganz schnell groß noch wie das Nesthäkchen so lange wie möglich klein bleiben müssen.
Das Fazit
Mittleres Geschwisterkind zu sein, kann durchaus nicht zu unterschätzende Vorteile haben. Zumindest dann, wenn die Eltern darauf achten, dass es auch diesen Kindern niemals an Liebe, Aufmerksamkeit, Verständnis, Fürsorge und Nestwärme fehlt. Denn nur dann, wenn kein Mangel spürbar ist, werden auch mittlere Geschwisterkinder irgendwann flügge und das Nest verlassen, um jederzeit liebend gerne wieder als Besuch und gern gesehener Gast zurückzukommen. Eben genauso, wie es bei erwachsenen Kindern eigentlich sein sollte.
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