Die Fruchtblase umgibt das ungeborene Baby in der Gebärmutter wie ein Ballon. Sie besteht aus zwei Schichten, die sogenannten Eihäute. Diese sind zwar recht dünn, aber dennoch elastisch und kräftig. Bis zum Zeitpunkt der Geburt erfüllt die Fruchtblase eine sehr wichtige Aufgabe, denn sie schützt das Kind sehr gut vor Infektionen, Stößen und Lärm.
Wenn die Fruchtblase nun platzt – es also zum Blasensprung kommt und das Fruchtwasser austritt – ist das meistens das Startsignal für die Geburt. In einigen Fällen kann es aber auch zu einem vorzeitigen Blasensprung kommen.
Was passiert eigentlich bei einem Blasensprung?
Die Fruchtblase spielt während der Schwangerschaftsmonate also eine sehr wichtige Rolle. Mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft wächst auch sie mit und enthält zum errechneten Zeitpunkt der Geburt ungefähr eineinhalb Liter Fruchtwasser. Das ist eine recht große Menge, die im Fall eines Blasensprungs herausläuft.
In den meisten Fällen passiert der Blasensprung spontan nach dem Einsetzen der Geburtswehen, doch er kann auch zu anderen Zeiten der Schwangerschaft geschehen. Wenn sich die Fruchtblase öffnet, fließt das Fruchtwasser meistens schwallartig ab. Bei einigen werdenden Mamas geht das Fruchtwasser aber nur kontinuierlich in geringen Mengen ab, sodass sie gar nicht wirklich merken, dass es zu einem Blasensprung gekommen ist.
Bei ungefähr zwei Drittel aller Schwangerschaften findet der Blasensprung rechtzeitig statt. Die Fruchtblase platzt also in der ersten Geburtsphase (Eröffnungsperiode) bei einer vollständigen Öffnung des Muttermundes.
Wie fühlt sich ein Blasensprung konkret an?
Du musst Dich vor einem Blasensprung nicht fürchten, denn er ist nicht schmerzhaft.
Die meisten werdenden Mütter empfinden das Platzen der Fruchtblase wie das Wasserlassen auf der Toilette. Demnach tun sich auch viele Schwangere schwer, konkret zwischen Fruchtwasser, Scheidenausfluss oder Urin zu unterscheiden, denn wie gesagt geht das Fruchtwasser nicht immer in einem Schwall ab.
Dass es zu einem Blasensprung gekommen ist, kannst Du an folgenden Anzeichen erkennen:
- Das austretende Fruchtwasser ist eine durchsichtige und dünne Flüssigkeit, ähnlich wie Wasser.
- Du kannst das Austreten des Fruchtwassers nicht selbst kontrollieren oder aufhalten.
- Das Fruchtwasser hat einen neutralen Geruch.
- Es kann tröpfchenweise oder auch schwallartig abgehen.
Wie lässt sich Fruchtwasser von Urin oder Ausfluss unterscheiden?
Das Hauptkriterium, um austretendes Fruchtwasser von Urin zu unterscheiden ist der Geruch. Fruchtwasser ist im Grunde geruchsneutral.
Ein weiteres wichtiges Unterscheidungskriterium ist, dass Du den Urinstrahl zurückhalten kannst, indem Du Deine Beckenbodenmuskulatur anspannst. Den Fruchtwasserfluss kannst Du hingegen nicht selbst kontrollieren. Fruchtwasser ist im Vergleich zu vaginalem Ausfluss auch nicht so dickflüssig.
Welche Blasensprung-Arten gibt es?
Grundsätzlich können drei Formen des Blasensprungs unterschieden werden:
- Rechtzeitiger Blasensprung
Zum rechtzeitigen Blasensprung kommt es am Ende der Eröffnungsperiode, also in der ersten Geburtsphase, wenn der Muttermund durch die Geburtswehen schon komplett eröffnet ist. Die Fruchtblase platzt und das Fruchtwasser geht in der Regel in einer größeren Menge ab. Das ist im Grunde nicht mit einem Urinabgang zu verwechseln. Der rechtzeitige Blasensprung kommt bei zwei Drittel aller Geburten vor.
- Frühzeitiger Blasensprung
Von einem frühzeitigen Blasensprung ist die Rede, wenn der Muttermund in der Eröffnungsphase noch nicht vollständig geöffnet ist, es aber trotzdem zu einem Platzen der Fruchtblase kommt.
- Vorzeitiger Blasensprung
Ein vorzeitiger Blasensprung tritt ein, wenn die Fruchtblase vor der ersten Geburtsphase (Eröffnungsphase) platzt. Das kommt ungefähr bei knapp 10 % aller schwangeren Frauen vor.
Es gibt verschiedene Ursachen für einen vorzeitigen Blasensprung, so beispielsweise:
- vorzeitige Wehentätigkeit
- Mehrlingsschwangerschaften
- aus der Scheide hinaufsteigende Infektionen
- ärztliche Untersuchungen wie eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) oder eine Fruchtwasserspiegelung (Amnioskopie)
- vorzeitige Gebärmutterhalsreifung (Zervixreifung)
Blasensprung nach der 36. SSW
Platzt die Fruchtblase nach der vollendeten 36. SSW, ohne, dass innerhalb einer Zeitspanne von ungefähr acht Stunden nach dem Fruchtwasserabgang die Wehentätigkeit einsetzt, leiten Mediziner normalerweise die Geburt ein. Nach dem Blasensprung besteht nämlich ein recht hohes Infektionsrisiko für das ungeborene Baby. Keime können aus der Scheide in den Uterus hinaufsteigen und dort zum Beispiel die Eihäute oder auch die Plazenta infizieren. In einem solchen Zusammenhang sprechen Mediziner von einem sogenannten Amnioninfektions-Syndrom, kurz AIS.
Um dieses Infektionssyndrom festzustellen, muss auf bestimmte Anzeichen geachtet werden, so etwa auf erhöhte Entzündungsparameter im Blut der werdenden Mutter sowie auf eine erhöhte Körpertemperatur. Auch das ungeborene Baby muss unbedingt mit mittels eines CTG (Wehen- und Herztonkontrolle) überwacht werden.
Blasensprung zwischen SSW 28. und SSW 36.
Wenn es zwischen der 28. und der 36. Schwangerschaftswoche zu einem vorzeitigen Blasensprung kommt, aber kein Amnioninfektionssyndrom (AIS) vorliegt, kann mit der Geburtseinleitung noch gewartet werden.
Im Fall eines festgestellten AIS wird die Geburt eingeleitet, wenn die Lungen des ungeborenen Babys bereits ausgereift sind. Ist das noch nicht der Fall bekommt die werdende Mama zunächst einmal Wehenhemmer verabreicht. Auf diese Weise soll dem ungeborenen Kind im Mutterleib ein wenig Zeit für die Lungenreifung verschafft werden.
Vorzeitiger Blasensprung vor der 28. Schwangerschaftswoche
Auch bei einem vorzeitigen Platzen der Fruchtblase vor der 28. SSW kann mit der Einleitung der Geburt noch gewartet werden, allerdings müssen die Infektionsanzeichen sehr sorgfältig kontrolliert werden. In manchen Fällen kann die kindliche Lungenreifung durch Kortison unterstützt werden.
Vorzeitiger Blasensprung vor der 24. Schwangerschaftswoche
Kommt es in dieser Schwangerschaftsperiode zu einem vorzeitigen Blasensprung ist das sehr gefährlich und leider mit einer ungünstigen Prognose für das Baby verbunden. Die Fruchtwassermenge und die Gesundheit des ungeborenen Kindes müssen ständig engmaschig kontrolliert werden. Die noch bei Weitem nicht ausreichend entwickelte Lunge des Kindes könnte schwere Atembeschwerden mit sich bringen. Platzt die Fruchtblase also in diesem Stadium, hat das lebensbedrohliche Konsequenzen für das Baby. Hier muss immer der individuelle Fall betrachtet werden.
Fruchtblase geplatzt, und was ist nun zu tun?
Ob der Blasensprung nun rechtzeitig, früh- oder vorzeitig stattfindet: Immer, wenn die Fruchtblase platzt, lautet das Motto zunächst: Ruhe bewahren! Wende Dich an Deine behandelnde Ärztin, Deinen Arzt oder Deine Hebamme.
Lass Dich so rasch wie möglich ins nächstgelegene Krankenhaus fahren, möglichst in liegender Position.
Setzen nach einem Blasensprung automatisch die Wehen ein?
Innerhalb von ungefähr einem Tag setzen bei neun von zehn werdenden Mamas nach dem Springen der Fruchtblase die Wehen ein.
Blasensprung ohne Wehentätigkeit – sofort ins Krankenhaus?
Wenn Deine Fruchtblase platzt, aber Du noch keinerlei Wehen verspürst, wird im Allgemeinen ungefähr einen Tag lang abgewartet, ob diese doch noch einsetzen. Wenn das nicht auf natürliche Weise passiert, wird die Geburt in der Regel mit wehenfördernden Mitteln eingeleitet. Das ist wichtig, um die Infektionsgefahr für das ungeborene Kind so gering wie nur möglich zu halten!
Wie verhalte ich mich nach einem vorzeitigen Blasensprung?
Bei einem vorzeitigen Springen der Fruchtblase kann es hilfreich sein, Dir ein Kissen unter den Po zu legen. Auf diese Weise verhinderst Du, dass Dein Baby tiefer ins Becken rutscht und es unter Umständen zu einem Nabelschnurvorfall kommt.
Alles Wichtige zum Thema „Blasensprung“ im Überblick
- Der Blasensprung passiert in den meisten Fällen kurz vor der Geburt des Babys.
- Sollte es erforderlich sein, kann auch die Hebamme die Fruchtblase öffnen, um die Geburt voranzutreiben.
- Ein vorzeitiges Platzen der Fruchtblase kommt im Schnitt bei 20 % der werdenden Mamas vor.
- Springt die Fruchtblase in der Geburtseröffnungsphase, also bei vollständig geöffnetem Muttermund, sprechen Mediziner vom rechtzeitigen Blasensprung.
- Bei den meisten schwangeren Frauen – nämlich bei 9 von 10 – kommt es nach einem Blasensprung innerhalb von 24 Stunden zum Einsetzen der Wehen. Falls das nicht der Fall ist, die Lungenreifung des Babys aber bereits abgeschlossen ist, wird die Geburt eingeleitet.
- Mögliche Risiken hängen in erster Linie vom kindlichen Entwicklungsstand ab. Abhängig von der Schwangerschaftswoche, in der Du Dich befindest, sowie abhängig von der Infektionsgefahr müssen mal früher mal später medizinische Maßnahmen ergriffen werden.
- Eine zu frühe Öffnung der Fruchtblase, also ein Blasensprung vor der 24. Schwangerschaftswoche kann für das ungeborene Baby lebensgefährlich sein. In einem solchen Fall braucht es immer ein individuelles Vorgehen sowie eine enge Abstimmung zwischen den werdenden Eltern, den Ärzten sowie Neonatologen.
FAQ – häufige Fragen
Ja und das ist sogar der häufige vorkommende Fall. Bei ungefähr zwei Drittel aller werdenden Mütter kommt es in der Geburtseröffnungsphase zum Sprung der Fruchtblase. Mediziner sprechen in diesem Fall von einem „rechtzeitigen Blasensprung“. Manchmal kann es auch erforderlich sein, dass die Hebamme die Fruchtblase „eröffnet“. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Geburt längere Zeit nicht voranschreitet und sowohl die werdende Mama wie auch das Baby bereits vollkommen erschöpft sind. Auch wenn der Pressdrang zu früh einsetzt, weil sich die Fruchtblase stark vorwölbt, kann es sinnvoll sein, die Fruchtblase zu eröffnen
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