Marina war etwas mulmig zumute. Morgen war ihr großer Tag. Dann würde sie tanzen. Vor vielen Leuten. Das war das erste Mal für Marina. Bisher hatte sie nur geübt und hie und da mal einer kleineren Gruppe ihr Können vorgeführt. Marina war für heute fertig mit dem Training. Ihr Vater holte sie ab und so fuhren sie schnell nach Hause. Draußen war es bitterkalt und es hatte angefangen zu schneien. Marina kuschelte sich in ihre dicke Jacke. Plötzlich hielt ihr Vater an einer Ecke an und sagte: „Marina. Liebes. Damit morgen alles klappt und du besonders viel Glück hast, habe ich ein Geschenk für dich.“ Der Vater überreichte Marina ein Päckchen. Es war rund und in ein goldenes Geschenkpapier gewickelt. Es war nicht besonders schön eingepackt und an einigen Stellen war das Papier zerrissen. Aber das störte Marina nicht. Sie war glücklich etwas von Ihrem Vater zu bekommen. „ Danke!“ Marina wickelte schnell das Geschenk aus und hielt eine wunderschöne Spieluhr in der Hand. Sie öffnete den Deckel. Wunderschöne Musik erklang und eine kleine Balletttänzerin begann zu tanzen. Maria war begeistert. „Danke Papi.“. Marina umarmte ihren Vater. Er sagte:“ Ich bin froh dass es dir gefällt, meine kleine Tänzerin.“
Marina schaute weiter auf die Uhr. Sie schaute auf die kleine Tänzerin die sich auf einem Bein im Kreis drehte. Marina staunte, denn ihr war als hätte die kleine Tänzerin Marina gewinkt. Sie schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, war alles wieder normal. „Das muss die Aufregung sein.“, dachte Marina bei sich. Sie schloss den Deckel der Spieluhr und sie fuhren weiter.
Zuhause angekommen ging Marina auf ihr Zimmer. Sie zog Ihr Nachthemd an und legte sich aufs Bett. Die kleine Tänzerin stellte sie auf ihren Schreibtisch. Plötzlich klingelte Marinas Handy. Es war Jessica, ihre beste Freundin. Sie rief an, um Marina zu sagen, dass sie morgen Abend bei dem Auftritt dabei sein würde. Marina freute sich. Als sie so telefonierten hörte Marina ein leises Klopfen. „Pock, pock, pock.“, machte es. Marina wusste nicht woher das Geräusch kam. Sie schaute sich um, aber sie konnte nichts entdecken. Plötzlich hörte sie wieder dieses Geräusch. Sie verabschiedete sich von Jessica und beschloss der Sache auf den Grund zu gehen.
Das Klopfen wurde lauter. Sie spürte, dass hier etwas seltsames passierte. Das Klopfen wiederholte sich abermals. Es kam vom Schreibtisch. Da war sich Marina jetzt ganz sicher. „Ob das die Spieluhr ist?“, Marina ging auf sie zu. „Pock, pock, pock!“ Marina hatte ein bisschen Angst. Doch sie entschloss sich trotzdem dazu den Deckel der Spieluhr zu öffnen. „Puuuh, endlich. Danke schön!“ Die kleine Tänzerin sprach. Und das war noch nicht alles. Sie bewegte sich frei und lief über den Schreibtisch, um dann bei Marina zu verharren und sie anzuschauen:“ So du hast morgen deinen ersten großen Auftritt? Du bist bestimmt aufgeregt. Ich weiß wie du dich fühlst, mir ging es mal ähnlich.“, sprach die kleine Tänzerin. „Möchtest du noch ein bisschen üben?“ „Ähm…“ Marina rieb sich die Augen. „Wie bitte, wo soll ich üben, ich bin zuhause und spreche mit einer Tänzerin aus einer Spieluhr. Ich muss zu müde sein und die Aufregung bringt mich wohl dazu mit offenen Augen zu träumen.“ Marina machte kehrt und wollte aus dem Zimmer gehen. „Ach komm schon, wir tanzen noch ein bisschen. Ich zeige dir gerne meinen Tanz.“ Die kleine Tänzerin verbeugte sich und begann sich im Kreis zu drehen. Sie drehte sich schneller und schneller bis sie nur noch als kleiner Wirbel zu erkennen war.
Es knisterte und Marina spürte eine zauberhafte Magie. Der Wirbel wurde größer und plötzlich war er schon so groß wie Marina. Er wurde langsamer und vor Marina stand die kleine Tänzerin, genauso groß wie sie. Sie trug noch immer ihr Ballettkleid und verbeugte sich wieder. „Und nun zu Dir!“ Die Tänzerin schnippte mit den Fingern und sprach:“ Eins, zwei, drei, Zauberkleid komm herbei. Auch die Schuh und das Diadem. Kleide sie, dann können wir gehen.“ Marina schaute auf die Tänzerin. „Plopp“, machte es und Marina stand im schönsten Ballettkleid da. Auf ihrem Kopf hatte sie ein wunderschönes Diadem. Und an Ihren Füssen befanden sich bestickte und mit Schleifen übersäte Tanzschuhe. „ Eins fehlt noch zu unserem Glück. Musik und Saal erscheint wie der Blitz!“ Marina drehte sich dabei elegant im Kreis. Ein Glitzern lief von den Wänden in Marinas Zimmer. Wie Farbe lief es hinab und darunter erschien etwas ganz Neues, Zauberhaftes.
Das Kinderzimmer verwandelte sich in einen Saal. Es sah aus wie ein alter Tanzsaal in einem Märchenschloss. Auf einer Pagode saßen Musiker und ringsherum tanzten Pärchen. Als sie bemerkten das Marina und die Tänzerin im Raum erschienen, verstummte alles. Marina schaute sich um. Ihr Herz klopfte. Sie hörte eine Stimme:“ Und von weit für sie angereist. Tänzerin Kassandra und ihre Freundin Marina. Applaus liebe Leute.“ Marina wollte am liebsten weglaufen. Doch schon nahm Kassandra sie bei der Hand. Sie begann zu tanzen und plötzlich bewegten sich Marinas Füße. Sie bewegten sich fast selbstständig. „Was geht hier vor? Meine Füssen bewegen sich von alleine!“, rief Marina. „Das hört auf, sobald du dich dazu entschließt mit zu machen!“ Marina schaute sich um. Kassandra war eine wundervolle Tänzerin.
Sie überlegte und kam zu dem Entschluss, dass ein bisschen Übung nicht schaden könnte. Also begann Marina zu tanzen. Sie verbeugte sich und fing an. Sie tanze und tanzte und ihr gelang jede Drehung, jede Pirouette. Sie sprang und glitt graziös durch den Saal. Sie versank ganz in der Welt des Tanzes. Sie dachte zu träumen und als sie glaubte es könne nichts Schöneres geben, spürte sie ein Kribbeln und Kitzeln. Sie schwebte hinauf in die Luft. Auf Ihrem Rücken wuchsen Flügel und um Marina herum tanzten lauter kleine Tänzerinnen. Sie tanzten in der Luft. Flogen dabei um Marina und entfachten ein wahres Feuerwerk im großen Märchensaal. Marina war glücklich. Sie flog und schwebte, sie zeigte allen den schönsten Tanz, den jemals ein Mädchen getanzt hatte. Die kleinen Tänzerinnen griffen Marinas Kleid und zusammen glitzerten sie durch den Saal. Das Feuerwerk umgab nun alles. Marina drehte sich in der Luft. Sie wurde schneller und schneller und schneller. Sie war so schnell, dass sie den Saal und die Leute nicht mehr erkennen konnte.
Und plötzlich gab es einen großen Knall! Marina fiel auf Ihr Bett. Alles war normal. Sie war ganz außer Atem. Sie lief zum Schreibtisch und öffnete die Spieluhr. Die kleine Tänzerin tanzte. Doch sie war nicht lebendig. Marina sagte:“Hallo Kassandra!“ Nichts geschah. Die Tänzerin blieb stumm. „Schade, dann war das alles nur ein Traum?“ Marina konnte es nicht fassen. Sie lief hinab zur Küche und setzte sich an den Tisch. „Was ist los, Süße?“, fragte Mama. „Nichts, ich bin nur müde.“ Marina trank ihren Kakao.
In dieser Nacht träumte sie von dem Tanzsaal, den Tänzerinnen und Kassandra. Am nächsten Morgen machte sich Marina bereit für Ihren Auftritt. Sie packte ihre Tasche und schaute auf die Spieluhr. Kurzerhand nahm sie sie und steckte sie in die Tasche. Sie sprang ins Auto und zusammen mit Ihren Eltern fuhren sie zum alten Tanzsaal. Dort angekommen wartete schon Jessica und zusammen gingen sie zur Umkleidekabine. An der Tür ging Jessica dann zum Zuschauersaal. An der Umkleide angelangt zog Marina ihr Balletkleid und ihre Tanzschuhe an. Sie machte sich die Haare. Irgendwie war sie nicht so aufgeregt, wie sie es dachte. Und der Traum mit den Tänzerinnen ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie war unendlich traurig, denn es war ein so schönes Erlebnis. Marina konnte nicht glauben, dass ihr ihre Fantasie so einen großen Streich gespielt haben sollte. Gerade als Marina den Raum verlassen wollte hörte sie etwas. Erst ganz leise, doch dann ganz deutlich. „Pock, pock, pock.“ Marina lief zur Tasche und holte die Spieluhr hervor. Sie öffnete den Deckel. Die kleine Tänzerin stand ganz still. Nein sie war nicht lebendig. „Pock, pock, pock.“ Marian lauschte und diesmal hörte sie, dass es vom Fenster kam. Sie schaute hinaus. Der Schnee rieselte vom Himmel und plötzlich entdeckte sie buntes Glitzern zwischen den Flocken. Das Glitzern wurde stärker und es bildete sich daraus Buchstaben. Sie schrieben in die Luft:“ Liebe Marina, du bist die beste Tänzerin der Welt, ich wünsche dir viel Glück heute bei deinem großen Auftritt!“ Marina war glücklich und freute sich, dass es kein Traum war.
Sie nahm die Spieluhr und lief hinaus zur Bühne. Sie stellte die Spieluhr auf einen Stuhl. Als ihr Name aufgerufen wurde, ging Marina aufgeregt und stolz hinaus. Se verbeugte sich und begann zu tanzen. Es war wohl der eleganteste Tanz, der jemals getanzt wurde! Der Deckel der Spieluhr öffnete sich und Kassandra kletterte hinaus. „Du hast wohl schon auf mich gewartet Peter.“ „Aber ja Kassandra. Du hast meine Tochter sehr, sehr glücklich gemacht. Ich danke dir dafür.“ „Gern geschehen!“ Kassandra zwinkerte ihm zu. Dann ging Marinas Vater zurück auf seinen Platz. Marina tanzte wie eine Märchenprinzessin. Sie dachte von da an jeden Tag an Kassandra. Und an Ihr Erlebnis. Die Spieluhr steht auch heute noch auf dem alten Schreibtisch. Doch nun sitzt nicht mehr Marina dort, sondern Katy ihre Tochter. Sie hört die Spieluhr jeden Abend und träumt von ihrem größten Wunsch. Irgendwann eine genauso großartige Tänzerin zu werden wie Ihre Mutter!
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