Was ist eine Schwangerschaftscholestase?
Die Schwangerschaftscholestase wird in der medizinischen Fachsprache auch als intrahepatische Cholestase bezeichnet, kurz ICP („intrahepatic cholestasis of pregnancy“).
Konkret handelt es sich um eine seltene Lebererkrankung, die typischerweise erst in der Spätschwangerschaft, also im letzten Trimester, auftritt. Das Hauptanzeichen dieses Schwangerschaftsleidens ist ein starker Juckreiz, der vor allem an den Händen sowie an den Fußsohlen auftritt und sich dann im weiteren Verlauf über den Unterleib auf den ganzen Körper ausbreitet. Unbehandelt kann diese Erkrankung schwerwiegende Folgen für das ungeborene Baby nach sich ziehen.
Bei einer Cholestase kommt es zu einer verminderten Gallensäureausscheidung. Die Gallensäure wird dabei zurückgehalten und kann nicht in den Darm abfließen. Grundsätzlich unterscheiden Ärztinnen und Ärzte zwischen zwei Formen der Cholestase:
- Intrahepatischen Cholestase
- Das ist die häufigste schwangerschaftsspezifische Cholestase und aus diesem Grund wird sie auch „Schwangerschaftscholestase“ genannt. Die Erkrankung entsteht durch eine gestörte Gallenbildung in den Leberzellen und zeigt sich vor allem gegen Ende des zweiten Schwangerschaftsdrittels bzw. im dritten Trimester der Schwangerschaft.
- Extrahepatische Cholestase
- Hierbei handelt es sich um eine Leberfunktionsstörung, die durch äußere Faktoren bedingt ist. In den meisten Fällen sind mechanische Hindernisse wie etwa Tumore, Gallensteine oder – in der Schwangerschaft – ein falschliegendes Baby dafür verantwortlich.
Symptome der Schwangerschaftscholestase erkennen
Es gibt einige charakteristische Anzeichen, die auf eine Schwangerschaftscholestase hindeuten:
- Juckende Hautstellen
- Hinter einem Juckreiz stecken im Allgemeinen harmlose Ursachen, doch er gilt auch als Hauptsymptom einer Cholestase in der Schwangerschaft. Das Jucken tritt vor allem in der Spätschwangerschaft auf, vorrangig an den Fußsohlen sowie den Handflächen. Dieses Symptom äußert sich jedoch ohne einen Ausschlag auf der Haut. Es kommt also nicht zu wahrnehmbaren Hautveränderungen und aus diesem Grund gehen viele werdende Mamas fälschlicherweise davon aus, dass der Juckreiz eine normale Begleiterscheinung trockener Haut ist.
Hier braucht es eine verlässliche ärztliche Diagnose und damit diese gestellt werden kann, wird Deine behandelnde Ärztin bzw. Dein Arzt zunächst ausführlich Deine Krankheitsgeschichte erfragen. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang nämlich auch, ob es in Deiner Familie bereits zu einer intrahepatischen Cholestase gekommen ist. Zusätzlich zu einer gründlichen Untersuchung der Haut müssen auch die Gallen- und Leberwerte ermittelt werden: Das geschieht über eine Blutuntersuchung im nüchternen Zustand.
- Müdigkeit
- In den meisten Fällen zeigt sich der Juckreiz intensiver während der Nacht und kann die betroffenen werdenden Mamas wachhalten. So kann am nächsten Tag eine Müdigkeit und Erschöpfung auftreten.
- Gelbsucht
- In seltenen, aber besonders schweren Fällen der Schwangerschaftscholestase lassen sich auch erhöhte Leberwerte im Blut feststellen. Durch den Anstieg des Bilirubins, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin kommt es zu einer Gelbsucht kommen. Tritt eine solche ein, so verdunkelt sich der Urin, während der Stuhlgang jedoch blasser wird (weißer Stuhl).
Ursachen – wodurch wird eine Schwangerschaftscholestase verursacht?
Die konkrete Ursache dieses Schwangerschaftsleidens ist noch nicht eindeutig geklärt. Mediziner sind jedoch der Meinung, dass diese Lebererkrankung das Ergebnis des Zusammenspiels vieler verschiedener Faktoren ist.
- Vermutet wird zum einen eine genetische Prädisposition, denn die Cholestase in der Schwangerschaft tritt manchmal innerhalb einer Familie generationsübergreifend auf.
- Von Bedeutung ist laut einer australischen Forschungsstudie jedoch auch der ethnische Hintergrund, denn dieses Krankheitsbild ist bei Frauen mit einem asiatisch-pakistanischen sowie einem asiatisch-indischen Hintergrund stärker verbreitet.
- Zum anderen scheint es auch einen hormonellen Grund zu geben: So hemmen Gestagene und Östrogene den genetisch bedingten, beeinträchtigen Gallensäureabtransport noch zusätzlich. Im letzten Schwangerschaftsdrittel weisen die Hormone im Körper eine besonders hohe Konzentration auf und das kann auch eine Erklärung dafür sein, warum die Schwangerschaftscholestase erst ab ca. der 26. Schwangerschaftswoche auftritt.
- Außerdem konnten Forscher herausfinden, dass ein gestörter Abtransport der Gallensäure aus den Leberzellen in die Gallengänge zu erhöhten Gallenkonzentrationen im Blutkreislauf führt. Diese erhöhten Konzentrationen rufen wiederum die beschriebenen Krankheitssymptome hervor.
- Auch andere Krankheiten wie zum Beispiel viral bedingte Infektionen, können zu Leberproblemen führen. Mediziner machen im Allgemeinen Blutuntersuchungen, um solche Erkrankungen auszuschließen und die Diagnose „Schwangerschaftscholestase“ sicher stellen zu können.
- Für einen behinderten Gallenfluss kann es auch weitere Ursachen geben, so zum Beispiel Gallensteine. Diese lassen sich durch eine Ultraschalluntersuchung erkennen.
Welche Auswirkungen hat eine Schwangerschafts-Cholestase auf Mutter und Baby?
Für die betroffenen schwangeren Frauen kann der auftretende Juckreiz sehr unangenehm sein und sie bis an die körperlichen und psychischen Grenzen bringen. Da sich das Jucken insbesondere in der Nacht bemerkbar macht, leiden viele Frauen zudem unter einem deutlichen Schlafmangel und einer ausgeprägten Erschöpfung. In eher seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass die Blutgerinnung durch den Gallenstau beeinträchtigt wird.
Für das ungeborene Baby können die Folgen einer Schwangerschafts-Cholestase hingegen wesentlich schwerwiegender sein. Die größte Sorge ist, dass das Baby zu früh das Licht der Welt erblicken könnte, denn die Gallensäure der Mutter gelangt über das Blut in den kindlichen Blutkreislauf. In besonders schlimmen Fällen kann der Gallenstau sogar eine Totgeburt hervorrufen!
Wird eine Cholestase in der Schwangerschaft diagnostiziert, muss der weitere Schwangerschaftsverlauf von Deiner Ärztin/dem Arzt bzw. der Hebamme engmaschig überwacht werden. Eventuell müssen auch weiterführende Untersuchungen durchgeführt werden. Hierzu gehören etwa:
- Ultraschalluntersuchungen, um konkrete Aussagen darüber treffen zu können, wie Dein Baby sich entwickelt und wächst.
- Elektronische Überwachung des Herzschlags Deines ungeborenen Babys.
- Untersuchung der Bewegungen des Kindes.
- Möglicherweise wird die behandelnde Ärztin bzw. der Arzt auch zu einer vorzeitigen Einleitung der Wehen raten. Das hängt vom Gesundheitszustand Deines Babys ab und von Deinen Blutwerten. Es kommt auch darauf an, wie erträglich der mit der Lebererkrankung verbundene Juckreiz für Dich ist.
All diese Entscheidungen sollten immer mit den behandelnden Ärzten bzw. mit der Hebamme besprochen werden. Es geht darum, unter Abwägung aller Vor- und Nachteile den besten Weg für Dich und Dein ungeborenes Baby zu finden.
Wie wird eine Schwangerschaftscholestase behandelt?
Das einzige wirkliche Heilmittel ist die Geburt, denn durch den sinkenden Hormonspiegel nach der Entbindung reguliert sich auch wieder die Gallensäurekonzentration im Blut. Bis dahin geht es vor allem um die Linderung der auftretenden Symptome. Hierbei können Antihistaminika oder Salben helfen, denn sie mildern beispielsweise den auftretenden starken Juckreiz.
Die Ausscheidung überschüssiger Gallensäuren steht im Fokus der Behandlung und aus diesem Grund verabreichen Ärzte in der Regel Ursodeoxycholsäure. Dieser Wirkstoff kann vor allem auch das Risiko für Fehl- und Frühgeburten senken.
Bislang gibt es keine Hinweise auf unerwünschte Nebenwirkungen beim Baby, wenn das Medikament im letzten Drittel der Schwangerschaft zum Einsatz kommt: Es gilt also als sicher! Ursodeoxycholsäure kann juckreizmildernd wirken und zudem normale Leberfunktionen fördern. Auch der Gallensäurewert im Blut kann gesenkt werden.
Halte hierzu bitte unbedingt Rücksprache mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt und klärt gemeinsam, ob dieses Medikament für Dich individuell in Betracht kommt.
Eine Cholestase in der Schwangerschaft kann auch Auswirkungen auf die Blutgerinnung haben. Aus diesem Grund können Vitamin-K-Tabletten. Nicht jede Frau, die eine Schwangerschaftscholestase hat, braucht jedoch eine zusätzliche Vitamin-K-Supplementierung. Sprich auch hierüber unbedingt mit Deinen Ärzten!
Einige Wochen nach der Geburt Deines Babys sollte erneut eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass sich die Blutwerte wieder normalisiert haben. Langfristig empfehlen Mediziner den Betroffenen, auf hormonelle Verhütungsmethoden zu verzichten, denn solche Mittel wie etwa die Anti-Baby-Pille können eine erneute Erkrankung begünstigen.
Was kann gegen den Juckreiz einer Schwangerschaftscholestase getan werden?
Mit rückfettenden Salben und Cremes lässt sich der Juckreiz lindern. Besonders bewährt haben sich Pflegeprodukte mit Kamille und Calendula.
Zudem solltest Du auf zu eng sitzende Kleidung mit synthetischen Fasern verzichten, um die Haut nicht noch weiter zu reizen. Auch eine fettarme Ernährungsweise kann hilfreich sein, denn diese belastet die Leber deutlich weniger.
Fazit – Schwangerschaftscholestase erkennen und behandeln
Die Schwangerschaftscholestase, also der Gallenstau in der Leber, kann für die werdende Mama sehr unangenehm sein und für das ungeborene Baby sogar sehr gefährlich!
- So sammeln sich überschüssige Gallensäuremengen im Blut an, es kommt zu einem starken Juckreiz sowie einer Störung diverser Stoffwechselvorgänge.
- Darüber hinaus kann es zu einer Hemmung der Blutgerinnung kommen.
- Auftretende Symptome wie etwa eine ausgeprägte Müdigkeit, ein starker Juckreiz an Händen und Fußsohlen sowie eine eventuelle Gelbsucht müssen beachtet und ärztlich untersucht werden.
- Im Fall einer Cholestase in der Schwangerschaft braucht es nämlich eine engmaschige Kontrolle von Mama und Baby. Nach ärztlichem Ermessen müssen auch weitere Behandlungsmaßnahmen angewendet werden.
Nur auf diese Weise lassen sich Komplikationen und Risiken für das ungeborene Baby vermeiden.
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