Rhesus-positiv oder Rhesus-negativ
Beim Rhesusfaktor handelt es sich um ein Oberflächenmerkmal bzw. Protein der roten Blutkörperchen, das sie entweder tragen oder nicht. Ist ein Rhesusfaktor vorhanden, wird das Blut als rhesus-positiv bezeichnet, ist hingegen kein Rhesusfaktor vorhanden, spricht man von rhesus-negativem Blut. Der Rhesusfaktor entspricht also der Zusatzkennzeichnung von positiv oder negativ bei den Blutgruppen wie beispielsweise Blutgruppe A positiv, Blutgruppe A negativ, Blutgruppe B positiv, Blutgruppe B negativ, Blutgruppe AB positiv etc.
Die Wahrscheinlichkeit, rhesus-positives Blut zu haben, liegt jedoch deutlich höher. Denn nur jeder zweite Europäer ist rhesus-negativ.
Die Bedeutung des Rhesus-Faktors
Der Rhesus-Faktor, manchmal auch als “Blutgruppen-Antigen D“ bezeichnet, spielt normalerweise nur bei Bluttransfusionen eine entscheidende Rolle, da hier nicht nur die Blutgruppe von Spender und Empfänger, sondern auch ihre Rhesusfaktoren übereinstimmen müssen. Anderenfalls können sich so genannte “Anti-D-Antikörper“ bilden.
Diese Antikörper, die beim ersten Kontakt zwischen rhesus-negativem und rhesus-positivem Blut entstehen, sind noch nicht bedrohlich, werden aber bei einer erneuten Transfusion von rhesus-positivem auf rhesus-negatives Blut lebensgefährlich, da sie die übertragenen roten Blutkörperchen systematisch zerstören.
Rhesusfaktor-Unverträglichkeit zwischen Mutter & Kind
Da die beschriebenen Antikörper nicht von Geburt an in einem Organismus vorhanden sind, kommt dem Rhesusfaktor in der Schwangerschaft eine besondere Bedeutung zu – zumindest in einem von zehn Fällen.
Und zwar genau dann, wenn das Blut der Mutter den Rhesusfaktor negativ trägt, das Baby im Mutterleib jedoch Rhesus-positiv ist.
Ist die rhesus-negative Frau zum ersten Mal schwanger, sind auch hier – wie bei der zuvor beschriebenen Bluttransfusion – keine Probleme, ausgenommen der Antikörperbildung, zu erwarten.
Diese bilden sich, wenn das rhesus-positive Blut des Babys Eintritt in den Blutkreislauf der Mutter erhält, beispielsweise bei einer Fruchtwasseruntersuchung. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen Kontakts der beiden unterschiedlichen Rhesus-Faktoren während der Schwangerschaft eher gering. Höher liegt sie während des eigentlichen Geburtsvorgangs.
Eine zweite Schwangerschaft hingegen, wieder mit einem rhesus-positiven Kind, kann jedoch insbesondere für das Baby gefährlich bis lebensbedrohlich werden.
Denn:
Sollte der Blutkreislauf der Mutter mit dem ihres ersten Kindes in Kontakt gekommen sein, wurde dieser zeitweise sowohl von rhesus-negativem als auch rhesus-positivem Blut geprägt. Eine Kombination, die das Immunsystem alles andere als lustig gefunden haben dürfte und entsprechend eine Schutzarmee aus Anti-D-Antikörpern aufgebaut hat, um die fremden Blutkörperchen ganz schnell wieder aus dem eigenen Blutkreislauf zu vertreiben.
Immer noch vorhandene Antikörper würden, sollten sie zum Beispiel über die Plazenta mit dem Blut des zweiten Babys in Kontakt kommen, seine roten Blutkörperchen ebenfalls angreifen, da sie als “Feind“ des mütterlichen Immunsystems erkannt würden. Eine Blutarmut oder eine Verminderung des Sauerstoffgehalts könnten dann zu einer Behinderung des Babys führen oder sogar lebensbedrohlich für das kleine Wesen werden.
Behandlung & Aufhebung der Rhesusfaktor-Unverträglichkeit zwischen Mutter & Kind
Um Mutter und Kind sicher durch die Schwangerschaft und die Geburt zu bringen, hält die Medizin künstlich hergestellte Antikörper parat.
Bei dieser so genannten “Anti-D-Antikörper-Prophylaxe“ wird der Mutter bereits während der ersten Schwangerschaft oder kurz nach der ersten Entbindung eine “Anti-D-Immunglobulin-Spritze“ gegeben, die Antikörper gegen rhesus-positives Blut enthält.
Der mütterliche Blutkreislauf bildet auf Grund der im Labor erzeugten Antikörper keine eigenen mehr. Vor allem aber bauen sich die von außen zugeführten Antikörper sehr schnell wieder ab, so dass bei einer zweiten Schwangerschaft keinerlei Gefahr mehr droht.
Im Endeffekt wird dabei das Immunsystem der Mutter mit allen medizinischen Raffinessen ausgetrickst, um ihm vorzugaukeln, dass es eine erste Schwangerschaft nie gegeben hat.
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