Ein Blick in die Kinderzimmer zeigt immer wieder das gleiche Bild: Die Kinder von heute sind oftmals Besitzer einer Unmenge von Spielsachen. Kinderspiele, Brettspiele, Gesellschaftsspiele, Kuscheltiere, Bauspielzeug – vieles ist in Massen vorhanden und in nicht wenigen Kinderzimmern sieht es heute aus wie in der Spielwarenabteilung bekannter Kaufhäuser.
Ein Kind von heute reagiert mit Unglaube, ja gar Fassungslosigkeit, wenn Eltern oder Großeltern erzählen, mit welchen Spielsachen sie selbst früher gespielt haben und auskommen mussten. Gerade die Generation der Großeltern war schon froh, überhaupt ein paar Bauklötze oder eine Puppe zu besitzen. Das war keineswegs selbstverständlich. Vielmehr mussten sie mit dem spielen, was gerade vorhanden war. Spielzeug wurde oft aus alltäglichen Dingen selbst hergestellt, und wenn nichts vorhanden war, dachten die Kinder sich einfach selbst Spiele aus. Überhaupt wurde viel mehr in der Natur gespielt und gerade dort fanden sich die schönsten Spielmöglichkeiten.
Die heutige Generation Kinder kann sich das oft gar nicht mehr vorstellen. Dabei sind sie an dem so stark veränderten Spielverhalten und dem übermäßigen Konsum an Spielsachen ja oft gar nicht selbst schuld. Sicher, die Wünsche der Kinder sind groß. Dass aber die Erwachsenen denken, die ganzen Wünsche auch erfüllen zu müssen, steht auf einem anderen Blatt.
Machen viele Spielsachen Kinder glücklich?
Welches Kind freut sich nicht, wenn die Mutter, der Opa, die nette Tante ein Spielzeug mitbringt? Natürlich freut sich ein Kind darüber. Ist aber ein Kind, das viele Spielsachen hat, glücklicher, als ein Kind, dessen Spielzeugwünsche nicht immer erfüllt werden?
Nein, sagen die Experten. Sie weisen darauf hin, dass viele Eltern oder Familienangehörige hier einem grundlegenden Irrtum unterliegen. Sie wollen dem Kind etwas Gutes tun und erfüllen seine materiellen Wünsche. Gleichzeitig erkaufen sie sich damit aber die Zuneigung des Kindes. Zunächst ist das Kind selbstverständlich glücklich über das neue Spielzeug. Die leuchtenden Augen erfreuen natürlich den Erwachsenen. Das Kind findet die Tante oder den Onkel nett. Die Freude hält aber nicht lange an, das Kind hat einfach zu viele Spielsachen und das eben noch so tolle Spielzeug landet auf dem Berg der anderen Spielsachen. Der Erwachsene aber ist glücklich, dass er dem Kind die leuchtenden Augen beschert hat. Es stellt sich daher die Frage, wer nun eigentlich glücklicher ist: der Erwachsene oder das Kind?
Fehlende Fantasie
Je mehr Spielzeug ein Kind besitzt, desto weniger muss es seine Fantasie anregen, um eine Spielidee zu entwickeln.
Viele Kinder von heute haben nie gelernt, kreativ zu spielen. Wenn immer ein großes Angebot an Spielsachen vorhanden ist, muss ein Kind einfach nicht kreativ sein, um spielen zu können. Experten warnen schon seit langem davor: Je mehr Spielsachen ein Kind besitzt, desto eher wird es sich sogar langweilen und ist gar überfordert, etwas zu spielen.
Das Kind kann sich zwischen all den Spielsachen einfach nicht entscheiden, was es spielen soll. Dazu kommt, dass Kinder, deren Kinderzimmer voller Spielsachen sind, oft auch ungeduldiger sind und Spiele nicht zu Ende spielen. Gerade bei Spielen, die ein wenig Ausdauer erfordern, brechen sie oft ab, denn sie haben ja genug Auswahl, was sie nun stattdessen machen könnten.
Welche Spiele sind sinnvoll?
Statt sein Kind mit Bergen an Spielsachen „zuzuschütten“ ist es wesentlich sinnvoller, darüber nachzudenken, welche Spielsachen nun wirklich einen „Mehrwert“ für das Kind haben. Die liebe Verwandtschaft denkt oft, dass sie doch etwas schenken muss. Dem Kind nun aber die x-te Puppe zu schenken, ist wenig sinnvoll. Viel besser ist, es vor dem Schenken Rücksprache mit den Eltern zu halten.
- Hat ein Kind Vorlieben bei den Spielsachen?
- Von welchen Spielsachen hat es genug, was könnte es tatsächlich noch gebrauchen?
Mit was spielt das Kind gar nicht?
Ein Kind, das beispielsweise nicht gerne puzzelt, braucht auch nicht das 5. Puzzel, das dann doch nur in der Ecke verschwindet.
Es muss auch nicht immer ein Spielzeug sein. Auch Geldgeschenke, die das Kind sammelt, um sich einen größeren Wunsch zu erfüllen, können sehr sinnvoll sein.
Spielzeuge, die die Fantasie des Kindes anregen, die es fordern, aber nicht überfordern und zudem dem Kind Spaß machen, sind wichtig für jedes Kind. Aber auch hier sollten Eltern und Angehörige mit Maß und Ziel arbeiten.
Das Kinderzimmer entrümpeln
Eltern und Kinder können selbst viel dazu beitragen, das Spielverhalten in gesunde Bahnen zu lenken. Regelmäßiges Entrümpeln kann ein Anfang sein. Spielsachen, mit denen das Kind nicht mehr spielt, können entsorgt werden. Auf Flohmärkten finden sie oft reißenden Absatz. Auch Kindergärten oder Kinderstationen in Krankenhäuser sind oft dankbare Abnehmer.
Hilfreich ist es auch, einen Teil der Spielsachen erst einmal zu im Keller zu verstauen. Nach ein paar Monaten werden sie gegen Spielsachen im Kinderzimmer ausgetauscht, die ihrerseits zu einer „Pause“ verstaut werden. So bleiben die Spielsachen spannend und werden nicht so schnell langweilig.
Foto © strauchburg.de Adobe Stock
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