„Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger!“ Nicht selten ist dies genau der Satz, der die Welt auf den Kopf zu stellen scheint. Das Babywunder. Und nicht nur die Welt der werdenden Mutter, sondern auch die ihrer besten Freundin.
Denn es ist leider trauriger Fakt, dass sehr viele Frauen- Freundschaften, irgendwann an dem Baby selbst scheitern. Obwohl sie über die Jahre gehalten und alle Höhen und Tiefen gemeinsam gemeistert haben. Insbesondere dann, wenn die beste Freundin nicht Mama ist und nicht vorhat, dies in der nächsten Zeit zu werden.
Doch zuerst wird die Vorfreude über und auf das Baby meistens noch geteilt. Oft so intensiv, dass man manchmal vergessen könnte, welche der beiden Frauen eigentlich schwanger ist. Die Schwangerschaftsratgeber werden zusammen auf der Couch studiert, das Kinderzimmer liebevoll gemeinsam gestrichen und eingerichtet, Baby-Boutiquen im Doppelpack geplündert und solidarisch natürlich auch gemeinsam den Schwangerschaftsgelüsten gefrönt.
Und nicht selten ist es eben auch die beste Freundin, die mit in den Kreißsaal darf, um den magischen Moment der Geburt des Babys nicht zu verpassen.
Das Babywunder selbst stellt die Frauen-Freundschaft also noch nicht in auf die Probe – zumindest in nur ganz, ganz seltenen Fällen. Denn gerade während ihrer Schwangerschaft scheinen werdende Mamis von ihrer besten Freundin eine Art Stempel zu erhalten. „Achtung, unantastbar, weil schwanger!“ Dabei fällt es den Freundinnen noch nicht einmal schwer, sich selbst und ihre Bedürfnisse in dieser Zeit zurückzustellen und stattdessen ihre schwangere Freundin samt ihres noch ungeborenen Babys in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken.
Denn ganz tief in ihrem Unterbewusstsein formuliert sich nämlich genau der Gedanke, der ihnen die Kraft dazu verleiht. „Es sind ja nur 9 Monate und vielleicht auch noch die ersten Wochen nach der Geburt. Irgendwann wird alles wieder so sein wie vorher – nur eben mit Baby halt!“ Und genau dieses „Nur eben mit Baby halt“ wird von der besten Freundin zumeist unter-, von der jungen Mutter hingegen zumeist überschätzt.
Zwischen Babywunder und Busenfreundin
Natürlich, dreht sich auch in den ersten Wochen nach der Geburt alles noch um den kleinen, der nun den Tagesrhythmus seiner Mutter bestimmt. Er möchte gestillt, gewickelt, liebkost und falls nötig auch getröstet werden und hält seine Mama ganz schön auf Trab.
Kein Wunder also, dass die Telefonate mit der besten Freundin nun kürzer ausfallen, vor allem nicht mehr in den späteren Abendstunden stattfinden und oft genug auch mehr als nur abrupt beendet werden müssen, weil das Kleine weint. Von gemeinsamen und ausgedehnten Shopping-Touren am Nachmittag oder gemütlichen Restaurantbesuchen am Wochenende ganz zu schweigen. Für all das hat die beste Freundin auch jetzt mit Sicherheit noch Verständnis.
Je mehr Zeit allerdings vergeht und je öfter und kontinuierlicher die “ehemals“ bessere Hälfte sich als eigenständige Persönlichkeit mit ihren eigenen Interessen, Bedürfnissen, eventuell sogar Ängsten und Sorgen (die sich allesamt mit sicherer Wahrscheinlichkeit ausnahmsweise einmal NICHT um das Kind der Freundin drehen) zurückgewiesen fühlt, desto eher droht die Freundschaft über kurz oder lang zu zerbrechen.
Deshalb Hand aufs Herz: Wie oft musste Ihre beste Freundin in der Vergangenheit auf Grund Ihres Kindes schon zurückstecken? Und wie oft sind Ihrerseits dabei Sätze gefallen wie: „Oh, können wir vielleicht ein anderes Mal telefonieren, ich bin heute echt zu geschafft!“ oder „Essen gehen? Nur wir beide? Am Wochenende? Wie stellst Du Dir das vor? Wo soll ich denn mein Kind lassen? Du kannst aber gerne auf einen Kaffee hier vorbeikommen!“
Das sind die Sätze, die wohl jede kinderlose Freundin gerne hört. Am beliebtesten sind jedoch: „Wenn Du irgendwann selbst einmal Mutter bist, dann wirst Du mich vielleicht verstehen“ und „Du kannst da gar nicht mitreden, Du hast ja schließlich keine Kinder und weißt auch überhaupt nicht, wie das ist!“
Wie sagt es sich so schön: Freundschaften möchten gepflegt werden
Stimmt, die beste Freundin hat vielleicht kein Kind, aber sie erinnert sich sehr gut daran, dass sie noch vor vielleicht gar nicht allzu langer Zeit mal eine beste Freundin hatte. Ja, diese Freundin ist inzwischen Mutter geworden, ja, diese Freundin hat damit eine große Verantwortung übernommen, und ja, diese Freundin hat natürlich jetzt weniger Zeit als vorher.
Und doch: Ab und an wäre es schön, wenn sich genau diese Freundin einfach mal wieder ein wenig Zeit für den Menschen nehmen würde, der sie nicht nur viele Jahre lang, sondern höchstwahrscheinlich sogar durch alle Ängste und Sorgen während der Schwangerschaft begleitet hat. Zeit für ihre beste Freundin. Und zwar von Frau zu Frau. Von Freundin zu Freundin.
Denn wir finden: Babywunder sollte keine Busenfreundin auf der Strecke hinterlassen!
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