Wer nach einer jahrelangen Odyssee durch Arztpraxen und Kliniken mit Beratungen, Diagnosen, Behandlungen und Enttäuschungen immer noch nicht schwanger geworden ist, sieht sich an einem Scheidepunkt. Sollten wir es trotzdem noch einmal versuchen? Sind wir jetzt nicht schon zu alt? Wäre eine Adoption nicht doch eine Alternative? Wie würde ein Leben ganz ohne Kind aussehen? Solche und ähnliche Fragen geistern im Kopf herum und sind nicht leicht zu beantworten.
Hinzu kommt die Enttäuschung, die erst einmal verarbeitet sein will – kein einfaches Unterfangen. Und: Je stärker der Kinderwunsch ausgeprägt war und ist, je umfassender das Leben in der jüngeren Vergangenheit darauf ausgerichtet war, desto schwieriger wird es, den Gedanken an ein leibliches Kind loszulassen und den Blick auf alternative Lebensformen zu lenken. Das Gefühl der Ungerechtigkeit – „Andere Frauen werden einfach so schwanger, obwohl sie noch nicht einmal unbedingt ein Kind haben möchten, und bei mir, die sich das so sehnlich wünscht, will es nicht klappen“ –, das häufig beschrieben wird, lässt sich auch nicht ohne Weiteres abschütteln.
Ein wenig leichter fällt der Umgang mit den enttäuschten Hoffnungen den Paaren, die sich von Beginn an mit der Möglichkeit auseinandergesetzt haben, dass ihr Wunsch nach einem leiblichen Kind vielleicht nicht Realität werden wird. Wer sich während einer Fruchtbarkeitsbehandlung immer wieder vor Augen führt, dass die Medizin bislang nicht so weit ist, eine Garantie auf eine Schwangerschaft zu geben, wer den möglicherweise ausbleibenden Erfolg in der Partnerschaft thematisiert und alternative Lebensentwürfe entwickelt, hat im Regelfall zwei entscheidende Vorteile: Zum Einen ist während der Behandlung der emotionale Erfolgsdruck geringer, zum Anderen ist die Auseinandersetzung mit der enttäuschten Hoffnung leichter, weil man darauf vorbereitet ist.
Doch egal wie gut ein Paar sich vorbereitet fühlt auf die Erkenntnis: Die Verarbeitung ist stets schwer und nicht in ein, zwei Wochen zu schaffen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie benötigen, suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Partner, der ja auch mit seinen Gefühlen umgehen muss. Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie glauben, die Situation nicht alleine bewältigen zu können.
Ein unerfüllter Wunsch nach einem leiblichen Kind muss nicht das Ende der Familienplanung bedeuten – zahlreiche ungewollt kinderlose Paare entschließen sich zu einer Adoption, durchlaufen ein Adoptionsverfahren erfolgreich und können über kurz oder lang auf diesem Wege eine Familie gründen. Wie auch die Fruchtbarkeitsbehandlung ist der Versuch einer Adoption ein großer Schritt, der voraussetzt, dass beide Partner ihn wirklich gehen möchten – der eine reifliche Überlegung notwendig macht.
Manche Paare entscheiden sich nach einer erfolglosen Fruchtbarkeitsbehandlung auch ganz gegen eine Familiengründung und entwickeln statt dessen andere Lebenspläne. Was unmittelbar nach der Behandlung für die meisten unvorstellbar ist, tritt dennoch nicht selten ein, wenn erst einmal ein wenig Zeit vergangen ist: das Gefühl, auch kinderlos ein zufriedenes, erfülltes Leben zu führen.
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