Kleine Jungen können mit allerlei Problemen zu kämpfen haben, wenn sie auf die Welt kommen. Denn nicht immer ist alles so wie es sein sollte. So können männliche Säuglinge unter einer Entwicklungsstörung im Genitalbereich, wie beispielsweise einem Hodenhochstand, einer Vorhautverengung (Phimose), einem Wasserbruch oder eben auch unter einer verkürzten Harnröhre leiden. Die sogenannte Hypospadie tritt häufig jedoch nicht als Einzelmerkmal, sondern in Verbindung mit einem oder mehreren der genannten anderen Entwicklungsstörungen auf.
Medizinisch: Die Hypospadie, umgangssprachlich: Die Harnröhrenverkürzung
Wie die umgangssprachliche Bezeichnung bereits impliziert, ist bei einer Hypospadie die Harnröhre kürzer als sie eigentlich sein sollte. Das bedeutet, sie reicht nicht bis an die Spitze der Eichel, sondern endet bereits an der Unterseite des Penis.
Die Folge: Der Urin kann nicht als Strahl gebündelt werden, sondern läuft entweder nach unten oder nach hinten weg. Zudem ist auch der Penis selbst von der Entwicklungsstörung betroffen, da die so eigentlich nicht gedachte Platzierung der Harnröhre auch ihn nach unten zieht.
Je nach Länge und Sitz der Harnröhre werden unterschiedliche Grade der Hypospadie unterschieden. Fast alle sind behandlungsbedürftig. Insbesondere dann, wenn die Harnröhre nicht nur verkürzt, sondern auch verengt ist. In solchen Fällen muss sofort, also schon im Säuglingsalter, gehandelt und behandelt werden.
Wann ist der beste Zeitpunkt für den Eingriff?
Die Hypospadie Behandlung sollte nicht auf die lange Bank geschoben werden. In der Regel ist dazu ein operativer Eingriff nötig, für den verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung stehen.
Experten empfehlen sich im Vorfeld ausreichend über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren und gegebenenfalls auch eine zweite Meinung einzuholen. Die Mediziner raten auch, den Eingriff beim Kind so früh wie möglich durchführen zu lassen.
Was bedeutet: Vor Erreichen des 3. Lebensjahres, im besten Fall zwischen dem 6. und 15. Lebensmonat des Kindes, wenn der Kleine die gesamte Prozedur noch nicht bewusst wahrnimmt.
Hypospadie: Eine häufige Entwicklungsstörung
Ist das eigene Kind von einer Harnrörenverkürzung betroffen, ist der Schrecken erst einmal groß. Dabei tritt sie viel häufiger auf als vielleicht gemeinhin angenommen. In Zahlen dargestellt heißt das: Von 300 geborenen Kindern kommt eines mit Hypospadie auf die Welt.
Eine vorliegende Hypospadie kann heutzutage sehr früh erkannt werden. Es ist anzunehmen, dass auch eine große Zahl erwachsener Männer an der Entwicklungsstörung leidet. Die Harnröhrenverkürzung blieb unbehandelt, da die diagnostischen und operativen Möglichkeiten damals noch sehr eingeschränkt waren.
Sich im Erwachsenenalter einer Korrektur der Harnröhre zu unterziehen, ist mit Sicherheit eine sehr schwierige Entscheidung. Welcher Mann legt schon gerne sein „bestes Stück“ in die Hände eines Chirurgen. Wohl wissend, dass dieser auf jeden Fall das Skalpell ansetzen wird?
Worin die Entwicklungsstörung, die zu einer verkürzten Harnröhre führt, begründet ist, darüber scheiden sich noch immer die Geister. Als Ursache werden äußere Einflüsse, wie die ansteigende Schadstoffbelastung vermutet. Auch endokrinologische, also hormonelle Ursachen kommen in Frage.
So könnte auch die Einnahme von Progesteron während der Schwangerschaft ursächlich für eine Entwicklungsstörung, in diesem Fall einer Hypospadie, sein. Zu guter Letzt bleibt natürlich auch die Möglichkeit des genetischen Defekts.
Hypospadie wird besonders häufig bei Frühchen beobachtet. Besonders bei den Frühchen, die mit massivem Untergewicht zur Welt kommen.
Hypospadie: Die Behandlung
Ziel der Hypospadie Behandlung ist es, die Harnröhre ihres Kindes so zu verlängern, dass sie wieder dort platziert werden kann, wo sie eigentlich hin gehört. Gleichzeitig wird so der Penis wieder aufgerichtet und der ästhetische Gesamteindruck wieder hergestellt. Das interessiert zugegebenermaßen Ihr Kind mit Sicherheit noch nicht, im Pubertäts- und Erwachsenenalter spielt dieser Aspekt jedoch eine wichtigere Rolle.
Welcher Eingriff der richtige ist, richtet sich dabei nach dem Grad der Hypospadie. Ausschlaggebend ist unter anderem der derzeitige Sitz der Harnröhre, die Länge des Penis und seine Beschaffenheit.
In der Regel wird das, was der Harnröhre an Länge fehlt, künstlich rekonstruiert. Der Chirurg plaziert während der OP das Ende dieses neuen Teilstücks dort, wo es eigentlich hingehört, an die Spitze der Eichel. Dabei kann der Eingriff auf Grund der erforderlichen Präzisionsarbeit mehrere Stunden dauern. In jedem Fall wird die Operation unter Vollnarkose durchgeführt.
Danach verbleibt der kleine Patient noch für mehrere Tage im Krankenhaus, da ein Katheter erforderlich wird. Ob ihrem Kind im Anschluß an den Eingriff ein Blasenkatheter oder Bauchkatheter gelegt wird, kann in machen Fällen schon vorab geklärt werden.
Mit einem Blasenkatheter kann das Kind schon nach kurzer Zeit wieder durch die Gegend “turnen“. Wurde ein Bauchkatheter gelegt, muss Bettruhe eingehalten werden und das Kind darf zunächst nur auf dem Rücken liegen. Informieren Sie sich im Vorfeld über die Nachversorgung, die in manchen Fällen von einer Hormontherapie begleitet werden muss.
Was sich jetzt zugegebenermaßen ziemlich grausam anhört, stecken die kleinen Patienten jedoch verhältnismäßig gut und vor allem schnell weg. Insbesondere dann, wenn ein erfahrener Chirurg den Eingriff vornimmt. Denn genau dann lassen sich etwaige Komplikationen, die im Nachhinein auftreten können, so weit wie möglich eingrenzen.
Deshalb gilt: Lieber einmal zu viel nachfragen als einmal zu wenig. Schließlich geht es hier in erster Linie um eines: um Sohnemanns “bestes Stück“.
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