Was ist ein Wehenschreiber (CTG)?
Das Kürzel CTG steht für ein medizinisches Untersuchungsverfahren, konkret für eine sogenannte Kardiotokografie bzw. ein Kardiotokogramm. Dieses Verfahren wird vor allem in der Geburtsheilkunde zur Bestimmung der fetalen Herzfrequenz durchgeführt. Zum anderen erfolgt in der Geburtshilfe mit diesem Gerät eine Wehenaufzeichnung, weshalb es umgangssprachlich auch als Wehenschreiber bezeichnet wird. Doch auch zur routinemäßigen Überwachung der Geburt wird das CTG von Gynäkolog*innen herangezogen.
Erfunden wurde der Wehenschreiber von dem deutschen Medizinprofessor und Gynäkologen Konrad Hammacher.
- Mithilfe der Kardiotokographie können Mediziner*innen während der Schwangerschaft bestimmen, ob das Ungeborene im Mutterbauch ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist. Das CTG zeigt somit den Zustand des ungeborenen Kindes an.
- Die gleichzeitige Aufzeichnung der mütterlichen Wehen ist für Ärzte ebenfalls von großer Bedeutung, denn auf diese Weise lassen sich frühzeitig Veränderungen in den Herztönen des Babys erkennen.
- Die Messwerte von Mutter und Baby, die sich im Rahmen der CTG-Untersuchung ergeben, werden übersichtlich in Kurven dargestellt und zur bessern ärztlichen Interpretation auf Papier ausgedruckt. Auch eine digitale Dokumentation der Werte ist möglich.
- Die Untersuchungsmethode ist für die werdende Mutter und ebenso für das ungeborene Kind vollkommen schmerz- und nebenwirkungsfrei.
- Um die kindlichen Bewegungen und Herztöne aber exakt auswerten zu können, muss das Baby wach sein: Schläft das Ungeborene, liefert das CTG also keine verwertbaren Daten.
Wie funktioniert der Wehenschreiber?
Die CTG-Untersuchung besteht konkret betrachtet aus zwei unterschiedlichen Messverfahren:
- Ein Messfühler, der sogenannte Ultraschall-Transducer sendet Schallwellen zum Herzen Deines Babys. Ein Empfänger registriert dann das zurückgeworfene Echo und stellt auf diese Weise die erste CTG-Messkurve – nämlich die kindliche Herzfrequenz – dar. Die fetalen Herztöne sind aber nicht gleichbleibend, sondern schwanken natürlicherweise nach oben und unten. Diese Schwankungen machen sich in der Messkurve durch viele Zacken bemerkbar: Eine solche Messkurve deutet also darauf hin, dass mit dem Ungeborenen alles in Ordnung ist.
- Der zweite Messfühler ist ein Drucksensor, der die muskulären Kontraktionen der Gebärmutter aufzeichnet. Dieser Messfühler reagiert also auf unterschiedliche Spannungen in Deiner Bauchdecke und stellt Wehen dar, falls welche vorhanden sind. Die CTG-Kurve gibt aber keinen absoluten Zahlenwert an, der genau bestimmt, ob eine Wehe stark oder schwach ist. Der Wehenschreiber stellt lediglich die Länge der Wehentätigkeit sowie die Abstände zwischen den einzelnen Wehen dar.
Moderne CTG-Geräte sind zudem in der Lage, die Kindsbewegungen zu erfassen.
Die Untersuchung wird im Allgemeinen auf der Seite liegend oder sitzend auf einem speziellen Stuhl durchgeführt. Beide CTG-Knöpfe (Messfühler) werden auf dem Bauch der schwangeren Frau befestigt. Dabei bleibt der Ultraschall-Transducer unter einer Bauchbinde beweglich, damit er sich ideal an die Lage des Ungeborenen anpassen kann. Mittels eines Kabels werden die Messfühler des Wehenschreibers mit dem Computer verbunden, der daraufhin die Daten auswerten kann und auf einem Messpapier druckt.
Vielleicht hast Du den Eindruck, dass der Bauchgurt etwas zu eng sitzt, doch sei ganz unbesorgt. Er muss recht fest sein, doch Dir und Deinem kleinen Schatz im Bauch passiert nichts.
Zu welchem Zeitpunkt wird eine CTG-Untersuchung gemacht?
Seit dem 01.01.2021 hat der Gesetzgeber beschlossen, dass die Untersuchung per Wehenschreiber nicht mehr zur routinemäßigen Vorsorge gehört. Dieser Beschluss ist in den derzeit gültigen Mutterschaftsrichtlinien auch festgehalten. Ein CTG soll nur noch in begründeten Fällen durchgeführt werden, also wenn es nach Meinung der Frauenärzte/-innen medizinisch notwendig ist. Diese Entscheidung ist gefällt worden, um das Baby vor unnötiger und langer Belastung durch Ultraschallwellen zu schützen – auch wenn die Untersuchungsmethode praktisch als nebenwirkungsfrei gilt.
Besteht nun eine Risikoschwangerschaft, so wird die CTG-Untersuchung medizinisch ab der 25. Schwangerschaftswoche angeraten. Es ist aber auch möglich, bis zur 30. SSW zu warten und das CTG im Rahmen der vierzehntägigen Check-ups durchzuführen.
In einigen Fällen wird Deine Gynäkologin bzw. Dein Gynäkologe ein CTG anordnen, so beispielsweise:
- wenn bei der werdenden Mutter bestimmte Vorerkrankungen bestehen.
- im Fall einer vorzeitigen Wehentätigkeit
- wenn plötzlich Blutungen einsetzen.
- wenn die behandelnden Ärzte und Hebammen den Verdacht haben, dass die Plazenta nicht einwandfrei arbeitet und das Baby dementsprechend nicht ideal versorgt werden kann.
- vorangegangene CTG-Untersuchungen Auffälligkeiten aufgezeigt haben, so etwa einen zu schnellen oder einen zu langsamen fetalen Herzschlag.
- wenn der ursprünglich errechnete Geburtstermin überschritten ist.
- im Fall einer Risikoschwangerschaft, so etwa bei Spätgebärenden oder bei Mehrlingsschwangerschaften, um Komplikationen auszuschließen.
- wenn das Ungeborene in Steißlage (Beckenendlage) liegt.
- Du kindliche Bewegungen in Deinem Bauch nicht mehr so gut oder häufig spüren kannst.
- wenn sich die Fruchtwassermenge reduziert hat.
- im Fall einer Schwangerschaftsvergiftung.
- bei festgestellter Schwangerschaftsdiabetes.
- bei einem vorzeitigen Blasensprung.
Wird ein CTG auch während der Geburt geschrieben?
Eine CTG-Überwachung ist auch während der Geburt sehr wichtig, denn es ist die sicherste Methode, um eine mögliche Unterversorgung Deines Babys frühzeitig zu erkennen. Mit diesem Gerät können abfallende kindliche Herztöne sofort erkannt und medizinische Hilfsmaßnahmen sofort eingeleitet werden.
Bei der Aufnahme der werdenden Mama in den Kreißsaal wird in der Regel das erste CTG geschrieben. Je nachdem, ob ein gesundheitliches Risiko für das Ungeborene gegeben ist, muss die Messaufzeichnung alle halbe bis zwei Stunden erneut gemacht werden. Während der Eröffnungs- sowie der Austreibungsphase werden die kindlichen Herztöne und die Wehentätigkeit durchgängig gemessen: Auf diese Weise kann die Sicherheit von Mama und Baby optimal gewährleistet werden.
In modernen Kliniken gibt es spezielle CTG-Geräte, die die Schwangere in ihrer Bewegungsfähigkeit so gut wie gar nicht einschränken. So werden die Signale kabellos per Funk übermittelt.
Ist eine Wehenschreiber-Untersuchung schädlich für das Baby?
- Bei einer Kardiotokografie wird Ultraschalltechnik eingesetzt und somit zählt das CTG zu den Ultraschalluntersuchungen (Sonografie).
- Solche sonografischen Untersuchungsverfahren sind nur zu medizinischen Zwecken erlaubt, denn das Baby soll im Mutterleib vor unnötigen Belastungen geschützt werden.
- Das heißt aber keinesfalls, dass eine Ultraschalluntersuchung automatisch schädliche Konsequenzen für das Baby hätte.
- Laut den Experten der DEGUM, der “Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e. V.” sind Sonografie-Untersuchungen in der Schwangerschaft als ungefährlich einzustufen.
- Die Ultraschalltechnologie gehört zu den bedeutsamsten Untersuchungsinstrumenten in der Zeit der Schwangerschaft, denn damit lassen sich Auffälligkeiten frühzeitig erkennen.
- Der Wehenschreiber kann somit als eine Art “Frühwarnsystem” betrachtet werden.
- Die Kardiotokografie sollte in jedem Fall immer von einer erfahrenen Ärztin bzw. einem Arzt mit entsprechender Fachexpertise durchgeführt werden.
Die wichtigsten CTG-Werte und ihre Bedeutung im Überblick
Die CTG-Untersuchung misst unterschiedliche Werte, die den behandelnden Ärztinnen und Ärzten Hinweise darauf geben, ob beispielsweise ein Sauerstoffmangel oder eine sogenannte fetale Azidose, eine Übersäuerung beim Baby vorliegt.
Die CTG-Kurven werden anhand des sogenannten “FIGO-Scores” bewertet. Dieses deutsche Bewertungssystem ist an ein internationales System angelehnt, dass die kindliche Herzfrequenz prüft.
Hier nun ein Kurzüberblick über die wichtigsten CTG-Werte und ihre Bedeutung:
Grundfrequenz
- Dieser CTG-Wert wird auch als Baseline bezeichnet.
- Dieser Wert gibt Aufschluss über die durchschnittlichen Herzschläge des Kindes.
- Der Grundfrequenzwert lässt sich mit dem Ruhepuls eines Erwachsenen vergleichen.
- 110 bis 160 Herzschläge pro Minute gelten als Normalwert.
- Liegt diese Grundfrequenz länger als 10 Minuten bei 161 bis 180 Herzschlägen pro Minute oder sogar noch höher als 180 Minutenschläge, so sprechen Mediziner*innen von einem beschleunigten Herzschlag (Tachykardie). Die Gründe hierfür sind ganz unterschiedlich: So bist Du vielleicht Stressbelastungen ausgesetzt oder kämpfst gerade mit einer Fiebererkrankung.
- Sollte es zusätzlich zu einem beschleunigten Herzschlag Deines Babys noch zu anderen Symptomen kommen, wie etwa zu plötzlichen Schmerzen, so kann das auf eine vorzeitige Ablösung der Plazenta hindeuten. Bitte wende Dich unbedingt bei Schmerzbeschwerden an Deine behandelnde Ärztin oder Deinen Arzt.
Wenn die kindliche Herzfrequenz länger als 3 oder 5 Minuten unter 100-109 Schläge minütlich fällt oder sogar unter 100 absinkt, ist die Rede von einem verlangsamten Herzschlag (Bradykardie). Ein möglicher Grund hierfür kann zum Beispiel das Vena-Cava-Syndrom sein, bei dem die Vene der schwangeren Mama durch das Körpergewicht des Kindes abgedrückt wird. In einem ungünstigen Fall können auch eine sogenannte Nabelschnurkompression – also eine abgedrückte Nabelschnur – dahinterstecken.
Oszillationen (Bandbreite)
- Dieser Messwert des Wehenschreibers bezeichnet die klassischen Schwankungen in der CTG-Messkurve, also die sich stetig abwechselnden Hebungen und Senkungen um die Baseline herum.
- Die Bandbreite ist die Differenz zwischen der höchsten sowie der tiefsten Schwankung.
- Fünf bis 25 Schläge pro Minute gelten als Normalwert. In Schlaf- bzw. in Ruhephasen sind kurzzeitige Perioden mit einer geringeren Bandbreite (Oszillation) normal. Oftmals probieren die behandelnden Ärztinnen und Ärzte in einer solchen Situation das Ungeborene aufzuwecken, damit eine Reaktion, eine sogenannte Akzeleration im CTG erzeugt werden kann.
- Eine Bandbreite – die länger als 90 Minuten unter einem Wert von fünf liegt – könnte ein Hinweis auf einen Sauerstoffmangel sein, der dann natürlich ärztlich unbedingt genau abgeklärt werden muss.
Akzeleration
- Wird die Herzfrequenz des ungeborenen Kindes kurzzeitig – das bedeutet über eine Zeitspanne von rund 15 Sekunden bis 10 Minuten – schneller, so ist in der Medizin die Rede von einer “sporadischen Akzeleration”. Diese Veränderungen im Wehenschreiber treten zum Beispiel aufgrund von Kindsbewegungen auf.
- Zwei Akzelerationen in 20 Minuten gelten als Normbereich.
- In der Kurve des Wehenschreibers machen sich diese Ausschläge als Berge bemerkbar.
- Zeigt sich länger als 40 Minuten keine Akzeleration, könnte das auf eine krankhafte Veränderung hindeuten.
Dezeleration
- Dieser Wert zeigt an, wenn die fetale Herzfrequenz kurz einbricht.
- Die Herzfrequenz fällt um ca. 15 Schläge pro Minute unter die Baseline.
- Dabei differenziert die Frauenärztin bzw. der Frauenarzt zwischen Dezelerationen, die wehenabhängig sind, und solchen, die nicht von der Wehentätigkeit abhängen.
- Hat die werdende Mama eine Wehe, so fällt für diesen Moment die Baby-Herzfrequenz kurz ab, denn während einer Wehe wird die Plazenta nicht so ideal durchblutet.
- Fällt die kindliche Herzfrequenz jedoch erst dann ab, wenn die Wehe ihren Höhepunkt erreicht, dann muss die behandelnde Ärztin bzw. der Arzt das in jedem Fall beobachten.
Um den gesundheitlichen Zustand des Babys einschätzen zu können, werden all diese Kriterien von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten herangezogen und in drei unterschiedliche Kategorien klassifiziert:
- Normale Werte:
Das CTG ist unauffällig und Deinem Baby geht es aller Wahrscheinlichkeit nach sehr gut.
- Eines der Kriterien weicht leicht von der Norm ab:
In einem solchen Fall schauen Ärzte genauer hin und zeichnen später eventuell erneut ein CTG auf.
- Zwei Kriterien weichen ab bzw. ein Kriterium ist pathologisch:
In einem solchen Fall werden die behandelnden Ärzte vermutlich eine umfassende Beobachtung anordnen, damit medizinisch schnell eingegriffen werden kann, falls sich die Werte nicht verbessern sollten.
Was ist mit einem “auffälligem CTG” gemeint?
- Fällt die durchschnittliche Herzfrequenz Deines Babys unter 100 oder steigt sie über 170 Herzschläge pro Minute an, so gilt das CTG medizinisch als auffällig.
- Ebenso ist die Aufzeichnung auffällig, wenn die Kurve immer in gleicher Form und ohne Ausschläge verläuft.
- Auch mehrere untypische Täler oder fehlende Berge sind ein Anlass für weiterführende Untersuchungen.
Das genaue CTG-Muster ist von vielen verschiedenen Einflussfaktoren abhängig. Auffällige Muster sind nicht automatisch ein Grund zur Besorgnis und müssen nicht bedeuten, dass die kindliche Versorgung im Mutterleib gefährdet ist. Es könnte zum Beispiel sein, dass Dein kleiner Liebling gerade schläft oder dass es wach ist und sich recht aktiv im Bauch bewegt.
Weiter mögliche Ursachen für ein auffälliges CTG sind:
- Mögliche Gründe bei der Schwangeren: Blutdruck, Wehen, Fieberbeschwerden, körperliche Aktivitäten.
- Plazentainsuffizienz
- Abgedrückte Nabelschnur (Nabelschnurkompression)
- Mögliche Gründe aufseiten des Babys: Wach- oder Schlafzustand, Sauerstoffversorgung, körperliche Aktivität im Mutterbauch.
- Außeneinflüsse: Arzneimittelpräparate, Drogen, Nikotinkonsum.
Sind die Aufzeichnungen des Wehenschreibers auffällig, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um sicherzugehen, dass es dem Baby gut geht und die Versorgung optimal funktioniert:
- Mit einem Dopplerultraschall wird der Blutfluss in den Gefäßen sowie die Herzentwicklung des Kindes dargestellt.
- Zu den weiterführenden Untersuchungsmethoden gehört auch eine sogenannte fetale Stimulation: Hierbei versucht der Arzt, das Baby durch sanftes Rütteln des Bauches, durch lichtoptische oder akustische Reize aufzuwecken. Anschließend wird die Herzfrequenz erneut geprüft.
- K-CTG: Hinter diesem Kürzel steht ein Kineto-Kardiotokogramm: Hierbei wird mit einem dritten Messfühler während der CTG-Aufzeichnung die Bewegungsdauer sowie die Bewegungsintensität des ungeborenen Babys überprüft.
Fazit – das CTG als zentrales Untersuchungsinstrument in der Geburtshilfe
- Das CTG – auch als Kardiotokographie oder Wehenschreiber bezeichnet – ist ein sehr wichtiges Untersuchungsverfahren in der Geburtshilfe, das auf Ultraschallwellen basiert.
- Die Untersuchung dauert durchschnittlich eine halbe Stunde.
- Der Wehenschreiber misst die Länge und die Intensität der Wehen. Auch die Wehenhäufigkeit wird mit dem CTG gemessen.
- Das CTG ist ein sehr wichtiges Untersuchungsinstrument zur Bestimmung der Sauerstoffversorgung des Babys.
- Das Verfahren ist ungefährlich sowie schmerzfrei für Mutter und Kind.
- Ein auffälliges CTG heißt nicht automatisch, dass mit dem Ungeborenen etwas nicht in Ordnung ist. Wenn die Kurven des Wehenschreibers “nicht normal” verlaufen, kann das ganz unterschiedliche Gründe haben. Mach Dir bitte keine Sorgen, denn es könnte beispielsweise sein, dass Dein Baby einfach nur schläft.
Lass Dich von Deiner behandelnden Ärztin oder dem Arzt über die CTG-Ergebnisse aufklären.
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