Bienenhonig ist ein wertvolles Naturprodukt. Ob als Brotaufstrich, alternatives Süßungsmittel oder traditionelles Hausmittel – das süße Gold wird von Groß und Klein sehr geschätzt. Doch darf auch Ihr Baby schon Honig bekommen? Nein, nicht im ersten Lebensjahr. Denn für Säuglinge besteht in den ersten zwölf Lebensmonaten die Gefahr, durch den Verzehr schwer zu erkranken. Doch was macht Bienenhonig für das Baby so gefährlich?
Warum keinen Honig fürs Baby?
Ein Löffelchen Honig kann Tee, Milch und Brei verfeinern oder bei Husten für Linderung sorgen. Doch für Babys unter zwölf Monaten ist das tabu! Denn für sie kann es gefährlich werden: Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum, das in der Umwelt weit verbreitet ist, können auch in Bienenhonig vorkommen. Da die Darmflora von Neugeborenen und Babys im ersten Lebensjahr noch nicht voll entwickelt ist, können diese Sporen im Darm auskeimen. Die Bakterien vermehren sich und bilden ein starkes Toxin, das den Säuglingsbotulismus, eine sehr seltene, aber unter Umständen lebensbedrohliche Erkrankung, verursachen kann.
Säuglingsbotulismus: Was ist das?
Bekannt ist die Lebensmittelvergiftung Botulismus, die meist durch den Verzehr schlecht konservierter Lebensmittel (zum Beispiel Fleisch- und Gemüsekonserven) verursacht wird. Bei unzureichender Erhitzung kann sich unter Luftausschluss das Bakterium Clostridium botulinum im Lebensmittel vermehren und ein Gift bilden, das beim Menschen schwere bis lebensbedrohliche Vergiftungserscheinungen verursacht.
Der Säuglingsbotulismus ist eine Sonderform dieser Lebensmittelvergiftung. Auslöser ist hier ebenfalls das Bakterium Clostridium botulinum. Es ist in der Umwelt weit verbreitet. Kaum bekannt ist, dass auch das Naturprodukt Honig Sporen dieser Bakterien enthalten kann. Über mit ihm gesüßte Getränke oder Breie gelangen diese Sporen dann in Babys Bauch.
Nach der Geburt befinden sich im Darm des Säuglings noch nicht so viele schützende Bakterien. Der Darm wird erst nach und nach durch sie besiedelt. Diese guten Darmbakterien werden jedoch benötigt, um krankmachende Keime abzuwehren. Auch die Sporen von Clostridium botulinum können noch ungehindert auskeimen, sich vermehren und im Säuglingsdarm ihr Gift produzieren. Das starke Gift gelingt aus dem Darm ins Blut und führt zu einer Lähmung der Muskulatur und einer Störung der Erregungsübertragung.
Es tritt zunächst eine Verstopfung auf, gefolgt von Trinkschwierigkeiten, Lethargie und Atemschwierigkeiten. Die Lähmungen betreffen oft die Schluck- und Augenmuskulatur bis hin zur Atemlähmung. Unbehandelt kann die Erkrankung im schlimmsten Fall tödlich verlaufen.
Bei größeren Kindern und Erwachsenen verhindert die normale Darmflora das Auskeimen der Sporen und damit die Giftbildung. Für sie besteht somit kein Risiko, durch den Honigverzehr zu erkranken.
Wie oft kommt es zu einem Säuglingsbotulismus?
Die Erkrankung tritt Deutschland und Europa eher selten auf. Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtete in den vergangenen Jahren nur von wenigen Fällen. In den USA und Südamerika wird von weit mehr Fällen berichtet. Auch wird ein Zusammenhang zwischen Säuglingsbotulismus und einem plötzlichen Kindstod im ersten halben Lebensjahr vermutet.
Aufgrund des möglichen tödlichen Verlaufs der Erkrankung, wird ihr trotz des eher seltenen Auftretens große Beachtung geschenkt. Um einen möglichen Auslöser auszuschließen, sollten Säuglinge bis zum Ende ihres ersten Lebensjahres keinen Honig bekommen.
Was sind die Symptome und wie wird Säuglingsbotulismus behandelt?
Inkubationszeit
Laut Robert Koch-Institut liegt die Inkubationszeit – also die Zeit, die zwischen der Aufnahme des Krankheitserregers und dem Auftreten der ersten Symptome vergeht – bei 10 Tagen. Andere Quellen sprechen von 3 – 30 Tagen.
Symptome
Das Botulinumtoxin gelangt über den Darm ins Blutsystem und führt zu einer Lähmung der Muskulatur und Störung der Erregungsübertragung. Die folgenden Symptome deuten auf eine Infektion hin:
- Verstopfung
- Schluckschwierigkeiten (Speichel rinnt aus dem Mund)
- Saugschwäche / Trinkschwäche
- Lethargie
- Muskelschwäche (zum Beispiel Schwierigkeiten, den Kopf zu halten)
- Schwierigkeiten beim Atmen (Heiserkeit, Röcheln) bis hin zur Atemlähmung
Das erste Zeichen ist meist eine Verstopfung, gefolgt von Trinkschwierigkeiten und Lethargie. Fieber tritt nicht auf. Die Lähmungen betreffen sowohl die Schluck- und Augenmuskulatur und können bis hin zur Atemlähmung führen, weshalb eine sofortige Notfallbehandlung erforderlich ist.
Behandlung
Die Behandlung besteht vor allem in unterstützenden Maßnahmen, sowohl für die Atmung als auch für die Ernährung. Sie erfolgt unter intensivmedizinischen Bedingungen. Es ist eine Antitoxin-Therapie verfügbar.
Wie lange darf Ihr Baby keinen Honig essen?
Das Risiko, an Säuglingsbotulismus zu erkranken, ist in den ersten sechs Lebensmonaten besonders hoch. Doch das Honig-Tabu sollte das gesamte erste Lebensjahr gelten. Erst ab dem ersten Geburtstag haben Kinder eine stabile Darmflora, die die Vermehrung krankmachender Keime und auch das Auskeimen der gefährlichen Sporen im Darm verhindert. Der Honiggenuss ist nun für Ihr Baby unbedenklich.
Fenchelhonig, Ahornsirup: sind auch andere Süßungsmittel gefährlich?
Ahornsirup kann als Naturprodukt ebenfalls die gefährlichen Sporen enthalten. Babys unter einem Jahr sollten ihn nicht zu sich nehmen. Fenchelhonig ist ein Honig-Fenchelsirup-Gemisch. Er kann somit auch eine Erkrankung verursachen und sollte erst an Kinder ab einem Jahr verabreicht werden.
Wie ist es mit Honig in verarbeiteten Lebensmitteln?
Wenn Honig Bestandteil von Säuglingsfertignahrung oder industriell hergestellter Beikost ist, können diese auch von Babys unter einem Jahr verzehrt werden. Die Hersteller müssen dafür Sorge tragen, dass während des Herstellungsprozesses Verfahren angewendet werden, die für die Abtötung der Sporen im Lebensmittel sorgen.
Was tun, wenn Ihr Baby versehentlich Honig bekommen hat?
Sollte Ihr Baby versehentlich doch einmal Honig bekommen haben, sollten Sie Ihr Kind in den nächsten Stunden und Tagen genau beobachten. Achten Sie auf Anzeichen einer eventuellen Erkrankung. Bei Symptomen wie hartnäckiger Verstopfung, Trägheit, Trinkschwäche oder gar Atembeschwerden sollten Sie schnell einen Arzt aufsuchen.
Fazit: Honig ist für Babys im ersten Lebensjahr tabu!
Säuglingsbotulismus ist eine seltene aber unter Umständen schwerwiegende bis lebensbedrohliche Erkrankung. Das Risiko, daran zu erkranken, ist in den ersten sechs Lebensmonaten besonders hoch. Das Naturprodukt Bienenhonig kommt als ein Auslöser in Betracht. Auf Honig sollten Sie deshalb sicherheitshalber aber das gesamte erste Lebensjahr verzichten. Denn erst danach ist die Darmflora von Ihrem Baby voll ausgereift und kann krankmachenden Keimen entgegenwirken.
Brustwarzen oder Schnuller sollten daher nicht mit Honig bestrichen werden, um Säuglinge zum Saugen anzuregen. Getränke oder Brei sollten in den ersten zwölf Lebensmonaten auf keinen Fall mit Honig verfeinert werden. Auch auf den Löffel Honig bei Husten oder zur Beruhigung in der heißen Milch muss unbedingt verzichtet werden. Ahornsirup und Fenchelhonig sollten Kinder ebenfalls erst ab einem Jahr bekommen.
Ein Süßen von Tee oder Brei ist für Ihr Baby auch gar nicht erforderlich. Im Gegenteil: es kann eine frühe Gewöhnung an einen süßen Geschmack verursachen und der Zahngesundheit schaden.
Quellen:
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2018/Ausgaben/20_18.pdf?__blob=publicationFile
https://www.orpha.net/consor/cgi-bin/OC_Exp.php?lng=de&Expert=178478
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