Das schüchterne Kind. Es versteckt sich hinter Mamas Bein, lässt Papas Hand auf gar keinen Fall los, heftet den Blick auf den Boden, wenn es von der netten Dame hinter der Wursttheke gefragt wird, ob es auch ein Stückchen Fleischwurst haben möchte. Kinder die schüchtern sind haben es oftmals viel schwerer, sich zu entwickeln, weil ihnen viele Erfahrungen verwehrt bleiben – gerade, weil sie sich vieles nicht trauen, weniger mit Gleichaltrigen spielen, immer auf ihr bekanntes Umfeld reduziert sind.
Woher kommt die Schüchternheit
Viele Familien, in denen mehr als nur ein Kind existiert, können ein Lied davon singen: Während das eine Kind ein kleines Energiebündel ist und vor nichts und niemandem Angst hat, ist das andere viel weniger temperamentvoll. Im Gegenteil: Es ist auffällig zurückhaltend und versteckt sich bei jeder Gelegenheit wie eine Schnecke in ihrem Häuschen oder eben hinter Mamas und Papas sicherem Rücken.
Schüchternheit ist dementsprechend oftmals eine Eigenschaft des Temperaments, das bei jedem Kind – und damit auch bei Geschwistern – anders ausgeprägt ist. Daneben gibt es jedoch noch die Form der anerzogenen und der erlernten Schüchternheit.
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Ist ihr Kind schüchtern? 10 Tipps für mehr Selbstvertrauen
Ganz gleich, woher sie rührt, schüchterne Kinder brauchen besondere Tricks, mit denen sie jeden Tag ein klein wenig mehr lernen, auf sich selbst und vor allem auch auf andere zu vertrauen und nicht allem und jedem von vornherein ängstlich zu begegnen.
Dabei gilt es vor allem, die richtige Balance zu finden, mit denen das Kind gefördert, gleichzeitig jedoch nicht unter Druck gesetzt wird. Denn Druck bewirkt gerade bei schüchternen Kindern, dass sie sich noch mehr vor ihrer Umwelt verschließen als sie es ohnehin getan hätten. Denn etwas machen zu müssen, was sie sich nicht trauen, ist noch viel schlimmer, wenn Mama oder Papa, hinter denen das Kind sich in diesem Moment lieber verstecken würde, es verlangen. Und wer weiß schon, was ihnen dann morgen Schlimmes einfällt? Wie Sie als Eltern dennoch dafür sorgen können, dass Ihr schüchternes Kind fröhlich die Welt um sich herum entdeckt, verraten wir Ihnen hier.
1. Kontakte knüpfen
Der Scheu gegenüber Fremden und Fremdem können Sie frühzeitig entgegenwirken, indem Sie Ihr Kind von klein auf mit Gleichaltrigen zusammenbringen. Sei es in der Krabbelgruppe, beim Baby-Schwimmen, beim Kleinkind-Turnen oder auch, indem sie regelmäßig Freunde oder Nachbarn mit ihren Kindern zum Spielen einladen, oder sich mit ihnen zum Spielen verabreden. Sie werden dabei schnell herausfinden, mit wem ihr Kind klar kommt und mit wem nicht. Denn auch zwischen Kindern muss die Chemie stimmen – wenn nicht, springt auch der Funke nicht über.
Haben Sie es bisher versäumt, Ihr Kind mit Gleichaltrigen zusammenzubringen, dann fangen Sie ganz einfach direkt damit an. Sie wissen bestimmt, was Ihrem Kind am meisten Spaß macht, was es gerne spielt, oder worin es sich gerne erproben würde. Vielleicht findet sich ja ein attraktiver Kinderkurs, in dem es direkt auch noch ein paar gleichaltrige Kinder kennen lernen kann – ganz ungezwungen und in der Zeit, die Ihr Kind dafür braucht, versteht sich.
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2. Positive Erfahrungen sammeln lassen
Kinder, die schüchtern sind, trauen sich meistens selbst wenig zu. Deshalb sollte ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden. Der Tagesablauf bietet dafür viele Anreize. So sollte Ihr Kind seine eigenen Entscheidungen treffen dürfen – beispielsweise, was es zum Mittagessen geben soll, was es anziehen möchte (ganz gleich, wie kunterbunt die Zusammenstellung dann auch ausfallen wird), was abends vorgelesen werden soll, womit es den Nachmittag verbringen möchte. Entscheidungen helfen, Ihrem Kind zu vermitteln, dass es für sich selbst denken und damit auch handeln darf.
Und sie zeigen, dass die eigene Meinung wichtig ist. Positive kleine Erlebnisse, die das Selbstbewusstsein ganz einfach steigern. Dazu können und sollten Sie Ihrem Kind zudem kleine Aufgaben im Haushalt übertragen, die es nicht überfordern, aber seine Fähigkeiten fördern. Das kann das Tischdecken sein oder die Dekoration dessen, das Blumengießen, die Post aus dem Briefkasten zu holen, oder auch ans Telefon zu gehen. Denn gerade letztere Übung lässt die Kleinen in gesicherter Distanz immer wieder mit Fremden und vor allem mit Unvorhergesehenem in Berührung kommen. Und ganz nebenbei zeigt sich in der übertragenen Verantwortung, dass Mama und Papa ihrem kleinen Sprössling schon ganz viel zutrauen.
3. Freiräume und Zeit geben
Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut. Deshalb: Geben Sie gerade Ihrem schüchternen Kind Zeit. Oftmals muss es sich erst nur in eine Situation einfinden, die Personen darin beobachten und das Für und Wider abwägen können. Je länger Ihr Kind eine ihm fremde Situation beobachten darf, desto besser wird es sich später in dieser zurechtfinden. Vor allem, wenn ihm Zusammenhänge kindgerecht erklärt werden.
Beispielsweise, dass die Dame hinter der Wursttheke jedes Kind fragt, ob es ein Stückchen Fleischwurst haben möchte. Weil das ein unschlagbares Privileg ist, wenn man noch ein Kind ist. Denn Erwachsene werden nie gefragt – und dass, obwohl Mama oder Papa doch gerade Fleischwurst so sehr mögen. Oh, wie gerne würden sie gefragt werden. So merkt Ihr Kind ganz einfach, dass es – so wie es ist – etwas Besonderes ist.
4. Einfach mal die Rollen tauschen
Kinder lieben bekanntlich Rollenspiele. Für Kinder die schüchtern sind bieten sie den unschlagbaren Vorteil, dass sie sich darin geben können, wie sie eigentlich gar nicht sind, aber vielleicht gerne sein würden. Denn schüchterne Kinder stehen sich bekanntlich oft genug selbst im Weg. Mit Mama einfach mal die Rollen beim Einkaufen, im Café oder auch Zuhause zu tauschen, kann dabei Wunder wirken. Denn plötzlich ist die Mama ganz klein, traut sich wenig und muss in allem unterstützt werden.
Und wer macht das? Ganz genau: Mr. oder Mrs. Schüchtern. Anhand dieser vertauschten Rollen können schüchterne Kinder wachsen – und zwar ganz weit über sich hinaus. Und schon bald wird Ihr Kind im Café dann vielleicht selbst für sich bestellen. Bei extrem schüchternen Kindern empfiehlt es sich, diesen Rollentausch im Vorfeld zu trainieren. Beispielsweise beim Spiel im Kaufladen, in der Kinderküche oder auch der Kinderwerkstatt. Je selbstsicherer Ihr Kind hier wird, desto einfacher wird es den spielerischen Rollentausch irgendwann auch in realen Situationen gerne vornehmen und vor allem umsetzen können.
5. Das Körpergefühl fördern
Ein bekanntes Sprichwort sagt: „In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist!“. Deshalb ist Bewegung für Kinder wichtig. Denn hier entdecken sie ihr Körpergefühl. Wer seine Stärken und Schwächen kennt, muss keine unbegründeten Ängste haben. Deshalb kann die Kissenschlacht am Morgen, das Wettrennen im Park, das Erklimmen des Klettergerüstes als auch das Fangen spielen mit Mama oder Papa das Körpergefühl und damit auch das Selbstwertgefühl des Kindes ganz erheblich steigern.
Nebenbei löst die Bewegung, vor allem aber das ausgelassene Toben, im Kind vorhandene Ängste und Spannungen. Durch viel Bewegung wird es also nicht nur gelenkig, sondern auch stark, selbstsicher und selbstbewusst. Und versuchen Sie dabei gleichzeitig, so oft wie möglich gemeinsam mit Ihrem Kind zu lachen oder es zum Lachen zu bringen. Denn Lachen befreit, schickt Glückshormone durch den Körper und speichert sich als positives Erlebnis.
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6. Demotivierende Formulierungen vermeiden
ist das Kind schüchtern, braucht es vor allem positive Bestärkung und Eltern, die an es glauben. Deshalb sind Formulierungen wie: „Du schaffst das!“, „Versuch es einfach“, „Das kannst Du allein!“, „Probier es einfach aus!“ oder „Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst!“ wesentlich sinnvoller als Formulierungen, die dem Kind von vornherein den Mut nehmen. Dazu gehören neben: „Das schaffst Du nicht!“ oder „Das kannst Du noch nicht!“ vor allen Dingen auch Aussagen wie „Dazu bist Du noch zu klein!“. Auch wenn letztere sehr beliebt ist, bei allem, was man Kindern nicht begründen kann.
Dennoch: Das Selbstvertrauen von schüchternen Kindern erschüttern sie umso mehr. Auch sollten sie vermeiden, im Beisein Ihres Kindes immer wieder zu erklären, dass es nur schüchtern ist. Denn durch die ständige Bestätigung lernt das Kind nur eines, nämlich: Dass es so ist, wie es ist – eben schüchtern – und fühlt sich dementsprechend bestärkt. Am besten erklären Sie das Verhalten Ihres Kindes in seinem Beisein gar nicht. Wenn Sie jedoch nicht umhin kommen, dann achten Sie auf die Verwendung des Wortes “noch“. Es ist NOCH schüchtern, es traut sich NOCH nicht, es ist NOCH etwas zurückhaltend. Denn so lernt ihr Kind, dass es anscheinend ganz natürlich ist, NOCH ein wenig schüchtern zu sein, dass sich dieser Zustand aber auch ändern kann – und vor allem ändern wird.
7. Die Schüchternheit Geschichte werden lassen
Geschichten, die Sie selbst erfinden und in denen sich Ihr Kind schnell wieder erkennt, können ebenfalls dazu beitragen, im Alltag ein wenig mutiger zu werden. Keine Panik, dafür müssen sie kein Geschichten-Genie sein, sondern nur bereits mit Ihrem Kind erlebte Situationen als Erzählung umgestalten. Erzählen Sie doch beispielsweise einfach mal die Geschichte vom kleinen Mädchen, das auf dem Spielplatz immer alleine spielt, oder das ohne die Mama nicht im Kindergarten bleiben möchte. Oder die Geschichte von dem kleinen Jungen, dessen Sandburg immer von einem anderen Kind zerstört wird und von dem er sich auch immer sein Spielzeug wegnehmen lässt.
Ihr Kind wird sich nicht nur selbst in der Geschichte wieder finden, sondern auch hochmotiviert versuchen, gemeinsam mit Ihnen eine Lösung zu finden, wie man dem “fremden“ Jungen oder Mädchen in der Geschichte helfen, und was dieses Kind beim nächsten Mal vielleicht anders machen könnte.
8. Den Zauber des Mutes nutzen
Kinder glauben an Magie, Zauber und Wunder. Für schüchterne Kinder bietet sich mit dieser fantasievollen Welt die Möglichkeit, sich von Mama oder Papa einfach mal verzaubern zu lassen. Mit Zaubertränken, Zaubersprüchen oder Tarnumhängen à la Harry Potter, die aus Ihrem schüchternen Kind ein ganz mutiges machen.
So kann die Frühstücksmilch ein Zaubertrank sein, der – morgens getrunken – bis zum Abend hin viel mehr Mut verleiht. Beim Lieblingspullover oder auch einem eigens für diesen Anlass neu gekauften Shirt kann es sich um einen geheimnisvollen Tarnumhang handeln, der die Schüchternheit schluckt und für alle unsichtbar versteckt. Verzaubern Sie Ihr Kind, um ihm spielerisch Mut zu machen und ihm ungeahnte Kräfte zu verleihen.
9. Den Spiegel vorhalten
Natürlich sieht Ihr Kind nicht das, was Sie in ihm sehen. Deshalb sollte Sie ihm des Öfteren die Gelegenheit geben, sich mit Ihren Augen zu entdecken. Dazu zählt auf der einen Seite die regelmäßige Bestärkung dessen, was Ihr Kind gut kann und worauf es auch stolz sein sollte. So können Sie ihm beispielsweise sagen, das Sie kein Kind kennen, das so toll malen kann, kein Kind, das so schön den Tisch decken kann, kein Kind, das so toll schreiben kann, kein Kind, das so ausgelassen lachen kann, kein Kind, das bei einer Kissenschlacht die Kissen höher schmeißen kann. Was auch immer es ist, dass Ihr Kind ganz toll kann: Damit es Selbstvertrauen gewinnt, müssen Sie es ihm sagen.
Ebenfalls zur Entdeckung der eigenen Persönlichkeit gehört auch, dass Ihr Kind sich im Spiegel betrachten können sollte. Deshalb sollte es mindestens einen Spiegel in der Wohnung geben, in dem sich Ihr Sohn oder Ihre Tochter komplett sehen kann. Und wenn es dann zwischendurch mit Mama oder Papa ausgelassen davor tanzt, tobt und lacht, wird diese Lebhaftigkeit und Ausgelassenheit vielleicht auch ganz bald schon mit in den Alltag genommen.
10. Liebe ist die beste Unterstützung
Wichtiger als alles andere ist jedoch, dass Sie Ihrem Kind zeigen, dass Sie es bedingungslos lieben. Dazu gehört vor allem Ihre liebevolle und geduldige Unterstützung in allem, was Ihr Kind macht und vor allem, worin es sich erproben möchte. Denn mit der bedingungslosen Liebe von Mama und Papa geht alles gleich noch viel einfacher und leichter.
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Foto © Zdenka Darula adobe stock
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