Erziehung ist alles andere als ein Kinderspiel. Vor allem Konsequenz wird hier hoch geschrieben. Konsequenz bedeutet jedoch nicht ausschließlich Ernsthaftigkeit und Strenge. Denn Erziehung kann auch humorvoll gestaltet werden – und das sogar bewusst. Lachen ist nicht nur gesund, sondern fördert auch die kindliche Entwicklung, indem es sie um Leichtigkeit, Gelassenheit, Fantasie, Vertrauen und Geborgenheit bereichert.
Oder wie der Arzt und Kabarettist Eckhart von Hirschhausen sagt: „Kinder lachen 400 x am Tag, ein Erwachsener nur noch 20 x, ein Toter gar nicht. Ohne viel von Statistik zu verstehen: Die Tendenz ist eindeutig. Wer lacht, lebt länger!“
Wer seine Kinder also mit einer gesunden Portion Humor erzieht, bereichert seinen und den Alltag der Kleinen um ein Vielfaches. Denn ganz einfach lernt so auch schon der Nachwuchs, dass oftmals viel zu vielen Dingen ein viel zu hohes Maß an Bedeutung beigemessen wird. Wer so aufwächst und gefördert wird, kann den Widrigkeiten, die ihm später im Leben so oder so begegnen werden, mit wesentlich mehr und vielleicht sogar schmunzelnder Gelassenheit begegnen.
Lachen macht also stark fürs Leben und – nebenbei bemerkt: Es braucht viel weniger Muskelkraft als beispielsweise ein Stirnrunzeln oder ein grimmiges Gesicht.
Wie Sie ein wenig mehr Humor in die Erziehung bringen können, erfahren Sie in den nachfolgenden Tipps:
Lachen Sie über Ihre kleinen und großen Missgeschicke
Beim Treppenputzen fällt Ihnen der volle Wassereimer von der obersten Stufe herunter und flutet den gesamten Hausflur? Normalerweise würden Sie an dieser Stelle doch lautstark fluchen und einen Schuldigen suchen, der Sie daran gehindert hat, sich richtig zu konzentrieren und den Eimer sicher abzustellen. Vergessen Sie Schuldsuche und Flüche, sondern lachen Sie einfach darüber. Denn was ist schon dabei? Wasser kann man einfach wieder aufwischen. Vor allem aber lernen Sie so, nicht alles so furchtbar ernst zu nehmen und sparen sich Ihre Kraftreserven für den Zeitpunkt, falls Sie sie wirklich einmal brauchen sollten. Vor allem aber werden Sie, wenn Sie über sich selbst lachen können, für Ihre Kinder wesentlich nahbarer. Denn die meisten Mütter haben bei den Kleinen einen ungesunden Heiligenschein, weil sie einfach alles zu können und unmenschlich fehlerlos zu sein scheinen. Nehmen Sie Missgeschicken und Fehlern die Spannung, indem Sie sie mit einem Lächeln oder sogar lautstarkem Gelächter kommentieren und werden Sie für Ihre Kinder wieder zu einem menschlichen Wesen.
Gestalten Sie den Alltag humorvoll
Sie brauchen kein Comedian oder Kabarettist zu sein, um Ihren und den Alltag mit Ihren Kindern ein wenig humorvoller zu gestalten. Und das geht ganz einfach! Sie müssen die Welt nur zwischendurch ein wenig auf den Kopf stellen, oder einfacher formuliert: Machen Sie aus altbekannten Gewohnheiten ein neues Abenteuer, mit dem Ihre Kleinen überhaupt nicht rechnen. Picknicken Sie auf dem Fußboden im Wohnzimmer, übernachten Sie mit Ihren Kids im Zelt auf dem Balkon, servieren Sie Abendessen zum Frühstück, feiern Sie Karneval mitten im Sommer oder Halloween einfach mal im Frühjahr. Ihnen fallen bestimmt noch weitere Dinge ein, mit denen Sie die Gesetzmäßigkeiten des Alltags aufheben und ihn ein bisschen farbenfroher und damit humorvoller gestalten können. Fangen Sie an zu experimentieren.
Stellen Sie Erwartungen auf den Kopf
Ihr Kind hat mal wieder etwas verbockt und erwartet in weiser Voraussicht Ihre Moralpredigt? Überraschen Sie Ihr Kind, indem Sie genau entgegen seiner Erwartung reagieren. Sie könnten zum Beispiel zu einer Kitzel-Attacke blasen, mit der Sie Ihr Kind für sein Fehlverhalten lachend durch die gesamte Wohnung verfolgen und erst dann Ruhe geben, bis Sie erfolgreich waren und Söhnchen oder Töchterchen nach allen Regeln der Kunst auskitzeln konnten. So macht Strafe Spaß – und mit Sicherheit nicht nur Ihrem Kind. Oder aber Sie könnten auch – anstatt zum hundertsten Mal über die liegen gebliebenen Spielsachen im Wohnzimmer zu meckern – ihr Kind einfach zum Hindernis-Hüpfen zu sich rufen. Nach einer Runde gemeinsamen Hürdenlaufs räumt es sich danach ganz bestimmt fast von selbst und vor allem mit sehr viel Spaß wieder auf.
Verfolgen Sie Ihr Kind mit einer plötzlichen Kuschel-Kitzel-Attacke, die sich leider erst abschalten lässt, wenn Sie es einmal komplett durchgekitzelt haben. Am besten wirkt das, wenn das Kind eigentlich gerade eine Strafpredigt erwartet. Werden Sie erfinderisch und überlegen Sie, was Ihr Kind in solchen Situationen am allerwenigsten erwarten würde. Und genau das setzen Sie dann einfach augenzwinkernd um.
Lassen Sie Alltäglichkeiten ab und an zu einem echten Abenteuer werden
Frühstück, Kindergarten oder Schule, Mittagessen, Hausaufgaben machen, noch ein wenig spielen, Abendbrot essen, Zähne putzen, ab ins Bett. Manchmal ist selbst für Kinder der Alltag erschreckend langweilig. Das aber muss nicht sein. Denn auch die immer wiederkehrenden Alltäglichkeiten können ab und an zu einem echten Abenteuer werden. Zum Beispiel dann, wenn das Frühstück nicht mehr einfach nur in der Küche stattfindet, sondern in einem magischen Hexenkessel, in dem nur die besten Hexen und Hexenmeister Eintritt finden – und natürlich die, die auch am ehesten wie eine Hexe oder ein Hexenmeister aussehen. Auch die Hausaufgaben müssen nicht immer nur einfache Hausaufgaben sein. Vor allem dann nicht, wenn es um geheime Aufzeichnungen geht, die möglichst schnell abgeschrieben, berechnet oder erledigt werden möchten, damit kein anderer Geheimagent sie in die Finger bekommt oder einen Blick darauf werfen kann. Kinder lieben Rollenspiele. Warum also nicht zwischendurch diese Leidenschaft nutzen, um einen vergnüglichen und humorvollen Morgen, Mittag, Nachmittag oder Abend zu haben. Trauen Sie sich, schlüpfen Sie einfach mal in eine andere Haut und albern Sie mit Ihren Kindern in dieser herum.
Versuchen Sie, die Welt mal wieder mit den Augen eines Kindes zu sehen
Kinder haben zumeist weder Zeit- noch Termindruck. Deshalb können sie auch Stunden brauchen, um die eigentlich wenigen Legosteine wieder zurück in ihre Kiste zu befördern. Denn bei und mit jedem einzelnen Legostein entdecken sie oftmals etwas Neues, was sie ablenkt oder dazu auffordert, der Sache auf den Grund zu gehen. Herrlich, wenn man so die Zeit vergessen kann. Und genau das können Sie auch. Keine Panik, auch wenn der Abwasch dadurch einmal liegen bleibt, das Badezimmer eben mal einen Tag lang nicht gewischt wird, und die Küche am Abend kalt bleibt, weil Sie es natürlich auch nicht mehr geschafft haben, rechtzeitig zum Einkaufen zu kommen.
Versuchen Sie, das Leben mal wieder mit den Augen eines Kindes zu sehen und dementsprechend zu agieren. Räumen Sie ruhig Ihre Schubladen auf, aber nicht zielgerichtet, um damit fertig zu werden, sondern um ganz viele Dinge wieder einmal in die Hand zu nehmen und wiederzuentdecken. Finden Sie dabei einen sehr schönen Stift, probieren Sie ihn ruhig aus und malen Sie etwas. Lassen Sie sich einfach mal wieder leiten von den Dingen, die Ihnen begegnen. Klar werden Sie dabei Zeit verlieren, aber unvergessliche Lebenszeit gewinnen – und zwar mit einem lachenden Auge.
Nehmen Sie die Zeit, um zu staunen und staunen zu lassen
Sie werden staunen, wie viel Spaß es machen kann, einfach mal wieder das Kind in sich zu wecken. Lassen Sie sich von Ihren Kleinen einfach anstecken und machen Sie bei allem – oder zumindest vielem – mit, was die Kleinen so treiben. Wenn Ihr Kind mit Ihnen ein Wettrennen veranstalten möchte, dann überlegen Sie nicht lange, sondern tun Sie es – ganz gleich, ob auf hohen Pfennigabsätzen in der Rolle einer stöckelnden Dame oder sportlich als Sprinter und Kommentator in einer Person. Springen Sie mit Ihrem Kind in Pfützen herum, klettern Sie auf Bäume, formen Sie im Liegen einen Schnee-Engel. Haben Sie einfach an all dem wieder Spaß, was Ihnen auch als Kind schon Spaß gemacht hat. Ihre Kinder werden staunen, was Sie alles als Kind gemacht haben und gemeinsam mit Ihnen Spaß haben und lachen. Und wetten, dass Sie noch am Abend im Bett in sich Hineinschmunzeln?
Initiieren Sie spaßige und humorvolle Momente
Humor und Spaß entstehen bekanntermaßen ungeplant. Aber es gibt Möglichkeiten, beides zu initiieren. Einfache Rituale können Ihnen und Ihren Kindern im Alltag dabei helfen. So können Sie gemeinsam allabendlich abstruse und witzige Geschichten erfinden, zum Beispiel darüber, welche Tiere sie sich anschaffen müssen, um den Haushalt in den Griff zu bekommen. Da muss dann auf jeden Fall eine Giraffe her, um die Decken neu zu streichen, ein Schlange, die auch die hinterhältigsten Ecken wieder sauber züngeln kann und natürlich eine Kuh, die morgens die Frühstücksmilch zubereitet. Sie können aber auch das Abendessen nutzen, um sich über die lustigsten Erlebnisse des Tages auszutauschen oder um Wörter zu erfinden, die es so noch gar nicht gibt. Dafür eignen sich beispielsweise auch Kettenwörter. Humor in den Alltag zu integrieren ist so viel einfacher als immer nur konsequent und ernsthaft zu sein.
Lächeln Sie, auch wenn Ihnen vielleicht nicht danach zumute ist
Mit einem Lächeln auf den Lippen geht bekanntlich alles viel leichter. Und gerade dann, wenn Ihnen so gar nicht danach zumute ist, weil Sie sich über irgendetwas mal wieder super aufgeregt haben, sollten Sie erst recht lächeln. Der spitze Kommentar der Schwiegermutter, der Sie es wahrscheinlich niemals Recht machen können, ist so viel leichter zu ertragen. Also, ab vor den Spiegel, Blick geradeaus, Finger zu einem der Mundwinkel und jetzt: Mundwinkel einfach nach oben ziehen. Was Ihnen jetzt genauso bescheuert vorkommt, wie es klingt, hat dennoch seine Wirkung. Denn Sie werden sich selten dämlich vor dem Spiegel vorkommen und erst recht anfangen müssen zu lachen.
Und vergessen Sie nicht: Ganz gleich, wen Sie bitten, ihren Ehemann, ihre Kinder, mit einem Lächeln auf den Lippen, wird Ihrem Wunsch viel schneller Rechnung getragen als wenn Ihr Gesichtsausdruck weniger einer Bitte als einem Befehl gleichkommt. Probieren Sie es einfach aus. Bitten Sie Ihr Kind einmal mit ernster Miene und einmal mit einem Lächeln, das Spielzeug noch vor dem Abendessen wieder wegzuräumen. Den Unterschied werden Sie selbst feststellen.
Und als kleiner Tipp zum Schluss: Humor ist, wenn man trotzdem lacht!
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