1. Was ist das Kindspech?
- Mekonium ist die medizinische Fachbezeichnung für das Kindspech: Hierbei handelt es sich um den ersten grünlich-schwarzen Stuhlgang des Babys nach der Geburt.
- Der erste Stuhl von Neugeborenen hat ein anderes Aussehen als der spätere Windelinhalt.
- Die erste kindliche Darmausscheidung stinkt nicht und ist nahezu geruchsneutral.
- In manchen Fällen wird diese klebrige Substanz bereits im Mutterleib ausgeschieden, doch in der Regel erfolgt die Ausscheidung innerhalb der ersten 24-48 Stunden nach der Entbindung.
- Bei frühgeborenen Kindern kann es etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, bis das Kindspech abgesetzt wird.
- Bis das Mekonium des Säuglings komplett ausgeschieden wurde, können einige Tage vergehen.
- In der Regel gilt, je früher das Baby das Kindspech (Mekonium) ausscheidet, desto besser. Eine frühe Ausscheidung senkt das Risiko an Neugeborenengelbsucht zu erkranken. Du kannst Dein Baby dabei unterstützen, indem Du stillst, denn Stillen kann die Ausscheidung des Kindspechs beschleunigen.
- Der Stuhl von gestillten Babys wird in der Farbe und Konsistenz einem hellen Senf ähneln. Wenn Du Ersatzmilch verwendest, ist eine dunkle Gelbfärbung, die fast ins Bräunliche geht, normal.
2. Woraus besteht das Kindspech?
Viele Eltern fragen sich, wie es bereits so kurze Zeit nach der Geburt ihres kleinen Schatzes zur Ausscheidung von Stuhl kommen kann.
- Schon zwischen der 10. sowie der 14. SSW sammelt sich das Kindspech im Darm des Embryos an, denn ungefähr um diesen Zeitpunkt herum beginnt das Baby hin und wieder Fruchtwasser in kleinen Schlucken zu trinken.
- Diese Schluckbewegungen sind ein wertvolles Training, denn sie helfen dem kindlichen Organismus dabei, das Verdauungssystem auf das künftige Leben außerhalb des Mutterleibs vorzubereiten.
- Die meiste getrunkene Flüssigkeit wird in Form von Urin wieder ausgeschieden.
- Streng betrachtet handelt es sich beim Mekonium überhaupt nicht um Stuhlgang, denn die eigentliche Verdauung nimmt der Darm Deines Babys erst dann auf, wenn es Muttermilch oder eine Ersatzmilch zu sich nimmt.
- Dieser erste Stuhlgang ist eine Ansammlung unterschiedlicher Ausscheidungsprodukte. Es besteht aus Proteinen, Zucker, Natrium, Kalium, Spurenelementen, abgestorbenen Schleimhaut- und Hautzellen sowie Lanugo-Haar. Bei Letzterem handelt es sich um kleine, flaumige Härchen, die den Fötus umgeben. Zusätzlich zu diesen Bestandteilen enthält das Mekonium auch noch eingedicktes Gallensekret, Darmzellen aus dem Darmtrakt des Babys, Fettsäuren sowie Enzyme.
- Die Namensbezeichnung verdankt diese erste kindliche Ausscheidung zum einen der klebrig-zähen Konsistenz und zum anderen der grünlich-schwarzen Färbung, die sich aus dem hohen Biliverdin-Gehalt ergibt, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs.
3. Wann wird das Kindspech abgesetzt?
Die allermeisten Säuglinge haben den ersten Stuhlgang innerhalb der ersten 12 bis 48 Stunden nach ihrer Geburt. Bei einigen kommt es schon im Kreißsaal zur ersten Darmentleerung, das heißt innerhalb von ein bis drei Stunden nach der Entbindung.
Die Kindspechausscheidung sollte bis zum spätestens vierten Tag nach der Geburt erfolgt sein. Ist das nicht der Fall, kann es Komplikationen geben und es sollte umgehend der Kinderarzt oder die Kinderärztin kontaktiert werden.
4. Wie lange wird Mekonium abgegeben und wie viel?
Wie lange ein Neugeborenes Mekonium ausscheidet, hängt mit der Ernährung nach der Geburt zusammen. Aus diesem Grund sind die Konsistenz und die Färbung des Babystuhls vor allem bei stillenden Müttern für Hebamme oder Mediziner wichtig. An der Veränderung der Stuhlkonsistenz und Stuhlfarbe ist erkennbar, ob die Muttermilch beim Kind schon ankommt und in welchem Maß.
Eine exakte Menge der Ausscheidungen lässt sich nicht benennen. Sei aber unbesorgt, wenn es etwas mehr sein sollte. Die „Abfälle“, die sich in den Schwangerschaftswochen angesammelt haben, sind schließlich nicht zu unterschätzen und müssen nun schrittweise „entsorgt“ werden.
5. Wie riecht das Kindspech?
Aufgrund der Färbung des Kindspechs liegt die Vermutung nahe, dass der Geruch ebenso unangenehm wie das Aussehen sein könnte. Tatsächlich sind die Ausscheidungen jedoch geruchlos. Das Kindspech ist kein Verdauungsprodukt und enthält somit keine Darmbakterien, die für den typischen Geruch von Exkrementen verantwortlich sind.
6. Wie lässt sich das klebrige Kindspech am besten entfernen?
Von der zarten Babyhaut lässt sich das klebrig-zähe Mekonium am besten mit Öl vorsichtig entfernen. Betupfe, einen Baby-Waschlappen, ein weiches Tuch oder eine Mullwindel mit dem Öl und reinige dann die Haut Deines kleinen Lieblings.
Flecken durch Kindspech lassen sich sehr schlecht entfernen. Sollten Kleidungsstücke damit beschmutzt sein, muss die Kleidung sofort mit Fleckensalz behandelt oder rasch in der Waschmaschine gewaschen werden. Um solche unerwünschten Verunreinigungen zu vermeiden, solltest Du die richtige Windelgröße wählen, so etwa spezielle Windeln für neugeborene Säuglinge.
7. Was folgt nach der Kindspechausscheidung?
In den meisten Fällen verändert sich bereits am zweiten Lebenstag der kindliche Stuhlgang. Die Ausscheidungen sind nicht mehr so schwarz gefärbt und die Stuhlkonsistenz ist weicher und nicht mehr so klebrig.
Ab dem dritten oder vierten Lebenstag, sobald der Milcheinschuss einsetzt, wirst Du eine Veränderung des Stuhls vom Kindspech zum „Übergangsstuhl“ feststellen. Der Stuhl des Neugeborenen wird zunehmend breiiger oder flüssiger. Auch die Farbe verändert sich erst ins grünliche und dann ins Gelbe.
Nach einer Woche haben die meisten Säuglinge den sogenannten Muttermilchstuhl. Dieser ist flüssig, gelb und in den meisten Fällen auch leicht bröckelig-flockig.
Bei Kindern, die nicht gestillt werden, zeigt sich eine raschere Umstellung. Der Stuhl von Babys, die mit Ersatzmilch (Pre-Nahrung) ernährt werden, ist insgesamt ein wenig fester und häufig etwas dunkler. Die Färbung ist eher ockergelb bis Hellbraun, die Konsistenz ähnelt der einer Paste.
8. Welche Gründe kann es geben, wenn das Baby kein Kindspech absetzt?
Setzt das Neugeborene kein Kindspech ab und leidet unter einem stark geblähten Bauch oder Erbrechen, solltest Du umgehend einen Kinderarzt konsultieren.
- Unter Umständen kann eine Darmverengung dahinterstecken.
- Auch ein Darmverschluss – ein sogenannter Mekoniumpfropf oder Mekoniumileus – kann der Grund sein. In einem solchen Fall hat das Kindspech einen festen, eingedickten Pfropf gebildet, der den Darmtrakt verschließt und eine Ausscheidung verhindert. Mit Einläufen kann das Kindspech von der Darmtrakt-Wand gelöst und herausgespült werden. Nur in seltenen Fällen ist ein operativer Eingriff erforderlich.
- Auch bestimmte Erkrankungen wie die angeborene Krankheit Morbus Hirschsprung kommen infrage. Bei den Betroffenen fehlen in einem bestimmten Dickdarmabschnitt wichtige Nervenzellen. Infolgedessen krampft sich an dieser Stelle die Muskulatur zusammen und verschließt auf diese Weise den Darm. Oberhalb des Verschlusses sackt sich der Darm hingegen aus. Eine solche Erkrankung muss operiert werden.
- Eine weitere mögliche Ursache kann eine bestehende Mukoviszidose sein. Ein charakteristisches frühes Merkmal dieser Stoffwechselkrankheit ist ein Verschluss des Darms, der durch das Kindspech verursacht wird.
- Hat die Mutter während der Zeit der Schwangerschaft bestimmte Medikamente eingenommen wie zum Beispiel Opiate, so kann es postnatal zu einer Ausscheidungsblockade kommen.
9. Gefahr: Kindspech im Fruchtwasser
Wird das Mekonium zu frühzeitig abgesetzt, so etwa vor oder während der Geburt, kann das zu einer echten Gefahr werden. Ist Kindspech ins Fruchtwasser gelangt, lässt sich das an der grünlichen Farbe erkennen. Meistens kann das nach einem Blasensprung festgestellt werden. Dunkles oder verdicktes Fruchtwasser kann auch im Ultraschall erkennbar sein.
Kommt es zu einer solchen Komplikation, wird im Allgemeinen umgehend die Geburt eingeleitet, denn für das Ungeborene steigt die Gefahr, dass Mekonium in die Lunge gelangen könnte. Dringt mit Kindspech verunreinigtes Fruchtwasser in die Atemwege des Babys ein, kann es zu einer sogenannten Mekoniumaspiration (kurz MAS) kommen. Die Folge sind Atemnot und schwere Entzündungen.
Bedauerlicherweise ist diese risikoreiche Komplikation gar nicht so selten. Bei rund 10-15 % aller Geburten lassen sich Fäkal-Bestandteile im Fruchtwasser nachweisen.
Wie kann es zu einer Mekonium-Aspiration kommen?
Zu einer vorzeitigen Mekonium-Ausscheidung kommt es in den meisten Fällen bei Geburten nach der 40. Schwangerschaftswoche. Mediziner*innen kennen aber noch andere MAS-Risikofaktoren, so beispielsweise:
- Nabelschnurfehlbildungen
- Drogen-, Alkohol- oder Nikotinkonsum in der Schwangerschaft
- Mütterliche Vorerkrankungen wie zum Beispiel Bluthochdruck
- Plazentaschwäche, aufgrund von Infektionen.
- Kindliche Wachstumsstörungen.
Auch schwere oder lang andauernde Entbindungen können den vorzeitigen Mekonium-Abgang begünstigen. Ein schwerer Verlauf der Geburt ist auch für das Baby mit hohen Stress verbunden. In solchen Stressphasen werden zunächst die wichtigen Vitalorgane versorgt. So kommt es beispielsweise zu einer schlechteren Durchblutung des Darms sowie zu einer Lockerung des Schließmuskels: Das Kindspech wird vorzeitig abgesetzt.
Befindet sich das Kind zu diesem Zeitpunkt bereits im Geburtskanal, sind keine Folgekomplikationen zu erwarten. In einem solchen Fall besteht nicht mehr die Gefahr, dass Mekonium eingeatmet werden könnte. Ist das Baby jedoch noch nicht im Geburtskanal, kann das mit Kindspech verunreinigte Fruchtwasser in die Atemwege gelangen.
Was bedeutet Mekonium in der Lunge?
Gelangt das Kindspech in die Atemwege, werden unmittelbar nach der Entbindung die Fremdkörper aus der Lunge abgesaugt. Unter Umständen werden auch die Bronchien des Säuglings gespült. In der Regel besteht danach kein Risiko für das Neugeborene mehr.
10. Studie: Verweist das Kindspech auf ein erhöhtes Allergierisiko?
Kanadische Forscher der Universität von British Columbia haben in einer groß angelegten Langzeitstudie das Kindspech von 100 Neugeborenen genauer untersucht. Die Mekonium-Proben wurden mit Allergietests von einjährigen Kindern verglichen.
Aus dieser Studie ging hervor, dass sich die Darmflora des Kindes ungünstig entwickeln kann, wenn das Kindspech arm an bestimmten Substanzen ist. Das wiederum kann mit einer erhöhten Neigung zur Allergieausbildung in den ersten 12 Lebensmonaten verbunden sein.
Durch die Auswertung des Mekoniums können bei Bedarf rechtzeitig Förderungsmaßnahmen eingeleitet werden, um eine gesunde Darm- und Immunsystementwicklung zu ermöglichen.
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