Wenn der ursprünglich errechnete Entbindungstermin um ein paar Tage überschritten wird, ist das nicht automatisch ein Grund für eine Geburtseinleitung. Zeigen sich jedoch Probleme oder wird der Geburtstermin um mehr als eine Woche überschritten, kann der Arzt die Geburt einleiten, um das Komplikationsrisiko zu senken.
Wann kann eine Geburtseinleitung notwendig sein?
Ist der errechnete ET überschritten, muss die werdende Mama engmaschig ärztlich betreut werden. Wird beispielsweise festgestellt, dass die Plazenta (Mutterkuchen) das ungeborene Baby nicht mehr in einem ausreichenden Maß versorgen kann oder nicht mehr genügend Fruchtwasser vorhanden ist, wird zu einer Geburtseinleitung geraten, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden.
Liegen jedoch keine Komplikationen vor, kann noch ein wenig abgewartet werden. In Deutschland ist es jedoch üblich rund 10 bis 14 Tage nach dem errechneten Geburtstermin die Geburt künstlich einzuleiten.
Übrigens: Viele werdende Mamas wünschen sich eine Geburtseinleitung, weil sie nicht länger auf ihren kleinen Schatz warten möchten. Ob das dann im individuellen Fall wirklich sinnvoll ist, entscheidet die behandelnde Ärztin bzw. der Arzt. Im Allgemeinen ist die Geburtsterminüberschreitung aber der häufigste Grund, um die Geburt einzuleiten.
Welche weiteren Gründe sprechen für die künstliche Einleitung einer Geburt?
Wenn eine Entscheidung über eine künstliche Geburtseinleitung getroffen werden muss, gibt es bestimmte Risikofaktoren und Gründe, die sowohl auf Seiten des Kindes wie auch auf Seiten der werdenden Mama berücksichtigt werden müssen.
Ursachen, die zu einer Gefahr für das Baby werden könnten:
- Plazentainsuffizienz: Hier wird das ungeborene Baby nicht mehr ideal mit Sauerstoff sowie mit Nährstoffen versorgt.
- Vorzeitiger Blasensprung ohne Wehentätigkeit: Dadurch steigt das Infektionsrisiko für das Ungeborene.
- Größe des Kindes: Wenn das Baby bereits vor der 38. Schwangerschaftswoche sehr groß ist.
Ursachen, die eine Gefahr für die Mutter darstellen könnten:
- Wenn die werdende Mama das 40. Lebensjahr überschritten hat
- Wenn das Baby oder die werdende Mutter vorerkrankt sind.
- Wenn starke Schwangerschaftsbeschwerden vorhanden sind wie beispielsweise starkes Ziehen im Unterbleib oder häufiges Erbrechen.
Geburtstermin überschritten – abwarten oder Geburt einleiten?
Dauert eine Schwangerschaft länger als 42 Wochen, so kann das vor allem für das Baby gesundheitliche Nachteile mit sich bringen. Die Hauptgefahr ist, dass die Plazenta das Ungeborene nicht mehr ausreichend versorgen kann. Darüber hinaus kann es zu einer Infektion des Kindes in der Gebärmutter oder zu unerwarteten Geburtskomplikationen kommen. Für die werdende Mutter bestehen eher weniger Risiken. Wird das Baby aber zu groß, kann dadurch die Geburt erschwert werden.
Setzen die Wehen jedoch lange nach dem errechneten ET nicht von selbst ein oder wird keine Geburtseinleitung vorgenommen, so kann sich die Gesundheit von Mama und Baby irgendwann so rasch verschlechtern, dass ein Kaiserschnitt erforderlich wird.
Im Vorfeld lässt sich nicht vorhersagen, ob eine Schwangerschaft zu lange dauern wird. Bei den meisten Babys sind aber auch einige Tage nach dem geplanten Geburtstermin keine Auffälligkeiten im Rahmen der ärztlichen Untersuchungen zu sehen. Um Komplikationen jedoch rechtzeitig vorzubeugen, wird meistens ein fester Zeitpunkt vereinbart, an dem eine künstliche Geburtseinleitung sinnvoll ist, auch dann, wenn es Mama und Baby noch immer gesundheitlich gut geht.
Kurzum lässt sich sagen, dass eine Einleitung der Geburt immer dann empfehlenswert ist, wenn die Vorteile für Mutter und Baby die Nachteile deutlich überwiegen.
Geburt einleiten – verschiedene Methoden der Geburtseinleitung im Überblick
Die Geburt kann auf unterschiedliche Art und Weise eingeleitet werden, nämlich medikamentös, mechanisch oder durch alternative Methoden.
Ist die Entscheidung für eine Geburtseinleitung gefallen, kommt es zu einer stationären Aufnahme im Krankenhaus.
Welche Geburtseinleitungsmethode im Einzelfall angewendet wird, sollte immer genau mit der behandelnden Frauenärztin bzw. dem Frauenarzt besprochen werden. Die Mediziner wissen genau, welche Faktoren berücksichtigt werden müssen und welche Methode in Deinem individuellen Fall die besten Ergebnisse erzielt.
Du solltest Dich aber in jedem Fall darauf einstellen, dass die Geburt nicht unmittelbar nach der Einleitung beginnt. Selbst eine medikamentöse Geburtseinleitung kann oftmals Stunden, manchmal sogar einige Tage dauern.
Medikamentöse Methoden der Geburtseinleitung
- Prostaglandin
Oral, also über eine Tablette oder vaginal, über ein Zäpfchen oder ein Gel wird der werdenden Mutter Prostaglandin verabreicht. Das ist ein hormonähnlicher Stoff, der den Muttermund erweicht und ihn dazu bringt, sich zu öffnen. Ist der Muttermund aber noch nicht geburtsbereit, ist diese Methode in der Regel nicht die richtige Wahl.
Bei dieser Methode besteht die Gefahr einer Überdosierung. Infolgedessen kann es zu ununterbrochenen, schmerzhaften Wehen kommen. In einem solchen Fall muss mit einem Wehenhemmer gegengesteuert werden.
Es gibt aber auch Frauen, die gar nicht auf dieses Medikament reagieren. Somit wird das Risiko für eine Kaiserschnittentbindung größer.
- Oxytocin
Schwangeren Frauen wird in diesem Fall über eine Infusion das Hormon Oxytocin verabreicht, das Wehen hervorruft. Diese Methode wird vor allem dann angewendet, wenn der Muttermund schon gute drei Zentimeter geöffnet ist, die Wehentätigkeit aber trotzdem noch nicht so recht in Schwung kommt.
Bei dieser Geburtseinleitungsmethode hängt die werdende Mama permanent am CTG (Wehenschreiber) sowie an der Infusion. Die Bewegungsfreiheit ist hier also sehr eingeschränkt.
Mechanische Methoden der Geburtseinleitung
- Eipollösung
Bei dieser Methode wird die Fruchtblase mit dem Finger vorsichtig vom Gebärmutterhals (Zervix) abgelöst. Durch die Ablösung kommt es im Körper zu einer Freisetzung von Prostaglandinen. Infolgedessen wird der Muttermund weicher und beginnt sich zu weiten.
Der Nachteil dieser Methode ist, dass sie sehr schmerzhaft sein kann. Aus diesem Grund wird sie auch nur Frauen angeraten, die schon einmal ein Baby geboren haben und somit ein bereits vorgedehntes Gewebe haben.
- Ballon-Katheter
Bei dieser Methode wird durch die Scheide ein Ballon-Katheter eingeführt, der schließlich einen Druck auf den Muttermund ausübt.
Das kann Wehen hervorrufen, wenn zuvor noch keine Wehentätigkeit vorhanden war und der Muttermund noch komplett zu ist.
Nach einem Blasensprung ist diese mechanische Geburtseinleitungsmethode aber tabu, weil das Infektionsrisiko dann viel zu hoch ist.
Einige Frauen empfinden den Ballon-Katheter sehr störend. Wenn die werdende Mama sich jedoch wohl fühlt, kann der Katheter auch bis zu 24 Stunden im Körper verbleiben.
- Blasensprengung
Hier pikst der Arzt die Fruchtblase mit einem Blasensprenger an: Hierbei handelt es sich um einen winzigen Fingerling mit einem Häkchen an der Spitze.
Das führt dazu, dass das Fruchtwasser abgeht. Für das Baby ist das wie ein Startschuss, sich auf den Weg zu machen und meistens setzen auch kurz danach die Wehen ein.
Die Fruchtblase darf nur geöffnet werden, wenn der Muttermund reif ist und das Babyköpfchen gut liegt.
Nach einer Blasensprengung besteht eine erhöhe Infektionsgefahr. Setzen die Wehen danach also nicht ein, bekommt die werdende Mutter zunächst einmal ein Antibiotikum verabreicht. Nach spätestens 24 Stunden erfolgt dann jedoch die medikamentöse Einleitung. Liegt das Baby ungünstig, kann es im schlimmsten Fall zu einem sogenannten Nabelschnurvorfall kommen. In einer solchen Situation ist ein Notkaiserschnitt unvermeidbar.
Natürliche Geburtseinleitungsmethoden
Ist der errechnete Entbindungstermin verstrichen, erkunden sich viele schwangere Frauen zunächst einmal nach natürlich-alternativen Methoden, um die Geburt in Gang zu bringen. Die meisten dieser Methoden sind aber wissenschaftlich nicht so gut erforscht wie etwa die mechanischen oder medikamentösen Verfahren. Sie beruhen eher auf individuellen Erfahrungen.
Auch Nebenwirkungen sind nicht immer ausgeschlossen und das ist ein Aspekt, der immer ausreichend berücksichtigt werden muss. Aus diesem Grund sollten solche Techniken niemals ohne Rücksprache mit einer Ärztin, einem Arzt oder der Hebamme ausprobiert werden.
- Wehencocktail
Hier trinken die schwangeren Frauen eine Art abführenden Cocktail, eine Mischung aus Rizinusöl, Mandelmus, Pflaumenmus und Saft. Vor allem durch das Rizinusöl kann es zu sehr starken Darmbewegungen kommen und das führt auch zu Gebärmutterkontraktionen.
Frauen, die zum ersten Mal gebären und noch keinen geburtsbereiten Muttermund haben, sollten diese Einleitungsmethode auf keinen Fall anwenden. Es kann nämlich zu heftigen Wehen kommen, obwohl der Muttermund trotzdem ungeöffnet bleibt.
Darüber hinaus kann der Wehencocktail zu Übelkeit, schweren Darmkrämpfen und Durchfall führen. Aus diesem Grund sollte diese Methode niemals alleine zuhause durchgeführt werden.
Bitte sprich unbedingt mit Deiner Ärztin, Deinem Arzt oder Deiner Hebamme bevor Du einen solchen Wehencocktail trinkst.
Geburt einleiten mit Hausmitteln
Es gibt noch weitere natürliche Möglichkeiten und Hausmittel, um eine Geburt in Schwung zu bringen, so etwa Aromen, die für Schwangere unschädlich sind wie Nelke, Zimt oder Ingwer. Auch ein Bade- oder Massage-Öl hat eine entspannende und wehenfördernde Wirkung.
Bevor im Klinikum ein bestimmtes Einleitungsverfahren durchgeführt wird, kannst Du nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Hebamme ein paar Hausmittel ausprobieren, damit sich Dein Baby doch noch alleine auf den Weg macht:
Geburtstee trinken
Einige Teesorten sind wegen ihrer Inhaltsstoffe sehr gut geeignet, um überfällige Wehen in Gang zu setzen, so etwa Ingwer, Zimt, Verbene (Eisenkraut) und Nelken. Du kannst entweder selbst ein Gemisch herstellen oder es mit einer gekauften Teemischung versuchen, in der die meisten dieser Inhaltsstoffe enthalten sind.
Achtung: Bitte sei vorsichtig mit Süßholz, denn dieser Inhaltsstoff kann blutdrucksteigernd wirken.
Nelkenöl Tampon
Hier wird ein Tampon mit einer bestimmten Öl-Mischung getränkt und vaginal eingeführt. Dort verbleibt der Tampon ca. eine Stunde. Nach vier bis acht Stunden Pause kann das Verfahren nochmal wiederholt werden.
Bitte sprich auch hier im Vorfeld mit Deinem Arzt oder Deiner Hebamme, denn es gibt Frauen, die allergisch reagieren können. Diese Einleitungsmethode ist ungefähr bei einem Drittel der Schwangeren erfolgreich.
Brustwarzenstimulation
In Studien hat es sich als hilfreich erwiesen, wenn die Brustwarzen mindestens eine Stunde pro Tag stimuliert werden. War der Muttermund schon weich und leicht geweitet, kam die Geburt bei Frauen, die ihre Brust stimulierten innerhalb von rund 72 Stunden. Im Rahmen einer Risikoschwangerschaft wird von dieser Methode abgeraten.
Geschlechtsverkehr
In manchen Fällen wird auch Sex rund um den Geburtstermin empfohlen, um die Wehen zu fördern. Möglicherweise aktivieren bestimmte hormonelle Botenstoffe im Sperma (Prostaglandine) die Gebärmutterkontraktionen und somit die Wehentätigkeit.
Auch die Oxytocin-Ausschüttung beim Orgasmus kann dazu beitragen, die Geburt in Schwung zu bringen. Ob Geschlechtsverkehr tatsächlich eine wirksame Geburtseinleitungsmethode ist, konnte bislang wissenschaftlich noch nicht ausreichend untersucht werden.
Sonstige Tipps & Tricks
Auch Methoden wie eine Fußreflexzonen-Massage, Aromatherapie, warme Vollbäder, Akupunktur oder homöopathische Mittel können für die Einleitung der Geburt eingesetzt werden. Bislang gibt es aber noch keine aussagekräftigen Forschungsstudien über die Wirksamkeit dieser Verfahren. Es gibt aber Hinweise darauf, dass werdende Mamas, die eine Akupunktur-Behandlung erhalten, seltener eine medikamentöse Einleitung der Geburt brauchen.
Geburt einleiten – wie läuft es konkret ab?
- Im Allgemeinen wird die Geburt vor Ort in einer Klinik eingeleitet, damit eine engmaschige Kontrolle und Überwachung von Mutter und Baby sichergestellt werden kann.
- Im Vorfeld erklärt Dir Deine Ärztin bzw. Dein Arzt oder die Hebamme die genauen Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Einleitungsmethoden.
- Nach der künstlichen Einleitung werden die Herztöne Deines Babys und die Wehentätigkeit mittels CTG (Wehenschreiber) überprüft.
- Wie lange eine Einleitung im Einzelfall dauert und wann die Wehentätigkeit beginnt, ist von Frau zu Frau ganz unterschiedlich und hängt auch vom gewählten Verfahren ab. Es kann auch sein, dass eine Methode nochmal wiederholt werden muss.
Wie viel Zeit vergeht von der Einleitung bis zur Geburt des Babys?
Genau wie bei einer Geburt, die natürlich beginnt, ist es auch bei einer künstlichen Einleitung schwer vorhersehbar, wie lange der Vorgang insgesamt dauern wird.
Zwischen der Anwendung der jeweiligen Einleitungsmethode und dem eigentlichen Entbindungsvorgang können Stunden vergehen, manchmal sogar ein ganzer Tag. Werden Medikamente zur Einleitung eingesetzt, geht man meistens davon aus, dass es noch mindestens sechs Stunden bis zum Beginn der Wehentätigkeit dauern kann. Bis zum eigentlichen Geburtsbeginn können auch 24 Stunden vergehen. Per Infusion verabreichte Medikamente können schneller die Wehen auslösen.
Ist eine eingeleitete Geburt schmerzhafter?
Bei einer natürlich beginnenden Geburt ist der Körper der Schwangeren darauf vorbereitet, dass das Baby auf die Welt kommt. Eine künstlich in Gang gesetzte Entbindung wird von vielen werdenden Mamas als wesentlich schmerzhafter empfunden, denn der weibliche Körper hat nicht ausreichend Zeit, Endorphine auszuschütten, also Hormone, die schmerzunterdrückend wirken.
Der Geburtsvorgang kann auch länger andauern sowie mit stärkeren Kontraktionen einhergehen. Bei einer nicht künstlich in Gang gesetzten Geburt hat die werdende Mutter zwischen den Wehen oft die Möglichkeit sich noch kurz auszuruhen, um wieder neue Kraft zu tanken. Die Wehen-Pausen bei einer eingeleiteten Geburt können hier allerdings deutlich kürzer ausfallen und die Geburt wird für die werdende Mama somit deutlich anstrengender.
Damit die heftigen Kontraktionen gut durchgestanden werden, müssen oft schmerzlindernde Medikamente wie zum Beispiel eine PDA (Periduralanästhesie) eingesetzt werden.
Es besteht zudem häufiger die Gefahr, dass bei einer eingeleiteten Geburt Komplikationen wie zum Beispiel ein Riss der Gebärmutter oder eine Plazenta-Ablösung gibt. Auch auftretende Blutungen können stärker ausfallen, da die Gebärmutter sich nicht so schnell wieder zusammenziehen kann.
Wie erlebt das ungeborene Baby die Geburtseinleitung?
Für das Ungeborene kann eine externe Geburtseinleitung ein ziemlicher Stress sein. Bei der natürlich beginnenden Geburt ist das Baby bereit auf die Welt zu kommen.
Bei der eingeleiteten Geburt ist die Häufigkeit und auch die Intensität der Wehen oft stärker ausgeprägt. Infolgedessen kann es dazu kommen, dass das Baby im Mutterleib weniger Sauerstoff aufnimmt, denn die Plazenta wird während der einzelnen Wehen nicht so optimal durchblutet.
Das Wichtigste zum Thema „Geburt einleiten“ im Kurzüberblick
- Es gibt verschiedene Situationen, die eine Einleitung der Geburt notwendig machen.
- Der häufigste Grund für eine Geburtseinleitung ist eine Geburtsterminüberschreitung.
- Die externe Einleitung des Geburtsvorgangs kann zu stärkeren Wehen führen.
- Infolge einer künstlichen Einleitung kann es zu Komplikationen wie zum Beispiel ein Gebärmutterriss oder eine Plazentaablösung kommen.
- Ein wichtiger Anhaltspunkt ist immer die Öffnung des Muttermundes. Ist dieser bereits geöffnet, sinkt das Risiko für Geburtskomplikationen.
Schreibe einen Kommentar