Viele werdende Mütter können es kaum erwarten, bis endlich der Tag gekommen ist, auf den sie wochen- und monatelang gewartet haben: Der errechnete Geburtstermin!
Wann es jedoch tatsächlich so weit ist und sich das Baby auf den Weg macht, kann niemand beantworten. Denn in der Realität kann der ursprünglich errechnete Geburtstermin deutlich schwanken. Nur ungefähr drei bis vier Prozent aller Säuglinge kommen exakt zum errechneten Termin auf die Welt.
Wurde der errechnete Termin für die Entbindung überschritten, müssen die schwangeren Mütter mindestens zwei Mal wöchentlich zur Kontrolle zum behandelnden Arzt oder in die Klinik. Dort werden Untersuchungen durchgeführt wie zum Beispiel die Überprüfung der kindlichen Herztöne und die Bestimmung der Fruchtwassermenge. Ab der vollendeten 41. Schwangerschaftswoche werden ungefähr alle zwei Tage Sonografie-Untersuchungen (Ultraschall) durchgeführt.
Um die werdende Mutter und das Baby jedoch nicht zu gefährden, wird im Allgemeinen ab der 42. Schwangerschaftswoche die Geburt eingeleitet. Das kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen, in vielen Fällen sogar medikamentös.
Eine alternative Möglichkeit der Geburtseinleitung ist die sogenannte Eipollösung, die auch als Zervix-Stripping oder Eipolablösung bezeichnet wird.
Was ist eine Eipollösung?
Hierbei handelt es sich um ein mechanisches Verfahren zur Einleitung der Geburt. Bei der Eipollösung wird die Eihaut – also die äußere Fruchtblasenhülle – mit der Hand vorsichtig vom Gebärmutterhals (Zervix) gelöst, mit dem sie verklebt ist.
Dieses Verfahren führt die Hebamme oder ein Arzt durch. Hierbei wird ein Finger in die Scheide eingeführt und der innere Muttermund sanft massiert. Auf diese Weise können sich die Eihäute vom Rand der Gebärmutter lösen. Die Fruchtblase bleibt bei diesem Vorgang jedoch intakt.
Die Eipollösung kann ein schmerzhaftes und sehr unangenehmes Verfahren sein, doch es löst in den meisten Fällen innerhalb von ca. 48 Stunden die Wehen aus. Sobald die Eihäute nämlich abgelöst sind, beginnt der Körper damit, eine größere Prostaglandinen-Menge zu produzieren. Hierbei handelt es sich um ein Hormon, das den Muttermund schön weich macht und die Geburtswehen in Gang setzt.
Eipol
Der Begriff „Eipol“ bezeichnete das untere Ende der Fruchtblase. Bei der Geburt beginnt der Eipol, sich in der Zervix, also in den Gebärmutterhalskanal zu drängen und weit in die Scheide vorzuwölben. Setzen nun die Geburtswehen ein, wird durch auf die Fruchtblase ausgeübt. Infolgedessen kommt es in den meisten Fällen zum Blasensprung.
Eihäute
Eihäute sind die Embryonalhüllen, die das noch ungeborene Baby umschließen. Die Fruchtblase des Kindes setzt sich aus drei dünnen Schichten zusammen:
- Amnion – innere Schicht, die für die Fruchtwasserbildung zuständig ist.
- Chorion – mittlere Embryonalhüllenschicht
- Decidua – äußerste Eihautschicht.
Zusammen bilden diesen drei Schichten die Eihäute. Sie sind elastisch, dennoch stabil und bieten dem ungeborenen Baby einen effektiven Schutz vor Infektionen.
Ab welchem Zeitpunkt kann eine Eipollösung durchgeführt werden?
Aus reiner Ungeduld sollte eine Geburt nicht eingeleitet werden. Das Baby tritt dann die Reise aus dem Mutterbauch an, wenn es dazu bereit ist. Hinsichtlich der Terminüberschreitung empfehlen Mediziner schwangeren Frauen erst nach der 40. Schwangerschaftswoche eine Eipollösung durchführen zu lassen. Eine künstliche Einleitung der Geburt ist im Allgemeinen erst dann erforderlich, wenn sich die kindlichen Herztöne verschlechtern oder die Fruchtwassermenge abnimmt.
Diese Methode zum Einleiten der Geburt ist zudem nur dann sinnvoll, wenn der Muttermund schon leicht geöffnet und weicher ist. Nur dann ist es auch wirklich möglich, mit dem Finger einzudringen und sanft die Eihäute zu lösen.
Zervix-Stripping – welche Vorteile und Nachteile gibt es?
Bevor Sie sich für eine Eipollösung entscheiden, sollten Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt Rücksprache halten.
Grundsätzlich bietet die Methode folgende Vor- und Nachteile:
Vorteile
- Die Eipollösung ist ein natürliches Verfahren, um die Geburt nach einer Terminüberschreitung einzuleiten. Sie kommt komplett ohne den Einsatz von Medikamenten aus.
- Dadurch wird auch der hormonelle Haushalt nicht aus der inneren Balance gebracht.
- Sollten nach dem ersten Mal keine Wehen einsetzen, kann die Eipollösung mehrmals wiederholt werden.
- Die Fruchtblase wird bei diesem Verfahren nicht gesprengt: Sie bleibt vollkommen intakt!
Nachteile
- Nicht bei jeder werdenden Mutter führt die Ablösung der Eihäute auch zu Geburtswehen.
- Nach der Eipollösung kann es bei einigen Frauen zu Blutungen kommen, die zum Teil sogar mehrere Tage lang anhalten können. Die Geburt wird aber wie gesagt nicht immer ausgelöst.
- Abhängig vom individuellen Schmerzempfinden kann die Eipollösung sehr unangenehm und schmerzhaft sein.
Ist die Eipollösung eine schmerzhafte Methode zur Geburtseinleitung?
Jede Frau empfindet das Zervix-Stripping anders. Ob die Methode wirklich Schmerzen hervorruft, hängt beispielsweise davon ab, ob die Gebärmutter bereits nach vorne in die Scheide gesunken ist oder noch recht weit hinten liegt. Ebenso spielt es eine wichtige Rolle, ob der Muttermund schon weich und leicht zugänglich ist.
Jede Frau hat des Weiteren ihre ganz eigene Schmerzgrenze und demnach auch eine mehr oder weniger empfindliche Vagina. Für die meisten schwangeren Frauen ist das Zervix-Stripping recht unangenehm, jedoch nicht schmerzhaft.
Welche möglichen Risiken sind mit dieser Methode verbunden?
Auch wenn die Eipollösung eine ganz natürliche Art der Geburtseinleitung ist, bleibt es dennoch ein kleiner medizinischer Eingriff in den Lauf der Natur.
Wie jede andere medizinische Maßnahme birgt somit auch diese Methode einige – wenn auch kleinere – Risiken:
- Unproduktive Geburtswehen
Es kann durchaus sein, dass die Ablösung der Eihäute Wehen hervorruft, doch das ist noch keine Garantie dafür, dass sich der Muttermund auch öffnet und der Geburtsvorgang beginnt.
- Vaginalblutungen
Durch das Einführen des Fingers sowie durch die Muttermundmassage kann es vereinzelt zu kleineren Verletzungen und infolgedessen zu Blutungen kommen.
- Vorzeitige Sprengung der Fruchtblase
Im Allgemeinen bleibt die Fruchtblase beim Zervix-Stripping vollkommen intakt. In einigen wenigen Fällen kann es dennoch dazu kommen, dass sie unvorhergesehen platzt.
Welche positiven Ergebnisse erzielt die Eipollösung?
Die Eipollösung ist eine wirksame Methode – das haben verschiedene wissenschaftliche Studien mittlerweile beweisen können. Die Angaben zur Erfolgsquote schwanken jedoch deutlich: Während einige Quellen beschreiben, dass diese Methode in rund 50 % aller Fälle innerhalb von 48 Stunden zu Wehen führt, sagen andere, dass dieses Verfahren die Wahrscheinlichkeit für einsetzende Geburtswehen lediglich um 25 % steigert.
Es ist jedoch nachgewiesen, dass schwangere Frauen nach dem Zervix-Stripping wesentlich seltener eine medikamentöse Unterstützung brauchen, um den Geburtsvorgang einzuleiten.
Wie lange dauert es nach der Eipollösung bis die Wehen einsetzen?
Auch wenn verschiedene Studien die Wirksamkeit dieser Methode belegen, so ist das Verfahren nicht bei jeder Frau in gleichem Maße erfolgreich. Die Erfolgsquote des Zervix-Strippings liegt bei ungefähr 50 %. Das heißt, dass es bei ungefähr jeder zweiten werdenden Mutter innerhalb von 48 Stunden zu einsetzenden Geburtswehen kommt.
Die exakte Dauer – von der Anwendung bis zur Geburt des Babys – kann jedoch sehr stark variieren.
Zudem gibt es den Nachteil, dass es bei einigen Frauen zu starken Blutungen kommt, die mehrere Tage hinweg anhalten können. Der Geburtsvorgang kommt allerdings dennoch nicht in Gang.
Welche alternativen Möglichkeiten der Geburtseinleitung gibt es?
Es gibt zusätzlich zur Eipollösung kann man den Geburtsvorgang noch mithilfe anderer Methoden einleiten:
Ballon-Katheter
Der werdenden Mutter wird ein Ballon-Katheter vaginal eingeführt, der dann einen Druck auf den Muttermund ausübt. Das kann die Geburtswehen auslösen, wenn zuvor noch überhaupt keine vorhanden waren und der Muttermund noch vollständig verschlossen ist.
Aufgrund der erhöhten Infektionsgefahr darf diese Einleitungsmethode nicht zum Einsatz kommen, wenn die schwangere Frau bereits einen Blasensprung hatte.
Prostaglandin
Prostaglandine sind körpereigene Gewebehormone, also Botenstoffe, die natürlicherweise im Organismus vorhanden sind.
Sie können aber auch als Zäpfchen, Gel oder Tablette direkt auf den Muttermund aufgetragen werden. Sie können jedoch auch vor den Muttermund gelegt werden, wenn dieser noch nicht weich und auch noch nicht geöffnet ist.
Einige werdende Mütter zeigen überhaupt keine Reaktion auf Prostaglandin, andere wiederum bekommen innerhalb von rund zwei Stunden die Geburtswehen. Es gibt auch Fälle, in denen das Prostaglandin-Hormon lediglich dafür sorgt, dass sich der Gebärmutterhals verkürzt und der Muttermund erweicht. Der Einsatz der Prostaglandine wird somit zu einem Vorbereitungsschritt für eine leichtere Geburtseinleitung mit Oxytocin.
Wehencocktail
Auch der sogenannte „Wehencocktail“ oder Rizinus-Cocktail hat eine anregende Wirkung auf die Gebärmutter. Er besteht aus Rizinusöl, Saft und Alkohol und hat aufgrund des Rizinusöls einen sehr unangenehmen Geschmack.
Insbesondere bei Frauen, die bereits ein Kind geboren haben, kann der Wehen-Cocktail jedoch gute Ergebnisse zeigen.
Der Rizinus-Cocktail sollte niemals in Eigenregie eingenommen werden, sondern ausschließlich nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der Hebamme. Der Cocktail kann nämlich starke Wehen – sogenannte Wehenstürme – hervorrufen, doch wenn der Muttermund für den Geburtsvorgang noch nicht bereits ist, kann das eine große Gefahr für die werdende Mutter und das Ungeborene darstellen.
Auch eine falsche Zusammensetzung oder Überdosierung kann gefährliche Komplikationen hervorrufen. Daher gilt hier immer: Nur unter Aufsicht von Arzt oder Hebamme!
Oxytocin
Wenn der Muttermund bereits leicht geöffnet ist, sich aber noch keine Geburtswehen eingestellt haben, kann eine Oxytocin-Infusion zur Einleitung angewendet werden. Auch hierbei handelt es sich um ein natürlicherweise im Körper vorkommendes Hormon mit einem unterschiedlichen Wirkspektrum. So kann Oxytocin beispielsweise zu Gebärmutterkontraktionen führen und somit die Geburtswehen in Gang setzen.
Die Geburt sanft einleiten – weitere Möglichkeiten & Tipps
Die Eipollösung ist nur eine von vielen verschiedenen Methoden, um die Geburt auf natürliche Weise in Gang zu bringen. Der Wehentätigkeit kann aber auch noch folgendermaßen auf die Sprünge geholfen werden:
- Tee
Verschiedene Teesorten wie zum Beispiel Zimt, Nelken, Eisenkraut, Ingwer oder Himbeerblättertee können wehenfördernd wirken.
- Geschlechtsverkehr
Im Sperma befindet sich natürliches Prostaglandin, sodass auch Geschlechtsverkehr förderlich sein kann. Des Weiteren werden die Muskeln der Gebärmutter stimuliert sowie der Bauch und das Becken gelockert.
- Warme Bäder
Warmes Wasser wirkt entspannend auf die Becken- und Bauchmuskulatur. Das wiederum kann dafür sorgen, dass Wehen schneller oder stärker einsetzen. Achten Sie jedoch bitte darauf, dass das Badewasser nicht zu heiß ist und keineswegs eine Temperatur von 38 °C überschreitet.
- Bewegung
Gehen Sie spazieren, versuchen Sie Treppen zu steigen oder laufen Sie ein wenig in der Wohnung umher. Überanstrengen Sie sich aber bitte keinesfalls!
- Entspannung, Ruhe & Gelassenheit
- Nelkenöltampon
Wie diese Methode angewendet wird, erfahren Sie in unserem Bericht über den Nelkenöltampon.
Auch wenn es bereits zu einer Terminüberschreitung gekommen ist, sollten Sie Ruhe bewahren. Setzen Sie sich nicht selbst unter Druck, sonst gerät der hormonelle Haushalt komplett aus der Balance. Genießen Sie noch die restlichen Tage und gönnen Sie sich selbst etwas Gutes, beispielsweise eine Schulter-Nacken- oder eine Fußreflexzonenmassage.
Fazit – Eipollösung als natürliche Form der Geburtseinleitung
Ist der Geburtstermin überschritten, wird häufig versucht, die Wehen mit verschiedenen Methoden und Verfahren in Gang zu bringen. Die Eipollösung ist eine natürliche Methode der Einleitung, die dabei unterstützen kann, eine medikamentöse Geburtseinleitung zu umgehen.
Die meisten Frauen empfinden diese Methode jedoch als sehr unangenehm und schmerzhaft.
Andererseits hat die Eipollösung kaum unerwünschte Nebenwirkungen und löst in rund 50 % aller Fälle die Geburtswehen aus.
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