Ohrenschmerzen kommen oft bei Nacht, rauben den kleinen Patienten den Schlaf und treten gemeinhin als Folge eines Schnupfens auf. Dessen Krankheitserreger (Viren oder Bakterien) entzünden die so genannte Eustachische Röhre, einer kanalartigen Verbindung zwischen Rachenraum und Mittelohr. Dieser Gang schwillt häufig bei Infektionen an, der Sekretabfluss ist blockiert. Kinder sind aufgrund ihrer Körpergröße und der anatomischen Verhältnisse besonders davon betroffen. Gewöhnlich treten Mittelohrentzündungen im Kindergartenalter auf, allerdings bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel.
Symptome:
- „Mein Ohr pocht!“; heftig, stechender, pulsierender Schmerz
- das erkrankte Ohr ist gerötet, äußerlich (Ohrmuschel) überaus druckempfindlich
- allgemeine Verfassung schlecht, Kind fühlt sich elend, ist reizbar, weinerlich
- erhöhte Temperatur oder Fieber
- Kleinkinder oder Babys fassen nach dem Ohr, können auf keiner Seite liegen und wollen nur getragen werden
- manchmal Übelkeit, Erbrechen, Durstlosigkeit
Krankheitsverlauf:
Mittelohrentzündungen unterscheiden sich von Fall zu Fall. Dabei kommt es immer darauf an, inwieweit die Infektion fortgeschritten ist. Hat das eitrige Sekret bereits das Trommelfell durchbrochen und es funktioniert die Belüftung des Innenohres wieder, sind die Schmerzen schnell vergessen. Normalerweise klingen sie innerhalb von ein bis drei Tagen ab. Der kleine Riss im Trommelfell verheilt binnen zwei Wochen. Liegt ein Mittelohrerguss vor, klagt der kleine (und große) Patient über erschwertes Hören oder Taubheit auf einer Seite. Keine Angst; dieses Symptom ist temporär und hält maximal vier Wochen an. Aber Achtung: Mittelohrentzündungen müssen richtig ausheilen, ansonsten besteht das Risiko eines so genannten Rezidives (erneutes Auflodern der bereits überwundenen Krankheit). Besonderen Nährboden finden die Keime in der nasskalten Jahreszeit, dann erkranken etwa ein Drittel aller betroffenen Kinder abermals daran.
Maßnahmen:
Den Verdacht einer Mittelohrentzündung kann nur der Kinder- oder HNO-Arzt bestätigen oder ausräumen. Allerdings sei vorweg gesagt, dass nicht jede Mittelohrentzündung eine Antibiotikagabe rechtfertigt. Oft lösen Virusinfekte die Ohrenschmerzen aus, daher muss primär das Kind vom heftigen Schmerz befreit werden!
Soforthilfe in der Nacht
- schmerzstillende Zäpfchen oder Säfte (Wirkstoffe: Paracetamol,Ibuprofen)
- fiebersenkende Medikamente (über 38,5 Grad Celsius)
- Zwiebelsäckchen auf das Ohr legen
- unterstützende homöopathische Arzneien: Aconitum: stürmischer Beginn, rasch ansteigendes Fieber, Kind sehr unruhig
Belladonna: Gesicht und Ohr von intensiver Röte, kalte Füße, plötzlich hohes Fieber
Chamomilla: extrem reizbares, übellauniges Kind, kalte Luft verschlechtert, Wärme und Umhertragen bessert
Pulsatilla: meist blonde, entkräftete Kinder, schlechter im warmen Zimmer. besser durch Frischluft, Weinen und Trost
Dulcamara: Ohrenschmerzen durch Verkühlung (Klimaanlage)
Verursacht ein Schnupfen die Schmerzen, sollten abschwellende Nasentropfen zur Anwendung kommen. Nur so kommt es wieder zum „Durchzug“.
Komplikationen:
Bisweilen sammelt sich in der Paukenhöhle hinter dem Trommelfell Flüssigkeit, dann liegt ein Paukenerguss vor. Er behindert den Schall und die Kinder hören schlecht. Tritt dieser Erguss häufiger auf, kann er die Sprachentwicklung hemmen. Dann entscheidet der Arzt ob ein kleiner Schnitt ins Trommelfell Abhilfe schafft oder eventuell ein Drainageröhrchen angezeigt ist. Rufen vergrößerte Rachenmandeln (Polypen) den Erguss hervor, bringt ihr operatives Entfernen Erleichterung. Selten befallen die Erreger kleine Knochen des Mittel- oder Innenohres; freilich nur, wenn die Infektion nicht erkannt oder verschleppt wurde. Das kann zu einer dauerhaften Schwerhörigkeit führen.
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