Stillen ist eine der natürlichsten und erfüllendsten Erfahrungen für neue Mütter, kann aber auch eine der schwierigsten sein. Ein Neugeborenes zu Stillen ist mit viel Zeit und Geduld verbunden – ein Prozess, den sowohl Mutter als auch Kind zunächst erlernen und einüben müssen. Es ist wichtig, dass Du als Mutter ein gutes Gespür für Dein Baby entwickelst und lernst, die Bedürfnisse des Säuglings richtig zu erkennen und zu deuten. Ärzte, Hebammen und Stillexperten sprechen in diesem Zusammenhang von einer „intensiven Stillbeziehung“.
Um ein erfolgreiches Stillen sicherzustellen, ist es wichtig, die Grundlagen des Stillens zu verstehen sowie Tipps und Tricks, um häufige Schwierigkeiten zu überwinden.
Grundlagen des Stillens verstehen
Der erste Schritt um dein Neugeborenes erfolgreich zu Stillen ist das Verstehen der Grundlagen. Dazu gehört das Erlernen der Anatomie der Brust, des Milchbildungsprozesses und der verschiedenen Arten von Muttermilch, die produziert werden.
Die Brust besteht aus Milchdrüsen, die Milch produzieren, und Milchgängen, die die Muttermilch zur Brustwarze transportieren. Der Milchbildungsprozess beginnt, wenn das Baby an der Brustwarze saugt, was die Freisetzung eines Hormons namens Oxytocin auslöst. Oxytocin sorgt dafür, dass die Muttermilch aus den Milchdrüsen freigesetzt und durch die Milchgänge zur Brustwarze fließt.
Es gibt zwei Arten von Muttermilch, die während des Stillens produziert werden: Vormilch und Nachmilch. Vormilch ist die Muttermilch, die am Anfang einer Mahlzeit produziert wird und ist dünnflüssiger und wässriger. Nachmilch ist die Milch, die gegen Ende einer Mahlzeit produziert wird und ist dicker und cremiger.
Neugeborenes Stillen: Wichtige Tipps für die erste Zeit nach der Geburt
Den ersten 36 bis 72 Stunden nach der Geburt kommt eine wichtige Bedeutung für die Muttermilchproduktion zu. Aus diesem Grund ist es vor allem in dieser Anfangsphase wichtig, die Brüste zu stimulieren und den Milchfluss in Gang zu bringen: Das kann zum einen durch häufiges Stillen oder durch die Verwendung einer Milchpumpe erfolgen.
Der erste Tag*
Für eine gelungene Stillbeziehung sind die ersten 24 Stunden nach der Geburt des Babys von großer Bedeutung. In dieser frühen Phase sind der Saugreflex und der Suchreflex der Säuglinge am intensivsten ausgeprägt. Wenn Du Dein Neugeborenes stillen möchtest, empfehlen Hebammen und Stillexpertinnen, dein neugeborenes Baby im Idealfall gleich nach der Geburt nackt auf Deinen Bauch zu legen. Lass dein Kleines dort liegen, bis es beginnt, an Deiner Brust zu saugen. Zum Teil robben sich Säuglinge sogar selbst zur Brust der Mutter und fassen diese ganz ohne Unterstützung von außen.
Einige neugeborene Babys saugen schon am Anfang recht intensiv und energisch, andere nuckeln erst vorsichtig an der mütterlichen Brustwarze.
Sollte dieser Stillbeginn unmittelbar nach der Entbindung nicht möglich sein, kannst Du diese Anfangsphase auch später noch nachholen. Lege dein Neugeborenes einfach für einige Stunden direkt auf Deine nackte Brust: Der Fachbegriff hierfür lautet „känguruen“: Das fördert nicht nur die Milchbildung, sondern stärkt auch eure Mutter-Kind-Bindung!
Tag 1 bis 3*: Das Kolostrum
Der erste Milcheinschuss nach der Geburt besteht aus dem Kolostrum. Diese erste Milch wird auch als Kolostralmilch, Vormilch oder Erstmilch bezeichnet. Das Kolostrum ist hoch konzentriert und versorgt Dein Kind mit besonders vielen Proteinen, Kohlenhydraten und wertvollen Antikörpern: Aus diesem Grund reichen bereits geringe Mengen für den winzig kleinen Babymagen aus. Diese erste Milch, die in den ersten 24 Stunden nach der Entbindung einschießt, ist zudem fettarm und für das Neugeborene leicht verdaulich.
Während das Kolostrum bei einigen Mamas eher gelblich und dickflüssig ist, hat es bei anderen Müttern eher eine wässrige Konsistenz.
Tag 3-5*: Die Übergangsmilch
Nachdem ungefähr drei bis fünf Tage nach der Entbindung vergangen sind, beginnt sich die Milch zu verändern und in die sogenannte Übergangsmilch überzugehen. Diese Milch wird zwischen dem Kolostrum sowie der reifen Muttermilch gebildet und kann für ungefähr zwei Wochen gestillt werden. Diese Milch hat häufig eine hellere Farbe, enthält aber noch immer alle wertvollen Antikörper, die Neugeborene für einen gesunden Start ins Leben brauchen.
Kommt die Übergangsmilch jedoch ein wenig später, ist das kein Grund zur Besorgnis. Besprich das weitere Vorgehen mit Deiner behandelnden Ärztin oder dem Arzt, um sicherzustellen, dass Dein Kind jederzeit alle essenziellen Nährstoffe erhält, die es für ein gesundes Wachstum und eine optimale Entwicklung braucht.
Zwei Wochen nach der Geburt*: Die reife Milch
Ungefähr 14 Tage nach der Geburt des Kindes wird die Muttermilch sozusagen „reif“. Nun ist die inhaltliche Zusammensetzung weitestgehend stabil, das bedeutet, dass sie sich nicht mehr so stark verändert wie in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt. Die reife Milch wird im Allgemeinen auch in größeren Mengen gebildet. Für eine optimale Milchproduktion sollten aber beide Brüste durch Stillen oder Abpumpen stimuliert werden.
Übrigens: Der Fettgehalt der reifen Milch verändert sich stetig und passt sich immer wieder neu an die Bedürfnisse Deines Babys an.
* Die Zeitangaben sind ungefähre Angaben und können früher oder später auftreten. Wende dich an deine Hebamme oder Stillberaterin wenn du unsicher bist.
Häufige Stillprobleme in der ersten Zeit
Obwohl ein Neugeborenes zu Stillen die natürlichste Sache der Welt ist, haben viele frischgebackene Mamas mit Schwierigkeiten zu kämpfen.
- Schmerzhaftes Stillen: Wunde oder gereizte Brustwarzen können das Stillen schmerzhaft machen. Um diese unangenhehmen Beschwerden zu lindern, solltest Du eine Brustwarzensalbe verwenden und sicherstellen, dass das Baby richtig angelegt wird. Ein Hebammen Geheimtipp ist die Verwendung von Silberhütchen, die auf die betroffene Stelle aufgebracht werden. Diese Hütchen enthalten reines Silber, das auf natürliche Weise antibakteriell wirkt und dadurch die Heilung fördern kann. In unserem Blogartikel gehen wir näher auf die Verwendung von Silberhütchen ein und geben weitere Tipps und Tricks, um wunde Brustwarzen zu vermeiden und zu behandeln.
Geringe Milchmenge: Wenn Du vermutest, dass Du eine zu geringe Milchmenge hast, solltest Du versuchen, häufiger und länger zu stillen. Du kannst auch eine Milchpumpe verwenden, um die Milchproduktion zu steigern. Stillberaterinnen haben viel Erfahrung darin, Mütter bei der Steigerung ihrer Milchmenge zu unterstützen. Eine ihrer häufigsten Empfehlungen ist die Einnahme von Bockshornklee-Kapseln. Bockshornklee ist eine Pflanze, die seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin verwendet wird, um die Milchbildung zu fördern. In unserem Blogartikel gehen wir genauer darauf ein, wie Bockshornklee als Muttermilch-Booster funktioniert und welche Dosierungen am besten geeignet sind.
Verstopfte Milchgänge: Verstopfte Milchgänge entstehen, wenn das Baby die Brust nicht vollständig entleert und die Muttermilch nicht abfließen kann. Dies kann zu einer Schwellung und Rötung der Haut sowie Schmerzen führen. Es ist wichtig, dass das Baby die Brust regelmäßig und gründlich entleert. Um verstopfte Milchgänge zu lindern, solltest du dein Neugeborenes häufiger stillen und einen warmen Umschlag auf die betroffene Stelle legen.
Woher weiß ich, dass mein Baby ausreichend trinkt?
Frischgebackene Mütter, die ihr Neugeborenes stillen möchten, stellen sich oft die Frage, ob ihr Baby beim Stillen überhaupt satt wird. Babys erblicken mit einem ungefähr haselnussgroßen Magen das Licht der Welt. Aus diesem Grund sind auch geringste Mengen an Kolostrum in den ersten Stunden beziehungsweise Tagen nach der Geburt vollkommen ausreichend, um das Neugeborene zu sättigen und ideal zu versorgen.
Ein Neugeborenes wird im Allgemeinen ungefähr 8 bis 12-mal innerhalb von 24 Stunden gestillt. Im weiteren Verlauf der Stillzeit werden die Mahlzeiten dann vermutlich etwas seltener werden. Gerade zu Beginn der Stillperiode ist es wichtig, die Milchbildung durch häufiges Anlegen des Babys an die Brust anzuregen. Dein Neugeborenes wird den Takt des Stillens vorgeben: Es wird Dir durch kleine Anzeichen zu verstehen geben, wann es Hunger hat.
Folgende Anzeichen deuten hingegen darauf hin, dass Dein Kleines beim Stillen ausreichend satt wird:
- Das Kind hat ein aufgewecktes Wesen.
- Gute Hautspannung und idealer Muskeltonus.
- Nach dem Stillen ist dein Kleines zufrieden.
- Regelmäßiger Stuhlgang und nasse Windel (mindestens sechs voll Windeln täglich)
- Dünner, heller Urin
- Altersgerechte Gewichtszunahme: Sprich hier in Deinem individuellen Fall immer mit der behandelnden Ärztin bzw. dem Arzt oder der Hebamme.
FAQ zum Thema “Neugeborenes Stillen”
Wie oft soll ich mein Neugeborenes Stillen?
Im Laufe der kindlichen Entwicklung ändert sich der Stillrhythmus immer wieder: Das Neugeborene will mal häufiger und mal seltener gestillt werden: 8-12 Stillmahlzeiten innerhalb von 24 Stunden sind aber in den ersten Lebenstagen des Babys ganz normal. Dazu gehört übrigens nicht nur das Stillen am Tag, sondern auch nachts.
In der Regel müssen Säuglinge nachts nicht für Stillmahlzeiten geweckt werden, bis auf einige Ausnahmesituationen. Eine solche ist beispielsweise die erste Zeit nach der Geburt, denn in dieser Phase geht es darum, die Milchproduktion erst einmal richtig in Schwung zu bringen. Zudem ist die Kolostralmilch nur in geringer Menge vorhanden. So ist es wichtig, das Baby häufig anzulegen: Bis zu 12 Stillmahlzeiten in 24 Stunden sind in dieser Phase durchaus normal. Zu Beginn kann es also erforderlich sein, den Wecker zu stellen und das nächtliche Schlafen für das Stillen des Babys zu unterbrechen.
Die exakte Dauer der Stillmahlzeiten hängt vom Alter und auch vom Temperament Deines Kindes ab, bewegt sich aber in der Regel innerhalb einer Zeitspanne von einigen Minuten bis hin zu 20 Minuten pro Brustseite. Wichtig ist in jedem Fall, dem Baby beide Brüste anzubieten. Ist es nach einer Seite satt, so sollte es beim nächsten Stillen an die andere Brust angelegt werden.
Achte auch auf die Saugstärke und die Schluckgeräusche Deines Kindes. Kurze und rasche Bewegungen zu Beginn der Stillmahlzeit regen den Milchfluss an. Hingegen signalisieren Dir langsame sowie intensive Saug- und Schluckgeräusche, dass Dein Kleines ausreichend Muttermilch bekommt.
Hast Du Dein Baby gestillt, so kannst Du es vorsichtig von Deiner Brust nehmen. Um das Vakuum zu lösen, kannst Du einen Finger sanft zwischen Deine Brust sowie die Mundwinkel Deines kleinen Schatzes schieben. Wenn das Kind satt ist, lässt es die Brustwarze aber im Allgemeinen von selbst los.
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