Schwangere können bereits vor der Geburt etwas dafür tun, dass die Geburt leichter wird, indem sie an einem Geburtsvorbereitungskurs teilnehmen. Dort lernen sie unter anderem, richtig zu atmen, um die Wehenschmerzen erträglicher zu machen. Wenn der kleine Liebling das Licht der Welt erblickt hat, wird Ihnen Ihre Hebamme bestimmt vorschlagen, einen Rückbildungskurs zu machen. Aber wozu dient dieser?
Während der Schwangerschaft verändert sich der Körper
Während der Schwangerschaft verändert sich der Körper. Um diese Veränderungen wieder ein Stück weit oder sogar gänzlich rückgängig zu machen, empfehlen Hebammen die Rückbildungsgymnastik. Ich kann mir gerade vorstellen, was Sie denken. Als wären die Schwangerschaft und die Geburt nicht schon anstrengend genug gewesen. Zudem will der kleine Wonneproppen ja auch versorgt werden und alle zwei Stunden etwas zu trinken haben. Da bleibt doch kaum noch Zeit zum Duschen. Und dann fragt die Hebamme, ob man sich denn auch schon für die Rückbildungsgymnastik angemeldet hat. Ist die denn wirklich so wichtig?
Warum ist die Rückbildungsgymnastik nach der Geburt so wichtig?
Es ist nicht wirklich eine tolle Vorstellung, einen Kurs zur Rückbildung zu machen, wenn man an die erste und oftmals stressige Zeit mit seinem Neugeborenen denkt. Viele Mütter haben zudem nach der Geburt keine Beschwerden und fragen sich, ob der ganze Aufwand wirklich sein muss!? Dabei ist es sehr sinnvoll einen Rückbildungskurs zu absolvieren oder wenigstens die Übungen zu machen.
Während der Schwangerschaft haben der Beckenboden und die Bänder Höchstleistungen vollbracht. Eine spontane Geburt, die sehr häufig vorkommt, ist sehr anstrengend. Etwa 20 bis 30 Prozent aller Frauen, leiden in den ersten Wochen, nach der Geburt, unter Harninkontinenz. Diese müssen Sie nicht hinnehmen und können durch gezieltes Beckenbodentraining ihre Beckenbodenmuskulatur wieder kräftigen. Außerdem hilft Rückbildungsgymnastik dabei die Rektusdiastase zu schließen.
Unter einer Rektusdiastase (diastasis recti) versteht man das Auseinanderstehen der geraden Bauchmuskeln.
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Aber da hören die Vorteile des Rückbildungskurses nicht auf! Denn in dem schweiß treibenden Training werden Beckenboden, Bauch und Body wieder gestrafft um Frauen so ihr positives Körpergefühl zurück zu geben. Das Training bringt so auch den schönen Nebeneffekt die eigene Kondition aufzubauen und zu stärken.
Ich habe keine Beschwerden, ist die Rückbildung dann trotzdem sinnvoll?
Vielleicht haben Sie derzeit keine Beschwerden. Es können jedoch selbst durch leichte Schwächen des Beckenbodens Folgeschäden entstehen, selbst wenn man die Beschwerden zunächst nicht spürt. Inkontinenz und Gebärmuttersenkungen können sogar noch Monate nach der Geburt entstehen oder erst während der Wechseljahre. Aus diesem Grund sollten Sie die Rückbildungsgymnastik unbedingt durchführen.
Was wird während der Rückbildungsgymnastik gemacht?
Die Rückbildung dient zunächst der Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. Danach trainieren Sie unter fachkundiger Anleitung die Muskeln am Bauch, dem Rücken und den Beinen. Dieses sind alles Bereiche, die durch die Schwangerschaft geschwächt wurden.
Der Kurs sollte möglichst von einer Hebamme oder einer Physiotherapeutin angeboten werden, da man bei den Übungen doch einiges falsch machen kann. Dies gilt insbesondere für das Training für die Bauchmuskeln. Die Bauchmuskeln müssen Sie durch spezielle Übungen richtig anspannen. Sit-ups sind zum Beispiel für das Training nicht geeignet, da sie den Beckenboden weiter schwächen können.
Der Rückbildungskurs verbessert Ihr Körpergefühl. Viele Frauen spüren in der ersten Zeit des Wochenbetts Unsicherheiten. Der Beckenboden spielt nicht nur für die körperliche Gesundheit eine wesentliche Rolle, sondern auch für das psychische Wohlbefinden. In den nächsten Monaten werden Sie Ihr Baby viel tragen müssen, wodurch der Rücken stark belastet wird. Der Beckenboden unterstützt Sie dabei und gibt Ihnen Kraft, wenn Sie ihn richtig aktivieren.
Ich hatte einen Kaiserschnitt
Frauen, die einen Kaiserschnitt hatten, glauben häufig, dass sie keine Rückbildungsgymnastik brauchen oder dass es nach 6 Monaten ohnehin schon zu spät ist, damit anzufangen. Es ist nach einer Schwangerschaft, unabhängig davon, wie die Geburt verlaufen ist oder ob ein Kaiserschnitt gemacht wurde, immer sinnvoll, einen Rückbildungskurs zu absolvieren. Es gibt viele gute Gründe einen solchen Kurs zu besuchen. Damit investieren Sie in Ihre Zukunft.
Jede vierte Frau über 45 Jahre und sogar viele jüngere Frauen leiden an einer schwachen Blase bis hin zur Inkontinenz. Das beste Mittel gegen Inkontinenz und Blasenschwäche ist jedoch ein starker Beckenboden, der während des Kurses trainiert wird. Zudem lernen Sie, verschiedene Muskeln Ihres Körpers kennen. Wenn Sie die Übungen, die Sie bei der Rückbildungsgymnastik kennengelernt haben, dauerhaft weiter durchführen, können die nächsten Schwangerschaften einfacher verlaufen.
Eine vaginale Geburt strapaziert den Beckenboden stärker als ein Kaiserschnitt. Allerdings bedeutet dies nicht, dass man, wenn man einen Kaiserschnitt hatte, später nicht auch eine Inkontinenz entwickeln kann. Nach einer vaginalen Geburt leiden etwa 21 Prozent aller Frauen an einer Harninkontinenz. Bei den Frauen mit Kaiserschnitt sind es 15,9 Prozent. Schließlich verändert sich der Beckenboden bereits während der Schwangerschaft, um die Frau auf die Geburt vorzubereiten. Aus diesem Grund sollten Sie auch, wenn Sie einen Kaiserschnitt hatten, an der Rückbildungsgymnastik teilnehmen.
Wann kann ich mit der Rückbildungsgymnastik anfangen?
Dies hängt von der körperlichen Verfassung ab. Wenn die Geburt ohne Komplikationen verlaufen ist, können Sie schon schnell mit der Rückbildungsgymnastik beginnen. Nach einem Kaiserschnitt oder bei gesundheitlichen Problemen sollten Sie noch etwas warten. Der Kurs sollte jedoch möglichst vier Monate nach der Geburt begonnen werden und neun Monate nach der Geburt abgeschlossen werden. Sollte der Beckenboden nach dem Kurs noch nicht kräftig genug sein, können Sie die Kurse weiterhin besuchen.
Muss ich dafür unbedingt einen Kurs besuchen?
Wenn Sie das Training zu Hause durchführen möchten, können Sie das gerne tun! Sie ersparen sich damit den Termindruck und müssen sich nicht mit dem Partner absprechen, dass er während der Rückbildungsgymnastik auf das Baby aufpasst. Sie können das Training also immer dann durchführen, wenn Sie Zeit haben. Im Internet finden Sie viele gute Onlineangebote, die Ihnen dabei helfen und Sie ermutigen dauerhaft mit der Rückbildungsgymnastik weiter zu machen. Mütterberatung empfiehlt dafür den Kurs von Nadine Beermann.
Rückbildungskurse können Sie außerdem bei Ihrer Hebamme oder im Krankenhaus machen. Dort lernen sie gleichzeitig auch andere Mütter kennen.
Top 3 Gründe für Rückbildungsgymnastik:
- Zurückgewinnen des positiven Körpergefühls durch Straffen des Beckenbodens, Bauchs und Bodys
- Schließung der Rektusdiastase und Aufbau der Kondition
- Harninkontinenz nicht hinnehmen sondern den Kampf ansagen