Wann lässt sich eine Schwangerschaft mit Zwillingen feststellen?
Herzlichen Glückwunsch, Du bist schwanger! Wenn Du Mehrlinge erwartest, also zum Beispiel Zwillinge im Bauch hast, wirst Du das früh erfahren. Somit hast Du also ausreichend Zeit, Dich auf eine Zwillingsschwangerschaft und auch auf das Zusammenleben mit zwei Babys vorzubereiten.
Bei den Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft schaut die behandelnde Frauenärztin bzw. der Frauenarzt gezielt nach, ob es sich um eine Mehrlingsschwangerschaft handeln könnte. Besonders Zwillinge, die sich in zwei voneinander getrennten Fruchthöhlen entwickeln (egal ob eineiig oder zweieiig) machen sich auf dem Ultraschall schon recht frühzeitig bemerkbar. Eineiige Zwillinge in einer Fruchthöhle sind ungefähr zwischen der 8. sowie der 12. SSW erkennbar.
Bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche kann nicht mehr festgestellt werden, ob Deine Babys zwei getrennte oder eine gemeinsame Fruchthöhle haben. Aus diesem Grund ist gerade die erste Ultraschalluntersuchung sehr wichtig, um exakt ermitteln zu können, ob sich die Zwillinge im Bauch eine Fruchthöhle sowie eine Plazenta teilen. Für Mediziner*innen ist das ebenfalls von Bedeutung, denn sie müssen unter Umständen damit verbundene Risiken engmaschig überwachen.
Wie oft kommt eine Zwillingsschwangerschaft vor?
Naturgemäß sind Mehrlingsschwangerschaften für den Körper der werdenden Mutter eine intensivere Belastung als eine Schwangerschaft mit nur einem Baby im Bauch. Das Bindegewebe, die Muskeln, das gesamte Skelett, der Beckenboden und auch die Haut werden bei einer Zwillingsschwangerschaft wesentlich stärker beansprucht.
Im Vergleich zu einer Schwangerschaft mit einem Baby erblicken Zwillinge oder Mehrlinge auch in den meisten Fällen früher das Licht der Welt. Während eine Einlingsschwangerschaft im Schnitt 40 Wochen dauert, kommen Zwillinge schon nach etwa 37 SSW auf die Welt. Grundsätzlich kommt auch bei Zwillingsschwangerschaften eine natürliche Geburt infrage. Drillinge oder Vierlinge werden aber in der Regel nahezu immer über einen Kaiserschnitt auf die Welt geholt.
- Ist die werdende Mama älter als 35 Jahre und hat sie bereits Kinder geboren, so ist auch das Risiko für Zwillingsschwangerschaften höher.
- Auch eine künstliche Befruchtung oder sonstige Kinderwunschbehandlungen führen häufiger zu einer Schwangerschaft mit Zwillingen.
- Zudem gibt es auch eine familiäre Prädisposition für Zwillingsschwangerschaften: Bei rund 1000 Geburten gibt es hierzulande ca. 35 Zwillingspärchen.
- Die Wahrscheinlichkeit eineiiger Zwillinge ist recht gering: Lediglich 20-30 % aller Zwillingsschwangerschaften sind eineiig.
Was sind mögliche Symptome einer Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaft?
Trägst Du Zwillinge oder gar Mehrlinge in deinem Bauch, bemerkst Du vermutlich bereits während der Frühschwangerschaft, dass sich einige Dinge anders anfühlen. Dabei können sich folgende körperlichen Anzeichen bemerkbar machen:
- Starke morgendliche Übelkeit
Bei einer Zwillingsschwangerschaft produziert der Körper in der Regel höhere Mengen des Schwangerschaftshormons hCG. Nicht immer ist jedoch ein hoher hCG-Wert automatisch ein Hinweis auf Zwillinge im Bauch.
- Rasche Gewichtszunahme
Kommt es im ersten Schwangerschaftsdrittel zu einer recht großen und schnellen Körpergewichtszunahme, kann das ebenfalls auf eine Mehrlingsschwangerschaft hindeuten.
- Rasches und gut sichtbares Bauchwachstum
Zwillingsmamas entwickeln im Allgemeinen eine größere Gebärmutter als werdende Mütter, die nur ein Baby erwarten.
- Stark empfindliche Brüste
Eindeutige Gewissheit, ob nun in Deinem Fall eine Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaft vorliegt, kann letztlich nur eine Ultraschalluntersuchung beim Gynäkologen liefern. Bei der Untersuchung um die 12. SSW herum werden die Ärzte mit großer Wahrscheinlichkeit schon eine zuverlässige Aussage treffen können.
Eineiige oder zweieiige Zwillinge?
Bei Zwillingsschwangerschaften differenzieren Mediziner zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen.
Eineiige Zwillinge
- Rund 25 % aller Zwillingsschwangerschaften sind sogenannte monozygote Zwillinge, das bedeutet eineiige Zwillinge. Die von einem Spermium befruchtete Eizelle teilt sich in diesem Fall in zwei Embryonalanlagen. Beide Babys haben exakt dieselben Erbanlagen, dasselbe Geschlecht und sehen sich auch optisch zum Verwechseln ähnlich.
Abhängig von dem Zeitpunkt der Eizellteilung haben die beiden Babys eine eigene Plazenta sowie eine eigene Fruchtblase. In der medizinischen Fachsprache wird diese eineiige Zwillingsanlage als dichorial-diamnial bezeichnet.
- Teilen sich die Babys hingegen eine Plazenta, liegen jedoch in getrennten Fruchtblasen, sprechen Mediziner von einer monochorialen Zwillingsschwangerschaft (monochorial-diamnial).
Das ist übrigens die häufigste Form der eineiigen Zwillingsschwangerschaften.
- Haben die beiden Kinder sowohl eine gemeinsame Plazenta wie auch eine gemeinsame Fruchtblase, sprechen Mediziner von einer monochorial-monoamnialen Schwangerschaft. Das ist die seltenste und zugleich risikoreichste Zwillingsschwangerschaftsform.
Zweieiige Zwillinge
Rund 75 % aller Schwangerschaften mit Zwillingen sind sogenannte dizygote, das heißt zweieiige Zwillinge. Zwei zufällig gemeinsame Eizellen wurden von zwei Spermien befruchtet. In diesem Fall haben die beiden Kinder sowohl getrennte Fruchthöhlen wie auch getrennte Plazentas. Sie müssen nicht dasselbe Geschlecht haben und müssen sich auch optisch nicht ähneln. Rein äußerlich betrachtet wirken zweieiige Zwillinge eher wie Geschwister.
Ist das Komplikationsrisiko bei einer Zwillingsschwangerschaft grundsätzlich erhöht?
Medizinisch betrachtet werden Zwillings- sowie Mehrlingsschwangerschaften im Mutterpass als Risikoschwangerschaft eingetragen. Da die körperliche Belastung hoch ist, kann es im weiteren Schwangerschaftsverlauf zu Komplikationen kommen. Das muss aber nicht der Fall sein: Viele werdende Mütter genießen die Zwillingsschwangerschaft ganz ohne gesundheitliche Beschwerden. Um jedoch sicherzugehen und jegliche Risiken für Mama und Kind auszuschließen, wird eine Mehrlingsschwangerschaft in der Regel engmaschig überwacht.
Im Verlauf der Schwangerschaft kann es zu kleineren oder größeren Risiken und Beschwerden kommen:
- Das Risiko für Gestosen, Blutungen oder auch Bluthochdruck steigt im Schwangerschaftsverlauf.
- Vanashing Twins: Dieser Begriff lässt sich ins Deutsche übersetzen mit „der verschwundene Zwilling.“ Im Rahmen einer Zwillingsschwangerschaft mit zweieiigen Zwillingen können zunächst zwei Embryos heranreifen, von denen jedoch einer das erste Schwangerschaftsdrittel nicht überlebt. Das andere Baby entwickelt sich hingegen ganz normal.
- Vorzeitige Wehen und frühzeitige Entbindung. Im Rahmen einer Mehrlingsschwangerschaft ist die Gefahr einer Frühgeburt höher. So können die Babys bereits vor der 36. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen und dann unter Umständen eine Zeit lang auf ärztliche Unterstützung angewiesen sein.
- Niedriges Geburtsgewicht: Zwillinge sind in der Regel kleiner als andere Säuglinge und wiegen bei der Entbindung im Schnitt lediglich 2400 Gramm bis 2600 Gramm.
- Verhedderte Nabelschnüre: Diese Komplikation tritt in sehr seltenen Fällen auf, nämlich dann, wenn sich zwei Babys dieselbe Fruchthöhle teilen. Verwickelt sich eines der Kinder in einer der Nabelschnüre, kann es sehr riskant werden. Sollte in Deinem Fall diese Gefahr gegeben sein, wirst Du häufiger von Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt untersucht werden.
- Zwillingstransfusionssyndrom (FFTS): Hierbei handelt es sich um ein weiteres seltenes Risiko im Fall eineiiger Zwillinge. Hierbei bekommt eines der Babys eine zu hohe Blutmenge und das andere Kind ein zu geringe. Durch eine vorgeburtliche Operation kann dieses Problem jedoch im Allgemeinen behoben werden.
Mach Dir aber bitte keine Sorgen: Eine Risikoschwangerschaft bedeutet nicht, dass im weiteren Schwangerschaftsverlauf etwas mit Deinen Babys schiefgehen muss. Die Ärzte überwachen eine solche Schwangerschaft lediglich engmaschiger, um Unregelmäßigkeiten frühzeitig erkennen zu können und auch Dir die Angst vor möglichen Komplikationen zu nehmen.
Worauf ist bei einer Zwillingsschwangerschaft besonders zu achten?
Zwillinge bedeuten für werdende Eltern Glück und Freude im Doppelpack, aber eben auch doppelt so viel Arbeit. Mit der Zeit wirst Du Dich immer besser in deine neue Rolle als Zwillingsmama einfinden können.
Folgende Tipps sollen Dich bereits in der Schwangerschaft dabei unterstützen:
- Suche Dir rechtzeitig vor dem errechneten Termin eine Hebamme, mit der Du Dich offen und gut austauschen kannst. Auch eine vertrauensvolle Frauenärztin bzw. ein Frauenarzt ist sehr wichtig, damit Du liebevoll und zugleich fachkompetent durch die Zwillingsschwangerschaft begleitet werden kannst.
- Sprich offen über Deine Sorgen und Ängste: Körperliche Beschwerden, aber auch Sorgen über die künftige Alltagsgestaltung können zu einem deutlichen Unwohlsein führen. Solche Gedanken und Ängste sind jedoch völlig normal. Vertraue Dich daher Deinem Umfeld an und laste es Dir nicht auf, allein mit allem fertig werden zu müssen.
- Gib gut auf Dich selbst Acht! Vor allem im Rahmen einer Zwillingsschwangerschaft ist ausreichend Ruhe und auch eine gesunde Ernährungsweise sehr wichtig. Auch eine leichte Schwangerschaftsgymnastik kann Deinem Körper und auch Deinem Geist rundum guttun.
- Ebenso wie im Fall einer Einlingsschwangerschaft beginnt der Mutterschutz sechs Wochen vor dem errechneten Termin. Nach der Geburt verlängert sich die Mutterschutzzeit bei Zwillingen jedoch um vier Wochen. Wenn es für Dich möglich ist, solltest Du versuchen, zusätzlich vor der Entbindung noch ein wenig Urlaub zu nehmen und den Mutterschutz somit zu verlängern. Auf diese Weise kannst Du Deinem Körper ausreichend Entspannung gönnen und Dich ideal auf die Zwillingsgeburt vorbereiten.
- Nach der Geburt von Zwillingen wirst Du zu Hause viel Unterstützung brauchen. Nimm daher die Hilfe anderer Familienmitglieder oder Freunde an. Auch eine Haushaltshilfe kann sehr sinnvoll sein. Als gesetzlich Versicherte steht Dir eine solche nämlich zu. Die Haushaltshilfe unterstützt Dich bei den täglichen Aufgaben wie etwa Kochen oder Wäschewaschen. Vergiss aber bitte nicht, sie rechtzeitig vor der Geburt bei Deiner Krankenkasse zu beantragen.
- Sprich auch mit anderen Zwillingseltern und hole Dir von Ihnen Tipps und Anregungen für die Zeit der Schwangerschaft, vor allem aber auch für die erste gemeinsame Zeit mit den Babys. Von ihren persönlichen Erfahrungen kannst Du mit Sicherheit profitieren.
Fazit – die wichtigsten Fakten zur Zwillingsschwangerschaft im Überblick
- Frauen, die das 35. Lebensjahr überschritten und bereits Kinder auf die Welt gebracht haben, sollen Experten zufolge, ein höheres Risiko für eine Zwillingsschwangerschaft haben.
- 25 % der Zwillinge entwickeln sich auf monozygoter – das bedeutet eineiiger – Basis, rund 75 % auf dizygoter – also zweieiiger – Basis.
- Gynäkologinnen und Gynäkologen können zwischen der 8. sowie der 12. SSW feststellen, ob es sich um eine Zwillingsschwangerschaft handelt. Ab der 16. SSW ist aber bereits nicht mehr per Ultraschall erkennbar, ob Deine Babys zwei getrennte oder eine gemeinsame Fruchtblase haben.
- Vor allem dann, wenn sich die Babys eine Plazenta und auch eine Fruchtblase teilen, kann es zu Risiken und Komplikationen kommen. Aus diesem Grund ist eine enge ärztliche Überwachung sehr wichtig.
- Mehrlingsschwangerschaften werden als Risikoschwangerschaften eingestuft.
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