Was genau ist der Fliegergriff?
Beim „Fliegergriff“ handelt es sich um eine bestimmte Trageposition für Neugeborene, die sehr häufig auch von Hebammen und Kindermedizinern empfohlen wird.
Während das Babyköpfchen sicher in der Armbeuge liegt, wird der restliche Körper in Bauchlage gestützt. Auf diese Weise kann angestaute Luft aus dem kleinen Babymagen leichter entweichen: Eine ausgezeichnete Soforthilfe für Bauchschmerzbeschwerden und Blähungen.
Vor allem in den ersten drei Lebensmonaten kämpfen viele Babys mit unangenehmen Koliken. Die schmerzhaften Verdauungskrämpfe sind sowohl für die Kleinsten wie auch für Eltern eine echte Herausforderung: In der Nacht können die Babys nicht gut schlafen und auch tagsüber werden sie immer wieder von Bauchschmerzen und Blähungen geplagt.
Gerade für diese Säuglinge, die unter Dreimonatskoliken leiden, ist der Fliegergriff besonders gut geeignet.
Wie hilft kleinen Babys der Fliegergriff?
Die Fliegergriffanwendung bzw. „eine kleine Flugrunde“ bietet viele verschiedene Vorteile für Neugeborene:
- So hilft die Trageposition in erster Linie dabei, die eingeatmete und im Darm angestaute Luft, leichter aus dem kleinen Körper entweichen zu lassen.
- Das gelingt, indem durch die schützende Armhaltung beim Fliegergriff ein leichter Druck auf das Bäuchlein sowie den Rücken des Babys ausgeübt wird.
- Darüber hinaus stärkt der Fliegergriff nachhaltig die Nackenmuskulatur beim Kind und fördert gleichzeitig die Balance.
- Einigen Säuglingen erleichtert diese Wiegehaltung auch das Einschlafen, denn mit der anderen Hand kann beruhigend und sanft über den Rücken des Babys gestreichelt werden.
- Der Fliegergriff schenkt den Kleinsten viel Sicherheit und Geborgenheit. Babys lieben und brauchen ganz viel Nähe sowie Körperkontakt. Die Fliegergriff-Trageposition ist ideal, um sich eng an Mama und Papa zu kuscheln.
- Aus dem Fliegergriff heraus können Babys ihre Umgebung aus einer neuen und zudem bequemen Perspektive betrachten. Die Haltung ist also optimal für die neugierigen Kleinsten, die möglichst viele Eindrücke aus ihrem Umfeld sammeln möchten.
Tipp: Der Fliegergriff sollte nicht direkt nach dem Stillen oder der Fläschchen-Mahlzeit angewendet werden, da ansonsten ein unangenehmer Druck auf dem Babybauch entstehen kann.
Was sind Dreimonatskoliken und warum hilft genau hier der Fliegergriff?
In den ersten drei Lebensmonaten ist das Verdauungssystem neugeborener Säuglinge noch nicht vollständig entwickelt.
- Die Milch wandert in unregelmäßigen Rhythmen durch den noch „unreifen Darm“ und kann von den Säuglingen oft noch nicht ausreichend verdaut werden.
- Auch die Ernährung der Mutter ist bei der Entstehung von Koliken von großer Bedeutung.
Nehmen stillende Mütter zum Beispiel viele blähende Nahrungsmittel zu sich, essen sie stark gewürzte Gerichte oder trinken sie reichlich Kuhmilch, so kann das beim Baby Koliken auslösen oder noch zusätzlich verstärken.
- Auch andere Faktoren wie etwa zu große Trinkmengen, unzureichendes Aufstoßen oder das Schlucken von Luft beim Trinken können Koliken hervorrufen.
- Flaschenkinder scheinen häufig unter Koliken zu leiden, was aber nicht bedeutet, dass Stillbabys überhaupt nicht betroffen sind.
So sammeln sich im noch unreifen Verdauungstrakt Luft und Gase: Einzelne Darmabschnitte werden schmerzhaft ausgedehnt, es entstehen Blähungen und Krämpfe – verbunden mit häufigem und anhaltendem Schreien!
Mediziner sprechen heutzutage eher von einer Regulationsstörung als von einer Dreimonatskolik.
Besonders hilfreich ist es hier, das Babys sanft zu streicheln und vorsichtig zu massieren. Auf diese Weise können angestaute Winde in den unteren Darmbereichen gelöst werden.
Auch der Fliegergriff ist eine großartige Soforthilfemaßnahme, denn hierbei kann Dein kleiner Schatz bäuchlings gemütlich auf Deinem Arm entspannen und Du kannst mit kreisenden Bewegungen sanft Rücken und Bäuchlein massieren.
Anleitung: Wie funktioniert der Fliegergriff richtig?
Die Fliegergriff-Position ist ganz simpel anwendbar:
- Zunächst legst Du Deinen kleinen Schatz mit dem Bäuchlein auf den Unterarm. Das Babyköpfchen zeigt dabei Richtung Armbeuge.
- Die Beinchen hängen dabei rechts und links an Deinem Arm vorbei.
- Greife nun mit der Hand durch die Beine Deines Babys durch und fasse es am Oberschenkel. Dein Arm mit Deinem Baby befindet sich dabei ganz dicht an Deinem Körper.
Solltest Du Dich anfangs noch unsicher fühlen, kannst Du gerne noch Deine zweite Hand hinzunehmen, um Dein Kleines zu stützen und sicher festzuhalten. Gerade am Anfang kann es sein, dass es noch ein wenig Übung für den Fliegergriff braucht.
Tipp für neugeborene Säuglinge: Bei Neugeborenen, also bis zum ca. 30. Lebenstag solltest Du die gebeugten Füßchen zusätzlich mit einer Hand festhalten. Das freie Baumeln der Beine kann ansonsten einen zu intensiven Zug auf die Wirbelsäule ausüben.
Alternative Variante für den Fliegergriff
Während bei der „klassischen Fliegergriffvariante“ das Köpfchen Deines Babys zu Deiner Armbeuge hin zeigt, kannst Du es auch genau andersherum machen: Das Baby liegt wieder mit dem Bäuchlein flach auf Deinem Unterarm, nur das Köpfchen liegt in Deiner Hand. Die Beine hängen also links und rechts neben Deinem Ellenbogen herunter.
Diese Variante ist sehr gut für Neugeborene geeignet, die ihr Köpfchen noch nicht selbst stützen können, denn hier hältst Du das Babyköpfchen sicher in Deiner Hand.
Wie lange kann ich mein Baby im Fliegergriff halten?
Hier gibt es keine zeitlichen Vorgaben. Du kannst Deinen kleinen Schatz so lange im Fliegergriff halten, wie Du möchtest, vor allem, wenn Du merkst, dass es bei unangenehmen Koliken und Bauchschmerzen wohltuend wirkt.
Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen, dass der Fliegergriff gefährlich oder gar schädlich für Dein Neugeborenes sein könnte, auch wenn es bei dieser Trageposition in Bauchlage liegt.
Wichtig: Vermeide die Bauchlage für Dein Baby, aber in jedem Fall, wenn es in seinem Bettchen schläft oder unbeaufsichtigt ist. In den ersten Lebensmonaten kann das Schlafen in Bauchlage Experten zufolge, das Risiko für den plötzlichen Kindstod (SIDS) erhöhen.
Im Wachzustand profitiert Dein Baby hingegen von der Bauchlage: Es hilft nicht nur bei der überschüssigen Luftentweichung, sondern kräftigt auch wichtige Muskelgruppen im Bauch, im Rücken sowie im Nacken.
Ab wann dürfen Babys im Fliegergriff gehalten werden?
Diese Baby-Trageposition ist ab dem Zeitpunkt der Geburt erlaubt und fördert die Entwicklung Deines Kindes.
Solange Du das Baby sicher halten kannst, ist der Fliegergriff problemlos anwendbar. Dein Baby genießt die körperliche Nähe zu Dir und die Sicherheit. Wichtig ist aber in jedem Fall, das Köpfchen ausreichend zu stützen. Vor allem in den ersten vier bis acht Lebenswochen ist die Nackenmuskulatur der Säuglinge noch sehr schwach und der Kopf im Vergleich zum restlichen Körper recht schwer.
Hält man das Baby nun lediglich am Oberkörper, kann die unzureichende Kopfstütze zu Schmerzen und Verletzungen in der Nackenmuskulatur führen.
Welche Alternativen gibt es zur Fliegergriff-Haltung?
Wenn Du und Dein kleiner Liebling mit dieser Trageposition nicht gut zurechtkommt, ihr aber dennoch die Bauchlage trainieren wollt, gibt es alternative Möglichkeiten. Die Bauchlage ist ein wichtiger Entwicklungsschritt für die Kleinen und eine sehr wichtige Voraussetzung, damit Kinder später sitzen, krabbeln und laufen können. Außerdem ermöglicht die Bauchlage Deinem Baby nicht nur die Stärkung der Nacken- und Schultermuskulatur, sondern auch die Betrachtung seiner Umgebung aus einer ganz neuen Perspektive.
- Du kannst Dein Baby alternativ auf eine gemütliche Krabbeldecke auf den Boden legen.
- Du kannst auch Kissen oder ein gerolltes Handtuch als Stütze verwenden.
- Ebenso kannst Du Dein Kleines mit dem Bauch über einen Gymnastikball legen und es vorsichtig hin und her rollen. Halte es dabei aber bitte immer sehr gut fest!
Der interessanteste Reiz für ein Baby sind jedoch Mama und Papa: Daher kannst Du das Baby in Bauchlage einfach auf Deine oder Papas Brust ablegen: Das ist auch ideal zur Beruhigung.
Tipps & Tricks – was lässt sich sonst gegen Dreimonatskoliken beim Baby tun?
Zusätzlich zum Fliegergriff gibt es noch weitere nützliche Tipps, um unangenehme Koliken bei Deinem Baby zu lindern:
- Wenn Dein Baby unter starken Koliken leidet, solltest Du unbedingt das Gespräch mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt suchen. Viele Mediziner raten bei Flaschenkindern zu einer speziellen verdauungsregulierenden Säuglingsmilch. Diese Erzeugnisse sind aus hypoallergenen Zutaten hergestellt und somit besonders schonend für die Verdauung.
- Biete Deinem Baby auch vorbeugend zwischen den Mahlzeiten einige Schlucke ungesüßten Anis-, Fenchel- oder Kümmeltee an. Auch Kümmelzäpfchen können lindernd wirken.
- Wechsele zwischendurch die Fütter- oder Stillposition: Aufrechtes Sitzen kann verhindern, dass Dein Baby zu viel Luft beim Trinken schluckt.
- Sanfte Babymassagen können Bauchschmerzen ebenfalls lindern. Lege Dein Kleines entspannt auf eine bequeme Unterlage und massiere das Bäuchlein sanft mit Deinen Händen im Uhrzeigersinn. Auch ein ganz sanftes Kneten des Unterbauchs kann dabei helfen, dass überschüssige Luftbläschen entweichen können.
- Achte darauf, dass Dein Baby Bäuerchen macht.
- Wichtig ist auch, dass Dein Baby nicht zu große Mengen trinkt.
- Wärme vermittelt nicht nur ein Gefühl der Geborgenheit und Entspannung, sondern wirkt auch krampflösend: Ein warmes Kirschkernkissen in Kombination mit beruhigenden Geräuschen wie ruhiger Musik oder weißes Rauschen (CD oder Smartphone-App) hat auf Babys eine besondere Wirkung.
- Sprich ruhig mit Deinem kleinen Schatz: Die Stimmen der Eltern und der liebevolle Körperkontakt wirken sehr wohltuend.
Wenn Du Dir nicht sicher bist, sprich offen mit Deiner Kinderärztin, Deinem Kinderarzt oder der Hebamme. Lass Dir die richtigen Massagetechniken und Massagegriffe zeigen, Deinem kleinen Schatz zuliebe! Der Kinderarzt kann bei Bedarf auch entblähende Tropfen verschreiben.
Geduld – das A und O bei 3-Monats-Koliken
In jedem Fall solltest Du ausreichend Geduld mitbringen, denn der kleine Organismus braucht einfach seine Zeit, um sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen, und das Darmsystem muss erst vollständig ausreifen.
Das zum Teil lang anhaltende Schreien der Babys im Rahmen solcher Dreimonatskoliken treibt frischgebackene Mütter und Väter oft an ihre Belastungsgrenzen. „Schreibabys“ haben Studien zufolge ein besonders hohes Risiko für ein Schütteltrauma. In ihrer Übermüdung und Verzweiflung über das permanente Weinen neigen Eltern manchmal dazu, das Baby zu schütteln. Selbst kurzes Schütteln kann jedoch fatale Verletzungen und lebensgefährliche Folgen für das Baby haben!
Bitte nimm rechtzeitig Unterstützung und Hilfe in Anspruch, wenn du merkst, dass Du mit Deinem Baby überfordert bist. Bleibe trotz allem entspannt und begegne Deinem kleinen Liebling mit viel Nachsicht, denn auch diese Schreiphase und die unangenehmen Krämpfe gegen vorüber.
Fazit – der Fliegergriff als angenehme Baby-Trageposition
Der Fliegergriff ist eine sehr wertvolle und wirkungsvolle Methode, um Schmerzen und Blähungen zu lindern, unter denen Säuglinge im Rahmen der Dreimonatskoliken leiden.
In Kombination mit viel Liebe, Zuwendung, körperliche Wärme und sanfte Massagen kannst Du mit diesem Griff Deinem kleinen Schatz in besonderer Weise helfen. Die Fliegerposition vermittelt dem Baby zudem Geborgenheit und stärkt die Muskeln des Nackens und der Schultern.
Foto: Halfpoint istockphoto.com
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