Beim HELLP-Syndrom handelt es sich um eine Komplikation der Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung). Es zählt zu den hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen; unerkannt und unbehandelt birgt die Krankheit lebensbedrohlicher Zustände für Mutter und Kind.
Was bedeutet „HELLP“?
Der Name ist eine Buchstabenkombination aus englischen Fachbegriffen.
- H (Hämolyse = Zersetzung der roten Blutkörperchen, folgende Blutarmut)
- EL (engl. elevated liver enzyme levels = erhöhte Leberenzymwerte, vermehrter Bilirubinanteil)
- LP (engl. low platelet count = Thrombozytenmangel bzw. verminderte Blutplättchenanzahl)
HELLP-Syndrom: Wie Symptome erkennen?
Typisch für das HELLP-Syndrom sind Gelbsucht und starke Oberbauchschmerzen, die aber von den wenigsten Frauen als solche wahrgenommen werden. Eher ordnen sie ihre Beschwerden in die Kategorie „Magenschmerzen“ ein. Andere Anzeichen, wie z B. anhaltende Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen erschweren eine eindeutige Diagnostik. Manchmal kommen noch Kopfschmerzen, bisweilen mit Sehstörungen hinzu. Diese Konstellation ist ungünstig, denn sie kostet Zeit.
Deshalb hier ein Rat an Schwangere mit Bluthochdruck und erhöhten Eiweißwerten im Urin: Nehmen Sie die ärztlichen Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen wahr. Hören Sie auf Ihren Körper. Und falls Ihnen etwas „spanisch“ vorkommt, gehen Sie lieber einmal mehr zum Arzt. Eine Blutabnahme (Leberwerte) kann Ihnen und Ihrem Kind das Leben retten!
HELLP-Syndrom: Notfall für Mutter und Baby
Das HELLP-Syndrom tritt im letzten Schwangerschaftsdrittel auf; eine von 150 – 300 werdenden Müttern erkrankt daran.
Was genau aber diese Krisis auslöst, ist noch nicht vollständig erforscht. Experten gehen mehr und mehr davon aus, dass der „wunde Punkt“ in Aufbau und Funktion der Plazenta (Mutterkuchen) zu suchen sei.
Im Falle von HELLP können Innenwandschäden an den Blutgefäßen der Plazenta Gerinnungsstörungen auslösen. Dadurch sinkt die Thrombozytenanzahl rapide, der Klebstoff des Blutplasmas (Fibrin) setzt sich in der Leber ab und führt ihr ernste Schäden zu. Deshalb ist hier schnelles, interdisziplinäres Handeln vonnöten.
Die Tendenz der letzten Jahre zeigt, dass die Sensibilität unter allen Fachbereichen der Medizin wächst. Längst wird das HELLP-Syndrom nicht nur als Notfall der Frauenheilkunde gesehen, sondern vermehrt im ganzheitlichen Ansatz betrachtet.
Der Verdacht auf HELLP besteht, wenn eine Gelbsucht die klassischen Präeklampsie-Symptome ergänzt. Für die Diagnostik sind Ultraschall und Labor Mittel der Wahl.
Kaiserschnitt als Therapie
Bei HELLP ist Gefahr in Verzug: Ohne Behandlung spitzt sich die Lage innerhalb von 2 bis 3 Tagen zu. Das Syndrom gefährdet die Mutter mit:
- Hirnblutungen
- Nierenversagen
- Lungenödem
- Leberruptur (in etwa 1-2% der Fälle)
- selten: Bauchspeicheldrüsen- und/oder Gallenblasenentzündungen
Für den Fötus wird es kritisch, wenn sich der Zustand der Mutter dramatisiert. Deshalb kommen die Kinder per Sectio (Kaiserschnitt) zur Welt. Hin und wieder tragen diese Kinder eine angeborene Stoffwechselstörung in sich, die mit kalorienreicher Kost therapiert werden kann.
HELLP-Syndrom: Krisenintervention ist gefragt
Keine Frage, jede betroffene Mutter hat sich die Geburt ihres Babys anders vorgestellt. Um diese besondere, beängstigende Situation zu meistern, bedarf es Fingerspitzengefühl und Takt. Die Narben am Körper verheilen schnell, die wunde Seele bleibt oft außer Acht. Niemand sollte sich scheuen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Nach der Entlassung – vermutlich gab es nach der Operation einige Tage oder Wochen der Rekonvaleszenz – wird erwartet, dass die Frauen möglichst bald wieder funktionieren und ihren Verpflichtungen nachkommen..“
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