Erschreckend: Viele Eltern geben ihren Kinder zu viele und vor allem falsche Medikamente. Laut Ergebnis einer Studie für den Apothekerverband ABDA in Berlin bekommen Kinder heutzutage definitiv zu viele Medikamente. Und nicht nur das. Oftmals sind es für sie sogar die falschen, so dass gesundheitliche Risiken oder gravierende Spätfolgen nicht ausgeschlossen werden können.
Was Eltern so oft falsch machen in Hinsicht auf Medikamente
Da Kinder selten zur Hausapotheke gehen, um sich eine Tablette zu holen, tragen an dem hohen Medikamentenverbrauch größtenteils die Eltern die Schuld. So geben laut Studie drei von fünf Eltern ihrem Kind mindestens ein Medikament pro Monat.
In Anbetracht dessen, dass gerade Kinder ja häufiger krank werden als Erwachsene klingt das eigentlich nach einem ganz guten Schnitt. Aber da ist ein Haken an der Sache. Denn laut Studie wird dieses Medikament auch verabreicht, wenn das Kind in seinem Gesamtbefinden von den Eltern eigentlich als gesund eingestuft wird.
Kein Wunder also, dass 19 Prozent aller Kinder mit so genannten Präventiv-Arzneien versorgt werden. Zu diesen Präventiv-Arzneien gehören vor allem Vitaminpräparate und Nahrungsergänzungsmittel. Überflüssig zu erwähnen, dass diese zumeist ohne ärztliche Rücksprache verabreicht werden. Doch nicht nur der Präventiv-Schutz wird oftmals ohne medizinische Indikation verabreicht. Denn innerhalb der Studie gaben 43% der befragten Eltern an, ihrem Kind oftmals auch “richtige“ Arzneimittel ohne Rücksprache mit dem Arzt zu geben.
Schneller Griff in die Hausapotheke
Dass das manchmal schief gehen kann, beweist der Einsatz von Kopfschmerzmitteln. Viele Eltern, und zwar 11 Prozent der Befragten, greifen bei Kopfschmerzen ihres Kindes zur Aspirin-Tablette.
Doch das, was den Erwachsenen hilft, kann für Kinder sehr schnell schädlich sein. So empfehlen Kinderärzte für Kinder unter 16 Jahren definitiv kein Aspirin, sondern die Wirkstoffe Paracetamol oder Ibuprofen. Der in Aspirin enthaltene Wirkstoff „Acetylsalicalsäure“, kurz: ASS genannt, kann für Kinder unter 16 Jahren hingegen absolut gefährlich werden.
Doch nicht nur bei Kopfschmerzen öffnen Eltern sehr schnell die Hausapotheke, sondern auch bei einfachen Erkrankungen wie beispielsweise einer Erkältung. Wo früher noch die heiße Hühnerbrühe, kalte Wadenwickel oder wohlige Erkältungsbäder und andere Rezepte aus Großmutters Wissensschatz zum Einsatz kamen, sind es heute ganz schnell und – so muss man es einfach formulieren – auch sehr leichtfertig verabreichte Medikamente.
Denn auch hier sprechen die Zahlen der Studie Bände. So gaben nur 16 Prozent der befragten Eltern an, dass sie bei einfachen Erkrankungen zuerst die altbekannten Hausrezepte und naturmedizinischen Geheimtipps hinsichtlich ihrer heilenden Wirkung erproben.
Und wenn selbst die Apotheker, die ja eigentlich an jedem durch sie verkauften Medikament verdienen, schon zum kritischeren Umgang mit der Anwendung von Arzneimitteln bei Kindern aufrufen, spätestens dann sollte man vielleicht doch die eigene Handhabung hinterfragen und sich eventuell noch in das ein oder andere Geheimnis von Großmutters Hausrezepten einweihen lassen.
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