Leinsamen gelten als ein Superfood. Bereits früher wurden sie in den verschiedensten Ausführungen für ihre Wirkungen hochgeschätzt und sind auch heute noch sehr beliebt. Für werdende Mütter ist jedoch ein wenig Vorsicht geboten, denn Studien konnten nachweisen, dass die Samen des Flachses den Geburtsvorgang beschleunigen können. Hebammen und Mediziner empfehlen daher, Leinsamen in der Schwangerschaft erst nach der 35. SSW zu verzehren.
Superfood Leinsamen – was steckt genau dahinter?
Leinsamen – auch Samen des Flachses genannt – sind ein heimisches Superfood. Die kleinen Samen sind nur ca. vier bis sechs Millimeter lang, doch randvoll mit gesunden Nährstoffen. Sie sind wie eine wertvolle pflanzenbasierte Ölquelle, denn in fast keinem anderen Pflanzenöl findet sich eine so hoch konzentrierte Menge an Omega-3-Fettsäuren sowie sonstigen ungesättigten Fetten. In Verbindung mit den enthaltenen Ballaststoffen, Magnesium sowie Proteinen werden die Samen zu einem echten Powerfood, das eine ausgesprochen gesunde Wirkung auf den Körper entfaltet.
Welche Inhaltsstoffe stecken in Leinsamen?
Die wertvollen Inhaltsstoffe der Leinsamen stecken vor allem in der Samenschale.
100 Gramm Leinsamen enthalten rund 480 Kalorien und zudem:
- Gesunde Schleimstoffe (Polysaccharide, vor allem Galaktose, Xylose und Galakturonsäure) sowie rund 23 g Ballaststoffe.
- 22 g Eiweiß
- 37 g hochwertige Fette, davon ca. 26 g mehrfach ungesättigte Fette. Leinsamen sind eine besonders wertvolle Omega-3-Fettsäurenquelle.
- 8 g Kohlenhydrate
- Kalium
- Kalzium
- Magnesium
- B-Vitamine wie zum Beispiel Vitamin B1, B2, B6, Biotin und Folsäure
- Vitamin E
- Lignane: Hierbei handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die zu den sogenannten Phytoöstrogenen gezählt werden, weil sie ähnlich wirken wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. Diese sind in Leinsamen aber eher in einer geringen Menge enthalten.
Welche Wirkung haben Leinsamen?
Die Inhaltsstoffe der kleinen, braunen Samen der Flachspflanze entfalten viele wertvolle Wirkungen:
Ballaststoffe und Schleimstoffe
Leinsamen sind ein echtes Powerfood für den Darm und für diesen Effekt sorgen die enthaltenen Ballaststoffe und Schleimstoffe. Diese können im Darm aber nur quellen, wenn sie mit ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden. Die Leinsamen verdoppeln im Verdauungstrakt ihr Volumen und auf diese Weise entsteht ein Druck gegen die Darmwand, der für eine normale Darmperistaltik sorgt. Aus diesem Grund gelten Leinsamen als pflanzliches Hausmittel bei Verstopfung.
Darüber hinaus steckt in den geschroteten Leinsamen Öl, das sich beruhigend auf die Darmwände legt und diese sanft von innen auskleidet. Gleichzeitig entfaltet es einen entzündungshemmenden Effekt und unterstützt die Abheilung einer gereizten Magen- und Darmschleimhaut.
Die geschroteten Samen sorgen also für einen langanhaltenden Sättigungseffekt, aber auch dafür, dass die Verdauung in Schwung kommt.
Wichtig: Leinsamen sollten in jedem Fall nur mit ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden, denn ohne kann die Leinsaat nicht quellen. In einem solchen Fall würden die Schleimstoffe die Darmwände verkleben und somit würde sich die positive Wirkung der Samen genau ins Gegenteil umkehren.
Omega-3-Fettsäurenquelle
Neben ihrer verdauungsfördernden Wirkung sind Leinsamen auch für ihren hohen Anteil an wertvollen Fettsäuren bekannt. In den Samen steckt insbesondere die Omega-3-Fettsäure „Alpha-Linolensäure“, die eine Vorstufe der beiden essenziellen – das heißt lebensnotwendigen – Fettsäuren DHA und EPA ist.
Der menschliche Körper ist in der Lage, die Alpha-Linolensäure in die beiden lebenswichtigen Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) umzuwandeln. Diese Omega-3-Fettsäuren tragen zu einer normalen Sehkraft und zudem zu einer normalen Funktionsweise des Gehirns bei. Sie wirken aber auch positiv auf die Blutgefäße und den Cholesterinspiegel.
Volle Vitaminpower
Die braunen Samen der Flachspflanze sind sehr vitaminreich, was für schwangere Frauen von besonderer Bedeutung ist. Leinsamen enthalten auch wertvolle Folsäure, die vor allem in der Schwangerschaft unverzichtbar wichtig für Zellteilungs- und Zellwachstumsvorgänge ist. Für Dein ungeborenes Baby ist dieses Vitamin von zentraler Wichtigkeit, damit es sich ideal entwickeln kann.
Detox
Leinsamen können verschiedene Giftstoffe im Darm binden und diese schließlich aus dem Körper schleusen. Somit tragen die kleinen braunen Samen auch zur Entgiftung des Organismus bei.
Gesunder Abnehmhelfer
Durch das hohe Quellvermögen sorgen die Samen für einen langanhaltenden Sättigungseffekt und können somit auf sanfte Weise eine Gewichtsreduktion unterstützen.
Leinsamen in der Schwangerschaft – erlaubt oder doch gefährlich?
Leinsamen werden gerne bei Verdauungsbeschwerden empfohlen, manchmal auch in der Zeit der Schwangerschaft – doch die Meinungen hierzu gehen auseinander. Studien zufolge soll das Superfood bei werdenden Müttern nämlich nicht so harmlos sein, wie zu Beginn angenommen.
Die Schwangerschaft ist eine sehr intensive Zeit, in der sich im weiblichen Körper sehr vieles verändert:
So leiden viele werdende Mütter unter Verdauungsbeschwerden. Da scheinen Leinsamen ein hilfreiches und natürliches Mittel zu sein, allerdings sind die Folgen für Mutter und Baby noch nicht wirklich ausreichend erforscht.
Ein übermäßiger Leinsamenkonsum steht zum Beispiel im Verdacht, vor allem in den ersten Wochen eine Frühgeburt auslösen zu können. Auch wenn das nicht abschließend erwiesen ist, so ist doch Vorsicht beim Leinsamenverzehr geboten – vor allem in der Frühschwangerschaft!
Wissenschaftliche Forschungsstudie zum Leinsamenverzehr in der Schwangerschaft
Eine wissenschaftliche Forschungsstudie aus dem Jahr 2015, die im British Journal of Nutrition veröffentlicht wurde, hat sich näher mit dieser Thematik auseinandergesetzt.
- Einer Gruppe trächtiger Ratten wurden Leinsamen in ihr Futter gemischt.
- Die Forschungsstudie hat festgestellt, dass sich bei den leinsamenverzehrenden Tieren erhöhte Triglyzerid-Werte und Corticosteron-Werte ergeben haben.
Corticosteron ist beim Tier das, was bei uns Menschen das Cortisol ist, also das von der Nebennierenrinde produzierte Stresshormon.
- Auch die Cholesterinwerte fielen deutlich höher aus als bei den Ratten, die keine Leinsamen mit dem Futter aufnahmen.
- Experten können nicht ausschließen, dass sich diese Studienergebnisse nicht zum Teil auch auf den menschlichen Körper übertragen lassen. Demnach könnten die Kinder von Frauen, die in der Schwangerschaft Leinsamen verzehrt haben, unter Umständen auch unter einer Nierenfunktionsstörung leiden. Bewiesen ist das aber aktuell nicht!
Laut der wissenschaftlichen Forschungsstudie wäre das aber nur bei einer sehr hohen Verzehrmenge der Fall, nämlich bei neun Esslöffeln Leinsamen täglich!
Leinsamen zur Geburtsvorbereitung
Einige Hebammen und Ärzte sind der Meinung, dass der Verzehr von Leinsamen kurz vor der Geburt sogar förderlich sein kann.
Wichtig ist aber, dass Leinsamen mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden und der Verzehr nicht vor der vollendeten 35. Schwangerschaftswoche erfolgt.
Nach der 35. SSW kann sich das regionale Superfood aber einen entspannenden Effekt auf die bevorstehende Geburt haben:
- Mediziner empfehlen, einen bis höchstens zwei Esslöffel Leinsamen zu essen und mindestens zwei Liter Wasser zu trinken: Nur auf diese Weise können die braunen Samen der Flachspflanze ausreichend quellen und ihre positiven Wirkungen entfalten.
- Leinsamen können Verdauungsprobleme wie etwa Verstopfung und Blähungen lindern. Viele Schwangere leiden unter einem verspannten Magen-Darm, was sich negativ auf den gesamten Körper auswirken kann. Hier können Leinsamen auf sanfte Art Abhilfe schaffen, denn sie wirken verdauungsfördernd und krampflösend.
- Leinsamen sollen auch die Schleimproduktion im Körper anregen. So soll die Scheide ideal befeuchtet werden können, was die finale Geburtsphase sowohl für Dich als werdende Mama wie auch für Dein Baby deutlich angenehmer gestaltet.
- Der Leinsamenverzehr soll kurz vor der Geburt auch für eine Stimulation der Gebärmutter sorgen, denn über die Darmwand erreichen die gequollenen Samen auch den Uterus. Durch die darmanregende Wirkung der Leinsamen wird zum einen die Gebärmutter stimuliert und zum anderen entspannt. Auf dieses Weise wird dieses wichtige Organ optimal durchblutet und das kann sogar das Einsetzen der Wehen zum richtigen Zeitpunkt unterstützen.
Ein weiteres Hausmittel für die Geburtsvorbereitung ist im übrigen Himbeerblättertee. Sprich im Vorfeld jedoch unbedingt mit Deiner Hebamme und Deiner Frauenärztin bzw. Deinem Frauenarzt die genaue Anwendung und Dosierung ab.
Leinsamen und Blausäure – wann ist besondere Vorsicht geboten?
Die kleinen Superfood-Samen enthalten cyanogene Glykoside, eine Vorstufe der giftigen Blausäure. Im Rahmen der regulären Verdauungsvorgänge des Körpers soll schließlich aus dieser Vorstufe echte Blausäure (Cyanid) entstehen können, zumindest in kleinen Mengen.
Bei einem übermäßigen Leinsamenverzehr kann es demnach zu Beschwerden wie Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen kommen. Aus diesem Grund gibt es eine empfohlene Tageshöchstdosis, die Du auch nicht schreiten solltest, weder in der Schwangerschaft noch außerhalb dieser Periode!
Wie werden Leinsamen eingenommen?
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, um Leinsamen ab dem richtigen Zeitpunkt in eine gesunde Schwangerschaftsernährung zu integrieren.
In jedem Fall brauchen die Samen jede Menge Flüssigkeit, um heruntergespült werden zu können.
- Du kannst Leinsamen in kleinen Mengen ins Müsli geben. Lasse die Leinsamen aber gute 10 bis 15 Minuten lang quellen, damit sie von Deinem Körper auch gut aufgenommen werden können.
- Die Samen können auch ein gesundes Topping für Salate oder herzhafte Gerichte sein.
- Leinsamen können beim Backen auch eine vegane Ei-Alternative sein. Beim Einweichen bilden die Samen eine gelartige Masse und wirken somit als Bindemittel.
Beachte auch hier in der Schwangerschaft aber die erlaubte Höchstmenge und den richtigen Verzehrzeitpunkt.
- Leinsamenmehl ist perfekt zum glutenfreien Backen geeignet. Zum richtigen Zeitpunkt können Leinsamen auch in Brote eingearbeitet werden.
Geschrotete oder nicht geschrotete Leinsamen?
Im Handel gibt es Leinsamen vor allem in zwei Formen zu kaufen: Zum einen als ganze Leinsamen und zu anderen in einer geschroteten, also gemahlenen Form. Geschrotete Leinsamen sind für den Körper schneller verfügbar und können somit auch ihre positiven Effekte besser entfalten. Der Magen-Darm-Trakt kann die Samenschale ganzer Leinsamen kaum aufbrechen, weshalb die wertvollen Inhaltsstoffe gar nicht aus dem Samen gelangen. Wer ganze Körner verwendet, muss sie vor dem Verzehr gut einweichen, um die inhaltlichen Bestandteile für den Organismus überhaupt zugänglich zu machen.
Geschrotete Leinsamen verderben jedoch früher. Beim Zerkleinern der Körner werden Fettsäuren freigesetzt, die sich schnell wieder zersetzen können, daher muss eine aufgebrochene Packung geschroteter Leinsamen im Kühlschrank gelagert und möglichst rasch verbraucht werden. Du kannst Leinsamen direkt vor einer Mahlzeit auch selbst frisch mahlen.
Leinsamen findest Du in geschroteter Form in gut sortierten Supermärkten, im Bio-Laden oder im Reformhaus. Natürlich bieten auch zahlreiche Onlineshops das wertvolle Naturprodukt an. Achte beim Kauf aber immer auf eine hohe Bioqualität und darauf, dass die Leinsamen nachhaltig geerntet wurden.
Dosierung: Wie viele Leinsamen darf man essen?
Die Samen enthalten nicht nur gesundheitsförderliche Stoffe, daher solltest Du sie unbedingt in der richtigen Dosierung verzehren. Zu hohe Mengen können sehr schädlich sein und zu einer Blausäure-Vergiftung führen.
Vor allem werdenden Müttern wird empfohlen, die tägliche Dosis auf etwa einen Teelöffel pro Tag zu beschränken. Zudem musst Du auf den richtigen Verzehrzeitpunkt in der Schwangerschaft achten und das Korn sollte nur in gemahlener Form (geschrotet) verwendet werden.
Grundsätzlich solltest Du pro Tag nicht mehr als 15 Gramm Leinsamen verzehren. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung stuft den Leinsamenverzehr als unbedenklich ein, wenn pro Tag die Verzehrempfehlung von 15 Gramm bis allerhöchstens 20 Gramm Leinsamen eingehalten wird. Denn wie Paracelsus bereits sagte: Die Dosis macht das Gift!
Fazit – Leinsamen in der Schwangerschaft erfordern ein gewisses Maß an Vorsicht
- Die exakten Auswirkungen von Leinsamen in der Schwangerschaft sind aus wissenschaftlicher Sicht bis heute noch nicht wirklich erforscht. Aus diesem Grund kann noch nicht mit Sicherheit gesagt werden, welche Folgen der Leinsamenverzehr haben kann.
- Es gilt jedoch als erwiesen, dass Leinsamen zu einer Anregung der Wehentätigkeit führen können, daher solltest Du vor allem in der Frühschwangerschaft vorsichtshalber auf Leinsamen verzichten.
- Ab der 35. SSW gelten Leinsamen als unbedenklich, vorausgesetzt, dass der Verzehr in Maßen erfolgt und 15 Gramm pro Tag keinesfalls überschritten werden.
- Als werdende Mutter kannst Du von den gesunden Inhaltsstoffen profitieren, denn Leinsamen enthalten gesunde Omega-3-Fettsäuren, viele Vitamine, darmfreundliche Ballaststoffe und Schleimstoffe sowie Mineralien. Sprich im Vorfeld aber bitte unbedingt auch mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt, ob Du in Deinem individuellen Fall Leinsamen auf den Speiseplan setzen darfst und ab wann.
- Greife nur zu Leinsamen in geschroteter Form.
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