Nicht alle äußerst kommunikativen Kinder verfügen auch über einen äußerst kommunikativen Wortschatz. Sie als Elternteil können jedoch einen großen Einfluss darauf nehmen, wie sich Wortschatz und Sprachfähigkeit Ihres Kindes entwickeln. Allerdings sollten Sie darauf achten, nicht zu früh mit dem Training zu beginnen, denn in den ersten drei Lebensjahren brauchen Kinder vor allem noch einfache und kurze Sätze. Danach aber können Sie den Wortspielereien freien Lauf lassen. Mit welchen Spielen sich die Kommunikationsfähigkeit bei Kindern fördern lässt, haben wir Ihnen hier zusammengestellt.
Jedem Töpfchen sein Deckelchen
Bei dem Spiel “Jedem Töpfchen sein Deckelchen“ geht es darum, Zusammenhänge zu erkennen und zu formulieren. Was geht nicht ohne das andere? Reihum, entweder abwechselnd mit Ihrem Kind oder auch in einer größeren Gruppe wird jedem Töpfchen sein Deckelchen zugeordnet. Und das geht so: „Kein Topf ohne Deckel“, “Kein Abendbrot ohne Abend“, “Kein Stern ohne Himmel“, “Kein Wolkenbruch ohne Wolken“, „Kein Pinsel ohne Farbe“, “Keine Oma ohne Opa“, “Keine Schule ohne Ferien“ etc.
Spitzfindigkeiten sind hier nicht unbedingt erwünscht, denn natürlich wissen auch Kinder, dass es Töpfe ohne Deckel gibt – und das vor allem im übertragenen Sinn. Da das Spiel aber nicht “Lege das Wort auf die Goldwaage“ heißt, sind solche Spitzfindigkeiten zu vermeiden. Beendet ist das Spiel entweder dann, wenn niemandem mehr etwas einfällt oder aber, wenn es schon so lange gespielt wurde, dass ihm einfach die Puste ausgegangen ist.
Mein Teekesselchen
Beim Teekesselchen-Spiel geht es darum, Wörter zu finden, die verschiedenen Bedeutungen haben können, z. B. die Bank, auf der man sitzen kann als auch die Bank, bei der man sein Konto hat. Hat Ihr Kind einen solchen Begriff gefunden, wird dieser fortan als sein Teekesselchen bezeichnet. Ihre Aufgabe ist es nun, den Begriff, den sich Ihr Kind ausgedacht hat, zu erraten. Dafür bekommen Sie natürlich Hilfestellung, denn Ihr Kind muss Ihnen beschreiben, was sein Teekesselchen kann, aus welchem Material es ist, welche Farbe es hat, oder wofür es genutzt wird. Anhand des Begriffs “Bank“ könnte Ihnen Ihr Kind beispielsweise den Tipp geben: „Auf meinem Teekesselchen kann man sitzen!“ Kommen Sie nicht sofort drauf, erhalten Sie einen weiteren Tipp wie beispielsweise: „In meinem Teekesselchen gibt es ganz viel Geld!“. Ziel des Spiels ist es natürlich, den Begriff mit so wenigen Tipps wie möglich zu erraten, aber denken Sie dran: Ihr Kind wird es Ihnen auch so schwer wie möglich machen. Wurde der Begriff erraten, dürfen Sie sich einen Begriff mit mindestens zwei Bedeutungen ausdenken.
Von einem Wort zum anderen
Von einem Wort zum anderen hält, was der Name verspricht. Denn hier geht es darum, mit dem letzten Teil des Wortes ein neues zu formulieren – natürlich immer im Wechsel und vor allem auch sinnlogisch. So könnten die ersten Worte wie folgt lauten: Schlosshof – Hofhund – Hundefutter – Futternapf – Napfkuchen – Kuchenkrümel – Krümelmonster etc. Was jetzt noch so einfach klingt, wird Sie und Ihr Kind noch oft genug vor echte Herausforderungen stellen.
Natürlich können Sie das Spiel auch in abgewandelter Weise spielen, indem das nächste Wort beispielsweise nur mit dem letzten Buchstaben oder der letzten Silbe des vorangegangenen beginnen muss.
Schön an den gesamten Sprachspielen ist jedoch, dass man sie fast überall und damit vor allem auch unterwegs spielen kann, um sich Wartezeiten beim Arzt oder Busfahrzeiten angenehm, spielerisch und gleichsam lehrreich vertreiben kann.
Der lange Satz
Bei diesem Spiel bilden Sie und Ihr Kind oder Ihre Kinder mit jeweils einem neuen Wort im Wechsel einen langen Satz, von dem wohl im Vorfeld niemand sagen kann, wohin die Reise gehen wird. Denn während Sie vielleicht als erstes „Heute“ sagen, wiederholt Ihr Kind Ihr Wort und fügt vielleicht hinzu „Heute waren“. Jetzt geht es darum, durch wiederholen der einzelnen Wörter und dem Anhängen von neuen einen Satz zu bilden, der so lang ist wie nur möglich. Dieses einfache Spiel fördert Konzentration und Merkfähigkeit, Flexibilität, Wortschatz und Grammatik gleichermaßen.
Die unendliche Geschichte
Die unendliche Geschichte funktioniert vom Prinzip her genauso wie der lange Satz – bis auf drei kleine Unterschiede. Erstens ist das Ziel des Spiels, eine gemeinsame Geschichte zu erfinden. Zweitens werden hier im Wechsel nicht nur einzelne Wörter, sondern ganze Sätze erfunden, die drittens aber nicht alle von Anfang an wiederholt werden müssen. Denn hier läuft die Geschichte, die Sie und Ihr Kind gemeinsam erfinden, einfach von Satz zu Satz weiter. Sie werden staunen, wie oft Sie den nächsten Satz quasi schon auf der Zunge gehabt hätten, wenn Ihnen Ihr Kind mit seinem Satz nicht eine völlig neue Richtung der Geschichte vorgegeben hätte. Ein Spiel, das nicht nur die Kommunikationsfähigkeit bei Kindern, sondern auch die Sprachfähigkeit und die Fantasie fördert und zwischendurch gerne mal die Gute-Nacht-Geschichte ersetzen darf.
Alles mit A
Beim Spiel “Alles mit A“ (und irgendwann auch alles mit B, C, D etc.) geben Sie Ihrem Kind einen Buchstaben vor, mit dem jedes Wort seines frei erfundenen Satzes beginnen soll. Sie können auch im Stillen das ABC von vorne nach hinten durchgehen bis Ihr Kind “Stopp“ sagt. Der Buchstabe, bei dem Sie zu diesem Zeitpunkt angekommen sind, ist der Buchstabe, mit dem Ihr Kind seinen Satz bilden muss. Beispielsweise mit A: “Am achten August aß Achim acht Aale.“ Oder mit B: „Blaue Blumen blühen besser bei behutsamen Bauern.“ Glauben Sie, es ist viel schwieriger als es auf den ersten Blick wirkt. Aber das werden Sie spätestens dann feststellen, wenn Sie selbst damit dran sind, einen Satz zu bilden.
Wenn Märchenfiguren lebendig werden
Kinder träumen oft genug davon, dass ihre Lieblingsfiguren aus Märchen und Büchern lebendig werden würden. Diesen Wunsch können Sie erfüllen, indem Sie einfach mal in die Rolle der entsprechenden Figur schlüpfen. Natürlich ohne Kostüm und Maske, sondern um ihr Kind dazu zu animieren, durch gezielte Fragen herauszufinden, in wen Sie sich (vielleicht sogar über Nacht und somit als Überraschung am Frühstückstisch) verwandelt haben. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nur Fragen stellt, die Sie mit Ja und Nein beantworten können und halten Sie sich daran, nicht zu viel von sich preiszugeben. Hat Ihr Kind herausgefunden, wer Sie sind, darf es nun selbst in eine märchenhafte Rolle schlüpfen.
KFZ-Zeichen erkennen
Für ältere Kinder und lange Autofahrten bietet es sich an, aus den Kennzeichen des Fahrzeuges, das vor einem fährt und natürlich in der richtigen Reihenfolge der Buchstaben des Nummerschildes Wörter zu formulieren. Aus MK-NN wird dann vielleicht das Milchkännchen, aus BO-GE ein Bogen, aus EN-ER das Entenfutter und aus TR-IR ein Trichter. Aus manchen Kennzeichen lassen sich zwar beim besten Willen keine Wörter machen, andere lassen Sie Ihren gesamten Sprachschatz durchforsten und manche von ihnen sind so einfach, dass Sie sich mit Ihren Kindern um die Punkte streiten werden. Denn jede Wortschöpfung wird natürlich mit einem Punkt belohnt. Sieger und somit ein kleines Sprachgenie ist, wer am Ende der Fahrt die meisten Punkte ergattern konnte.
Namen erfinden
Auch das Spiel “Namen erfinden“ eignet sich für unterwegs, denn es funktioniert am besten dort, wo Ihnen und Ihrem Kind viele Menschen begegnen – beispielsweise auf dem Wochenmarkt, beim Einkaufen oder auch in der U-Bahn. Wobei wir hinzufügen möchten, dass Sie es dann allerdings nicht zu laut spielen sollten, da sich einige Personen womöglich dadurch auf den Schlips getreten fühlen könnten. Alternativ können Sie es natürlich auch Zuhause vom Balkon oder vom Fenster aus spielen, wo Sie in sicherer Entfernung sind.
Also, worum geht’s? Es geht darum, den Menschen, denen Sie und Ihr Kind zufällig begegnen oder die sie aus Ihrer Wohnung heraus beobachten können, neue Namen zu geben, die sich allerdings reimen müssen. Und zwar ein echter Vorname auf einen frei erfundenen Nachnamen wie zum Beispiel: Annette Klette, Kai Überraschungsei, Moritz Feuerblitz, Gerd Rennpferd, Henriette Klarinette und so weiter.
Sie werden sehen, Kinder lieben solche abstrusen Spiele, mit denen Sie nicht nur die Kommunikationsfähigkeit bei Kindern fördern, sondern gleichzeitig das Reimen lernen.
Lebensläufe erstellen
Um einen oder mehrere Lebensläufe zu erstellen, brauchen Sie ein paar alte Zeitschriften, eine Schere, Pappe und einen Klebestift. Denn die Personen, deren Lebensläufe Sie gemeinsam mit Ihrem Kind erstellen werden, verstecken sich noch in den Zeitschriften. Also, auf die Suche, fertig, los. Schneiden Sie mit Ihrem Kind gemeinsam die Personen aus, die Ihnen am besten gefallen. Achten Sie aber darauf, dass Sie nicht nur die lachenden und freundlichen Menschen ausschneiden, sondern auch die traurigen, zerknirschten, zornigen etc. Sobald Sie einige Scherenschnitte zusammen haben, kleben Sie diese auf ein Stück Pappe, damit Sie einzeln mit ihnen agieren können.
Denn reihum darf sich nun jeder eine Figur aussuchen und etwas über sie erzählen. Nicht das, was er über sie weiß, sondern das, was gut zu ihr passen würde. Die elegante Frau in dem Kostüm, sie ist Schauspielerin, 45 Jahre alt und heißt Helene Makrele, hat ein tolles Haus mit hohen Mauern und einen kleinen Mini-Hund mit Schleife im Haar. Dafür hat sie aber keine Kinder etc… Wenn Sie Ihr Kind dazu animieren möchten, mehr zu erzählen, stellen Sie einfach entsprechende Fragen – ganz so als würden Sie sich wirklich mit dieser Frau unterhalten. Ihrem Kind wird’s gefallen, denn Kinder lieben bekanntlich Rollenspiele. Vor allem, wenn Sie von den Erwachsenen mitgespielt werden. Und mitspielen können Sie richtig, sobald auch Sie sich eine Figur ausgesucht und diese vorgestellt haben. Denn schon können die beiden in einen echten Dialog treten und immer mehr ausgeschnittene Figuren ins Gespräch mit einbeziehen.
Ein Spiel, dass Ihr Kind oder Ihre Kinder begeistern wird, für das Sie aber ausreichend Zeit einplanen sollten.
Die Zungenbrecher
Die Zungenbrecher gehören wohl zu den bekanntesten aller Wortspiele, weshalb sie sich in dieser Auflistung an Spielideen auch zum Schluss finden. Sie fördern nicht nur die Konzentrationsfähigkeit und das Erinnerungsvermögen, sondern auch die deutliche Aussprache. Kindern machen sie zumeist deshalb so viel Spaß, weil für sie die Wortspielereien sehr witzig klingen und sie sich vor allem bei Versprechern vor Lachen auf dem Fußboden rollen. Hier also die Klassiker:
„Brautkleid bleibt Brautkleid und Blaukraut bleibt Blaukraut!“
„Fischers Fritz fischt frische Fische. Frische Fische fischt Fischers Fritz!“
„Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen, fliegen Fliegen Fliegen hinterher!“
„Zwischen zwei Zweigen zwitschern zwei Schwalben!“
„Zehn Ziegen ziehen zehn Ziegen zum Zaun. Zum Zaun ziehen zehn Ziegen zehn Ziegen.
„Hinter Hannes Hansens Haus hängen hundert Hemden raus. Hundert Hemden hängen raus hinter Hannes Hansens Haus.“
„Der Potsdamer Postkutschkastenputzer putzt seinen Potsdamer Postkutschkasten mit Potsdamer Postkutschkastenputzpomade!“
„Der Whiskeymixer mixt den Whiskey im Whiskeymixer. Im Whiskeymixer mixt der Whiskeymixer den Whiskey!“
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- Schwarz, Regina (Autor)
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